Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Die Büffeljäger am Lagerfeuer – Kapitel 26

Thomas Mayne Reid
Die Büffeljäger am Lagerfeuer
Reisebilder und Naturschilderungen aus dem Westen
Verlag Schmidt & Spring. Stuttgart.1858

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Die amerikanischen Schwäne

Wir hatten uns auf unserer Reise weit genug nördlich gehalten, um der schwierigen Straße durch die Ozarkgebirge auszuweichen, und lagerten uns endlich am Marais des Cugnes, einem Nebenfluss des Osage. Jenseits desselben hofften wir die Büffel anzutreffen und waren daher von angenehmen Erwartungen erfüllt. In der Nähe des Punktes, wo wir unser Lager aufgeschlagen hatten, zeigten sich die Flussufer sumpfig. Hier und da fanden wir kleine Teiche mit stehendem Wasser. Auf diesen schwamm und weidete eine bedeutende Menge von Schwänen, wilden Gänsen und anderen Wasservögeln umher.

Natürlich griffen wir nach unseren Büchsen, und es gelang uns, zwei Schwäne, eine graue Gans und ein paar Enten zu erlegen. Die Schwäne waren sehr groß – von der Trompeterart – und einer von ihnen wurde zum Abendessen zubereitet. Er war gut genährt und genügte unserer ganzen Gesellschaft zu einer Mahlzeit. Der zweite Schwan wurde nebst der Gans und den Enten für eine andere Gelegenheit aufbewahrt.

Während wir dem Fleisch dieses großen und edlen Vogels zusprachen, unterhielten wir uns über einige Umstände seiner Naturgeschichte. Der Ausdruck schwanenweiß ist so alt wie die Sprache selbst. Er würde einem Australier, der daran gewöhnt ist, diese schönen stattlichen Vögel von ganz anderer Farbe zu sehen, verwunderlich vorkommen. Dagegen ist er bei den nordamerikanischen Arten ganz in der Ordnung, da alle drei Arten – es gibt deren drei – fast schneeweiß sind. Ich brauche die Gestalt oder das allgemeine Aussehen des Schwanes nicht zu beschreiben, denn ein jeder ist damit vertraut. Der lange, aufrechte und zierlich gebogene Hals, die schön geformte Brust, die aufrechtstehende Schwanzspitze, das leichte Eintauchen in das Wasser und die ungezwungene Fortbewegung auf demselben sind Merkmale, die sicher jedermann beobachtet und bewundert hat. Sie finden sich bei allen Vögeln des Schwanengeschlechts und sind daher den amerikanischen Schwänen nicht besonders eigentümlich.

Viele glauben, dass es nicht zwei Arten von Schwänen gäbe, nämlich den weißen und den schwarzen, denn es ist noch nicht lange her, dass die schwarzen bekannt geworden sind. Aber es gibt außer ihnen noch mehrere abgesonderte Arten, die in Größe, Stimme und anderen Eigentümlichkeiten voneinander abweichen. In Europa allein findet man vier voneinander verschiedene Spezies.

Man hat lange den gemeinen amerikanischen Schwan für denselben gehalten, der in Europa häufig vorkommt. Es ist jedoch festgestellt, dass nicht nur diese beiden Arten mannigfach voneinander verschieden sind, sondern dass es in Nordamerika noch zwei weitere Arten gibt, die sich von dem gemeinen amerikanischen Schwan und voneinander selbst unterscheiden. Es sind dies der Trompeter-Schwan und der kleine Bewicksche Schwan, der auch europäische Gegenden bewohnt.

Der gemeine amerikanische Schwan ist von reiner, weißer Farbe mit schwarzem Schnabel, Beinen und Füßen. Bei einigen Exemplaren findet man einen leichten bräunlich-roten Anflug auf der Spitze des Kopfes, und von den Mundwinkeln zieht sich ein nackter, orangegelber Streifen zu den Augen hin. An der Basis des Schnabels befindet sich eine fleischige Erhöhung oder ein Knoten, und der Oberkiefer ist an der Spitze gekrümmt.

Die Jungen dieser Art sind von bläulich-grauer Farbe, mit stärker ausgesprochenem braunrotem Anfluq auf dem Kopf. Der von den Mundwinkeln bis ans Auge gehende nackte, gelbe Streifen ist bei den jungen Vögeln mit Federn bedeckt, und ihre Schnäbel sind fleischfarbig. Diese Beschreibung trifft in jeder Hinsicht bei dem Bewickschwan zu, aber diese Art ist um ein Viertel kleiner als die ersteren und hat außerdem nur achtzehn Schwanzfedern, während der amerikanische Schwan deren zwanzig hat. Ihre Stimmen sind gleichfalls verschieden.

Der Trompeterschwan unterscheidet sich von beiden. Er ist der Größte von allen, denn man findet ihn häufig fast sechs Fuß lang, während der gemeine Schwan selten mehr als fünf Fuß misst. Der Schnabel des Trompeters hat keinen fleischigen Auswuchs und der gelbe Fleck unter dem Auge fehlt. Der Schnabel, die Beine und Füße sind ganz schwarz. Alles Übrige, mit Ausnahme des Kopfes, der einen Anflug von Kastanienbraun oder Rotbraun zu haben pflegt, ist weiß. Der junge Schwan hat eine schmutzig-weiße Farbe mit gelblichem Anflug, der Kopf zeigt ein tiefes Rotbraun. Er hat vierundzwanzig Schwanzfedern, aber in der Bildung der Luft röhre besteht zwischen ihm und seinen Geschlechtsgenossen ein wesentlicher Unterschied. Bei dem Trompeter verzweigt sich diese in einen Vorsprung an der Hinterseite des Nasenbeines, und dieser fehlt bei den beiden anderen Arten. Es kann sein, dass diese Besonderheit zu seinem eigentümlichen Ton, der von dem der anderen ganz verschieden ist, etwas beiträgt. Derselbe ist viel voller und lauter und hat in der Ferne große Ähnlichkeit mit der Trompete oder dem Klappenhorn. Hiervon rührt auch der volkstümliche Name her, unter welchem diese Art dem Jäger bekannt ist.

Sämtliche amerikanischen Schwäne sind Zugvögel, d. h. sie wandern jeden Herbst von Norden nach Süden und bei Frühlingsanfang wieder von Süden nach Norden zurück.

Die Zeit des Wanderns ist bei den drei Arien verschieden. Der Trompeter ist der Erste, da er allen anderen Vögeln, mit Ausnahme der Adler, vorausgeht. Dann folgt der gemeine amerikanische Schwan und zuletzt die kleinen Schwäne, welche zu den spätesten Zugvögeln gehören.

Die Trompeter suchen den Norden beim Aufgehen des Eises wieder auf. Zuweilen kommen sie auf ihrer Reise bei einem Punkt an, wo das Eis noch steht. In diesem Fall fliegen sie wieder zurück, bis sie einen Fluss oder See erreichen, wo das Eis verschwunden ist, und bleiben dort ein paar Tage, um das Freiwerden des Wassers im höheren Norden zu erwarten. Wenn sie so zurückgehalten und zur Umkehr gezwungen werden, geschieht es stets infolge ungewöhnlicher und regelwidriger Witterungsverhältnisse.

Die Schwäne ziehen nach Norden, um zu brüten. Warum sie es tun, weiß man nicht. Vielleicht fühlen sie sich in den unwirtlichen Wüsteneien, die innerhalb des Polarkreises liegen, sicherer. Die Trompeter brüten gegen Süden bis zum einundsechzigsten Breitengrad, aber die Mehrzahl derselben zieht sich in die kalte Zone zurück.

Die kleinen Schwäne nisten nicht so weit südlich, sondern setzen ihren Weg noch weiter zum Polarmeer zu fort. Hier bauen sie große Nester, indem sie sechs Fuß lange, vier Fuß breite und zwei Fuß hohe Haufen von Torf errichten. Auf der Spitze dieser Haufen befindet sich das Nest, welches aus einer Höhlung von einem Fuß Tiefe und anderthalb Fuß im Durchmesser besteht.

Die Trompeter und amerikanischen Schwäne nisten in Sümpfen und auf den Inseln der Seen. Wo sich die Bisamratte zahlreich vorfindet, dient oft seine, in dieser Jahreszeit natürlicherweise verlassene, gewölbte Wohnung den Schwänen und wilden Gänsen als Brutplatz. Auf der Spitze dieses Gebäudes, das einsam in der Mitte großer Sümpfe steht, sind diese Vögel vor allen ihren Feinden, mit Ausnahme der Adler, gesichert.

Die Eier des Trompeters sind sehr groß, da eins derselben zu einer tüchtigen Mahlzeit für einen Menschen hinreicht. Die Eier der amerikanischen Art sind kleiner und von grünlicher Farbe, während die des Bewickschwans noch kleiner und von bräunlich-weißer Farbe mit wolkenartigen, etwas dunkleren Flecken sind.

Sechs bis sieben Eier bilden für gewöhnlich das Gelege. Die jungen Schwäne gelten, wenn sie halb oder ganz ausgewachsen sind, für ein gutes Nahrungsmittel und werden von den Jägern und Indianern der Pelzgegenden eifrig gesucht.

Wenn die jungen Schwäne ausgewachsen sind und sich der Frost auf den Seen und Flüssen der kalten Gegenden zeigt, fangen die Schwäne an, nach Süden zu ziehen. Sie fliegen dann nicht an einem Stück, wie im Frühling, sondern nehmen sich mehr Zeit auf ihrer Reise und verweilen länger in den Ländern, durch welche sie kommen. Sie schweifen von einem See und von einem Strom zum anderen, um Nahrung zu suchen. Die Trompeter bilden, wie im Frühling, wieder die Vorhut und ziehen zu den großen Seen, dann an der Küste des Atlantiks dahin und den Mississippi entlang zu den sumpfigen Küsten des mexikanischen Meerbusens.

Man hat beobachtet, dass die letzterwähnte Art, der Trompeter, an den Küsten des Atlantiks, wo man den gemeinen Schwan in größter Menge sieht, selten ist. Ferner zeigt sich der Trompeter gar nicht am Stillen Ozean oder am Columbia River, wo man den gemeinen Schwan antrifft und die kleine Art fünfmal so häufig ist wie dieser. Der Bewickschwan nun ist wieder nicht in den Pelzgegenden des Landesinneren bekannt, wo man den gemeinen amerikanischen Schwan findet und der Trompeter aber am zahlreichsten vorhanden ist. In der Tat sind es die Federn der Trompeter, welche von der Hudsonʼs Bay Company am stärksten ausgeführt werden und für sie einen wichtigen Handelsartikel bilden.

Der Schwan wird von den die Pelzgegenden bewohnen den Indianern eifrig verfolgt. Sein Federkleid gilt bei den Händlern einen hübschen Preis und seine Kiele sind wertvoll. Außerdem ist sein Fleisch von Wichtigkeit für diese Menschen, deren Leben, wie man nicht vergessen darf, aus einem fortwährenden Ringen nach Nahrung besteht und die während der einen Hälfte des Jahres stets in Gefahr stehen, zu verhungern.

Deshalb wird der Schwan, der zwischen zwanzig bis dreißig Pfund wiegt, unter das große Wild gerechnet und mit angemessenem Eifer gejagt. Jeder Kunstgriff, welchen der Indianer ersinnen kann, wird benutzt, um diese großen Vögel zu überlisten. Schlingen, Fallen und Lockspeisen jeder Art werden zu diesem Zweck in Anwendung gebracht.

Aber die Schwäne gehören zu den gescheitesten Gottesgeschöpfen. Sie fliegen, wenn sie nicht gegen den Wind zu kämpfen haben, so schnell, dass ein guter Schütze dazu gehört, sie im Flug zu treffen. Selbst in der Mauser oder wenn sie noch jung sind, können sie entkommen, da sie schneller über die Oberfläche des Wassers dahinflattern, als ein Kanu gerudert werden kann.

Sie werden am gewöhnlichsten in Schlingen gefangen.

Diese legt man auf folgende Art:

Man wählt einen See oder Fluss, von dem man weiß, dass die Schwäne auf ihrer Wanderung nach Süden – denn das ist die Hauptzeit für ihren Fang – dort einige Zeit auszuruhen pflegen.

Einige Zeit vor dem Erscheinen der Vögel wird eine Anzahl von Hecken aus Flechtwerk errichtet, welche in gerader Richtung und einige Ellen voneinander entfernt, vom Ufer auslaufen. In den Zwischenräumen sowie in den Öffnungen, welche man in den Hecken selbst lässt, werden Schlingen gelegt. Diese sind aus Hirschdärmen gemacht, die man rund zusammenflicht und mit Ösen versieht. Man legt sie so, dass die Öffnung von mehreren Schlingen eingeschlossen wird und der Schwan nicht hindurch kommen kann, ohne sich zu fangen.

Die Schlinge befestigt man an eine Stange, die fest genug in den Schlamm getrieben wird, um den Vogel halten zu können, wenn er gefangen ist und sich losreißen will. Damit die Schlinge nicht vom Wind von ihrem Platze weggeweht oder durch die Strömung fortgetrieben werde, befestigt man sie mithilfe einiger zusammengedrehter Grasseile an die Gerten der Hecke. Dieselben reißen leicht und geben nach, sobald ein Vogel gegen die Öse drängt.

Die Einschließungen oder Flechtwerkhecken werden immer so gebaut, dass sie stets am Ufer ausgehen, denn man weiß, dass die Schwäne beim Fressen nahe am Land bleiben müssen. Wenn der See oder der Fluss seicht genug ist, um das Eintreiben von Stangen möglich zu machen, so werden die Hecken von einem Ufer zum anderen geführt.

Die Schwäne werden auch auf ihren Nestern in Schlingen gefangen. Wenn man ein Nest gefunden hat, so legt man die Schlinge so, dass sich der Vogel bei der Rückkehr zu den Eiern fängt. Diese Vögel haben, wie so manche andere, die Gewohnheit, von der einen Seite in das Nest zu gehen und auf der anderen es zu verlassen. Die Schlinge wird auf der Seite des Eingangs gelegt.

Bei den Indianern herrscht der Glaube, dass der Vogel sich der Schlinge nicht nähert, sondern eher die Eier verlässt, wenn sie auch schon einige Zeit bebrütet sind, wenn der Mann, welcher die Schlinge legt, keine reinen Hände hat.

Dies ist allerdings eine Eigenheit vieler Vögel, und es kann sein, dass sie vielleicht auch der wilde Schwan hat. So viel ist jedenfalls gewiss, dass der zurückkehrende Vogel das Nest stets mit großer Vorsicht untersucht und durch jede Unregelmäßigkeit außerordentlich schüchtern und scheu gemacht wird.

Die Schwäne werden wie andere Vögel auch durch Beschleichen erlegt. Doch braucht man zu ihrer Tötung sehr großer Schrote und nimmt in ganz Amerika gewöhnlich Rehposten dazu.

Es ist schwer, sich dem wilden Schwan auf Schussweite zu nähern. Er ist von Natur ein scheuer Vogel; sein langer Hals gestattet ihm, über die ihn umgebenden Binsen hinwegzusehen. Wo sich zufälligerweise keine Deckung vorfindet – und dies pflegt in der Nähe seines Aufenthaltes gewöhnlich der Fall zu sein – ist es unmöglich, ihn zu beschleichen.

Zuweilen lässt sich der Jäger in einem, durch eine Einfassung von Binsen und Laubwerk verdeckten Kanu zu ihm hintreiben. Ein anderes Mal kommt er ihm unter der Verkleidung als Hirsch oder eines anderen vierfüßigen Tieres nahe genug. Denn der Schwan fürchtet sich, wie die Mehrzahl der wilden Vögel, weniger vor Tieren, wie vor Menschen.

Während der Frühlingswanderung, wo der Schwan nach Norden zieht, wird er oft von dem unter einem Felsen, Flussufer oder Baum versteckten, Jäger durch die Nachahmung seines wohlbekannten Rufes aus seiner Höhe herabgelockt. Dies gelingt im Herbst nicht so gut. Wenn die Schwäne auf ihrer Frühlingsreise zu zeitig ankommen, begeben sie sich manchmal in beträchtlicher Anzahl zu den Quellen und Wasserfällen, da alle anderen Orte mit Eis bedeckt sind. Zu solchen Zeiten erlangen die Jäger die gewünschte Nähe, indem sie sich in der Nachbarschaft verstecken und richten mit ihren Büchsen eine große Verheerung an.

Audubon gab einen Bericht über eine Schwanenjagd bei Fackelschein, welche er vor ein paar Jahren veranstaltet hatte.

»Ich verweilte einige Tage«, sagte er, »auf einer abgelegenen Ansiedlung an einem der Flüsse, die sich in den nördlichen Red River ergießen. Wir befanden uns im Herbst und die Trompeterschwäne waren auf ihrer jährlichen Wanderung nach Süden in der Nachbarschaft angekommen. Ich hatte sie mit meiner Büchse mehrere Male aufgesucht, aber ihrer Furchtsamkeit wegen gelang es mir nie, zum Schuss auf sie zu kommen, obwohl ich jede ersinnliche List in Anwendung gebracht hatte – Lockrufe, Verkleidungen und Köder – alles blieb vergebens. So beschloss ich endlich, einen Versuch mit dem Fackelschein zu machen.

Zufällig hatte bisher noch keiner der Jäger auf der Ansiedlung diese Methode in Anwendung gebracht; aber da es den meisten von ihnen auf eine oder andere Art gelungen war, mehrere Schwäne durch andere Mittel zu locken und zu erlegen, so war mein Jägerstolz verletzt. Es lag mir sehr viel daran, ihnen zu beweisen, dass ich ebenso gut wie sie Schwäne schießen könne. Ich hatte niemals Schwäne bei Fackelschein jagen sehen, aber denselben Kunstgriff, wie Sie bereits wissen, zur Erlegung von Hirschen in Anwendung gebracht und war entschlossen, einen Versuch damit bei den Schwänen zu machen.

Ich fing die Sache heimlich an, da ich entschlossen war, vor meinen Nachbarn womöglich einen Vorsprung zu erhalten. Nur meinen Diener zog ich ins Vertrauen, und wir trafen die nötigen Vorbereitungen.

Diese glichen den bereits bei der Jagd auf die Langwedel beschriebenen ganz genau, ausgenommen, dass das Boot nicht ein ausgehöhltes Kanu, sondern ein leichter Kahn von Birkenrinde war, wie sie unter den Chippewa und anderen Indianern der nördlichen Gegenden im Gebrauch sind. Das Kanu wurde von einem Ansiedler geliehen und mit Kienholz und anderen notwendigen Gegenständen gefüllt, die wir alle ganz heimlich an Bord schafften.

Ich war nun bereit und bedurfte nur einer finsteren Nacht, um meinen Plan in Ausführung zu bringen.

Glücklicherweise brauchte ich nicht lange zu warten. Es brach eine Nacht herein, die meinen Wünschen völlig entsprach, und wir gingen ans Werk. Mein Diener handhabte die Ruder. Schnell schossen wir stromabwärts.

Sobald wir die Ansiedlung hinter uns hatten, zündeten wir unser Kienholz in der Bratpfanne an. Die von der Oberfläche der Rinde zurückgeworfene Flamme warf ein glänzendes Licht auf den Halbkreis vor uns, während wir zu gleicher Zeit hinter dem Schirm von Birkenrinde in vollkommene Finsternis gehüllt blieben. Ich hatte gehört, dass die Schwäne, anstatt über den Feuerschein zu erschrecken, nur verwirrt und zuweilen sogar neugierig genug würden, um sich demselben gerade wie die Hirsche und einige andere Tiere zu nähern. Dies erwies sich auch als begründet, indem wir bald den handfesten Beweis davon erhielten.

Noch ehe wir eine Meile flussabwärts gelangt waren, bemerkten wir innerhalb unseres Lichtkreises mehrere weiße Gegenstände und erkannten, als wir ein wenig näher ruderten, Schwäne. Deutlich sahen wir ihre langen, geraden Hälse und bemerkten, dass sie aufhörten zu fressen und verwundert zu dem sich ihnen nähernden sonderbaren Gegenstand schauten.

Der Flug bestand aus fünf Stück, und ich gab meinem Diener die Anweisung, auf den zuzurudern, welcher der nächste zu sein schien, und die Ruder mit so wenig Geräusch wie möglich zu handhaben. Ich für mein Teil schaute nach den Zündhütchen meiner Doppelflinte.

Die Schwäne blieben eine Zeitlang völlig regungslos und saßen mit hoch aufgerichteten, langen Hälsen leicht auf dem Wasser. Sie schienen mehr von Verwunderung als von Furcht erfüllt zu sein.

Als wir ihnen auf ungefähr 100 Schritte nahe gekommen waren, fingen sie an, sich zu bewegen und sich einander zu nähern. Zu gleicher Zeit drang ein eigentümlicher Ton von ihnen herüber, der dem Pfeifen des Damhirsches sehr ähnlich war. Ich hatte von dem Singen des Schwanes als Vorläufer seines Todes gehört und hoffte, dass der Laut, welcher nun zu meinen Ohren drang, ein ähnliches Vorzeichen sein werde.

Mittlerweile beugte ich mich vor, erhob meine Doppelflinte, deren beide Hähne gespannt waren, und erwartete einen günstigen Augenblick.

Die Vögel hatten sich dicht zusammengedrängt, bis sich ihre langen, schlangenförmigen Hälse kreuzten. Ein paar weitere geräuschlose Ruderschläge brachten mich in Schussweite, ich zielte nach den Köpfen von drei Schwänen, die in einer Linie standen, und drückte beide Drücker zu gleicher Zeit ab.

Der gewaltige Prallstoß warf mich zurück und der Rauch hinderte uns einen Augenblick, meinen Erfolg zu sehen.

Sobald er sich aber verzogen hatte, wurden unsere Augen durch den Anblick zweier großen weißen, in der Strömung treibenden Gegenstände erfreut, während ein dritter, augenscheinlich verwundet, über die Wasserfläche flatterte und das flüssige Element mit seinen breiten Schwingen zu Schaum peitschte.

Die beiden Übrigen hatten sich hoch in die Luft erhoben, und wir hörten sie ihren lauten Trompetenton ausstoßen, während sie ihren Flug dem dunklen Himmel entlang fortsetzten.

Wir versicherten uns schnell unserer Beute, sowohl der toten als auch der verwundeten, und sahen, dass sie aus einem großen Männchen und zwei Jungen bestand.

Dies schien mir ein guter Anfang. Nachdem wir unsere Fackel erneuert hatten, trieben wir nach weiterer Beute wieder stromabwärts. Eine halbe Meile weiter unten erblickten wir drei andere Schwäne. Es gelang uns, auch hier einen davon zu erlegen.

Eine weitere Handhabung der Ruder führte uns zu einem dritten Flug, aus welchem ich durch jeden Lauf meiner Flinte einen Vogel erhielt, und noch tiefer abwärts gelang es mir, ein paar graue Wildgänse zu erlegen.

Auf diese Art fuhren wir nach meinem Dafürhalten wenigstens zehn Meilen weit stromab, wobei wir unterwegs sowohl Schwäne als auch Gänse schossen. Die Neuheit der Sache, die wilde Landschaft, die durch den Schein der Fackel noch wilder und malerischer gemacht wurde, die Aufregung des Erfolges, alles vereinigte sich, um der Jagd die höchste Anziehungskraft zu verleihen. Und wenn unser Kienholz nicht zu Neige gegangen wäre, würde ich sie bis zum Morgen fortgesetzt haben.

Der Mangel desselben machte unserem Schießen endlich ein Ende, und wir waren genötigt, umzudrehen und uns an die weit weniger angenehme und weit anstrengendere Arbeit, zehn Meilen stromauf zu rudern, zu machen. Das Bewusstsein, etwas Großes ausgeführt –, oder in der Sprache der kanadischen Jäger zu sprechen, – einen großen Coup getan zu haben, erleichterte uns jedoch die Aufgabe. Wir kamen bald in der Ansiedlung wieder an und stolzierten am folgenden Morgen mit unserem Jagdertrag vor unserer Hütte.

Unsere Beute bestand im Ganzen aus zwölf Trompeterschwänen und drei gemeinen Schwänen. Wir hatten ferner ein paar kanadische Gänse, eine Schneegans und drei Rotgänse, welche Letztere das Ergebnis eines einzigen Schusses gewesen waren. Die Jäger der Ansiedlung beneideten uns und konnten nicht begreifen, welche Mittel ich angewendet haben mochte, um eine solche Jagdbeute zusammenzubringen. Ich beabsichtigte, mein Geheimnis einige Zeit zu bewahren, aber die Bratpfanne und das geschwärzte Rindenstück wurden gefunden und verrieten meinen Kunstgriff, sodass man in der nächstfolgenden Nacht schon ein Dutzend Kanus mit Fackeln im Bug auf dem Strom hinunterschwimmen sehen konnte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert