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Der Welt-Detektiv Band 6

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Ritter Busso von Falkenstein – 8. Teil

Ritter Busso von Falkenstein
oder die Geheimnisse der Totengruft
Ein schauderhaftes Gemälde aus den Ritterzeiten
Verlegt durch Gottfried Basse zu Quedlinburg, 1813

Es schienen nun alle zur Flucht nötige Anstalten getroffen zu sein. Die Kammerzofe hielt es für ratsam, da der Ritter selbst den Schlüssel in Händen habe, um nach seinem Belieben in den Garten gehen zu können, damit sie das Fräulein in dem Augenblick, wo ihre Gegenwart notwendig wäre, nicht verlassen dürfte. Es war ihr aber nicht gleich möglich, den Schlüssel herbeizuschaffen, weil er aus Versehen im Gemach des Burgherrn liegen geblieben war. Sie versprach jedoch, selbigen dem Ritter nach einem ihr zu bestimmenden Ort zu überbringen, sobald der Burgherr sich zur Ruhe begeben hätte. Busso bat sie, den Schlüssel zu der Hütte des Bauern zu bringen, der ihm vorhin ein Nachtquartier angeboten hatte. Leonore versprach, seinen Wunsch bei Einbruch der Nacht zu erfüllen.

Die beiden Liebenden unterhielten sich noch einige Augenblicke von ihrem bevorstehenden Glück und schworen sich ewige Liebe und Treue. Endlich hielt es der Ritter für nötig, sich von seiner Geliebten zu trennen und seine Rosse zur Abreise anzuschicken oder andere zu erhalten zu suchen.

Bevor sie sich trennten, nahm Adelheid eine weiße Feder aus ihren Haaren und reichte sie ihm mit den Worten dar: »Steckt diese Feder an Euren Helm. Sie soll mir beim Schein des Mondes als Zeichen dienen, und ich werde mich, ohne Spott und Verachtung zu fürchten, ganz Euren schützenden Händen überlassen.«

Busso nahm die Feder und steckte sie an seinen Helm. »Liebenswürdige Adelheid«, rief er, »ich hoffe, Ihr werdet mir, je näher Ihr mich kennen lernt, immer mehr Euer Zutrauen schenken; ja, ich schwöre es Euch, dieses Unterpfand Eurer Liebe werde ich mehr als selbst mein Leben zu erhalten suchen. Mögen Euch die Engel des Himmels in Schutz nehmen, bis zum Augenblick unserer Vereinigung! O himmlischer Gedanke – um nie wieder getrennt zu werden.

Diese angenehmen Träumereien konnten ihm die nun notwendige Trennung von seiner Geliebten nicht versüßen. Leonore bat ihn inständig, sich nun zu entfernen, indem keine Zeit zu verlieren sei. Er musste sich also wohl entschließen, seine Adelheid auf einige Stunden zu verlassen. Er ging zu der Unterkunft des Bauern, in der Hoffnung, sich dort einen Boten zu verschaffen, den er zur Eulenburg schicken wollte, denn er hatte sich vorgenommen, sie selbst nie wieder zu betreten, und seinem Knappen sagen zu lassen, ihm schleunigst seine Rosse zu überbringen. Übrigens hielt er es nicht für nötig, sich bei dem Grafen Wegen seiner schnellen Abreise zu entschuldigen. Ritter Friedrich, meinte er, möchte seine Abreise ihrer vorher im Wald gehabten Unterredung zuschreiben. Diesem überließ er die Sorge, selbige bei seinem Vater unter beliebigem Vorwand zu entschuldigen.

Roberts Ankunft aber vereitelte seinen Plan. Er war noch nicht weit vom Schloss Rabeneck entfernt, als er ihm schon begegnete. Der treue Knappe freute sich herzlich, seinen Herrn wiederzusehen, Er sagte, dass, als er ihn mit Ritter Friedrich aus dem Wald nicht hätte zurückkommen sehen, er seinetwegen sehr besorgt gewesen sei, da er einige Stunden vergebens auf ihn gewartet habe und endlich auf den Gedanken gekommen sei, der Ritter werde wahrscheinlich dem Fräulein Adelheid einen Besuch abstatten, da er seine heftige Neigung, sie einmal wiederzusehen, wohl kenne, und deshalb auch diesen Weg gefolgt sei, ihn aufzusuchen.

Busso lobte seine Anhänglichkeit und teilte ihm das Resultat seiner Unterhaltung mit dem Fräulein Adelheid mit, dass sie ihm nämlich versprochen habe, noch in dieser Nacht die Burg zu verlassen und mit ihm zu fliehen. Er sagte ihm zugleich, dass er sich vorgenommen habe, sie zum festen Falkenstein zu führen und, sobald der Segen seines Burgpfaffen ihn mit ihr verbunden hatte, er den Kaiser um seinen Schutz ersuchen wolle, woran er nicht so weniger zweifle, da ihm derselbe bereits mehrere Beweise seiner Gnade gegeben habe. Er sei überzeugt, dass der Kaiser ihn gewiss gegen die Verfolgungen des Grafen, der ihm eine Gemahlin alsdann wieder zu entreißen suchen werde, in Schutz nehmen, und dass durch dessen kräftige Vermittlung Adelheids Vater vielleicht wieder mit ihm und seiner Tochter ausgesöhnt würde.

Indem er noch so mit seinem Knappen sprach, hörte er Hufschläge. Jemand verbarg sich hinter den Bäumen, um nicht entdeckt zu werden. Es war der Graf und sein Gefolge, die wieder nach Hause eilten. Busso freute sich nun, dass der Graf das Schloss hatte verlassen müssen, ohne Zeit gehabt zu haben, Adelheid zu sehen. Als sie vorbei waren, ging er mit einem Knappen auch weiter. Auf Befragen, wo seine Pferde wären, vernahm er, dass sie in der Eulenburg zurückgeblieben wären, indem er seines Herrn Entschluss und ob er selbst nicht wider dahin gehen würde, nicht gewusst hätte. Er befahl ihm nun, selbige sogleich zu holen und zur Hütte des Bauern zu bringen, wo er sich selbst eilig hinbegeben wollte, in der Hoffnung, Leonore werde ihm nach der Abreise des Grafen wahrscheinlich den Schlüssel zum Garten bald überbringen.

Des edlen Ritters großmütiges und allem Argwohn und Misstrauen verschlossenes Herz zweifelte keineswegs an der innigsten Teilnahme Leonores an dem Unglück Adelheids. Im Übermaß seiner Freude dachte er nicht daran, dass ihm Friedrich selbst gesagt hatte, er habe eine von Adelheids Kammerzofen in seinem Sold. Hätte er sich auch daran erinnert, so würde er doch Leonore niemals in Verdacht gehabt haben. Dennoch war es leider nur zu wahr, dass diese, von Friedrichs Geschenken geblendet, Letzterem alles heimlich mitteilte, was ihr das Fräulein anvertraute. Sie war bisher der Meinung, Adelheid schlage die Hand des Vaters bloß deswegen aus, weil sie mehr Neigung für den Sohn habe.

Um sich hiervon fest zu überzeugen, veranstaltete sie die heutige Unterredung im Gartenhaus, deren Folge jedoch ihrem Wunsch nicht entsprach, indem sie nun erfahren hatte, dass Adelheid weder dem Grafen noch Friedrich ihre Hand zu geben geneigt sei, sondern dem Ritter Busso mit Leib und Seele zugetan wäre. Diese unangenehme Erfahrung und besonders des Ritters plötzliches Erscheinen bewog sie, die Unterredung der beiden Liebenden in aller Stille mit anzuhören, in der Absicht, dem Ritter Friedrich deren Pläne unverzüglich mitzuteilen.

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