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Paul Maar – Geschichten für Generationen

Geschichten für Generationen

Er ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautoren. Seine Bücher, weit über fünfzig, sind in einer Millionenauflage erschienen und wurden bis dato in mehr als dreißig Sprachen übersetzt.

Mit seinen Theaterstücken gehört er zu den meistgespielten lebenden deutschsprachigen Autoren.

Die Rede ist hier von Paul Maar.

Ach der, werden jetzt viele sagen, das ist doch der, der diesen Sams erfunden hat, und sich dabei gleichzeitig fragen, warum sich denn ausgerechnet ein Online-Magazin wie der Geisterspiegel mit diesem Kinderbuchautor beschäftigt.

Die Antwort ist einfach, weil wir Paul Maar nicht nur auf den Schöpfer des Sams reduzieren, sondern ihn und seine Werke als Ganzes sehen.

Maar ist nämlich viel mehr als nur der Erfinder eines vorlauten, rothaarigen Wesens, das es inzwischen zu drei Kinofilmen und einem ansehnlichem Ruhm gebracht hat.

Maar ist sowohl Übersetzer, Illustrator und Drehbuchschreiber, als auch ein begnadeter Vorleser und ein Meister der verschmitzten Konversation.

Aber das war nicht immer so, seine Kindheit war alles andere als ein Zuckerschlecken.

 

*

 

Paul Maar wurde am 13. Dezember 1937 in Schweinfurt geboren.

Nach dem frühen Tod seiner Mutter wurde er bis zur erneuten Heirat seines Vaters von Hausmädchen betreut. Während der französischen Kriegsgefangenschaft seines Vaters zog er mit seiner Stiefmutter zum Stiefgroßvater ins ländliche Theres in Unterfranken. Während sein Vater Lesen für Zeitverschwendung hielt – die einzigen Kinderbücher, die er duldete, waren Grimms Märchen, Robinson Crusoe und Pinocchio –, war der Stiefgroßvater ein fantasievoller Erzähler, der Paul immer wieder ermunterte, sich doch selbst Geschichten auszudenken und sie auch aufzuschreiben.

Schon bald wurden das Lesen und Schreiben von Geschichten zu Pauls Lebensinhalt und so war es schließlich nicht verwunderlich, dass er entgegen dem Willen seines Vaters, Handwerker zu werden, sich dazu entschloss, an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart zu studieren.

Enttäuscht über die mangelnde Qualität der damaligen Kinderbücher schrieb Maar, der inzwischen selbst Kinder hatte, 1967 die Geschichte über den tätowierten Hund.

Der Rest ist Legende.

Das von der Verlagsgruppe Friedrich Oetinger verlegte Werk wurde ein riesiger Erfolg, worauf Maar seinen Broterwerbsberuf aufgab und 1976 freier Autor wurde.

Danach ging es Schlag auf Schlag.

Fast jedes Jahr veröffentlichte Maar Bücher, Theaterstücke und Erzählungen, die massenhaft Preise einheimsten. Besonders erwähnenswert wären da außer seinen bekannten Kindergeschichten die Werke Kartoffelkäferzeiten, eine Erzählung über ein zwölfjähriges Mädchen im Deutschland der Nachkriegszeit, FAUST, ein Theaterstück wie Faust vom Bettlerjungen zum fahrenden Arzt und Gelehrten wird, Wer ist der Größte, die Geschichte über zwei Inuit-Jungen und Türme, ein Sachbuch über turmähnliche Bauten aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte.

Wie geachtet und verehrt Paul Maar in der deutschen Literaturlandschaft ist, lässt sich an seinen unzähligen Auszeichnungen nur erahnen.

1987 erhält er den großen Preis der deutschen Akademie für Kinderliteratur, 1998 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, 2003 den deutschen Bücherpreis, 2004 den bayrischen Verdienstorden, um nur vier von beinahe dreißig zu nennen.

Zudem wurden seit 1991 beinahe zwanzig Schulen nach ihm benannt.

 

*

 

Obwohl Maar diesen Monat bereits 83 Jahre alt wird, gehen ihm die Ideen nicht aus. Er liebt das lustvolle Spiel mit der Sprache immer noch. Trotzdem findet sich in seinen überaus geistreichen Unsinn-Geschichten und verrückten Reimen eine große Portion Wirklichkeit.

Da geht es um die Kriegs- und Nachkriegsjahre, um Schüchternheit, Angst, um Wut, Aggression und Mobbing.

Deshalb gibt er seinen realistischen Geschichten gerne einen Drall ins Fantastische, womit wir wieder bei der eingangs gestellten Frage sind, warum Paul Maar im Geisterspiegel Erwähnung findet.

Wir meinen zu Recht.

In seinen Büchern, bei Lesungen und auf seinen Reisen in alle Welt für das Goethe-Institut macht er sich wie kein anderer immer wieder für das Lesen stark.

Quellenhinweis:

• Ein Beitrag in der Kolumne Kultur der Ausgabe der Cannstatter/Untertürkheimer Zeitung von Gaby Weiss, erschienen am 13. 12. 2017

de.wikipedia.org

(gs)