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Im Gespräch mit …

… Michelle Stern zu Die Phase Shod

Der Genesis-Zyklus neigt sich dem Ende zu. In vier Wochen erscheint Band 3000 der längsten fortlaufenden Erzählung der Welt. Michelle Stern schrieb den Roman Phase Shod. Eine Superintelligenz erwacht – und ein kosmisches Geheimnis enthüllt sich.

Alexandra Trinley: Michelle, laut Verlagsankündigung schildert dein Roman eine Reise in die Vergangenheit und in eine ferne Galaxie.

Michelle Stern: Das trifft beides zu. Ein Teil des Romans beschäftigt sich mit dieser Reise und einer ganz besonderen Mission, der andere handelt von einem allseits bekannten Arkoniden, der wieder einmal da ist, wo der Haluter steppt. Wie sollte es auch anders sein.

Alexandra Trinley: Laut derselben Ankündigung erzählst du von einem Volk von Sternenreisenden, die sich selbst als Mheriren bezeichnen. Nun verrätst du uns sicherlich keine Details. Wir sollen deinen Roman ja lesen. Aber ein bisschen andeuten kannst du sicher, welche Art Volk das ist oder was dich an ihrer Gestaltung am meisten interessiert hat.

Michelle Stern: Mich hat die Art ihres Wesens am meisten interessiert. Die Mheriren sind in mehrfacher Hinsicht speziell. Ihre Genetik erlaubt in den meisten Fällen wenig Individualität oder Aggression. Dazu kommt, dass sie nicht die einzigen neuartigen Außerirdischen sind, die beschrieben werden. Dieses viele Neue voneinander abzugrenzen, es interessant und fremdartig, aber eben wieder nicht zu fremdartig zu gestalten, das war eine ganz besondere Herausforderung in diesem Roman.

Alexandra Trinley: Und wenn der Roman den Titel Phase Shod bekam, so geht es wohl um eine Zeit, in der GESHOD wach ist.

Michelle Stern: Na ja. Oder um die Vorläufer der Zeit, in der GESHOD wirklich wach ist. Oder um das Aufwachen der Superintelligenz. Oder um eine alte Phase Shod, in der GESHOD schon einmal wach war. Womöglich auch um alles zusammen.

Alexandra Trinley: Im vorangegangenen Roman erzählt der Chef der Garde am Resonanzraum dem Arkoniden Atlan, dass es dort zu Schwingungen zwischen dem planetengebundenen Teil der Superintelligenz GESHOD kommt, also der symbiotischen Gemeinschaftsintelligenz auf dem Planeten Gem, und ihrem Äquivalent im Dakkarraum, wodurch GESHOD zu Bewusstsein kommt. Wie können wir uns eine symbiotische planetengebundene Gemeinschaftsintelligenz vorstellen?

Michelle Stern: (lacht) Dafür empfehle ich, den Roman zu lesen. GESHOD existiert an mehreren Orten zugleich. Wie und warum, eben darum geht es in diesem Band. Allgemein würde ich behaupten, dass man viel Phantasie braucht, sich so etwas überhaupt vorzustellen, und jeder es sich vermutlich ein wenig anders vorstellt. Das ist so vollkommen in Ordnung und ich freue mich, wenn Leser und Leserinnen Spielraum in ihrer Imagination haben.

Alexandra Trinley: Nun haben wir eine Reihe von Superintelligenzen durch. Mit KOSH hatten wir eine maschinelle Kollektivintelligenz. Die erste SI der Serie, deren Genese in einer ausführlichen Lebensgeschichte dargestellt wurde, war die Kaiserin von Therm in Band 800. Wie viele von diesen Wesen hast du als Leserin kennengelernt?

Michelle Stern: Ach herrje, die habe ich nun nicht gezählt. Es gibt ja doch ein paar mehr Superintelligenzen. Am besten kenne ich natürlich unsere »Haus-SI«, ES – auch wenn die gerade von zu Hause abwandern musste. Viele SIs kenne ich in den Grundzügen, andere ein wenig besser wie ESTARTU, TANEDRAR, KOSH oder QUIN SHI. Besonders nett finde ich, dass man vorausschauend schon vor meiner Mitgliedschaft im Team eine SI nach mir benannt hat: STERN.

Alexandra Trinley: Oh ja, damals vor 20 Millionen Jahren, unterwegs mit ARCHETIM bei der Retroversion der Negasphäre von Tare-Scharm. Band 2424 und 2425, sagt die Perrypedia. Und wie viele kennst du als Autorin?

Michelle Stern: Ähm. Ich bin schon ziemlich lange Autorin, beziehungsweise bin ich ein Mensch, der Bücher sowohl liest als auch schreibt. Meinst du, welche ich in meiner Rolle oder Funktion als Autorin in Romanen beschrieben oder erwähnt habe? Das sind eben die seit Band 2700, seitdem ich im Team bin. Vorwiegend KOSH und ES, wenn man Thez als Sonderfall nicht mitrechnet.

Alexandra Trinley: Und nun erzählst du von GESHOD. Dein Roman ist ebenfalls ein Atlan-Abenteuer?

Michelle Stern: Ja, Atlan und sein Team sind dabei. Es geht um ein paar sehr intensive Stunden in ihrem Leben.

Alexandra Trinley: Wie geht es dir mit der Gestaltung des Unsterblichen?

Michelle Stern: Atlan macht Spaß. Er ist logisch, geradlinig, geht die Dinge an und hat trotz aller Härte eine romantische Seite. Das kommt zwar nicht in jedem Roman heraus, doch letztlich ist Atlan wie die meisten Unsterblichen sehr vielseitig und ich kann mir heraussuchen, welchen Anteil ich je nach Geschichte mehr oder weniger betone. Mal setze ich mehr auf Dagor und Kampfkunst, mal mehr auf den Antreiber und Motivator, der nicht aufgibt, bis er sein Ziel erreicht hat.

Alexandra Trinley: Mir persönlich gefällt das Pedotransfer-Paar Zau und Tamareil ja besonders gut. Was siehst du als ihre vorrangigsten Eigenschaften?

Michelle Stern: Tamareil ist eine kreative Geschichtenerzählerin, eher der extrovertierte Typ. Zau ist oft ihr genaues Gegenteil und einfach ein lieber Kerl. Er lässt sich von ihr begeistern und mitreißen, will niemandem etwas Böses und gewinnt durch Tamareil ein anderes Verständnis seiner Fähigkeiten.

Alexandra Trinley: Am Personenkasten fällt das Ausmaß an weiblichen Protagonisten auf – Tamareil, Mahnaz Wynter, die Schatzwahrerin Minga Hasina und die Kommandantin Bhal-1. Das sind anteilsmäßig ja fast so viele Frauen wie es früher Männer gab. Dein Werk?

Michelle Stern: Jein. Tatsächlich vom Exposé-Team vorgegeben, allerdings bin ich die ewige Mahnerin im Team, was den Frauenanteil angeht. Ich habe unter anderem Serien an der Universität Frankfurt studiert, und es war schon 1990 einfach vollkommen normal, dass es auch viele interessante weibliche Figuren in einer Serie gibt, mit der sich auch eine Leserin identifizieren kann. Für mich ist so was überhaupt kein Diskussionsding. Das ist einfach Standard.

Nun ist Perry Rhodan allerdings historisch gewachsen und es gibt viele interessante Figuren, die systematisch eingeführt und erfolgreich mit dem Ziel und der sorgsam umgesetzten Absicht aufgebaut wurden, sie dauerhaft zu behalten: Perry, Gucky, Atlan, Icho Tolot, Reginald Bull … Leider ist keine davon weiblich, zumindest nicht in den ersten Jahrzehnten der Serie. Deshalb ist der Raum für neue Figuren generell knapp bemessen. Wenn man modern, auf dem Stand von zumindest 1990 schreiben will, kann das ein echtes Problem sein. Wobei ich auch nicht finde, dass aus Gründen der Korrektheit in jeden Band eine Frau gehört. Es darf Ausnahmen geben – aber bitte keine Regel.

Alexandra Trinley: Und dein Roman ist gut?

Michelle Stern: (grinst) Natürlich! Was denkst du denn! Bei so einem hohen Frauenanteil kann der Roman ja nur gut sein. Oder weil Atlan drin ist. Oder Zau. Ernsthaft: Was mir an diesem Roman viel Freude gemacht hat, war, ganz verschiedene Außerirdische zu beschreiben und das sehr knapp, aber trotzdem hoffentlich bunt und interessant. Da ich ja die Leserseite betreue, dürft ihr mir gern persönlich schreiben, ob mir das eurer Meinung nach gelungen ist oder nicht. Mailt mich an. Auch zu den Romanen meiner Kollegen und Kolleginnen. Die Leserseite freut sich immer über Futter.

Alexandra Trinley: Da sitzt du wirklich an der Quelle. Vielen Dank für die Auskünfte!

Michelle Stern: Gern geschehen!