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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der heilige Bonifatius, Gründer der deutschen Kirche

Historische Denkwürdigkeiten

Der heilige Bonifatius, Gründer der deutschen Kirche

Bonifatius legt die Axt an eine dem Donnergott geheiligte Eiche und fällt diese, zum Erstaunen aller Anwesenden, zu Boden.

Es ist eine erhebende Erscheinung, mitten durch das kriegerische Gewühl und durch die Verwirrung der Welthändel einzelne fromme friedfertige Mönche, andächtig hinpilgern und bald in einer Stadt predigen, bald im einsamen Wald ein Kloster oder eine Hütte aufbauen zu sehen, um für die Ausbreitung des Evangeliums zu wirken.

Schon die Bischöfe von Köln, Royen, Tongern u.a. sandten häufig Bekehrer und Täufer unter die noch heidnischen Nordfranken. Noch größere Verdienste erwarben sich aber die Irländer und Engländer, deren abgelegene Insel frühzeitig der Sitz des Mönchtums und geistlichen Fleißes geworden war.

Columbanus, ein Mönch von jener Insel, wurde im Jahre 609 durch die Königin Brunichild aus Franken vertrieben und ging, von einem anderen Irländer, Namens Gallus, begleitet, zu den Alamannen, wo sie beide das Christentum mit einem guten Erfolg predigten. Nach einigen Jahren wurde Columbanus auch hier vertrieben, worauf er sich nach Italien wandte, während Gallus, der schon einmal wegen Zerstörung heidnischer Götterbilder in Lebensgefahr geriet, sich in eine Einöde am Flüsschen Steinach zurückzog, wo späterhin das berühmte Kloster St. Gallen entstand.

Ein anderer Inländer, der heilige Kilian (Kyllena), verließ, getroffen durch die Worte Christi Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich das Vaterland und ging mit einigen Gefährten nach Franken, wo er den ostfränkischen Herzog Gosbert zum Christentum bekehrte. Da aber Kilian von ihm verlangte, dass er sich von seines Bruders Witwe, die er geheiratet hatte, trennen sollte, so erlitt er auf ihren Befehl in Gosberts Abwesenheit den Märtyrertod.

Von Inland aus sandte auch um dieselbe Zeit (687) der dort lebende englische Mönch Egbert mehrmals Missionen von seinen Landsleuten, nach der Zahl der Apostel gewöhnlich zwölf, zu den Friesen, Dänen und Sachsen. Diese sträubten sich aber hartnackig, da sie mit den verhassten Feinden nicht auch die Götter gemein haben wollten, und so wurden die Bekehrer meistens vertrieben. Erst Willibrord, ein Schüler Egberts und wie dieser ein Angelsachse, der im Jahre 690 aus Irland nach Friesland kam, fand einigen Eingang mit seiner Lehre, worauf er nach Rom ging, um die Vorschriften des Papstes Sergius einzuholen. Bei einer zweiten dorthin unternommenen Reise wurde er vom Papst zum Erzbischof über Friesland geweiht. Bei seiner Rückkehr wies ihm Pippin von Herstal ein Schloss, Wiltaburg unweit des heutigen Utrecht, zu seinem Bischofsitz an. Willibrord hatte bis zum Jahre 739 gelebt und blieb immer seinem frommen Beruf treu, der ihm zuletzt bis auf die Insel Helgoland geführt haben soll.

Als der heilige Emmeran, ein fränkischer Bischof, im 7. Jahrhunderte zu den Avaren ziehen wollte, um ihnen das Evangelium zu predigen, fand er unter den Baiern, durch deren Land er zog, zwar schon viele Christen, die aber noch so rohen und heidnischen Gebräuchen ergeben waren, dass er auf die Bitten des damaligen Herzogs Theodo I. beschloss, zu bleiben und sich des besseren Unterrichts des Volkes zu widmen. Auch ließen seine Bemühungen eine reichliche Ernte zurück, denn ein halbes Jahrhundert später, ungefähr um das Jahr 696, finden wir den Bischof von Worms, Namens Rupert oder Hrodperht, als Bekehrer der Bayern, von dem sich Herzog Theodo II. und vieles Volk taufen ließen. Rupert schlug seinen Sitz auf den Trümmern des alten römischen Iuvavium auf und wurde dadurch der Gründer der dort neu entstandenen Stadt Salzburg sowie der erste Bischof ihrer Kirche.

Einen vorzüglichen Namen und größeren Ruhm als alle Bekehrer jener Zeiten, hat sich aber der angelsächsische Mönch Winfrid, später Bonifatius genannt, erworben. So viele ihm auch schon vorgearbeitet hatten, so war er es doch, der das Vereinzelte zusammenfasste und das Fehlende mit einem großen Eifer ergänzte, so, dass er als der Gründer der deutschen Kirche betrachtet werden muss.

Gebürtig aus Wessex, verließ er sein Kloster und ging mit einem Empfehlungsschreiben vom Bischof Daniel zu Winchester im Jahre 718 nach Rom, wo ihm der Papst Gregor II. in seinem frommen Vorsatz bestärkte, förmlich bevollmächtigte und die nötigen Instruktionen erteilte. Hierauf diente er drei Jahre lang dem Willibrord in Friesland als Gehilfe und ging dann nach Thüringen, wo er die göttliche Lehre mit wunderbarem Erfolge predigte.

Der Papst, der bald von diesem tätigen Mann und von dem raschen Fortgang seiner Bemühungen Nachricht erhielt , rief ihn wieder nach Rom zurück, weihte ihn zum Bischof, ohne ihn an einen bestimmten Sprengel zu binden, und ließ ihn am Grab des Apostels Petrus schwören, sich niemals von der römischen Kirche abzuwenden. Als dieses geschehen war versorgte ihn der Papst mit Empfehlungsschreiben an Karl Martell, an die fränkischen Geistlichen, an einige vornehme Thüringer und an das gesamte Volk der Sachsen. Der Schuh des Major Domus musste ihm wohl den kräftigsten Nachdruck geben, indessen fand er aber dennoch großen Widerstand. Nicht überall gelang es ihm, den Wahn des Volkes zu stürzen, wie dieses zum Beispiel unter den Hessen, dem östlichen Stamm der Franken bei dem heutigen Geismar der Fall war.

Dort stand nämlich eine uralte, dem Donnergott heilige Eiche von ungewöhnlicher Höhe und Dicke, bei welcher das Volk ihre Opfer brachte und ihre Versammlungen und Gerichte hielt, daher sie auch für unverletzlich gehalten wurde. Um nun den Aberglauben durch Tat zu beschämen und das Volk von der Ohnmacht ihrer vermeinten Götter zu überzeugen und zum Glauben an den unsichtbaren allmächtigen Herrn des Himmels und der Erde zu führen, beschloss er, diese Eiche zu fällen. Bald wurde dieses bekannt, und so versammelten sich die Heiden in großer Anzahl bei dem heilig gehaltenen Baum, an welchen Bonifatius die Axt legte, um solchen zu Fall zu bringen.

Die Zuschauer erwarteten nun jeden Augenblick, dass der Donnergott den Frevler niederschmettern würde, aber nichts erfolgte oder hinderte den frommen Mann in seiner angestrengten Arbeit. Als sie sahen, dass sich die Eiche in vier gleiche Teile zerlegte und zu Boden sank, da erkannten sie die Nichtigkeit ihrer Verehrung, nahmen das Christentum an und ließen sich taufen.

Indessen musste aber Bonifatius noch Pferde, Stiere und Böcke den Göttern schlachten sehen, ja er fand unter den Sachsen noch Menschenopfer in Gebrauch und konnte nicht verhindern, dass selbst getaufte Franken den Heiden ihre Leibeigenen zu diesem Zweck verkauften. Nicht selten hatte er  besonders in dem von Kriegsschwärmen verheerten Thüringen mit Mangel und Gefahren zu kämpfen, hatte aber dabei außer dem schönen Ersatz, den ihm sein Gewissen gab, die Freude, viele andere zu seiner Nachfolge zu begeistern.

Nach dem Tod Gregor des II. ernannte sein Nachfolger Gregor III. den treuen Bonifatius zum Erzbischof und päpstlichen Vikar aller christlichen Gemeinden im ostfränkischen Gebiet, jedoch ohne einen bestimmten Bischofssitz. Als hierauf Bonifatius, um mit dem Papst persönlich zu verhandeln, nach Rom reiste, wurde er nicht nur väterlich aufgenommen, sondern auch über sein ferneres Verhalten in den neu erworbenen Provinzen sorgfältig unterrichtet.

Die Bischöfe der Alamannen und Bayern wurden zugleich ermahnt, ihn als des Papstes Statthalter zu verehren und bei den Versammlungen, die er ausschreiben würde, pünktlich zu erscheinen.

So erhielten die bisher in Germanien noch vereinzelten Kirchen Zusammenhang und organische Verfassung. Bayern wurde in vier bischöfliche Sprengel, Salzburg, Regensburg, Freisingen und Passau geteilt, deren Hirten Bonifatius selbst bestellte.

Außerdem stiftete er im mittleren Frankenreich noch die Bistümer zu Eichstädt, Würzburg, Büraburg und Erfurt, von denen jedoch die beiden Letzteren bald wieder eingingen. Auch veranstaltete er eine Reihe von Synoden der Bischöfe des östlichen Frankenreiches.

Im westlichen Frankenreich war die Kirche durch die Unruhe der Zeiten und die Rohheit der Franken in einen argen Verfall geraten, nachdem der König oft tapfere Kriegsleute zu Bischöfen und Äbten ernannt hatte, um sie durch den Genuss, der mit diesen Pfründen verbundenen reichen Einkünfte zu belohnen. Die Bande der Metropolitanverfassung waren aufgelöst und Synoden wurden fast gar nicht mehr gehalten.

Bonifatius versuchte nun unter dem Schutz der Söhne Karl Martells auch hier die alte Ordnung wiederherzustellen und trat wie immer als Legat des römischen Stuhles auf, verfuhr in allem nach den Weisungen, die ihm von diesem zukamen, und ließ die Oberhoheit des Papstes ausdrücklich anerkennen, worauf die meisten fränkischen Erzbischöfe ihr Pallium wieder von Rom nahmen.

Wie sehr Bonifatius aber auch die Päpste als Oberhäupter der Kirche verehrte und seine Handlungen gänzlich nach ihren Aussprüchen regelte, so wenig scheute er sich doch, freimütig zu rügen, was er in ihren Verfahren Verwerfliches fand.

Unermüdlich in seinem Beruf legte Bonifatius im Jahre 744 den Grundstein zu einem Kloster, welches vom Fluss Fulda, an welchen es erbaut wurde, seinen Namen erhielt und an Gütern und Einkünften unter eines der reichsten in Deutschland gezählt wird. Zu seiner Freude schlug auch die dort angelegte Pflanzschule kräftiger Heidenbekehrer die herrlichsten Wurzeln und bald zählte man statt der sieben Mönche, die sich zuerst mit ihrem Abt dort niedergelassen hatten, noch vor dem Tod dieses Vorstehers über vierhundert.

Um das Jahr 745 wurde Bonifatius in Mainz zum Erzbischof gewählt und vom Papst bestätigt, wodurch diese Stadt der Sitz eines Erzbischofs wurde, dessen Sprengel 14 Bistümer untergeordnet waren. Aber auch von hier aus wirkte Bonifatius unausgesetzt für die Verbesserung des kirchlichen und christlichen Lebens und wollte selbst im hohen Alter der doch so wohl verdienten Ruhe nicht pflegen.

Um sein Werk mit der Vollendung dessen zu krönen, womit er seine Laufbahn begonnen hatte, fasste er den Entschluss, die heidnischen Friesen zu bekehren und durchzog dieses Land, keine Gefahr noch Beschwerde achtend, nach allen Richtungen. Eines Tages aber überfiel ihn ein Schwarm wütender Heiden, die durch das Geschrei und Geklirre ihrer Waffen die Absicht kundgaben, ihre beleidigten Götter zu rächen. Die Begleiter des Bonifatius wollten sich nun verteidigen, aber er wehrte ihnen dieses und sprach: »Die Heilige Schrift lehrt, Böses mit Guten zu vergelten.«

So fiel 754 oder 755 der heilige Mann unter den Streichen der Ergrimmten, welches Schicksal auch sein Gefolge traf.

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