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40 Jahre Science Fiction Club Baden-Württemberg (SFCBW)

40 Jahre Science Fiction Club Baden-Württemberg (SFCBW)
Eine kritische Würdigung

Der SFCBW besteht mittlerweile seit sage und schreibe vierzig Jahren.

Gedacht war er von Clubgründer Martin Hahn dereinst als Zusammenschluss von Phantastik-Fans aus dem Schwäbischen – auf dass die sich auf Grund der räumlichen Nähe problemlos an Stammtischen, auf Cons oder einfach nach spontanen Abmachungen treffen und sich über ihre phantastischen Hobbys, SF, Fantasy, Horror, Comics, Musik, Thriller, Steinzeitabenteuer (Damals gab es davon einige. Eines der heute noch Bekanntesten dürfte wohl Ayla und der Clan des Bären sein) austauschen können. Ein Fanzine mit dem eher bürokratischen Namen Baden-Württemberg Aktuell, liebevoll oder verlegen BWA abgekürzt, entstand parallel dazu, veröffentlicht anfangs als Spiritus-Umdruck-Blättle, später als A-4-fotokopierte Ausgabe, schließlich A-4 kopiert, verkleinert und A-5 geheftet als Broschur. In den Anfangsjahren wurde in lockerem Erscheinungsrhythmus auch eine Art Magazin herausgegeben: Bawuemania; die letzte Ausgabe vor vielen Jahren im TB-Format via BOD.

Regional, praktisch, kreativ …

… dies sah anfangs die Satzung (doch auf so was legte der dem Bürokratischen durchaus zugetane Martin Hahn wert) mehr oder minder gestreng vor. Nur baden-württembergische Fans sollten und konnten Mitglied werden, auch die Chefredaktion war (logischerweise) in Baden-Württemberg angesiedelt, und obwohl Hahn in Schwäbisch Gmünd wohnte, taten sich schnell und vor allem Fans des Freiburger SFCBWler-Stammtischs als überaus kreative Redakteure hervor, namentlich die Gebrüder Armin und Matthias Hoffmann. Ersterer ist heute, dem Vernehmen nach, in der Werbefilmindustrie tätig, Matthias hingegen schreibt für das Comic-Magazin Alfonz und als Fan tatsächlich auch noch für die Fanzines des SFCD eV.

BWA bot bei einer Miniauflage von 30 bis 40 ein kunterbuntes Chaos an Artikeln, Rezensionen, Meinungen über Romane, Comics, Filme und sogar Musik. Auch selbst produzierte Comics (von Sascha Weitzel, der auch das eine oder andere Ego-Comiczine herausgab), Cartoons, Collagen (am beeindruckendsten jene von Michael Baumgartner, der in den vergangenen Jahren immer wieder auch im SF-Jahr – begründet von Wolfgang Jeschke/Heyne, heute erscheint es im Hirnkost Verlag – veröffentlicht hat), und Illustrationen (mehr und mehr von anderen, auch amerikanischen Fanzines oder Zeitschriften entliehene kamen dazu.

Einige SFCBW-Zeichner wechselten bald ins Profilager. Andreas Wittmer illustrierte mehrere Titel der von Hans-Joachim Alpers herausgegebenen Reihe Moewig Science Fiction, Anton Atze Atzenhofer veröffentlichte seine Cartoons um den Schlitzer in der deutschen Ausgabe des Heavy Metal-Comicmagazins, in U-Comix auch ein Album mit einem historischen Comic von ihm erschien. Seit vielen Jahren betreibt er in Nürnberg die Slow Art-Galerie.

Das monatliche Erscheinen des BWA begünstigte den Gedankenaustausch der SFCBWler untereinander, der Ton war nicht selten rau und ironisch, aber immer leidenschaftlich und kreativ; schließlich lässt sich trefflich darüber diskutieren (manche zarter Besaitete nannten es streiten), ob eine Rezension mit einer Schluss-Bewertung von 2,65 sinnvoll ist oder die Musik von Iron Butterfly überhaupt Musik ist. Wie auch immer: Diese Diskussionen nahmen ihren Lauf, in Leserbriefen, die jeder personalisierte. Von MaHos Labertimes bis Martys Midnight Mail (ja, auch der Verfasser dieser Zeilen verschwendete mal als SFCBWler seine Lebenszeit, für fünfzig Ausgaben gab er sogar den Chefredakteur des BWA und fand sich als solcher heftig unterfordert, musste und muss ein SFCBW-Chefredakteur in BWA doch alles veröffentlichen, was die Mitglieder ihm an Material schicken). Ausweg aus der Zwickmühle langweilige Mischung war, dass man gezielt interessante Leutchen um Beiträge bat und selbst Infos beisteuerte. So kam eine flotte Wundertüte mit breiter Themenbreite zustande, wie sie die Freiburger Fans in den Anfangsjahren bis BWA Nr. 100 etabliert hatten.

Es gab den SFCBW-Lesezirkel, in deren Verlauf mehrere Clubmitglieder denselben Roman lasen und in BWA besprachen, es gab SFCBW-Storywettbewerbe, an denen sich das gesamte SF-Fandom mit Einsendungen beteiligte – die eingereichten Stories wurden im BWA abgedruckt, in BWA kommentiert, ein Gremium wählte schließlich die Sieger-Story. An die drei Gewinner wurden sogar (kleine) Geldpreise ausbezahlt.

Und … es gab Stammtischtreffen, Cons, Fake-Ausgaben des BWA Nr. 100, sogar der weltberühmten Monty Phython’s wurde gehuldigt, in schön schrägen Beiträgen.

 

*

 

Das alles ist lange her. Uwe Lammers, der aktuell amtierende, seit mehr als zehn Jahren stets wiedergewählte Chefredakteur des BWA, wohnt in Braunschweig. Mitglied kann heutzutage jeder werden, was grundsätzlich ja gut ist, sich jedoch leider nicht befeuernd für das Clubleben erwies.

Im Gegenteil. Dass es den SFCBW mit BWA noch gibt, ist für den VdZ eines der großen Rätsel des bekannten Universums.

Der Club, konstant rund 30 Mitglieder, gibt zwar weiterhin Monat für Monat pünktlich aber weit liebloser gemacht als in den ersten 20 Jahren sein Fotokopie-Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) heraus, die Nr. 400 ist zum 35sten Club-Geburtstag erschienen.

Nur: Aktuell ist BWA leider nur mit Ausnahme-Beiträgen.

Dass die Macher des Clubs (die dafür beitragsfrei gestellt sind) fleißig eines der wenigen noch existierenden Print-Fanzines produzieren, sei hier ausdrücklich betont und verdient allemal Respekt und Anerkennung.

Aber die Frage drängt sich auf: Muss ein Fanzine nur um des Erscheinens willen und ungeachtet des Inhalts noch gemacht werden?

Geht es nach den heute im SFCBW Versammelten, offenbar ja.

 

Monokultur. Dargestellt am aktuellen Standard

Standard ist schon seit mehr als einem Jahrzehnt Monat für Monat ein Vorwort des Chefredakteurs, das man auch bei größter Sympathie nur mit langatmig einigermaßen ehrlich umschreiben kann. In dessen zähem Verlauf berichtet dieser oft über seine persönlichen Befindlichkeiten (Etwa so: »Es war ein viel zu heißer Tag für mich, und die Sonne fiel so auf meinen Arbeitstisch, dass ich nicht an meinem neuesten Romanwerk ab S. 1021 weiterschreiben konnte …«) und seinen Alltag als (sehr kompetenter) Historiker auf Arbeitssuche. Daneben verkneift er es sich nicht, kleinlich Rechtschreib- und Stilfehler in eingereichten Mitglieder-Beiträgen zu geißeln, ab und an sogar Stories zu verbessern. Dass er in seinen eigenen Beiträgen, angefangen beim Vorwort durchaus nicht selten Stilfehler, zum Teil sinnlose Wortwiederholungen präsentiert, mit denen sich Comedy-Programme füllen ließen, soll hier nicht verschwiegen werden).

Sehr gerne verweist dieser Chefredakteur auf sein Oki Stanwer-E-Book-Programm, in dem seit Jahren kein neuer Roman mehr veröffentlicht wurde. Mit umso breiterer Brust wird stattdessen hervorgehoben, dass er auf der Oki Stanwer-Homepage mittlerweile über 500 Beiträge zu seinem Oki Stanwer-Mythos veröffentlicht habe. Es wird von 2000seitigen Romanwerken berichtet.

Ein Auszug der Titel, der ab 1. Oktober zur Veröffentlichung kommenden Beiträge mag vieles verdeutlichen: Wochen-Blog Nr. 530: Der Oki Stanwer Mythos OSM im Detail (47), Wochen-Blog 531: 441 Seiten – shocking! Wochen-Blog 534: Work in Progress, Part 123.

Zweitens: … gibt es in BWA regelmäßig einen staubtrockenen Bericht der Kassenwärtin Claudia – deren Familienname bei Recherchen zu diesem Beitrag leider nirgends zu finden war, obwohl sie zusammen mit ihrem Mann BWA auch kopiert und die Versandumschläge adressiert, also sehr wohl eine gewichtige Stütze des Clubs ist –, eine Mitgliederliste, ein paar (altbekannte) Cartoons von Gahan Wilson u.a., Abhandlungen von Gerd Maximovic u.a. über Gott, den Glauben und – kein Scherz – die Vorliebe des Autors Maximovic fürs Fahrradfahren und alles Philosophische.

Ebenfalls regelmäßig werden Rezensionen von überwiegend nur noch antiquarisch erhältlichen SF-, Fantasy- oder Doc Savage-Romanen, aktuelleren Sado-Maso-Romanen wie Fifty Shades of Gray und SF-Stories (meist von Chefredakteur Uwe Lammers routiniert geschrieben) präsentiert.

Nicht mehr so häufig wie noch vor 15 Jahren werden phantastische Fortsetzungsromane von Chefredakteur Uwe Lammers abgedruckt. Abgeschlossen wurde schon vor vielen Jahren die in monatlichen Fortsetzungen veröffentlichte Biobibliographie von Uwe Lammers.

Ab und zu sind Mitglieder-Leserbriefe im BWA zu finden, mit Fußnoten versehen, wie es der Chefredakteur in seinen Vorworten vorgemacht hat. Und auch Con-Berichte finden sich. Wurden sie vom Chefredakteur geschrieben, entwickeln die sich in aller Regel jedoch zu einem Egoboost, in dem vorzugsweise die Anreise mit Bahn bzw. Bus, das Aussehen oder der Zustand des Ankunfts-Bahnhofs und die Verköstigung samt ihren Auswirkungen auf die Verdauung des Berichterstatters ausführlich dargestellt sind. Ab und zu findet sich darin – unfreiwillige – Realsatire, beispielsweise, wenn der Chefredakteur von seinen eigenen Lesungen auf jenen von ihm besuchten Cons berichtet, und dann ausführt, dass sich wegen der anderen, gleichzeitig gebotenen Veranstaltungen nur zwei, drei Zuhörer bei ihm einfanden, die Stimmung aber trotzdem bombig gewesen sei. Da möchte man ihn väterlich-tröstend in den Arm nehmen und ihm einen ehrlicheren und selbstkritischeren Blick auf die realen Gegebenheiten wünschen. Denn seit Ewigkeiten schon werden die Lammers’schen Oki Stanwer Mythos-Beiträge fandomweit bewundernd, nur auf Grund der von Uwe selbst behaupteten Masse bewertet oder schlicht mit sofort eintretendem Sekundenschlaf.

Bei dieser Gelegenheit ist es wichtig, kurz mal klarzustellen:

All das hier Geschriebene war zwanzig Jahre lang Thema sachlicher, freundschaftlicher Diskussionen zwischen VdZ und Uwe, die zum Teil auf Cons (wie Hahns Home Con) oder viel häufiger telefonisch geführt wurden und bei denen auch Gelächter gang und gäbe war. Denn der Chefredakteur des BWA und, man kann es guten Gewissens so formulieren, DAS Gesicht des SFCBW ist bei derlei Diskussionen stets einsichtig und gut gelaunt, als freue er sich, dass man sich mit ihm befasse. Doch letzten Endes beschloss er im Verlauf dieser zwanzig Jahre jede Diskussion mit den Worten: »Ich lerne halt langsam, aber danke für die Tipps!«

Nichtsdestotrotz: Freunde sind der VdZ und BWA-Chefredakteur immer noch.

Und neben Uwe gibt es ja auch noch andere Beitrags-Lieferanten:

Leider nicht regelmäßig genug bringt Michael Baumgartner interessante Infos und seine ganz eigenen und eigenwilligen kenntnisreichen Beiträge zur Phantastik. Ein echter Geek. Seine früher hochgelobten Collagen gibt es allerdings leider nicht mehr im BWA.

Drittens: Artikel und Rezensionen zu Perry Rhodan werden meist von rührigen Doppel-Mitgliedern von TCE (Terranischer Club Eden) und SFCBW zur Zweitverwertung an den Chefredakteur des SFCBW weitergereicht, vor allem von der fleißigen Alex Trinley, die wirklich packend, kenntnisreich und aktiv für PR werbend schreiben kann und auch in der Rhodan-Fanzentrale e.V. aktiv ist – und der Chefredakteur des BWA muss diese Schätze dann, wie eh und je, im BWA veröffentlichen; das geschieht auch, nur leider nicht so schön aufgemacht wie sie zuvor schon im Club-Magazin Paradise des TCE präsentiert wurden, sodass weniger genügsame Fans als jene, die sich bis heute im SFCBW zusammenfinden, eigentlich gut beraten wären, gleich Mitglied im TCE zu werden.

Derselbige feiert im Jahr 2023 übrigens auch schon sein 30jähriges Bestehen!

 

Die Homepage des SFCBW wird nicht gepflegt, dort findet sich nur das Nötigste: die postalische Kontaktadresse von Michael Baumgartner und dessen E-Mail-Adresse, ein paar Zeilen darüber, die Michael den SFCBW sieht, eine Rezension (von Michael).

Völlig anders präsentiert sich der ebenfalls von SFCBWler-Urgestein Michael Baumgartner verantworteten Facebook-Auftritt. Dort findet jenes lebendige Treiben und der Austausch (auch mit Ex-Mitgliedern) statt, das bzw. den man im BWA vermisst. Schade, dass diese beiden Alphamännchen des SFCBW – Uwe Lammers und Michael Baumgartner – nicht eng verzahnt zugunsten dieses traditionsreichen Clubs zusammenarbeiten.

So gilt der Glückwunsch des VdZ zum 40-jährigen des SFCBW vor allem dem Facebook-SFCBW.

 

Die Homepage des TCE (Terranischer Club Eden, Club für SF & Fantasy) findet man www.terranischer-club-eden.com.