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Die Krönung Kaiser Karl des Großen

Historische Denkwürdigkeiten

Die Krönung Kaiser Karl des Großen

Karl kniet im Feierkleid eines römischen Patriziers am Altar der St. Peterskirche und empfängt vom Papst die Kaiserkrone.

Was Alexander der Große den Makedoniern, was Cäsar den Römern war, das war Karl der Große den Franken. So wie die beiden Ersten in ihren unaufhörlichen Kriegen von einem Ende der Welt zum anderen zogen und immer den Sieg an ihre Fahnen fesselten, so geschah es auch bei Karl, der bald in einem Winkel östlich des Frankenreiches, bald in Italien, bald auf der iberischen Halbinsel und wieder in Pannonien erschien und die ihm widerstrebenden Nationen mit seiner gewaltigen Streitmacht besiegte.

Er war der Sohn des fränkischen Königs Pippin, der, wiewohl er Pippin der Kleine genannt wurde, doch ein echter Heldenspross Karl Martells war, der die Araber unweit Poitiers und Tours besiegte, wodurch die europäische Zivilisation gerettet wurde.

Karl wurde um die Jahre 747/48 geboren und bestieg nach dem Tod seines Vaters im 24. Jahr seines Alters mit seinem jüngeren Bruder Karlmann den fränkischen Thron. Bald aber entstanden zwischen beiden Brüdern über die Bedingungen der Länderteilung Zwistigkeiten, welchen erst der nach vier Jahren erfolgte Tod Karlmanns ein Ende machte. Karl verstieß hierauf die hinterlassene Witwe seines Bruders, eine Tochter des Königs der Langobarden Desiderius, nebst seinen beiden Neffen, und bemächtigte sich der Alleinherrschaft über das große Reich, welches aus ganz Frankreich und einem Teil Sachsens bestand.

Karl selbst hatte früher auch eine Tochter von diesem König zur Gemahlin gehabt, sie aber unter dem Vorwand der Unfruchtbarkeit nach wenigen Jahren dem Vater wieder zurückgeschickt. Nun kam auch die zweite Tochter, Karlmanns Witwe, mit ihren beiden Söhnen zu dem Vater, um bei diesem Hilfe gegen den Schwager zu suchen.

Desiderius, durch diese Behandlung seiner Töchter aufs Äußerste gekränkt, wandte sich nun an den Papst Hadrian, damit er die beiden Söhne Karlmanns krönen möchte. Allein Hadrian achtete Karl weit höher als den Beherrscher der Langobarden und schlug ihm diese Bitte ab.

Desiderius nahm nun Rache, besetzte einen Teil des Kirchenstaates und wollte das Exarchat von Ravenna, das Pippin der Kurze dem päpstlichen Stuhl geschenkt hatte, diesem wieder entreißen.

In dieser dringenden Verlegenheit wandte sich nun der Papst um Hilfe an Karl, der dazu bereitwillig sogleich Franken verließ und mit einem mächtigen Heer auf verborgenen Wegen über die Alpen zog.

Desiderius, der im freien Feld sich nicht zu stellen wagte, schloss sich in Pavia ein, musste sich aber nach einer strengen Belagerung und durch Hungersnot und Krankheiten gedrängt, endlich ergeben. Nach seiner Gefangensetzung in das Kloster Corbie war das langobardische Reich, welches über zweihundert Jahre gedauert hatte, zu Ende, und Karl ließ sich hierauf mit der bekannten eisernen Krone zum König von Italien krönen, behielt aber mit weiser Mäßigung die alte Verfassung der Lombarden bei.

Das ganze Leben Karl des Großen war von nun an eine ununterbrochene Reihe von Siegen, von welchen als die Merkwürdigsten folgende eine Erwähnung verdienen.

Im Jahre 778 ging er nach Spanien, wo die Statthalter von Saragossa und Aragonien ihn gegen den arabischen Fürsten Abd ar-Rahman um Hilfe baten. Dann zog er über die Pyrenäen, unterwarf sich das ganze Land bis an den Ebro, eroberte Pampelona, machte sich zum Herrn der Grafschaft Barcelona und verbreitete überall den Schrecken seines Namens.

Zwar erlitt er bei seiner Rückkehr in dem Tal Roncesvalles von den Sarazenen eine bedeutende Niederlage, indessen hatten aber seine Siege in Spanien den Zustand der Christen in Galizien, Asturien und Biskaya merklich verbessert.

Auch jenseits des Rheins breitete der große Karl die fränkische Monarchie ansehnlich aus, wo besonders merkwürdig seine Kriege mit den Sachsen waren. Diese wurden oft geschlagen, erhoben sich aber immer wieder, durch ihren berühmten Herzog Widukind zum Widerstand aufgereizt.

Der Sieg über dieses unruhigen und damals noch heidnischen Volkes sowie ihre Bekehrung zum Christentum war die wichtigste Aufgabe, die sich Karl zur Lösung gestellt hatte. Da die Bewohner dieses Landes ein stark gebautes raues und kriegerisches Volk waren, so dauerte dieser blutige Krieg über dreißig Jahre, in welchem Karl mehr als zwanzig Feldzüge unternahm, bis sie und selbst Widukind seine Oberherrschaft anerkannten und sich zum Christentum bekehrten.

Alle anderen germanischen Völkerschaften, die Bayern unter Tassilo, die Jüten und Friesen erlagen seinem Heldenschwert. Er unterjochte die Slaven in Pommern und trieb die Hunnen und Awaren, die sich in Ungarn niedergelassen hatten, bis jenseits des Raab.

Während dieser vielen Kriege und siegreichen Schlachten erließ er Gesetze und Verordnungen, die das Privateigentum, die Familien und Nationalrechte bestimmten und den Wohlstand seiner Untertanen beförderten.

Zur notwendigen Verbesserung des Staates und der Kirchenangelegenheiten hielt er häufig Reichsversammlungen und Konzilien und war unermüdlichen Eifers, selbst zu untersuchen und zu ordnen.

Seine vornehmsten Ratgeber, die er hoch achtete, waren Alkuin, Abt des Stifts St. Martins bei Tours und sein Geheimschreiber Einhard. Diese beiden Männer waren es besonders, die Karls großen und viel umfassenden Geist auf die Wissenschaften zu lenken wussten, daher auch seine Regierung für die Literatur des Mittelalters unvergesslich bleibt.

Je mehr sich aber seine Macht ausbreitete, desto mehr dachte er selbst darauf, den von seinem Vorfahren Karl Martell gehegten Plan der Wiederherstellung des abendländischen Kaisertums in Ausführung zu bringen, und bald ergab sich auch hierzu die günstige Gelegenheit.

Im Jahre 796 starb Papst Hadrian, welchem Leo III. auf dem päpstlichen Stuhl folgte. Karl war soeben mit einem Zug gegen die Sachsen beschäftigt, als er die Nachricht erhielt, dass in Rom gegen den neuen Papst ein gefährlicher Aufstand erregt worden sei, welchen zwei Anverwandte des verstorbenen Papstes veranlasst hatten.

Karl, der sich wie seine Vorfahren als den Beschützer des römischen Stuhles betrachtete, wollte schnell nach Italien aufbrechen, um die dem Oberhaupt der Kirche angetane Schmach zu rächen, da erschien aber ganz unvermutet der aus seiner Gefangenschaft entflohene Leo in Sachsen und suchte bei Karl, der ihn zu Paderborn mit allen Zeichen der Hochachtung empfing, einen kräftigen Schutz.

Karl versprach seinem hohen Gast die möglichste Hilfeleistung, setzte ihn wieder auf den päpstlichen Stuhl, gab ihm eine starke Bedeckung von Kriegsvolk und erfüllte im Jahre 800 sein weiteres Versprechen zur Bestrafung der Schuldigen, da er mit einem zahlreichen Heer in Rom selbst eintraf.

Karl ging durch Spoleto nach Rom, wo ihm der Papst nebst dem römischen Senat bis nach Noviento entgegen kam, dort mit ihm speiste, nach der Tafel sich aber wieder beurlaubte und nach Rom zurückzog. Tags darauf folgte ihm Karl dahin, wo er mit großer Feierlichkeit empfangen wurde.

Karl untersuchte nun den wider den Papst gemachten Aufstand, bewies sich aber dabei sowohl gegenüber dem Papst als auch den Bürgern Roms so klug, dass er die Anerkennung von beiden völlig gewann.

Nach beendeter Untersuchung wurden die beiden Hauptaufrührer Campulus und Paschalis, beide nahe Anverwandte des verstorbenen Hadrians, zum Tode verurteilt, aber auf des Papstes Leo eigene Fürbitte bloß vermiesen.

Da der Heilige Vater nun seine Dankbarkeit gegen Karl glänzend an den Tag legen wollte, so geschah dieses durch folgende feierliche Handlung. Als Karl am ersten Weihnachtsfest in der St. Peterskirche der Messe beiwohnte und kniend vor dem Hochaltar seine Andacht verrichtete, näherte sich ihm während den Kirchenzeremonien der Papst mit einer kostbaren Krone und setzte ihm diese zur höchsten Überraschung aufs Haupt.

Jubelnd wurden die Worte des Heiligen Vaters Lange lebe der große und friedfertige Karl, von Gott gekrönter römischer Kaiser, dem der Herr Friede und Sieg nebst langen Leben verleihe von den Römern dreimal wiederholt. Von nun an verbreitete sich Karls Größe durch die ganze Welt.

Er empfing Gesandte vom Patriarchen zu Jerusalem, von den Kaisern Nicephorus und Michael, und auch zweimal von dem berühmten Kalifen Harun al Rhaschid, mit welchem weisen und hochgebildeten Regenten der Araber Karl einen dauernden Briefwechsel unterhielt.

Sein Reich umfasste nun ganz Franken, den größten Teil von Katalonien, Navara und Aragonien, Burgund, Friesland, die Provinzen Westphalen und Sachsen bis zur Elbe, Schwaben, Thüringen und Kärnten, ferner Awaren, Mähren, Böhmen, Istrien, Dalmatien und mehrere Kantone Slawoniens, endlich ganz Italien bis unter Kalabrien.

Von seinen vier rechtmäßigen Söhnen blieb ihm nur einer, namens Ludwig, König von Aquitanien, übrig, den er auch, da er die Abnahme seiner Geisteskräfte fühlte, zum Mitregenten ernannte.

Zwei Jahre darauf starb er, nachdem er 72 Jahre gelebt und 48 Jahre regiert hatte. Er wurde zu Aachen, seinem Lieblingsaufenthalt, in der von ihm erbauten Marienkirche begraben, wo man seinen Leichnam in ein Gewölbe hinabließ und auf einen Thron von Gold im vollen kaiserlichen Ornat setzte.

Auf dem Haupt trug er eine Krone, in der Hand hielt er einen Kelch, an der Seite hatte er das Schwert, auf den Knien lag das Evangelienbuch, zu den Füßen Zepter und Schild. Man versiegelte die Gruft und errichtete dann über derselben eine Art von Triumphbogen mit der Aufschrift Hier ruht der Körper Karls des Großen, rechtgläubigen Kaisers, der das Reich der Franken glorreich erweiterte und es 48 Jahre glücklich regierte.

In seinem Privatleben war Karl sehr liebenswürdig, ein gütiger Vater, zärtlicher Gatte und großmütiger Freund. Sein inneres Hauswesen war ein Muster von Sparsamkeit, seine Person ein seltenes Beispiel von Einfachheit und Größe. Am meisten hasste er Kleiderpracht bei Männern, doch zeigte er sich bei feierlichen Gelegenheiten in aller Pracht der Majestät. Er besaß eine eindringende natürliche Beredsamkeit, und in dem Ausdruck seines Äußern lag etwas Ehrfurcht Erweckendes, verbunden mit Milde und Wohlwollen.

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