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Der Welt-Detektiv Band 6

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Interessante Abenteuer unter den Indianern 01

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Vorrede

Die nachfolgenden Erzählungen sind aufs Sorgfältigste aus einer großen Masse von Stoff zusammengetragen, welchen der Verfasser während der vielen Jahre seines fleißigen Studiums der amerikanischen Geschichte gesammelt hat. Sie umfassen solche Ereignisse, die durch ihr schlagendes und außerordentliches Gepräge am meisten dazu beitragen können, dem Leser eine richtige Idee über die Indianer, ihre besonderen Arten der Kriegführung und ihren allgemeinen Charakter zu verschaffen.

Es ist eine auffallende Tatsache, dass die Indianer als eine Masse sich noch fast in demselben Zustand befinden, wie die ersten Entdecker der neuen Welt sie fanden. In Bezug auf Religion, Sitten und Gewohnheiten sind sie noch immer so roh und wild wie von je her. Die westlichen Stämme jagen mit Bogen und Pfeil und ziehen mit Speer und Schild in den Krieg. Gewisse Stämme, welche sich ursprünglich östlich vom Mississippi ansiedelten, sind in einem gewissen Grade Christen und zivilisiert geworden. Ihre Geschichte und ihre gegenwärtigen Zustände würden für sich allein schon den Gegenstand eines sehr interessanten Werkes bilden – ein Werk, welches der amerikanischen Literatur leider noch fehlt. Aber die wilden, westlichen Indianer sind noch Heiden und befinden sich im rohesten Zustand. Wenn die Teilnahme des amerikanischen Volkes nicht auf passende Weise auf diesen Gegenstand gelenkt wird und keine Mühen und Kosten gescheut werden, diese Stämme zu zivilisieren und zu bilden, so hat man hinlänglichen Grund zu der Befürchtung, dass sie mit der Zeit gänzlich erlöschen werden, sodass nach einem Jahrhundert kein lebender Repräsentant all der mächtigen Nationen mehr existieren wird, welche früher im Besitz dieses Landes waren. Unwissenheit, Aberglaube und wechselseitige Uneinigkeit unter den Stämmen jagen sie schnell ihrer Vernichtung entgegen. Aber ein solches Resultat sollte das gesittete Volk nicht gestatten, welches ihnen und ihren toten Ahnen die schöne Besitzung verdankt, welche es innehält. Die auf den folgenden Blättern verzeichneten Tatsachen enthüllen Charakterzüge der Indianer, welche Bewunderung und Sympathie erwecken, im Verein mit anderen Zügen, welche in einem gebildeten Herzen das lebhafteste Mitleiden für ihren unglücklichen und kläglichen Zustand erregen. Sie könnten gebildet, zivilisiert und gerettet werden. Aber solange man sie als Feinde betrachtet, welche erwünschte Ländereien besitzen, oder lediglich als Pelzjäger für die Weißen, als bloße Gegenstände der Eroberung und Spekulation, so lange ist keine Hoffnung für die armen Indianer mehr vorhanden. Hier und da erhebt sich wohl eine Stimme zu ihrer Verteidigung, aber Selbstsucht und Vorurteil sind vielzüngig, und das Geschrei, dass die Indianer nicht gebildet werden können, sondern untergehen müssen, ist an der Tagesordnung. Doch wollen wir hoffen, dass noch einmal ein geistreicher und beredter Verteidiger ihre Sache aufnimmt, und dass die Segnungen der Zivilisation ein Überbleibsel der einst so zahlreichen und mächtigen Urbewohner Nordamerikas für die Zukunft retten mögen!

Interessante Abenteuer

Vor etwa zwei und einem halben Jahrhundert, der Periode der ersten Ansiedlung Nordamerikas durch die englischen Kolonisten, fanden viele Kriege zwischen den Weißen und den Indianern statt, und beide Parteien kämpften mit gleicher Erbitterung um den Besitz des Bodens. Das Resultat ist die jetzt vollständige Ausrottung der Indianer und die Tatsache gewesen, dass der Boden, welcher einst die Heimat der Indianer war, jetzt ruhig und in Frieden von den Weißen bewohnt wird. Diese Kriege sind voll von interessanten und romantischen Abenteuern. Sie liefern viele Beispiele von Mut, Tapferkeit, Verachtung von Gefahr und heroischer Erduldung von Leiden, Beispiele, welche zugleich dazu dienen, den festen Charakter unserer Vorfahren und die besonderen und originellen Charakterzüge ihrer wilden Feinde näher zu bezeichnen. Die Erzählungen dieser Abenteuer sind glücklicherweise in vielen Fällen für uns gerettet worden. Einige von denselben wurden von den Leidenden selbst erzählt. Andere dagegen waren so außerordentlich, dass sie einen Platz in den lokalen und nationalen Annalen fanden.

Sie strotzen von abenteuerlichen und gefahrvollen Szenen, welche schwerlich ihresgleichen in den Annalen der Kriegsgeschichte finden. Solche Szenen entfalten die geheimen Seiten des Charakters mit lebendigeren Farben als die feinsten Schilderungen der Feder. Grausamkeit, vor der das Herz erschauert, Rachlust, die keine Grenzen und keine Gnade kennt, List, Schlauheit und Ausdauer im Krieg, Heldenmut, Dankbarkeit gegenüber Freunden, Verrat gegenüber Feinden, Stoizismus, scharfe Beobachtungsgabe und das zarteste Ehrgefühl – alle diese Charakterzüge eines Indianers muss man nicht in den schriftstellerischen Abhandlungen des Moralisten, sondern in den Berichten von wirklich erlebten Abenteurern studieren. Aber all diesem liegt etwas mehr als eine Charakterschilderung und eine abenteuerliche Erzählung zugrunde. Es liegt eine tiefe Moral darin verborgen. Die Eigenschaften, welche wir an dem feindlichen Indianer mit Schauder bemerken, sind dem Indianer im Allgemeinen allein nicht eigen. Wir finden sie unter allen Menschen. Sie existieren in allen Zweigen der Gesellschaft. Die Zivilisation modifiziert, ja sie verringert sie vielleicht unter den Weißen. Und wenn wir dadurch, dass die üblen Folgen der unbegrenzten Willkür der armen Indianer aufdecken, unserem eigenen Volk den Wert der Segnungen der Zivilisation deutlich vors Herz bringen, wenn wir die Jugend veranlassen könnten, diese Segnungen zur Ausrottung ihrer eigenen wilden Leidenschaften zu benutzen, dann würden wir mit der Erzählung unserer Interessanten Abenteuer einen wirklich moralischen Zweck erreicht haben. Und wir haben keinen anderen Zweck bei der Herausgabe dieses Werkes vor Augen. Wir haben uns bemüht, den wahren Charakter des Indianers und seiner Feinde mit naturgetreuen Farben zu schildern und eine nützliche Moral aus dem Gemälde zu ziehen. Und somit schreiten wir dann ohne alle weitere Einleitung zur wahren Erzählung selbst.

Gefangenschaft und Flucht der Mrs. Frances Scott von Washington County in Virginien

Mittwoch, den 29. Juni 1785, spät am Abend kam eine ziemlich starke Gesellschaft bewaffneter Männer auf ihrer Reise nach Kentucky am Haus vorüber. Einige von ihnen schlugen zwei Meilen entfernt ihr Lager auf. Herr Scott, welcher in einer Gegend an der Grenze wohnte, ermahnte die Familie in der Regel, auf ihrer Hut zu sein. Aber an diesem unglücklichen Tag, nachdem eine so große Anzahl von Leuten vorbeigezogen war, legte er sich kurz nach Einbruch der Dämmerung zu Bett und war noch dazu so unvorsichtig, eine der Türen des Hauses offen zu lassen. Die Kinder waren ebenfalls schon im Bett und schliefen. Frau Scott war fast schon entkleidet, als sie zu ihrem unaussprechlichen Erstaunen und Schrecken durch die offen gelassene Tür mehrere bemalte Wilde mit vorgestreckten Waffen hereinstürzen sah und ein fürchterliches Geschrei erheben hörte. Herr Scott, der noch wach war, sprang sogleich zum Bett heraus. Aber im selben Augenblick wurde nach ihm geschossen. Er brach sich Bahn mitten durch die Feinde und gelangte auch wirklich zur Tür hinaus, stürzte aber ein paar Schritte davon zusammen.

Ein Indianer packte Frau Scott, befahl ihr, auf einem bestimmten Fleck stehen zu bleiben und sich nicht zu rühren. Andere zerschlugen und zerschnitten die Kehlen der drei jüngsten im Bett liegenden Kinder, hoben sie dann heraus und schleuderten sie auf den Boden neben ihre Mutter.

Das älteste Kind, ein schönes Mädchen von 8 Jahren, erwachte, sprang aus dem Bett, lief zu ihrer Mutter und schrie im kläglichsten Ton: »O Mama, Mama, rette mich!«

Die Mutter beschwor in der tiefsten Angst ihres Herzens und unter einer Flut von Tränen die Wilden, ihr Kind zu verschonen. Aber mit brutaler Blutgier schwangen sie den Tomahawk und erschlugen es in den Armen ihrer Mutter.

Dicht neben dem Wohnhaus des Herrn Scott wohnte eine andere Familie namens Ball. Die Indianer machten auch auf sie zu derselben Zeit, als sie Herrn Scott überfielen, einen Angriff. Da die Tür aber verschlossen war, so schoss der Feind durch eine Öffnung zwischen zwei Brettern ins Haus hinein, töteten einen jungen Burschen und versuchten dann die Tür aufzusprengen. Aber ein noch lebender Bruder des Getöteten schoss durch die Tür, sodass der Feind seine Bemühung aufgab und sich davonmachte. Der übrige Teil der Familie stürzte zum Haus hinaus und entfloh.

In Herrn Scotts Haus befanden sich vier gute, stark geladene Büchsen und eine Menge von Kleidungsstücken und Möbeln, welche teilweise von Leuten, die sich auf der Reise nach Kentucky befanden, zurückgelassen waren. Die Indianer, 13 an der Zahl, beluden sich mit dieser Beute, machten sich dann eilig davon und zogen ohne Unterbrechung die ganze Nacht hindurch weiter. Am nächsten Morgen gab ihr Häuptling einem jeden seinen Anteil und schickte neun von der Bande aus, um Pferde von den Bewohnern am Clinch River zu stehlen.

Am 11. Tage nach der Gefangenschaft der Frau Scott machten die Indianer, welche sie unter ihrer Aufsicht hatten, an einem Platz halt, den sie als Sammelplatz und zur Jagd bestimmt hatten, da sie bereits starken Mangel an Mundvorrat litten. Drei von ihnen gingen aus und der Häuptling, ein alter Mann, blieb zurück, um die Gefangene zu bewachen, welche sich ziemlich willig zeigte, mit zu den Indianerdörfern zu ziehen; eine List, wodurch sie den erwünschten Zweck erreichte, die Wachsamkeit ihres Wächters zu verringern. Während des Tages, als der alte Mann gerade damit beschäftigt war, eine Hirschhaut zu putzen, kam die Gefangene, welche dasaß, über ihre Lage nachdachte und ängstlich auf eine Gelegenheit zur Flucht harrte, zu dem Entschluss, diese zu versuchen. Sie näherte sich gleichgültig dem Indianer und bat ihn um Erlaubnis, eine kleine Strecke weit an einen Strom zu gehen, um sich das Blut, das noch immer seit der verhängnisvollen Nacht der Ermordung ihrer kleinen Tochter an ihrer Schürze klebte, abzuwaschen.

Er sagte ihr in Englisch: »Geh nur zu!«

Sie ging an ihm vorüber, doch so, dass sein Gesicht grade nach der entgegengesetzten Richtung, welcher sie sich zuwandte, gerichtet war. Er war sehr eifrig mit seiner Arbeit beschäftigt.

Nachdem sie ans Wasser gekommen war, eilte sie ohne Verzug weiter, wanderte einem hohen, kahlen Berg zu, und zwar bis spät in den Abend hinein, als sie sich ins Tal herab wandte, um die Spur des herwärts genommenen Weges aufzusuchen. Sie hoffte, ihren Weg zurückzufinden, ohne sich zu verirren oder in der unbewohnten Gegend Hungers zu sterben. Als sie quer durchs Tal an die Seite des Flusses kam, den sie für den östlichen Arm des Kentucky River hielt, bemerkte sie im Sand Spuren von zwei Männern, welche den Fluss heraufgegangen und gerade wieder zurückgekommen waren. Sie vermutete, dass dies ihre Verfolger gewesen seien, und dankte der göttlichen Vorsehung aus tiefstem Herzen für eine so zeitige Rettung.

Sie war ohne Lebensmittel und irgendeine Waffe oder ein Instrument, sich eine solche anzufertigen, auch fast ohne Kleidung, mit der furchtbaren Gewissheit, dass ein ungeheurer Zug hoher felsiger Gebirge zwischen ihrem jetzigen Aufenthaltsort und den Bewohnern der östlichen Gegend lag. Ebenfalls war ihr die Entfernung der nächstgelegenen Ansiedlungen Kentuckys unbekannt und sie selbst fast so unbewandert wie ein Kind mit der Art und Weise, wie man die Waldungen durchqueren muss. So war ihre Lage natürlich eine in der Tat trostlose. Aber ein gewisser Tod, entweder vor Hunger zu sterben oder von wilden Tieren zerrissen zu werden, schien ihr leichter, als in der Gewalt von menschlichen Wesen zu sein, welche ihr Herz mit Schauder erfüllt hatten. Sie flehte den Himmel um Schutz an, nahm ihren ganzen Mut zusammen und wanderte vorwärts. Nach einer dreitägigen Reise wäre sie beinahe mit den Indianern zusammengetroffen, die zum Clinch River ausgeschickt worden waren, um Pferde zu stehlen. Glücklicherweise aber hörte sie diese herankommen und verbarg sich hinter einem Baum, bis die feindliche Schar vorüber war. Dies beunruhigte sie von Neuem und verwirrte ihren Geist so, dass sie sich verirrte und einige Tage lang rückwärts und vorwärts herumwanderte. Endlich kam sie an einen Strom, welcher aus dem Osten zu kommen schien. Indem sie vermutete, dass dies der Sandy River sei, beschloss sie, ihn bis zu seiner Quelle, welche in der Nähe der Clinch-Niederlassung ist, zu folgen. Nachdem sie mehrere Tage an ihm hinaufgewandert war, kam sie in die Gegend, wo der Strom durch das große Laurel-Gebirge fließt, und wo sich ein ungeheurer Wasserfall und zahllose hohe felsige Klippen an der Wasserfläche entlang befanden. Dieser Weg schien unzugänglich und das Gebirge steil und schwierig zu ersteigen. Unsere unglückliche Reisende beschloss indessen, dass der letzte Weg der beste sei. Sie kletterte deshalb eine Zeitlang bergan. Da sie jedoch zu einer Reihe unzugänglicher Felsen kam, so wandte sie sich wieder dem Fuß des Gebirges und der Stromseite zu. Nachdem sie in einen tiefen Hohlweg herabgestiegen und über mehrere steile hohe Felsen geklommen war, erreichte sie die Stromseite, wo sie zu ihrer unaussprechlichen Betrübnis bemerkte, dass ein senkrechter oder vielmehr ein fünfzehn oder zwanzig Fuß hoher überhängender Felsen das Ufer bildete. Hier trat eine feierliche Pause für sie ein. Sie versuchte umzukehren, aber die Höhe der Klippen und Felsen, über die sie herabgeklettert war, hinderte sie daran. Sie ging darauf wieder an den Rand des Abgrundes und betrachtete sich die Tiefe desselben als den bestimmten Platz, wo sie entweder allen ihren Mühseligkeit ein Ende machen oder oben bleiben und Hungers sterben oder von wilden Tieren verschlungen werden müsste. Nach einer ernsten Beratung mit sich selbst und einem inbrünstigen Gebet entschloss sie sich, von der Höhe hinabzuspringen. Ein Entschluss, den sie auch sogleich ausführte. Obgleich der Platz, wo sie hinunterspringen musste, mit unebenen Felsen bedeckt war, so hatte sie doch kein Glied gebrochen. Da sie jedoch von dem Fall beträchtlich betäubt war, so war sie eine geraume Zeit unfähig, weiterzuwandern. Infolge der trockenen Jahreszeit war der Strom seicht. Deshalb ging sie im Wasser und, wenn es möglich war, am Ufer, bis sie durch das Gebirge hindurch war, eine Entfernung von wahrscheinlich mehreren Meilen. Später, als sie am Ufer des Stromes entlang wanderte, biss eine giftige Schlange sie in den Fuß. Sie hatte zwar Kraft genug, diese zu töten, da sie aber die Giftigkeit der Art recht wohl kannte, so kam sie zu der Überzeugung, dass der Tod sie bald heimsuchen müsste. Um diese Zeit war Frau Scott bereits vor Müdigkeit, Hunger und Angst zu einem wahren Skelett zusammengeschrumpft; und dieser Zustand ihres Körpers war wahrscheinlich das Mittel, sie vor den Wirkungen des Giftes zu retten. Doch mag dem sein, wie ihm wolle, das war Tatsache, dass nur sehr wenig Schmerz auf den Biss folgte und die geringe Geschwulst, die sich zeigte, zog sich in den Fuß.

Unsere wandernde Freundin verließ den Strom und kam nach einem Tagesmarsch dahin, wo sich das Tal in zwei Teile, die beide eine verschiedene Richtung folgten, spaltete. Hier trat wiederum ein ängstlicher Zweifel ein. Das arme Weib war fast erschöpft und überzeugt, dass sie, wenn sie weit vom rechten Wege abkäme, nie wieder ein menschliches Wesen erblicken würde. Während dieser zweifelhaften Spannung flog ein schöner bunter Vogel dicht an ihr vorüber, flatterte am Boden entlang und verlor sich ihren Blicken endlich in einem der beiden Täler. Dies zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, und während sie noch darüber nachdachte, was es wohl zu bedeuten habe, flatterte ein anderer Vogel von gleichem Aussehen und in gleicher Weise an ihr vorüber und flog ins selbe Thal wie der erste. Das bestimmte sie zu der Wahl ihres Weges und so erreichte sie zwei Tage später – es war der 11. August – die sogenannte New-Garden-Niederlassung am Clinch. Hätte sie, wie ihr seitdem die Jäger erklärt haben, das andere Tal eingeschlagen, so würde sie gradeswegs zum Ohio zurückgekommen sein. Frau Scott erzählte, dass die Indianer ihr berichtet hätten, dass ihre Gruppe aus vier verschiedenen Nationen zusammengesetzt sei, von denen sich zwei, wie sie sich zu erinnern glaubte, Delawaren und Mingo nannten.

Ferner erzählte sie, dass sie während ihrer Wanderschaft, vom 10. Juli bis zum 11. August, kein anderes Mittel ihrer Lebenserhaltung hatte, als dass sie den Saft von jungen Rohrstangen, Sassafrasblättern und anderer ihr unbekannte Pflanzen aussog und aß, dass sie auf ihrer Reise Büffel, Elentiere, Hirsche und häufig selbst Bären und Wölfe gesehen, von denen jedoch keiner, obgleich einige sehr dicht an ihr vorüberkamen, auch nur den geringsten Versuch machte, sie anzugreifen.

Eines Tages kam ein Bär mit einem jungen Rehkalb in seinem Maul dicht an sie heran. Als er sie jedoch bemerkte, ließ er seine Beute fallen und lief davon. Der Hunger reizte sie, das Fleisch zu holen und zu essen. Bei reiferer Überlegung aber stand sie davon ab, indem sie befürchtete, der Bär möge zurückkehren und sie angreifen. Außerdem hatte sie auch eine starke Abneigung gegen den Genuss von rohem Fleisch. Frau Scott verblieb lange Zeit in einem sehr schwachen Gesundheitszustand, untröstlich über den Verlust ihrer Familie und namentlich über die grausame Ermordung ihrer kleinen Tochter.