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Lucadou, der Geisterjäger aus dem Schwarzwald

Lucadou, der Geisterjäger aus dem Schwarzwald

Sie heißen John Sinclair, Tony Ballard oder Dorian Hunter und Professor Zamora, um nur einige der bekanntesten ihrer Zunft aufzuzählen. Ihre Abenteuer erscheinen regelmäßig in Heftromanform, als Hardcover, Taschenbuch oder als Hörspiel und ziehen jeden Monat Tausende in ihren Bann.

Filme wie Poltergeist tragen ebenso dazu bei.

Kein Wunder, paranormale Begebenheiten faszinieren die Menschen schon seit Jahrhunderten, auch wenn die Erlebnisse dieser Geisterjäger nur den Köpfen einiger Autoren entsprungen sind.

Also alles nur Fantasie oder Spinnerei?

Mitnichten, denn es gibt tatsächlich Geisterjäger, die real sind und sich auf wissenschaftliche Weise mit diesem Thema beschäftigen. Einer von ihnen ist Walter von Lucadou, Psychologe, Physiker und Parapsychologe und bis vor Kurzem noch Leiter der Parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg im Breisgau.

 

*

 

Walter von Lucadou ist überzeugt, dass es Telepathie, Hellsehen oder Psychokinese wirklich gibt. Viele dieser Ereignisse seien mit physikalischen Mitteln begründbar.

Kausal nicht erklärbare Phänomene erklärt von Lucadou mit einem quantenphysikalischen Phänomen: der Quantenverschränkung.

Diese besagt, vereinfacht ausgedrückt, dass zwei Teilchen (z.B. Elektronen), die quantenmechanisch miteinander verknüpft sind, sich trotz weiter Distanzen wie ein einheitliches System verhalten. Sobald sich also der Zustand des einen verändert, erfolgt augenblicklich auch die Zustandsveränderung des anderen Teilchens, selbst wenn die Teilchen weit voneinander entfernt sind.

Dies widerspricht der klassischen physikalischen Intuition, dass Teilchen nur durch direkte, räumlich unmittelbare Einflussnahme interagieren.

Albert Einstein nannte dies ironisch »spukhafte Fernwirkung«.

So ist Spuk für von Lucadou ein beeindruckendes Naturphänomen. Übernatürliche Kräfte seien dabei nicht am Werk, vielmehr seien solche Begebenheiten eine Reaktion des Menschen mit seiner Umgebung.

Damit meint er: Die einen reagierten auf psychische Probleme mit psychosomatischen Reaktionen, bei anderen schlagen sich diese stattdessen in ihrer Umgebung nieder. Spuk ist für Walter von Lucadou also oft die Externalisierung von psychischen Problemen.

Hierzu nennt er folgendes Beispiel:

In einer Firma beginnt es immer dann, wenn der Chef auf Reisen ist, zu brennen. Polizei und Feuerwehr haben schon alles untersucht, Brandstiftung und andere Faktoren konnten ausgeschlossen werden.

Der Firmenchef ist verzweifelt und meldet sich bei Lucadou, wie übrigens jedes Jahr auch mehr als 3000 andere Menschen. Der Parapsychologe findet heraus, das die Volontärin der Firma ein sehr enges Verhältnis zum Chef hat, eifersüchtig auf dessen Ehefrau ist und sich den Chef zurückwünscht, sobald er wegfährt.

Von Lucadou kommt zu dem Schluss, dass die Verschränkung ihrer Psyche mit dem Büro das Feuer verursacht, der Spuk symbolisch das Problem ersetzt.

Klingt verrückt?

Von Lucadou erklärt sich diese Begebenheit durch ein sogenanntes psycho-physikalisches System. Demgemäß bestehe eine Verschränkung zwischen psychischen Vorgängen im Menschen und physikalischen Wirkungen im Außen. Der Mensch sei also mit seiner Umgebung verschränkt. Aber nicht nur Menschen verursachen diese Koppelung, auch externe Folgen wie Spuk. Als Beweis führt Lucadou an, dass er wie auch hier in mehreren anderen Fällen erleben konnte, dass der scheinbare Spuk just in dem Moment vorbei war, in dem die Betroffenen ihr ins Außen projizierte Problem gelöst hatten.

Für die Physik ein verwegener Gedanke, so wundert es nicht, dass von Lucadou weltweit unzählige Kritiker hat. Die Parapsychologie ist in der Wissenschaft immer noch ein polarisierendes Thema. Doch von Lucadou ist mit seinen Ansichten längst nicht mehr allein. Der Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Pauli und der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung, um nur die bekanntesten seiner Fürsprecher zu nennen, haben seine und ähnliche Theorien bereits in Betracht gezogen und sprechen ihnen einen großen Wahrheitsgehalt zu.

 

*

 

Walter von Lucadou wurde am 24. Oktober 1945 in Löffingen, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald geboren. Er studierte Physik und Psychologie an der Albert Ludwigs Universität Freiburg und an der Freien Universität Berlin. Von 1977 bis 1978 arbeitete er als Physiker am Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg, von 1985 bis 1987 war er Gastdozent am Parapsychologischen Laboratorium der Universität Utrecht.

Von Hans Drieschs Schrift Parapsychologie – Die Wissenschaft der okkulten Erscheinungen

beeinflusst, initiierte er ein Forschungsprojekt, das von September 1979 bis April 1985 am Lehrstuhl für Psychologie und Grenzgebiete der Psychologie am Psychologischen Institut seiner Freiburger Heimatuniversität durchgeführt wurde.

1989 gründete er die Parapsychologische Beratungsstelle der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie in Freiburg, die er bis vor wenigen Jahren leitete.

Walter von Lucadou gilt weltweit als einer der führenden Forscher auf dem Gebiet der Parapsychologie. Er zählt zu den Herausgebern diverser Fachzeitschriften und fungierte als wissenschaftlicher Berater der ARD-Dokumentarserie Dimension Psi, die im Jahr 2003 ausgestrahlt wurde.

Das Begleitbuch zu der Serie erschien übrigens als Dimension Psi Fakten zur Parapsychologie 2003 im List-Verlag mit der ISBN 978-3471785713.

Im Gegensatz zu seinen Romankollegen ist Walter von Lucadou real, genauso wie die Fälle, die er untersucht hatte.

Deshalb ist es mehr als legitim, dass dieser Geisterjäger im Geisterspiegel Erwähnung findet.

Quellenhinweis:

  • www.srf.ch
  • SWR-Talk mit Parapsychologe Walter von Lucadou, SWR Aktuell vom 15.11.2019

(gs)