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Der Arzt auf Java – Erster Band – Kapitel 4

Alexander Dumas d. Ä.
Der Arzt auf Java
Ein phantastischer Roman, Brünn 1861
Erster Band
Kapitel 4

Die Erbschaft

Es war heller Tag, als Eusebius van der Beek die Augen öffnete. Die Sonne stand in ihrem schönsten Glanz am Himmel und ihre Strahlen, welche durch die Ritzen der Bambuswände fielen, zeichneten tausend wechselnde Arabesken auf den Boden.

Als Eusebius zu sich kam, wusste er nicht, ob er noch schlief oder träumte. Er hatte nicht nur die Erinnerung an das, was vor seinem Schlaf vorging, vergessen, sondern auch seine gegenwärtige Existenz.

In diesem Augenblick hörte er sich durch eine sanfte, ihm bekannte Stimme rufen, durch die Stimme Esthers.

»O, mein Gott, mein Gott!«, sagte der arme junge Mann, der seine Gedanken nicht so gleich zu sammeln vermochte und sich nur daran erinnerte, dass er seine Frau tot auf dem Bett gesehen hatte. »O mein Gott, ich kann mir noch immer nicht denken, dass das wirklich wahr ist!«

»Eusebius, mein Freund«, fuhr die sanfte Stimme fort, »wo bist du denn?«

Mit einem Satz war Eusebius van der Beek auf den Beinen. Er erblickte nun Esther lebend. Sie hatte sich in dem Bett aufgerichtet, sie lächelte und vor dem Stückchen Spiegelglas, dessen der Doktor sich bedient hatte, um seine verzweifelten Vergleiche anzustellen, ordnete sie ihr Haar. Die Koketterie und das Leben waren zugleich in dem Herzen dieser Frau erwacht. Eusebius stieß einen Schrei aus, sprang auf das Bett, schloss Esther in seine Arme, nahm sie auf seine Knie und bedeckte sie mit wahnsinnigen Küssen.

»Ja, ja, ja, du bist es wirklich!«, rief er. »Ach lass mich dich betrachten, lass mich die milde Wärme des Blutes fühlen, das durch deine Adern rinnt. Ach ja, es klopft das Herz, das ich für immer stillstehend glaubte! Sie sehen, diese Augen, die ich für immer geschlossen hielt. Ach, sprich zu mir, meine Esther, sprich zu mir, damit ich wieder deine liebe Stimme höre, die nicht mehr in mein Ohr klingen sollte!«

»Aber, was hast du denn, Eusebius?«, fragte die junge Frau, indem sie ihn mit freundlichem Lächeln ansah. »Du siehst ja ganz verwirrt aus! Wie blass du bist! Deine Kleider sind in Unordnung. Ich fürchte mich vor dir. Mein Gott, was ist denn geschehen?«

»Nichts, meine Esther. Ein abscheulicher Alp hat mich während meines Schlafes gedrückt.Denke dir, meine Freundin, dass ich dich für tot hielt und dieser Traum hatte in meinem Geist und meinem Herzen so ganz den Schein der Wirklichkeit angenommen, dass ich mich bei deinem ersten Ruf nicht entschließen konnte, die Augen auf dies Bett zu richten, auf dem ich dich stumm und kalt gesehen hatte.«

»Welche Torheit!«, sagte Esther, indem sie ihren Mann küsste. »Welche Torheit! Ich habe im Gegenteil nie einen so schönen Traum gehabt. Es schien mir, als hätte ich Flügel und flöge durch die Wolken bis zu dem Thron, auf welchem Gott strahlend in der Mitte seiner Engel saß. Er setzte mir einen Kranz auf den Kopf und gab mir einen Strauß in die Hand, doch nicht von irdischen und vergänglichen Blumen, wie die hier«, sagte die junge Frau, indem sie mit Geringschätzung auf den Kranz und das Bukett deutete, mit welchen ihr Mann sie während ihres Schlafes geschmückt hatte, »sondern himmlische Lilien, mit Kelchen von Diamanten und Blättern von Smaragden. Dann ertönte durch die Wohlgerüche atmende Atmosphäre ein Gesang, von dem man nicht wusste, woher er kam, der aber reizend, köstlich, berauschend war. Ach, mein teurer Eusebius, nie habe ich so gut geschlafen, nie habe ich mich so wohl und glücklich gefühlt, wie diesen Morgen. Es ist mir, als flöße mein Blut wärmer und rascher durch meine Adern. Sieh, mein Eusebius«, fügte die junge Frau hinzu, indem sie ihren Kopf an die Brust ihres Mannes lehnte und ihn mit einem Blick voll Liebe und Koketterie ansah, »sieh, mein Eusebius, was ich dir sagen will, gleicht vielleicht einer Handlung der Zerknirschung. Aber es scheint mir, als liebte ich dich heute ganz anders als gestern, als hätte ich etwas Reineres, Schöneres aus dem Paradies zurückgebracht, von dem ich träumte, als sei ich besser, wie du, bei dem ich den hässlichen Druck nicht mehr fühle, der mich marterte, der mich erstickte, der mein Herz selbst unter deinen Umarmungen zusammenpresste.«

»Esther, Esther«, murmelte Eusebius mit gerührter Stimme, denn allmählich gelangte er dahin, zu zweifeln, dass die Ereignisse dieser Nacht etwas anderes gewesen wären, als ein Traum. »Esther, erinnerst du dich, dass außerordentliche, beinahe übernatürliche Umstände deinem Traum vorangegangen sind oder ihn begleitet haben?«

»Ich weiß es nicht. Ich habe den Schlaf der Engel geschlafen, und überlasse dir das Monopol deines abscheulichen Alpdrückens. Der gute Schlaf, die süße Ruhe werden mir so wohlgetan haben!«

»Ganz gewiss war es ein Traum«, sagte Eusebius, indem er mit der Hand über die Stirn fuhr, »und da es ein Traum war, bin ich recht einfältig, mir darüber Gedanken zu machen.«

»Gib dein finsteres Wesen auf, ich befehle es dir«, sagte Esther. »Erinnerst du dich nicht mehr an das Versprechen, das du mir gabst, als ich eines Abends in dem Kahn, in welchem wir auf dem See umherfuhren, auf unserem schönen See mit dem grünen Wasser, dir die Erlaubnis ertheilte, diese Hand, welche schon so oft die deine gedrückt hat, von meinem Vater zu verlangen?«

»O doch, meine Esther. Ich versprach dir, dass du als unumschränkte Königin in unserem kleinen Königreich herrschen solltest.«

»Richtig. Nun wohl, deine Königin gebietet dir, ihr zuzulächeln und um dich für deinen Gehorsam zu belohnen, bewahrt sie dir eine Überraschung.«

»Welche denn, mein Liebchen? Zieh mich in dein Vertrauen. Das Vergnügen, welches du mir dadurch bereitest, wird nicht minder lebhaft sein, das schwöre ich dir.«

»Nun wohl, mein geliebter Eusebius, so erfahre denn, dass ich mich heute kräftig genug fühle, um aufzustehen und kokett genug bin, um hübsch sein zu wollen. Ich werde daher das Beste meiner armen Kleider wählen, und du führst mich hinaus in das Freie, damit ich mich in den Strahlen der schönen Sonne wärme, die durch die Ritzen unserer elenden Wohnung dringen, und, um uns die Art, wie sie zu uns gelangen, vergessen zu machen, reizende Figuren auf den Fußboden zeichnen.«

Eusebius ließ die Augen umherschweifen und erblickte unter einem der Sonnenstrahlen einen Gegenstand, der blendend funkelte, wie zerbrochenes Glas. Er sprang vom Bett herab, bückte sich und hob den Dolch auf, den der Doktor Basilius ihm gegeben, und der bei dem Drama der vergangenen Nacht eine so bedeutende Rolle gespielt hatte. Ja, es war die dunkelblaue malaiische Klinge von eigentümlicher Gestalt. Eusebius erbebte, betrachtete sie einen Augenblick mit dumpfem Schweigen, legte sie dann auf den Tisch und kehrte zurück, um sich aufs das Bett zu setzen; bebend und mit finster gefurchter Stirn. Esther fragte ihn nach der Erklärung dieser Umwandlung und was das für eine Waffe sei, die sie noch nie bei ihrem Mann gesehen hatte. Dieser war jetzt unfähig, ein solches Geheimnis in sein Herz zu verschließen. Er erzählte ihr alles, was sich während ihres eigentümlichen Traumes zugetragen hatte. Die junge Frau hörte ihn ruhig an, ohne den geringsten Schrecken zu äußern.

»Nun wohl«, sagte sie, als ihr Mann beendet hatte, »ich sehe dabei nichts, was dir Furcht oder Kummer verursachen könnte. Ich bin im Gegenteil dem guten Doktor sehr dankbar, weniger noch für das Leben, das er mir erhielt, als für den weisen Gedanken, den er hatte, für unser beider Existenz ein neues Band zu schaffen.«

»Aber glaubst du denn, dass das wirklich sei?«, rief Eusebius erschrocken.

»Ich weiß es nicht«, entgegnete Esther, »ob es wahr ist oder nicht, aber ich finde es meinesteils trostreich, zu denken, dass das Ende meiner Liebe auch das Ende meines Lebens ist. Der Doktor ist jedenfalls ein rechtschaffener Mensch und so bald ich ihn sehe, falle ich ihm um den Hals, um ihm zu danken.«

»O, darüber bin ich ruhig. Sein Gesicht wird dich von dieser Laune heilen.«

»Er sieht also sehr fürchterlich aus?«

»Das nicht gerade. Sein Gesicht wär es sogar ziemlich gutmüthig ohne sein Lachen, welches ein Echo von dem Gelächter Satans zu sein scheint, und ohne seine Augen, die zuweilen Blitze schießen, wie die eines Raubtiers.«

»Jedenfalls, mein Freund, hält dieses Auge nicht, was es verspricht, da wir ihm nach deiner Erzählung beide das Leben verdanken.«

»Ja! Nur beunruhigt mich eines.«

»Und was?«

»Ich erkläre mir das sonderbare Interesse nicht, welches er für dich zeigte.«

»Was kümmern uns die Ursachen dieses Interesses, mein Freund, da wir die Wirkungen zu würdigen vermögen? Bedenke doch, mein armer Eusebius, dass man sich ohne ihn in diesem Augenblick wahrscheinlich damit beschäftigte, für mich das Totenhemd zu nähen und die Bretter zusammenzunageln, die unsere traurigen Überreste aufnehmen sollten! Du konntest dich nicht entschließen, ohne mich zu leben, und ich schwöre dir, Eusebius, dass ich dir dies nie vergessen werde. Bedenke, dass ohne ihn jetzt für uns alles vorbei wäre, dass nicht mehr die Luft, die Wonne der Liebe, unsere Küsse, genießen könnten! Ihm verdanken wir das alles, Eusebius. Der Mensch hat für uns die Stelle Gottes eingenommen.«

»Ohne Zweifel«, erwiderte der junge Mann, »aber man müsste wahnsinnig sein, wollte man annehmen, dass er uns diesen Dienst aus reiner Menschenliebe leistete. Es liegt eine geheime und fürchterliche Drohung unter dem Guten, das er uns tat.«

»Einstweilen aber leben wir, sind jung, lieben uns …«

Plötzlich sah sie ihren Mann ernst an und sagte: »Solltest du etwa fürchten, mich bald nicht mehr zu lieben und für dein Leben zu zittern anfangen?«

»Ach, Esther!«, sagte der junge Mann vorwurfsvoll.

Esther lachte. »O, was mich betrifft, mein Geliebter«, sagte sie, indem sie ihren Kopf an die Schulter ihres Mannes stützte, »so bin ich überzeugt, dass mein Herz nie anders als für dich schlagen wird, und ich überlasse mich unserem neuen Schicksal ohne die geringste Besorgnis.«

»Ich auch«, entgegnete Eusebius, »und was ich darüber sage, geschieht nur, um nicht ohne Widerstand eine Phantasmagorie anzunehmen, die mir jetzt, wo es Tag ist und du lebst, höchstens dazu gut zu sein scheint, kleine Kinder zu erschrecken.«

»Verzeihung, mein Freund«, sagte Esther, »aber in dieser Hinsicht teile ich nicht ganz deine Meinung. Es liegt nicht nur etwas Übernatürliches in der Erscheinung, sondern meine Genesung wirft alle Systeme der Ärzte und alle Logik der Wissenschaft über den Haufen.«

»Glaubst du nicht etwa«, sagte Eusebius unwillkürlich erhebend, »wie hier alle Welt, dass der Doktor Basilius im Verkehr mit dem Geist der Finsternis steht?«

»Wir wollen nicht versuchen, dieses Geheimnis zu erforschen, mein Freund«, erwiderte Esther mit ernstem Ton. »Begnügen wir uns, die Wohltat zu genießen, und beweisen wir ihm — da du sagst, er zweifle daran, — dass zwei Menschen altern können, ohne an etwas anderes zu denken, als sich zu lieben und dass sie durch diese Welt schreiten können, gleichgültig gegen alles, was nicht ihr beiderseitiges Glück betrifft.«

Und zur Unterstützung dieses Systems entwickelte die junge Frau so viel Koketterie, zeigte sie sich so zärtlich, so liebevoll, dass sie endlich die Wolken verbannte, welche die Stirn ihres Mannes trübten. Sie stand auf, und gestützt auf Eusebius Arm ging sie einige Male in dem Gemacht umher, bis sie es endlich wagen durfte, an der Tür die freie Lust einzuatmen.

»Gewiss ist es«, sagte sie, als Eusebius ihr den Bambusschemel gebracht hatte, auf dem auch der Doktor Basilius gesessen hatte, »dass ich meine Genesung fühle. Du musst nun daran denken, mein Freund, Arbeit zu finden, denn die unglückliche Krankheit, durch die du den Platz, auf den wir rechneten, verloren hast, muss unsere Finanzen furchtbar in Unordnung gebracht haben.«

»Ach, ja wohl«, sagte der junge Mann, indem er traurig auf seinen Koffer blickte, aus dem alle die Gegenstände verschwunden waren, welche er allmählich verkauft hatte, um die Kosten für die Behandlung seiner Frau zu bestreiten.

»Ich weiß es, oder ich errate es vielmehr, dass du große Opfer brachtest«, sagte Esther, welche diesen Blick auffing. »Armer Freund, ich sah deine Opfer wohl, aber meine Erschöpfung war so groß, dass ich nicht die Kraft fand, dir dafür zu danken. Doch beruhige dich, ich werde hundertfach deine Liebe und meine augenblickliche Undankbarkeit wieder vergüten«, fuhr die junge Frau fort, indem sie sich an den Hals ihres Mannes hing und ihre Lippen auf die seinen presste. Dann rief sie plötzlich: »Aber mir fällt eben ein — weshalb solltest du dich nicht an Doktor Basilius wenden, um eine Stelle zu bekommen? Er sagte, dass er sich falls für mich interessire, und da er mir das Leben wieder gegeben hat, kann er uns jetzt nicht verhungern lassen.«

Bei diesen Worten flog eine neue Wolke über Eusebius Stirn und er kehrte rasch in die Hütte zurück. Esther folgte ihm und fand ihn auf dem Bett sitzen, den Kopf in beide Hände gestützt.

»Was hast du denn?«, fragte sie, indem sie seine Hände zurückzog und ihm einen Kuss auf die Stirn drückte.

»Ach, sprich mir nicht mehr von diesem Menschen!«, rief Eusebius, indem er seine Frau abwehrte. »Wir danken ihm schon zu viel. Wenn er aber während der Augenblicke, die er hier zubrachte, dir das Leben zurückgab, so hat er dafür die Luft vergiftet, die ich atme. Soll ich es dir gestehen? Seit diesem Morgen bin ich nicht mehr derselbe. Seit diesem Morgen erkenne ich mich selbst nicht wieder. Ich sollte ganz von Dank ergriffen sein, dich gerettet zu sehen, ich sollte die Welt, die Menschen, vergessen, um nur an dich allein, an dein Leben, zu denken, das so wunderbar zurückkehrte, als ich dich schon tot glaubte. Nun wohl, das teuflische Lachen dieses Menschen verfolgt mich selbst in deinen Armen, seine Stimme vermischt sich mit der deinen und dann — beklage mich, Esther — dann fühle ich mich unglücklich, dann bemächtigt sich meiner der Zweifel. Es scheint mir, als sei ich in die Gewalt einer fremden Macht gefallen, als habe ich nicht mehr meinen freien Willen. Ach, Esther, das ist eine entsetzliche Marter, und wenn sie sich verlängert, dann, meine geliebte Esther, fürchte ich, dass es für mich kein Glück mehr auf Erden gibt.«

Esther wollte seine Besorgnisse, die ihr grundlos schienen, verspotten, als an den Eingang des ärmlichen Hauses geklopft wurde.

»Herein!«, rief Eusebius, der von ganzer Seele eine Zerstreuung für den Gemütszustand herbeiwünschte, in welchem er sich befand. Die Matte wurde bei diesem Ruf zur Seite gezogen und es trat ein schwarzgekleideter Mann ein.

»Herr Eusebius van der Beek?«, fragte er.

»Der bin ich«, erwiderte Eusebius, indem er aufstand. »Was wünschen Sie, mein Herr?«

»Sind Sie wirklich Herr Eusebius van der Beek, Gatte des Fräulein Esther Menuis?«, fragte der schwarze Mann weiter.

»Ich bin Eusebius van der Beek«, entgegnete dieser, »und hier ist meine Frau, Esther Menuis.«

Madame ist also die Tochter des Wilhelm Menuis, Notar in Harlem, und der Johanna Katharina Mortico, seiner Gattin?«

»Ja«, entgegnete Eusebius, beinahe erschrocken über diesen feierlichen Eingang.

»Dann sind Sie es, Herr Eusebius van der Beek, und Sie, Madame Esther Menuis, mit denen wir es zu tun haben. Es bleibt uns nur noch übrig, den schmerzlichen Auftrag zu erfüllen, der uns zufiel.«

»Mein Gott, sprechen Sie, mein Herr!«, sagte Esther. »Sprechen Sie doch! Sie machen uns erbeben!«

»Vor einer Stunde, mein Herr, sind wir berufen worden, um die Siegel bei Herrn Johann Heinrich Basilius Mortico anzulegen, der in dieser Stadt bekannter unter dem Namen des Doktor Basilius ist. Wir begaben uns zu seiner Wohnung und auf dem Kamin fanden wir ein Testament, welches sich gegenwärtig bei dem Herrn Arnald Maes, Notar in Batavia, deponiert befindet. Durch dieses Testament setzte der Doktor Basilius Johanna Esther Menuis, Tochter seiner verstorbenen Schwester Johanna Katharina Mortico, verehelichten Menuis, zur einzigen und alleinigen Universalerbin aller seiner Güter ein.«

»Der Doktor Basilius ist also tot?,« rief Eusebius ganz verwirrt.

»Ach, ja wohl, mein Herr«, erwiderte der Mann des Gesetzes mit offiziell-finsterem Ton, indem er eine dazu passende Miene annahm. »Ihr unglücklicher Verwandter ist diesen Morgen ertrunken, als er ein auf der Rheede liegendes Schiff besuchen wollte.«

Eusebius war durch diese Nachricht so betäubt, dass er nicht einmal fragte, wie das Ereignis sich zugetragen hatte.

»Mein Onkel!«, rief Esther. »Es war mein Onkel! Nun ist alles erklärt. Daher also die auffallende Teilnahme, die er für mich zeigte!«

»Und hat man seinen Leichnam gefunden?«, fragte Eusebius.

»Ja, mein Herr; er ist zu seiner Wohnung gebracht worden. Sie können ihm die letzte Ehre erweisen.«

»Aber ist er denn auch gewiß tot, wirklich tot?«, fragte Eusebius.

Der Mann des Greises sah den jungen Menschen ganz verstört an und sagte dann: »Alle Ärzte der Stadt haben seinen Tod bestätigt, doch hängt es nur von Ihnen ab, sich selbst davon zu überführen.«

»Das will ich auch tun, und zwar auf der Stelle!«, rief Eusebius. Und ohne sich die Zeit zu lassen, seine in Unordnung geratenen Kleider zu ordnen, stürzte er fort, während Esther, deren Seele nicht die gleichen Qualen litt wie die ihres Gatten, Tränen über das Unglück dieses Onkels vergoss, von dem sie in ihrer Kindheit hatte sprechen hören, der Harlem in dem Alter von 20 Jahren verließ und der sich ihr nun durch eine Wohltat offenbarte.«

»Ihr Herr Gemahl scheint dem Verstorbenen außerordentlich anzuhängen, Madame«, sagte der Mann des Gesetzes, indem er sich bei Esther verabschiedete. »Haben Sie die Güte, ihm die Versicherung zu geben, dass ich zu seinen Befehlen stehe bei allen Förmlichkeiten, die er zu erfüllen haben wird.«

Er grüßte Esther, wie ein untergeordneter Mann des Gesetzes eine reiche Erbin zu grüßen pflegt, das heißt, mit der tiefsten Demut, und entfernte sich mit der Absicht, Eusebius einzuholen. Dieser aber war schon verschwunden.