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Henrik Siebold – Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder

Henrik Siebold – Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder

Auf einem Hamburger S-Bahnhof wartet eine Schulklasse mit Lehrern auf eine Bahn. Als diese in den Bahnhof einfährt, fällt eine Frau davor und wird zerquetscht.

Am Rand des Bahnsteigs steht einer der Schüler, groß, schlank und mit Manga-T- Shirt und blickt verzückt auf seine eigenen Hände, als habe er damit die Frau vor den Zug gestoßen. Bei diesem Schüler handelt es sich um den siebzehnjährigen Simon Kallweit, den Sohn eines Hamburger Senators und heißen Kandidaten der SPD für die nächste Bürgermeisterwahl.

Inspektor Ken Takeda, 43 Jahre alt, Whiskeykenner und Jazzmusiker, ehemals Mordkommission in Tokio, jetzt als Gastermittler bei der Hamburger Mordkommission und Hauptkommissarin Claudia Harms, seine Partnerin in Hamburg, ermitteln.

Zunächst finden die beiden Ermittler heraus, dass Simon, der mutmaßliche Täter, ein Einzelgänger ist, auf Manga steht, also auf japanische Comics, in der Schule von Mitschülern massiv gemobbt wird und sich offensichtlich sehr aus seiner sozialen Welt zurückzieht. Zudem kümmert sich der Vater nicht wirklich um seinen Sohn, weil ihm die Politik wichtiger ist, und auch die Mutter hat nicht unbedingt einen guten Draht zu ihm.

Zunächst gibt Simon – nicht ohne ein gewisses Maß an Angabe – zu, die Frau vor den einfahrenden Zug gestoßen zu haben, und seine Mitschüler und Lehrer bestätigen dies.

Später aber leugnet der Junge die Tat, und Inspektor Takeda und Claudia Harms haben nun zwei Probleme. Erstens sind die Aussagen der Tatzeugen nicht eindeutig, und zweitens zeigen die Aufnahmen der Videokameras aus dem Bahnhof nicht, dass Simon die Tat tatsächlich begangen hat.

Die Ermittler müssen Simon also gehen lassen, weil sie keine eindeutigen Beweise finden. Als dieser wieder frei ist, wird in einem Kino während der Spätvorstellung ein Mann erdrosselt, und Simon befindet sich während dieser Tat am Ort. Ist er in diesem Fall der Mörder und im ersten Fall ebenfalls?

Inspektor Takeda hat ihn trotz aller Probleme noch im Verdacht, die Taten begangen zu haben, aber es gibt noch immer keine klaren Beweise. Claudia Harms hingegen vermutet, dass jemand seinem Vater schaden will, indem er dessen Sohn als Mörder darstellt, der die Taten aber nicht begangen hat.

Die Zeit drängt, denn es gibt schon bald ein drittes Opfer. Die Ermittler arbeiten fieberhaft an der Aufklärung des Rätsels.

Der Autor beschreibt in diesem Krimi meisterhaft am Beispiel seiner Figur des japanischen Inspektors die Mentalität der Japaner und außerdem die Comicwelt der Manga-Liebhaber, die manchmal kaum nachvollziehbar ist, wenn man mit diesen Dingen noch nie in Berührung kam. Es wird hierbei sehr deutlich, dass er mehrere Jahre in Tokio gelebt hat.

Zudem lässt Henrik Siebold den Nicht-Hamburger in die politische Welt der Hansestadt Einblick nehmen und schildert hierbei beispielhaft die Intrigen, Seilschaften und Machenschaften der Mächtigen in der Stadt und ihrer Widersacher.

Besonders feinsinnig stellt der Verfasser die Psyche der jüngeren Leute dar und zeigt sehr deutlich, dass er psychologisch ziemlich bewandert ist.

Am Rande erfährt der Leser auch noch etwas über japanische Genussmittel wie Tee und japanischen Whiskey oder Zigaretten und hat Teil an den Kenntnissen des Autors über Jazz und das Saxophonspiel.

Ferner lässt sich ohne jeden Zweifel sagen, dass der Plot dieses Romans ungewöhnlich, überraschend und nicht zuletzt äußerst spannend daherkommt, sodass der Krimiliebhaber hier auf seine Kosten kommt, auch wenn er sehr anspruchsvoll ist.

Außerdem hat der Erzähler noch eine Liebesgeschichte zwischen Claudia Harms und Kenjiro Takeda in der Hinterhand, ja eigentlich sogar noch eine zweite zwischen den Jugendlichen Simon und Laura.

Und zu allem Überfluss präsentiert uns Henrik Siebold am Ende eine Lösung des Falles, die so kein Mensch erwarten konnte und die in der heutigen Diskussion um das Internet und die damit möglichen Manipulationen hochaktuell erscheint.

Fazit:

Der Autor liefert mit Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder einen Krimi der Extraklasse, der an Spannung und Überraschung kaum zu überbieten ist.

Dabei beschreibt er die japanische Kultur und das japanische Wesen genauso glaubwürdig wie die Psyche deutscher Jugendlicher und die Machenschaften in der Hamburger Politik.

Das Ende der Geschichte war so nicht zu erwarten und ist zudem hochaktuell und äußerst brisant.

So kann ich diesen Roman jedem Krimifreund empfehlen, der Außergewöhnliches und Spannendes liebt und sich gern überraschen lässt.

Der Autor:

Henrik Siebold, mit bürgerlichem Namen Daniel Bielenstein, wurde 1967 in Bonn geboren. Er ist Journalist und Schriftsteller, schuf zahlreiche Kurzgeschichten und wurde dafür vielfach ausgezeichnet. Seinen Durchbruch hatte er 2003 mit seinem ersten Roman Die Frau fürs Leben.

Der Autor hat mehrere Jahre in Tokio gelebt und unter anderem für eine japanische Tageszeitung gearbeitet. Er kreierte eine Reihe von Inspektor-Takeda-Romanen, bei denen der japanische Inspektor in Hamburg ermittelt, der Stadt, in welcher Daniel Bielenstein heute lebt.

Als Jugendbuchautor ist Bielenstein ebenfalls aktiv, vor allem als Autor von Comic-Romanen.

Quellen:

  • Henrik Siebold, Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder, Aufbau Taschenbuch in der Aufbau Verlag GmbH & Co.KG, Berlin, 2018.
  • de.wikipedia.org
  • www.aufbau-verlag.de

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags.
  • Foto des Autors. Copyright: Dörte Hoffmann. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags.

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