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Uli Aechtner – Todesrauscher

Uli Aechtner – Todesrauscher

In einer Apfelweinkelterei in Frankfurt findet der Kellermeister Herman Rabe einen Mitarbeiter, der tot in einem Tank mit Apfelmost schwimmt. Hauptkommissar Christian Bär, der den Abend zuvor damit verbracht hat, auf seine fünfjährige Nichte Amelie aufzupassen, steht in der Kelterei vor besagtem Toten, den die Arbeiter aus dem riesigen Tank gefischt haben.

Die Mutter Amelies, Bärs Schwester Lara, erzieht ihre Tochter allein, seit der Vater des Mädchens, ein anderweitig verheirateter Mann, sie verließ, auch, weil sie ihm zu sehr auf die Nerven ging. Gestern Abend brachte Lara zu allem Überfluss noch Bärs Ex-Freundin Katja mit, woraufhin der Kommissar, als er wieder zu Hause war, eine halbe Flasche Whisky trank. Deshalb ist er nun verkatert.

Bär erfährt von Martin Ott, der in der Kelterei putzt, dass es sich bei dem Toten um Clemens Winkler handelt, der gerade seinen 35. Geburtstag gefeiert und allen Kollegen zu diesem Anlass einen ausgegeben hat. Er galt als netter Kerl und war beliebt.

Der Kommissar erkundigt sich nach weiteren Details des Todesfalls und erfährt, dass der Tank vor zehn Tagen gefüllt wurde und Winkler wohl damals ertrank. Während weiterer Gespräche über den ungewöhnlichen Tank, der eigentlich einmal ein U-Boot werden sollte und für die Zwecke der Apfelweinkelterei ein wenig umgebaut wurde, drängt sich eine junge Frau zwischen den Arbeitern hindurch.

Es handelt sich um Roberta Hennig, freie Journalistin bei der Neuen Presse, die gerade ausländische Gäste durch die Kelterei begleitet. Christian Bär ist leicht verärgert, weil die Presse schon vor Ort ist und schaut auf seine Uhr. Er wartet nämlich auf den Arzt und den Erkennungsdienst.

Der Kommissar wundert sich, dass man Clemens Winkler während der zehn Tage im Tank nicht vermisst hat. Der Kellermeister erläutert, dass in diesem Herbst in ganz Frankfurt eine schwere Grippe grassiert, die auch Winkler erwischt hatte. Er meldete sich nämlich an besagtem Morgen bei ihm ab, um zum Arzt zu gehen. Ob sein Krankenschein oben im Büro abgegeben wurde, kontrolliere unten bei ihnen keiner.

Die Reporterin macht sich währenddessen Notizen. Sie ist noch nicht 30 Jahre alt und trägt kein Make-up. Ihr molliger Körper wird von einer großzügig geschnittenen Tunika verhüllt. Einzig ihr langes rostbraunes Haar schimmert warm und verlockend und verleiht ihr etwas Weiches. Kurzum, sie scheint sich um ihr Äußeres nicht so sehr zu scheren.

Bär tritt auf sie zu und sagt, es werde eine Pressekonferenz zu den Ermittlungen geben. Wenn sie ihm ihre Karte gebe, würde er sie dazu einladen. Roberta versteht, dass er sie loswerden will und zögert einen Augenblick. Dann kramt sie eine Visitenkarte aus ihrer Tasche hervor und gibt sie ihm, nicht ohne zu betonen, dass sie eigentlich gerade einen Artikel über australische Geschäftsleute schreiben will, die die Firma besichtigen, weil sie Apfelwein importieren wollen. Sie deutet auf eine Gruppe von Leuten hinter ihr, die der Anblick des Toten erschaudern lässt.

Der Hauptkommissar erfährt noch, dass der Sterbende möglicherweise kaum klopfen und schreien konnte und draußen nicht zu hören war. Außerdem muss sein Todeskampf eine lange Qual gewesen sein. Bär denkt, dass normalerweise keiner der Arbeiter in den Tank kriecht, doch der Kellermeister sagt, dass mit der Zeit die Emaille, mit der der Tank ausgekleidet ist, unter dem beim Keltern anstehenden CO2 leidet, was regelmäßig kontrolliert und repariert wird. Dazu krieche jemand in die Tanks und erledige das. Außerdem würden die Tanks vor jedem Befüllen von innen mit Druckreinigern gesäubert.

Am Ende geht der Hauptkommissar eher von einem Unfall aus, der Clemens Winkler das Leben kostete, während Roberta Hennig vermutet, dass ihn jemand ermordete. Er sei zu lange bei der Firma und zu versiert, um beim Steigen in den Tank einen Fehler zu machen. Jemand könne die Uhrzeit auf seinem Handy verstellt haben, sodass er dachte, er habe bis zum Befüllen des Tanks noch wesentlich mehr Zeit.

Welche Ansicht ist hier die richtige? Eine spannende Ermittlung beginnt.

 

Uli Aechtner entwickelt in ihrer Geschichte sehr viel Spannung, die man zunächst hinter einem solchen Thema nicht vermutet hat. Am Ende – und so sollte es bei einem guten Krimi sein – möchte man das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis man die Lösung der Geschichte kennt.

Außerdem erläutert die Autorin sehr viele Details über die Herstellung der verschiedenen Apfelweinsorten, die es natürlich zum Beispiel auch in Spanien und Frankreich gibt und die von den Menschen schon vor Jahrtausenden getrunken wurden.

Darüber hinaus erzählt uns die Verfasserin eine Liebesgeschichte um den ermittelnden Kommissar und eine Journalistin, die natürlich auch beide Liebesbeziehungen erlebten, bevor diese Geschichte begann.

Am Ende ergibt sich die Lösung des Romans aus Ereignissen, die sich in der Vergangenheit der handelnden Personen zutrugen, und es stellt sich heraus, dass diverse Morde begangen wurden.

Die beiden Hauptpersonen, deren Psyche die Autorin vor dem Leser gekonnt ausbreitet, kommen am Ende mit dem Schrecken davon, und selbst ein Entführungsfall wird positiv beendet.

Fazit:

Uli Aechtner schreibt mit Todesrauscher einen Regionalkrimi, der beim Leser keine Wünsche offenlässt. Sowohl psychologisch als auch bezüglich der Spannung handelt es sich hier um einen durchdachten Roman, und zu guter Letzt erfährt der Leser noch einige Dinge über die Herstellung und den Geschmack von Apfelwein in seinen verschiedenen Formen.

Ich kann diesen Krimi allen Lesern empfehlen, die gern spannende Mordgeschichten lesen, die mit einer interessanten Region unseres Landes und deren Gepflogenheiten verbunden sind.

Die Autorin:

Uli Aechtner wurde im August 1952 in Bonn geboren und wuchs in Bonn und Bad Honnef auf. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Kunstwissenschaften in Bonn, bevor sie für das französische Fernsehen TF1, den Südwestfunk um das ZDF als Journalistin arbeitete. Zudem lieferte sie auch als freie Autorin Fernsehbeiträge für ARD und ZDF. Seit 1992 lebt und arbeitet sie als Romanautorin in der Wetterau in Hessen.

Sie ist Mitglied des Schriftstellerverbandes Das Syndikat und gewann 1985 das Stipendium Journalistes en Europe und verbrachte ein Jahr in Paris.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Emons Verlag GmbH.
  • Foto der Autorin. Copyright: privat. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Emons Verlag GmbH

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