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The 60s: Denen man nicht vergibt

 

Denen man nicht vergibt (1960)

Mathilda Zachary Lilian Gish und ihre Kinder bewirtschaften eine kleine Farm in Texas. Der Zusammenhalt der Familie wird auf eine harte Probe gestellt, als bekannt wird, dass Tochter Rachel Hepburn nicht Mathildas eigenes Kind, sondern indianischer Abstammung ist. Einer ihrer eigenen Brüder stellt sich gegen Rachel, und die weißen Nachbarn gehen auf Distanz. Als die aufgebrachten Indianer das verlorene Stammesmitglied zurückfordern und einen Angriff auf die Farm vorbereiten, kommt es zur Katastrophe …

Denen man nicht vergibt ist eine Adaption eines Romans von Alan Le May, der auch The Searchers schrieb, den Quellroman für John Fords berühmten Film. Beide Romane sollten Western über Rassenhass und Gewalt darstellen.

Die Geschichte handelt von einem jungen Mädchen, Rachel, das als Kind von der Familie Zachary adoptiert wurde. Schon früh wird dies im Film verdeutlicht, höchstwahrscheinlich um den Verdacht auf eine inzestuöse Liebesbeziehung zu vermeiden. Der Punkt ist, dass Rachel, obwohl sie vom Sohn der Nachbarn mehr oder weniger erfolgreich umworben wird, ihren älteren Bruder Ben verehrt. Man wird sehr schnell verstehen, dass es nicht nur die Schwesterliebe ist. Auch ein geheimnisvoller alter Mann behauptet, dass das Mädchen kein Findelkind war, wie ihre »Mutter« sagte, sondern von den Kiowa entführt wurde. Als sich dieser Stamm auf dem Kriegspfad befindet, wird Rachels Verlobter getötet, was bei den Siedlern zu einem Ausbruch antiindianischer Gefühle führt. Ihre Identität wird nun allen Beteiligten offenbart. Bens jüngerer Bruder Cash verlässt die Familie, weil er nicht mit einem »dreckigen« Indianer unter einem Dach leben will. Und dann greifen die Kiowa an und fordern die Herausgabe des Mädchens.

Denen man nicht vergibt entwickelte sich zu einer schwierigen Produktion. Direktor John Huston wollte eine starke antirassistische Aussage verdeutlichen, war aber ständig im Widerspruch zu seinen Produzenten, die einen publikumsfreundlicheren Western bevorzugten. Die Arbeiten mussten verschoben werden, weil Audry Hepburn schwer verletzt wurde, als sie vom Pferd fiel. Am Ende verleugnete Huston den Film fast und nannte ihn eines seiner am wenigsten gelungenen Werke.

Wie fast jeder Film hat auch Denen man nicht vergibt seine Mängel, vor allem auf Skriptebene. Um Probleme zu vermeiden, haben Rachels Pflegeeltern immer behauptet, dass sie ein Findelkind sei, ein Mädchen, dessen echte Eltern von Kiowa getötet wurden. Der Zuschauer soll in den Glauben versetzt werden, dass ihre Freunde und sogar einige ihrer Verwandten nie bemerkt haben, dass Rachel eine Indianerin ist. In einer Szene zeichnet Hepburn eine rote Linie auf ihren Vorderkopf, um die Vorstellung zu unterstreichen, dass sie sich ihrer Abstammung bewusst machen muss. Das alles fühlt sich erzwungen an, zumal Rachel von einer Schauspielerin wie Audrey Hepburn gespielt wird. Sie gibt sich große Mühe und ist keine schlechte Schauspielerin, aber es ist nicht einfach, sie in dieser Rolle zu akzeptieren.

Auch wenn der Film seine Mängel hat, so hat er demzufolge auch seine Stärken. Die komplizierte Geschichte, in der weiße Menschen ein Indianerkind stehlen, ohne auch nur die Gefühle ihrer Verwandten zu berücksichtigen, ist überzeugend und aufschlussreich. Die eindringliche Atmosphäre der Familiengeheimnisse und der mysteriöse Bote, der droht, sie zu enthüllen, verleihen dem Film eine fast biblische Aura des Untergangs. Man kann ihn mit Emily Brontës Sturmhöhe, einer klassischen Schauergeschichte über ein Adoptivkind, in diesem Fall einen Jungen namens Heatcliff, vergleichen, der die Harmonie einer scheinbar glücklichen Familie stört. Auf einer anderen Ebene gelingt es dem Film auch, das Gespür der Siedler zu vermitteln, die inmitten eines feindlichen Nirgendwo leben. Der Indianerangriff, der den Film beendet, ist faszinierend – einer der besten, die je gedreht wurden.

Informationen zum Film

Titel: Denen man nicht vergibt
Originaltitel: The Unforgiven
Kinostart: 01. Oktober 1960
Genre: Western
Produktionsland: USA
Produktion: James Productions Inc.
Verleih: United Artists
FSK 12

Darsteller: Burt Lancaster – Ben Zachary, Audrey Hepburn – Rachel Zachary, Audie Murphy – Cash Zachary, Lillian Gish – Matilda Zachary, Charles Bickford – Zeb Rawlins, Doug McClure – Andy Zachary, John Saxon – Johnny Portugal, Joseph Wisseman – Abe Kelsey, Albert Salmi – Charlie Rawlins, June Walker – Hagar Rawlins, Kipp Hamilton – Georgia Rawlins

Produktionsteam (Auswahl): Regie – John Huston, Drehbuch – Ben Maddow, Musik – Dimitri Tiomkin, Produzent – James Hill, Co-Produzenten – Burt Lancaster, Harold Hecht, Kamera – Franz Planer, Schnitt – Russell Lloyd, künstlerischer Leiter – Stephen B. Grimes, Produktionsleiter – Gilbert Kurland

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