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Gisa Klönne – Der Wald ist Schweigen

Gisa Klönne – Der Wald ist Schweigen

Vor zwei Jahren und einem Monat wurde Kriminalhauptkommissarin Judith Kriegers bester Freund und Kollege Patrick bei einem Einsatz erschossen, bei welchem er Judith vertreten hat. Sie macht sich schlimmste Vorwürfe und denkt, sie habe die Schuld am Tod des Freundes, mit dem sie anfangs sogar mehrmals das Bett teilte, dann aber eine Freundschaft aufbaute, die inniger nicht hätte sein können.

Anderthalb Jahre lang hat Judiths Lebenspartner Martin versucht, einen Platz in ihrem Leben zu finden und sie aus der Distanz herauszulösen, mit der sie sich seit Patricks Tod umgab, was ihm aber nicht gelang. Schließlich gab Martin sein Vorhaben entnervt auf und verließ seine Freundin.

Der Psychologe, zu welchem der Polizeiarzt und ihr Chef Millstätt sie geschickt hatten, wollte mit ihr über ihre Schuldgefühle gegenüber Patrick sprechen, was Judith aber nicht wollte, weshalb sie während einer Sitzung einfach aufstand und ging und ihn nachher nie wieder aufsuchte.

In einer Phase großer psychischer Not wird Judith Krieger nun zusammen mit einem jungen, unerfahrenen Kollegen namens Manni Korzilius ein Fall übertragen, der sich auf einem Hochsitz in einem abgelegenen Tal im Bergischen Land zugetragen hat.

Eine junge Försterin namens Diana Westermann hat auf diesem Hochsitz, der zu ihrem Revier gehört, die Leiche eines Mannes gefunden. Judith macht sich von Köln auf den Weg zum Fundort der Leiche, um ihre letzte Chance zu nutzen, zu ihren legendären Ermittlerfähigkeiten zurückzufinden.

Die Männerleiche ist blond, und das Gesicht des Opfers und auch Teile des Körpers sind von Krähen zerfressen worden, die durch ein Loch im Dach des Hochsitzes zu dem Toten gelangten. Schon bald finden die Ermittler heraus, dass der zunächst noch unbekannte Tote mit einer Schrotflinte erschossen wurde.

KHK Krieger macht sich also an die Arbeit, obwohl sie völlig erschöpft und ausgebrannt ist. Sie vermutet den Täter oder die Täterin in dem Aschram, der den Namen Sonnenhof trägt, im selben Tal gelegen ist und von Heiner von Stetten sowie von seiner Frau Beate ins Leben gerufen wurde und nun geleitet wird.

Im Sonnenhof halten sich zurzeit einige Dauerbewohner und zusätzlich einige Gäste und Yogakursteilnehmer auf, meist sympathische Aussteiger, die ihr Glück suchen. Als die Polizei sich näher mit diesen Personen auseinandersetzt, stößt sie zunächst auf Schweigsamkeit und Verschlossenheit und kommt nicht wirklich weiter.

Endlich ermittelt Manni, dass Andreas Wengert, ehemaliger Oberstufenlehrer aus Bonn, der eine reiche, ältere Frau hatte, der Tote vom Hochsitz ist. Da der Lehrer jung war und gut aussah, liebten ihn einige der Oberstufenschülerinnen, und er fing zumindest mit einem der Mädchen ein Verhältnis an.

Diese Tatsachen sind für Manni ein Grund, seine Frau Juliane des Mordes an ihrem Mann zu verdächtigen, denn sie könnte eifersüchtig gewesen sein und sich an ihm gerächt haben. Der junge Polizist nimmt sie also in U-Haft und versucht, ihr durch Indizien und Verhöre den Mord nachzuweisen.

Judith Krieger hingegen hat sich gegenüber der Verdächtigen zu einem Fauxpas verleiten lassen und scheint deshalb aus dem Fall zunächst heraus zu sein. Aber die Dinge entwickeln sich schließlich anders, als Manni es gedacht hatte, und am Ende kommt die Kölner Hauptkommissarin wieder ins Spiel.

Der Autorin gelingt es, mit ihrer spannenden Erzählweise den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Besonders hervorzuheben ist dabei ihr psychologisches Gespür.

Sie beschreibt vor allem die weiblichen Charaktere, ihre Gedanken und Gefühle, ihre psychischen Probleme und ihre inneren Kämpfe sehr authentisch. Auch die männlichen Figuren sind gut beschrieben, und die Kommunikation der Geschlechter in diesem Roman lässt nichts zu wünschen übrig.

Ein gewisses Maß an emanzipatorischer Arbeit geht Gisa Klönne dabei nicht ab, was aber aufgrund der dargestellten männlichen Arroganz und Herrschsucht durchaus legitim erscheint und nicht eines gewissen Grundes entbehrt.

Zudem wird der Schauplatz der Taten und Ermittlungen, ein Tal im Bergischen Land, so beschrieben, wie es dieses in der Gegend auch tatsächlich gegeben hätte, und auch der Sonnenhof, ein Yogaaschram mit bestimmten Riten, Kursen und meditativen Sitzungen, sowie seiner Einrichtung sind so beschrieben, wie sie sich vermutlich in den allermeisten Fällen auch darstellen.

Außerdem werden die Arbeit der Polizei und des Rechtsmediziners sowie die Beschäftigung einer Försterin sehr realistisch beschrieben.

Fundament der Recherchen der Autorin waren wohl zahlreiche Gespräche mit sach- und ortskundigen Personen, und diese Kompetenzen merkt man ihrem Buch dann auch sehr deutlich an.

Fazit:

Der Erzählerin ist mit Der Wald ist Schweigen ein sehr spannender und psychologisch fundierter Kriminalroman gelungen, der vor allem durch seine Beschreibung von Frauen besticht.

Zusätzlich sind vor allem die Sach- und Ortskenntnis von Gisa Klönne hervorzuheben, die von meisterhafter Recherchearbeit zeugen.

Ich möchte diesen Roman jedem Krimifreund empfehlen, der gern Geschichten liest, die gut erzählt und realistisch konstruiert sind und den Leser bis zum Ende in Atem halten.

Die Autorin:

Gisa Klönne wurde 1964 in Stuttgart geboren. Nach dem Studium der Germanistik, Politikwissenschaft, Anglistik, Film- und Fernsehwissenschaften in Darmstadt, Guildford (Großbritannien) und Köln und der Arbeit als Journalistin, z. B. als EMMA-Redakteurin, lebt sie nun in Köln als Schriftstellerin. Neben dieser Tätigkeit arbeitet sie als freie Journalistin und als Dozentin für die Aus- und Weiterbildung von Journalisten.

2009 gewann sie mit dem dritten Band der Judith-Krieger-Reihe, dem Roman Nacht ohne Schatten, den Friedrich-Glauser-Preis. Ihre sehr erfolgreichen Romane wurden in diverse Sprachen übersetzt.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Ullstein-Buchverlage.
  • Foto der Autorin. Copyright: Felix Brüggemann. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Ullstein-Buchverlage.

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