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Peter Probst – Im Namen des Kreuzes

Peter Probst – Im Namen des Kreuzes

Das Buch beginnt damit, dass ein vierzehnjähriger Jugendlicher namens Patrick, der wiederholt straffällig geworden ist, mit Pater Anselm, einem Bewohner des Klosters St. Joseph in Steinsberg bei München, über seine Taten redet. Der Pater sagt ihm, dieses Haus der Gnade sei seine letzte Chance, ins normale bürgerliche Leben zurückzukehren.

Unwillkürlich drängt sich dabei dem Leser das Bild des pädophilen Priesters auf, der ihm anvertraute Jungen missbraucht.

Im weiteren Verlauf stellt der Autor dann den pensionierten Polizisten und Privatermittler Anton Schwarz vor, einen Mann mittleren Alters mit jüdischen Wurzeln. Dieser wird von der Mutter des Priesteramtskandidaten Matthias Sass engagiert, um den Selbstmord ihres Sohnes zu durchleuchten. Genauer gesagt geht es Irmgard Sass vor allem um die Frage, ob der Priester Wolfgang Heimeran, der Mentor und väterlicher Freund ihres Sohnes war, diesen sexuell missbraucht hat.

Anton Schwarz, der mit einer im Rollstuhl sitzenden, wesentlich jüngeren Frau namens Eva liiert ist, interessiert sich zunächst für ein kitschiges Bildchen des Heiligen Franziskus, das ihm Frau Sass gibt. Auf dessen Rückseite steht der Satz: Erklär mir, Liebe, der aus einem Gedicht von Ingeborg Bachmann stammt.

Die Mutter des toten Priesteramtskandidaten zieht daraus, dass offensichtlich Pfarrer Heimeran ihrem Sohn das Bildchen mit diesem Text geschenkt hat, den Schluss, dass er ihren Sohn missbraucht haben muss.

Schwarz ist zunächst erschüttert. Als dann auch noch besagter Pfarrer erhängt unter einer Brücke gefunden wird und sich allem Augenschein nach selbst getötet hat, scheint sich der Verdacht von Frau Sass zu erhärten. Der Pfarrer hat sich selbst gerichtet, weil er pädophil war und Jungen missbrauchte.

Aber Schwarz kann an diese Theorie nicht wirklich glauben. Er denkt vielmehr, dass Heimeran ermordet wurde. Als er dann noch herausfindet, dass dieser zwar homosexuell war, aber nicht auf kleine Jungen stand, sondern einen erwachsenen Freund hatte, einen Pastoralreferenten namens Rainer Weber, nehmen die Ermittlungen eine ganz andere Richtung. Auch das Heiligenbildchen mit der Schrift auf der Rückseite war ein Geschenk Wolfgang Heimerans an Rainer Weber.

Seine Freundin Eva hilft dem Ermittler bei seinen Nachforschungen, und die beiden decken im Verlauf der Geschichte Ungeheuerliches auf.

Peter Probst, der selbst unter anderem Katholische Theologie studiert hat, greift hier ein Thema auf, das gerade in den Medien sehr intensiv behandelt wurde. Es dürfte den Verantwortlichen der katholischen Kirche wohl eine Reihe schlafloser Nächte bereitet haben, vor allem in den letzten Jahren, in denen so manches Verbrechen ihrer Priester in dieser Hinsicht an die Öffentlichkeit gelangte, nämlich der Missbrauch von Kindern durch Priester und Mönche.

Der Autor trägt durch seinen Roman dazu bei, das ungeheure Ausmaß dieser Verbrechen zu verdeutlichen, indem er nichts beschönigt, sondern schonungslos aufklärt. Und – wie es in solchen Fällen meistens zu sein pflegt – die wahren Verantwortlichen im Hintergrund gehen straffrei aus, wie auch in Probsts Roman.

Bemerkenswert ist an diesem Roman zudem, dass diejenigen, die Auftragsmorde für die katholischen Täter begehen, aus der Neonaziszene rekrutiert werden.

Die Ermittler aus den Reihen der Polizei werden vom Autor als sehr schwerfällig dargestellt. Außerdem haben sie große Angst, in Kreisen der katholischen Kirche zu ermitteln und werden erst dann aktiv, als der ehemalige Polizist Schwarz mit seinen Nachforschungen so weit gekommen ist, dass nahezu alle Beweise für die Schuld der Geistlichen vorliegen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Schwarz, der all diese Ungeheuerlichkeiten aufdeckt, jüdische Wurzeln hat und selbst eigentlich gar nicht religiös ist. An einer Stelle in diesem Roman jedoch deutet Peter Probst an, dass selbst sein immer cooler und nicht spirituell interessierter Privatermittler in Hinsicht auf Religion doch ein wenig nachdenklicher ist, als der Leser zunächst glauben mag.

Anton Schwarz wird in dieser Geschichte als ausgesprochen menschlicher, netter und vor allem mitfühlender Mensch geschildert, dem es Probleme bereitet, eine um viele Jahre jüngere Geliebte zu haben, die er ehrlich liebt und nicht verlieren möchte. Er und auch seine Familie, bestehend aus seiner Tochter und seiner Mutter sowie seiner Freundin Eva, stehen in einem wohltuenden Gegensatz zu den Herren, gegen die Schwarz vorgehen muss, obwohl eigentlich gerade diese Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe praktizieren müssten.

Fazit:
Peter Probst legt mit Im Namen des Kreuzes einen Kriminalroman vor, der einige der dunklen Seiten der katholischen Kirche schonungslos aufdeckt und damit denjenigen dient, die diese dunklen Seiten bekämpfen und abschaffen wollen. Offiziell wird es natürlich niemanden geben – auch in der katholischen Kirche nicht – der diese Missstände gutheißt. Offensichtlich gab und gibt es jedoch Menschen, die das in diesem Roman Beschriebene taten und noch heute tun und auch Menschen, die dies unter den Teppich kehrten und kehren.

Gerade deshalb sind Bücher wie das von Peter Probst notwendig, denn sie sorgen dafür, dass man nicht aufhört, sich mit diesen Taten zu beschäftigen und versucht, sie künftig zu verhindern.

Der Autor

Peter Probst wurde im Dezember 1957 in München geboren. Er studierte Katholische Theologie, Germanistik und Italienische Literatur in München und Rom. Er arbeitete als Regieassistent, Regisseur und Dozent an Filmakademien.

Seit 1982 verfasste er etwa neunzig Drehbücher, in erster Linie für Krimis wie den Tatort und Fernsehspiele, führte aber auch Regie bei Dokumentationen für das Fernsehen. 2012 erhielt er den Grimme-Preis.

Er ist mit Amelie Fried verheiratet und verfasste mit ihr zusammen die Kinderkrimireihe Taco und Kaninchen. Zudem arbeitete er an ihrem Bestseller Schuhhaus Pallas – Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte mit. Die Familie lebt heute im Süden von München.

Quellen:

  • Peter Probst, Im Namen des Kreuzes, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.KG., München, 2012.
  • de.wikipedia.org
  • www.dtv.de

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Taschenbuch Verlags.
  • Foto des Autors. Copyright: Wolfgang Balk. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Taschenbuch Verlags.

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