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Slatermans Westernkurier 05/2016

Prairie-FirewoodAuf ein Wort, Stranger,

die letzten Tage mal wieder eine Stadt mit Hurrahen beglückt, einen salzigen Hund kennengelernt oder jede Menge Dofunnies in der Tasche verstaut?

Nein, dann wird es aber Zeit, endlich die neueste Ausgabe des Westernkuriers zu lesen, um wieder mitreden zu können.

Wobei das Thema unserer heutigen Kolumne ebenso einfach wie profan ist, denn es heißt: Umgangssprache.

Die Umgangs- auch Alltagssprache genannt, ist im Gegensatz zur Standardsprache und auch zur Fachsprache die Sprache, die im täglichen Umgang benutzt wird.

Ihr wird oftmals eine nachlässige bis derbe Ausdrucksweise nachgesagt. Als Beispiele mögen hier besonders die Soldatensprache, die Jäger- oder Bergmannssprache gelten.

So auch die Cowboysprache, die aber im Gegensatz zu den oben Aufgeführten weit mehr war als nur ein Branchenjargon ist. Ihre Bildkraft und Ausdrucksstärke bringen auch heute noch im übertragenen Sinne selbst blinde Augen wieder zum Sehen.

Eine nie versiegende Heiterkeit, überschäumende Fantasie und eine unglaublich bündige Ausdrucksweise brachten eine Sprache hervor, die in ihrer schöpferischen Wortbildung bis in unsere Tage hinein ihresgleichen sucht.

Durch sie waren selbst die Analphabeten unter den Cowboys – und das waren nicht wenige – in der Lage, »einen Satz am Schwanz zu ziehen und ihm Leben einzuhauchen«.

Mit den nachfolgenden Beispielen wollen wir versuchen, diese Art des Redens dem geneigten Leser wieder nahezubringen.

Da waren zunächst einmal die geflügelten Worte, die trotz aller Sprachunterschiede sowohl in Montana als auch in Texas oder in Kansas verstanden wurden. Der Cowboy-Slang, im Rinderreich Lingo genannt, war im Südwesten nämlich mit einer Vielzahl spanischer Worte durchtränkt, im Nordwesten mit den verenglischten Worten diverser Indianersprachen, manchmal auch mit Französisch und im mittleren Westen gar mit Deutsch und Schwedisch.

So nannte man ein zweipfündiges Flankensteak, das mit Chilipulver, Pfeffer und Salz einen Tag lang mariniert wurde, um es dann in Rotwein und Mehl zu wälzen, einen Armen Mann, und Bärentritt war die Bezeichnung für Sauerteigbrötchen, weil deren Oberfläche eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Fußabdruck besagter Raubtiere hatte.

Der Begriff Beecher Bibeln kam um 1859 auf, als der Prediger und Sklavereigegner Henry Ward Beecher seinem Freund und Führer der Antisklavenpartei von Kansas, John Brown, 200 Sharps Gewehre in Kisten schickte, die als Bibeln deklariert waren. Und er behauptete, dass ein einziges dieser Gewehre im Kampf um die Sklaverei nützlicher sei als 100 Bibeln.

Besenschwanz war die Bezeichnung für wilde oder noch nicht zugerittene Stuten, Bleipflaume, Adioskirsche oder heißes Küsschen der scherzhaft grimmige Begriff für eine Bleikugel.

Sashay ist noch heute der Ausdruck für gleitendes Schreiten, das wahrscheinlich dem französischen Chassé entstammt, welches von den französischen Kolonisten in Louisiana beim Ausrufen der Quadrille Tanzschritte verwendet wurde. Umgangssprachlich bedeutete es soviel, dass sich einem ein Mann auf leisen Sohlen näherte.

Salziger Hund war die Bezeichnung für jemanden, der auf dem Gebiet des Viehdiebstahls, des Postkutschenüberfalls oder bei der Fertigkeit, ehrliche Leute übers Ohr zu hauen, zweifelhafte Höchstleistungen vollbrachte. Sporen wurden Büchsenöffner genannt, Buffalo Chips getrocknete Büffelscheiße in Fladenform, die in Ermanglung von Holz in der baumlosen Prärie oft als Feuerholz verwendet wurden, und Buschpopler war der Scherzname für Cowboys, die Longhorns aus Dickichtgebieten wie zum Beispiel der Brasada herausbringen mussten.

Cow Bunny nannte man liebevoll die Frau oder Freundin eines Cowboys, Cow Puncher einen Cowboy, der in den Rinderstädten die Tiere mit einer langen, dornenbestückten Stange in die Eisenbahnwaggons schob. Danglers, auch Jingle Bobs genannt, waren Metallornamente, die sich der Cowboy an Feiertagen an seine Sporen hängte und die beim Gehen klingelten, Die Up der Ausdruck für großes Sterben, das sich ausschließlich auf ein landesweites, durch Naturkatastrophen verursachtes Sterben von Tieren bezog.

Das Wort Dofunnies wurde für sinnlosen Kleinkram (Firlefanz) verwendet, den jeder Cowboy in Satteltasche oder Bettrolle mit sich führte, und Equalizer, Gleichmacher, der Cowboyname für Revolver, der seine Bedeutung aus der Tatsache nahm, nach der ein Revolver, weil ein Fingerdruck zum Schuss genügte, jedermann voreinander gleichmachte.

Gutmäulig nannte man ein Pferd, das auf den leisesten Zügelruck am Gebissstück reagierte.

Man könnte diese Aufzählung jetzt noch seitenweise weiterführen, aber das Ganze soll ja beim Lesen Spaß machen und nicht langweilen.

Deshalb wird es zum Thema Cowboy-Slang noch einen zweiten Teil geben, der sich hauptsächlich mit Redensarten und nicht mit Begriffen beschäftigt.

Zum Abschluss aber noch die Erklärung eines Wortes, das auch heute noch immer wieder falsch ausgelegt wird.

Gringo ist kein mexikanisches Schimpfwort, sondern bedeutet so viel wie Fremder und wird hauptsächlich für Nordamerikaner verwendet. Es entstammt dem spanischen Dialektwort Griego, was soviel wie Grieche heißt.

Hablar en gringo heißt soviel wie »in einer Sprache sprechen, die man nicht versteht«, ähnlich wie dem Deutschen etwas spanisch vorkommt.

In diesem Sinne, bis die Tage,

Euer Slaterman

Quellenhinweis:

  • J. Stammel, Der Cowboy, Legende und Wirklichkeit
  • J. Stammel, Das waren noch Männer
  • Dietmar Kügler, Der Sheriff, Recht und Gesetz im Wilden Westen