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Romantruhe-Western Band 43

C. C. Slaterman
Romantruhe-Western Band 43
Ein Höllenjob für Smoky

Western, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, Oktober 2019, 64 Seiten, 4,95 Euro, Titelbild: Romantruhe-Archiv
www.romantruhe.de

Kurzinhalt:
Der Tag war nass und kalt. Di­cke, blei­graue Wol­ken hin­gen seit dem Mor­gen­grau­en tief über dem Land und ein un­an­ge­neh­mer Nord­west­wind trieb stän­dig dün­ne Re­gen­schlei­er auf die Pa­li­sa­den von Fort Bascom zu. Die Fracht­wa­gen­stra­ße, die von Nor­den her auf den Stütz­punkt zu­führ­te, war längst auf­ge­weicht und von un­zäh­li­gen Fahr­ril­len, Pfüt­zen und Schlamm­lö­chern durch­zo­gen.

Cor­po­ral Steve Ban­non lehn­te vor dem Ein­gang zur Waf­fen­kam­mer und hat­te sich sei­nen Ar­mee­hut tief ins Ge­sicht ge­zo­gen. Ein ha­ge­rer, gro­ßer Mann, mit ei­nem schma­len Ge­sicht, das fast gänz­lich von ei­nem dunk­len Ba­cken­bart be­deckt war …

Leseprobe

Der schar­fe Nord­wind heul­te wie ein hung­ri­ger Wolf über das Land am Red Ri­ver. Er stieß und zerr­te an den blatt­lo­sen Di­ckich­ten der Bruch­kir­schen­sträu­cher, die das nörd­li­che Fluss­ufer säum­ten, ra­schel­te in den Baum­wip­feln jun­ger Pi­ni­en und trieb fast manns­ho­he Tumb­le­weed­ku­geln1 wie Spiel­zeug­bäl­le vor sich her.

Kurz vor Mit­ter­nacht, als der Sturm all­mäh­lich nach­ließ, tanz­ten die ers­ten Schnee­flo­cken in der eis­kal­ten Luft. Doch auch sie konn­ten den durch­drin­gen­den Ge­ruch nicht ver­trei­ben, der seit Ta­gen über dem Nord­ufer des Flus­ses lag.

Der bei­ßen­de Ge­stank der Scha­fe hat­te sich förm­lich in das Land hi­nein­ge­brannt.

Un­weit je­ner Stel­le, wo der Sweet­wa­ter Creek in den Red Ri­ver mün­de­te, la­gen Hun­der­te die­ser Tie­re dicht zu­sam­men­ge­drängt auf dem hart gefrorenen Bo­den, um sich ge­mein­sam durch ihre Nähe und mit ih­rem dich­ten Fell ge­gen die Käl­te und den ei­si­gen Wind zu schüt­zen.

Etwa ei­nen Stein­wurf von der Her­de ent­fernt lo­der­ten gel­bro­te Flam­men­zun­gen in den Nacht­him­mel. Fünf Män­ner, Na­va­jo In­di­a­ner, hat­ten sich um das La­ger­feu­er ih­res Camps ge­schart. Sie hat­ten sich ihre bunt ge­web­ten De­cken um die Schul­tern ge­legt, hock­ten vor dem Feu­er, ge­nos­sen die Wär­me, un­ter­hiel­ten sich und rauch­ten ihre Pfei­fen.

Has­keh, der An­füh­rer der Grup­pe, woll­te sich ge­ra­de et­was von dem Kaf­fee nach­schen­ken, der vor ihm in ei­ner Kan­ne am Feu­er lei­se vor sich hinblubberte, als der gro­ße Hund zu sei­nen Fü­ßen un­ver­mit­telt zu knur­ren be­gann.

Das Tier be­glei­te­te den In­di­a­ner fast schon ein hal­bes Jahr­zehnt bei sei­nen Wan­de­run­gen mit den Scha­fen, des­halb wuss­te der Na­va­jo so­fort, dass et­was nicht in Ord­nung war.

»Wer hat Wa­che?«

Die Un­ter­hal­tun­gen der Män­ner verstumm­ten au­gen­blick­lich.

»Juan«, sag­te ei­ner von ih­nen. »War­um fragst du?«

In die­sem Mo­ment stand der Hund auf. Die Mus­keln an sei­nen Hin­ter­läu­fen und am Hals spann­ten sich. Das Tier leg­te den Kopf schief und schien ir­gend­wel­chen Ge­räu­schen zu lau­schen, die selbst Has­kehs schar­fen Oh­ren ver­bor­gen blie­ben.

Das Knur­ren aus sei­ner Keh­le wur­de im­mer lau­ter.

Dann peitsch­te ein Schuss durch die Nacht.

Die Män­ner schäl­ten sich blitz­ar­tig aus ih­ren De­cken und nah­men ihre Ge­weh­re hoch, in­des der Hund wie von ei­nem Ka­ta­pult ab­ge­schos­sen los­rann­te. Kaum war er in der Dun­kel­heit ver­schwun­den, hall­te sein wü­ten­des Bel­len durch die Nacht.

Wie­der krach­te ein Schuss.

Die Scha­fe be­gan­nen un­ru­hig zu wer­den.

Je­dem der Na­va­jos war klar, war­um die Schüs­se ge­fal­len wa­ren.

Wie­der ein­mal wur­den sie ge­jagt. Ge­jagt von den Män­nern der Rin­der­züch­ter, die sie hass­ten wie die Pest und gna­den­los ver­folg­ten, wo im­mer sie auf sie tra­fen.

In­zwi­schen krach­ten pau­sen­los Schüs­se.

So schnell sie konn­ten, rann­ten Has­keh und die an­de­ren Schä­fer mit weit aus­grei­fen­den Schrit­ten auf ihre Her­de zu. Sie wuss­ten, dass je­der Schuss ein to­tes Tier be­deu­te­te.

Als sie die Bo­den­sen­ke er­reich­ten, in der die Her­de sich nie­der­ge­las­sen hat­te, bra­chen fünf Ge­stal­ten aus den um­lie­gen­den Bü­schen her­vor.

Has­keh stieß ei­nen Schrei aus und warf sich zur Sei­te.

Fast gleich­zei­tig krach­ten meh­re­re Ge­weh­re. Wut er­füll­te den Na­va­jo, als er sah, wie die Ku­geln den Bo­den dort durch­pflüg­ten, wo er noch vor we­ni­gen Se­kun­den ge­stan­den hat­te.

»Mör­der!«, durch­zuck­te es ihn.

Mit ei­ner ein­zi­gen flie­ßen­den Be­we­gung riss er sein Ge­wehr an die Wan­ge, ziel­te und schoss. Der vor­ders­te der An­grei­fer wur­de von der Ku­gel in den Leib ge­trof­fen. Der Auf­prall des groß­ka­lib­ri­gen Ge­schos­ses wir­bel­te ihn ein­mal um die Ach­se. Er tor­kel­te noch ei­nen Schritt zur Sei­te, blieb für die Län­ge ei­nes Herz­schlags zu­sam­men­ge­krümmt ste­hen und fiel dann wie vom Blitz ge­trof­fen zu Bo­den.

»Eh-ho-jay2, lasst uns die wei­ßen Hun­de tö­ten!«, sag­te Nes­ja­ja, der Mann, der ne­ben Has­keh hin­ter ei­nem Busch lag. Was er noch sag­te, ging im Don­nern der Schüs­se un­ter, die die Un­be­kann­ten jetzt auf ihre De­ckung ab­feu­er­ten. Die Na­va­jos press­ten ihre Ge­sich­ter auf den hart gefrorenen Bo­den, wäh­rend das Ge­wehr­feu­er der dunk­len Ge­stal­ten wir­kungs­los über sie hin­weg­ging. Als die An­grei­fer ihre Waf­fen nach­la­den muss­ten, er­wi­der­ten sie ih­rer­seits das Feu­er. Gleich mit ei­ner von ih­ren ers­ten Ku­geln er­wisch­ten sie ei­nen der An­grei­fer in der Schul­ter und dann ei­nes ih­rer Pfer­de.

Im sel­ben Mo­ment verstumm­ten die Schüs­se.

Se­kun­den­lang herrsch­te eine be­drü­cken­de Stil­le. Dann war der Huf­schlag ei­nes Rei­ter­trupps zu hö­ren, der sich rasch ent­fern­te. Was zu­rück­blieb, wa­ren über zwei Dut­zend tote Tie­re und Juan, der Wach­pos­ten, der mit ei­ner hüh­nerei­gro­ßen Beu­le am Kopf un­weit der Her­de am Bo­den lag.

Show 2 footnotes

  1. Ver­dorr­te Dorn­en­bü­sche, die sich zu manns­ho­hen, gro­ßen Ku­geln ver­filzt hat­ten. Ein Phä­no­men, das ge­ra­de in die­sem Teil von Te­xas und auch in der Bra­sa­da häu­fig auf­tritt.
  2. Na­va­jo-Di­a­lekt, be­deu­tet frei über­setzt: Los geht’s