Heftroman der Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 31

Ein Stück märkischer Geschichte in den Kirchen zu Kleinmachnow und Dahlem

Es lohnte sich einmal zu sammeln, was noch in märkischen Kirchen in Denkmälern, Fahnen und dergleichen von der Vergangenheit redet.

Ein gutes Stück brandenburgischer Geschichte findet sich zum Beispiel in der Kleinmachnower Kirche beisammen, einem alten Besitz derer von Hake. Wir notieren unter anderen drei Brüder von Hake, die unter dem großen Kurfürsten in den Türkenkriegen fielen, der eine bei Erstürmung von Serim Var durch die Türken, der andere im Vas Komitat in Ungarn, ein Dritter bei der Eroberung der Festung Osen. Dann hängt da eine Fahne, welche, dem Herrn Ernst von Schlabrendorf, Obrist-Wachtmeister in des Obristleutnants von Grumkow Eskadron-Dragoner, gefallen 1675 bei Fehrbellin und in der Dahlemschen Kirche beigesetzt, von seiner versprochenen Liebsten Hedwig Margaretha von Hake zu Ehren und Gedächtnis aufgehängt worden. Und so geht es fort, bis zu denen, welche 1813 und 1815 mit Gott für König und Vaterland auszogen.

Auch die Kirche zu Dahlem bietet derartiges von dem ausgestorbenen Geschlecht derer von Wilmersdorf. Besonders gibt ein Leichenstein dort fast ein vollständiges Lebensbild damaliger Zeit. Cuno Hans von Wilmersdorf, heißt es, wurde 1638 – also mitten in den Schrecknissen des Dreißigjährigen Krieges – zu Cölln an der Spree, wohin die Familie sich vielleicht vor den Kaiserlichen und den Schweden geflüchtet hatte, geboren. Nachdem er seine Studien wahrscheinlich zu Frankfurt absolvierte, sehen wir ihn als echten märkischen Junker in des großen Kurfürsten Heer sich im Krieg – dem schwedisch-polnischen – versuchen, bis die Truppen 1660 – also nach dem Frieden von Oliva – abgedankt hatten. Weil er nun der Einzige vom Geschlecht, heißt es weiter, hat er sich der Güter (Teltow, Dahlem, Markee, Busikow usw.) annehmen müssen, weshalb er sich um eine Gehilfin, als damals Fräulein Catharina Elisabeth von Hacken, aus dem Haus Machnow beworben, welche ihm auch den 11. November 1660 in der Kirche zu Teltow im Beisein vieler vornehmer Leute und Freunde angetraut worden war, mit welcher er auch beinahe 51 Jahre eine christliche und friedliche Ehe beschlossen und in derselben 12 Kinder – 2 Söhne und 10 Töchter – zeugt hatte. Als aber seine Ehefrau am 28. September 1711 selig verstarb, war er im traurigen Witwerstand bis an sein Ende verblieben; 83 Jahre ist er dann selbst alt geworden, also 10 Jahre hatte er im traurigen Witwerstand verbracht, ohne sich wieder zu verheiraten. 1714 geleitete er noch, wie uns ein anderer Leichenstein lehrt, seinen einen Sohn zur Gruft, der nach vielen Fatiguen, in denen er sowohl in Ungarn als Brabant zehn Kampanien wirklich mit beigewohnt, zu Dahlem plötzlich unverheiratet gestorben war.

Hier, wie auch sonst, zeigt sich, wie seit des Großen Kurfürsten Zeiten das Kriegshandwerk wieder zu Ehren gekommen war im Lande Brandenburg; wie aber auch früher zum Teil die märkischen Junker ihrer Kriegslust zu Liebe an allen Ecken der Welt mit zu Felde gelegen haben, das zeigt unter anderen Joachim von Röbels Grabstein in dem benachbarten Spandau, der folgende Inschrift im Jahre 1572 bekam:

Der Edel und viel kühne Held
Jochim von Röbel, ich dir meld
Von Jugend auf mit gutem Rat
Gar manche Schlacht besuchet hat
In Holstein, Fühnen, Copenhagen
In Ungarn, Frankreich tat er es wagen.

Der Graf von Altenburg sein Mut
Gespürt der Sachs ihm auch war gut
Zu Wacht- und Rittmeister ihn macht
Feldmarschall ihn für Magdeburg bracht.

Die Clausen auch half, nehmen ein
In Ungarn Marschall muss er sein
Feldmarschall im Braunschweiger Land
War er, braucht ritterlich seine Hand
Da Herzog Moritz fiel der Held
Feldmarschall er für Gotha kam
Kurfürst August ihn mit sich nahm.

Zu Spandau er im Christmond kalt
Starb siebenundfünfzig Jahre alt
Die Jahrzahl 1500 war
Dazu noch zweiundsiebzig Jahr
Allhier er auch begraben ist:
Gott hab seine Seele zu aller Frist
Sein Erben ihm dies Grabes ziert
Gesetzt haben, wie sich’s denn gebürt.