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Eric Berg – Das Küstengrab

 

Eric Berg – Das Küstengrab

Lea ist zusammen mit ihrer Schwester Sabina mit dem Auto verunglückt. Während sie jedoch den Unfall schwer verletzt überlebt hat, ist Sabina tot.

Lea ist die jüngere Schwester und hat früher oft Streit mit der Älteren gehabt. Sie war der Liebling der Eltern, zart, hübsch, poetisch und belesen, während Sabina derb und jungenhaft war. So ist aus Lea dann auch eine Fotografin geworden, die mit ihren künstlerischen Fotos in der ganzen Welt Ausstellungen hat und mit ihrem Mann nach Argentinien gezogen ist, bevor sie ihn verließ, weil er sie betrog.

Sabina ist hingegen Polizistin geworden und von ihrer ehemaligen Heimatinsel Poel an der Ostsee nach Berlin gegangen.

Nach dem Unfall hat Lea eine Amnesie und kann sich zum Beispiel nicht mehr daran erinnern, wie es zu dem Unfall gekommen ist oder warum sie damals – genau vor vier Monaten, im Mai 2013 – auf die Insel Poel zurückkehrte, wo sie und ihre Schwester ihre Kindheit und den Beginn ihrer Jugend verbrachten.

In Rückblenden wird nun die Geschichte erzählt, die Lea und Sabina schließlich in Poel wieder zusammenbrachte.

Lea gehörte vor langer Zeit, als sie gerade achtzehn oder neunzehn Jahre alt war, zu einer Clique von Jungen und Mädchen, die alle im selben Dorf aufwuchsen, das aus wenigen Häusern von wenigen Familien bestand. Die gleichaltrigen Kinder der Leute, Mike, Harry, Margrethe, Julian, Jacqueline, Pierre und Lea – Sabina war für diese Kinder schon zu alt – lebten dabei ihre Freundschaft in der Ruine eines Klosters von Poel aus, dem „Palast“, der ihr Lieblingsplatz war. Gegen Ende ihrer gemeinsamen Jahre, als die Jungen und Mädchen ihre Sexualität entdeckten, war Lea mit Julian zusammen, einem poetischen Träumer, der Gitarre spielte, Songs schrieb und sehr für Wahrheit und Ehrlichkeit eintrat.

Dann starben Leas und Sabinas Eltern durch einen Unfall, und Julian wollte zusammen mit Lea in die große weite Welt ziehen. Diese allerdings lehnte ab, obwohl sie ihn offensichtlich liebte. Danach war Julian vom einen auf den anderen Tag verschwunden. Seine Eltern ließen ohne Erfolg nach ihm suchen, und keiner schien zu wissen, ob er lebte und fortgegangen oder tot war.

Nach langer Zeit wird nun Sabina vom Pfleger des Vaters von Julian gebeten, herauszufinden, ob Julian tot ist, denn dieser schwer kranke Mann möchte vor seinem kurz bevorstehenden eigenen Tod noch Gewissheit über das Schicksal seines Sohnes haben. Sabinas Nachforschungen zu diesem Thema konfrontieren die Freunde von einst wieder mit den Geschehnissen in ihrer Jugend und Lea und Sabina wieder mit Leas Clique von einst.

Aus Mike, dem Chef der Gruppe von einst, ist heute der Besitzer einer Fischfabrik und der größte Arbeitgeber der Insel geworden, aus Harry, seinem ehemals besten Freund der Totengräber der Insel und ständige Gegner von Mike. Mike, zuerst mit einer anderen verheiratet und Vater von deren Kind, hat nun Jacqueline geheiratet, die früher nach Hollywood ging, dort keinen Erfolg hatte und arm zurückkehrte.

Margrethe hingegen, einst ein taffes Mädchen, ist Hauswirtschafterin und führt ihrem Bruder und ihrer Mutter Edith, die krank und bettlägerig ist und sich nur noch den Tod wünscht, den Haushalt und ist mit ihrem eigenen Leben zutiefst unzufrieden. Um Geld zu bekommen, das sie nötig braucht, arbeitet sie bei Mike als Putzfrau.

Pierre, der offensichtlich früher in Lea verliebt war, ist Landarzt geworden, verdient gut und lässt Lea bei sich wohnen, als sie nach ihrer Behandlung wegen des Unfalls gegen den Rat ihrer Ärztin erneut nach Poel zurückkehrt, um Licht in das Dunkel um ihren ersten Aufenthalt dort vor vier Monaten zu bringen.

Am Ende wird ein Geheimnis enthüllt, das weit in die gemeinsame Vergangenheit der Jugendfreunde zurückreicht.

 

Der Autor versteht es ausgezeichnet, dem Leser eine von der ersten bis zur letzten Seite interessante und spannende Geschichte zu erzählen. Er benutzt dabei sowohl verschiedene Erzählperspektiven, als auch Rückblenden und überraschende Wendungen, was ihn als Meister seines Fachs ausweist.

Psychologisch äußerst versiert zeichnet er das Bild einer Jugendclique und der Leute, die aus diesen Jugendlichen geworden sind und erklärt recht glaubhaft das Krankheitsbild einer unfallbedingten Amnesie.

Gerade der Gedächtnisverlust einer der Hauptpersonen macht den Reiz dieser Geschichte aus. Die betroffene Person, die Fotografin Lea, wirkt zart und verletzlich, ihr ganzes Geheimnis wird dann aber erst ganz am Ende der Geschichte offenbart.

Auf dem Cover des Romans sind die Sätze zu finden: Manche Erinnerungen bleiben besser im Dunkeln. Was würden Sie am liebsten für immer vergessen?

Die Tragweite dieser Bemerkungen wird dem Leser erst bewusst, wenn er das Buch bis zum Schluss gelesen hat. Bei diesen Sätzen handelt es sich nämlich nicht um eine Weisheit, wie es sie hunderttausendfach zu lesen gibt, sondern quasi um die Quintessenz des vorliegenden Romans. Darüber hinaus lässt diese Frage wahrscheinlich jeden Leser an eigene Erlebnisse denken, die er lieber vergessen möchte, aber nicht vergessen kann.

Fazit:
Ein so dichtes Geschehen um so viele interessante Charaktere auf so kleinem Raum und mit so einfachen Mitteln darzustellen, wie Eric Berg es hier tut, das ist einfach grandios und äußerst professionell.

Zudem beherrscht der Autor meisterhaft die Kunst der Psychologie und der Darstellung der Kommunikation von Personen untereinander.

Ein wunderbares Buch mit höchstem Unterhaltungswert, das ich jedem Freund gepflegter Krimikost empfehlen möchte.

Der Autor:

Eric Berg ist das Pseudonym des deutschen Autors Eric Walz. Bekannt wurde er vor allem durch historische Romane, bevor er sich 2013 einen alten Wunsch erfüllte und den Krimi Das Nebelhaus verfasste, der 2017 mit Felicitas Woll in der Hauptrolle verfilmt wurde und dem weitere Krimibestseller folgten. Begonnen hat er sein Schriftstellerdasein mit Kurzgeschichten.

Geboren ist Walz im März 1966 in Königsstein im Taunus. Er absolvierte eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann und arbeitete als Model, um ein Studium der Germanistik zu finanzieren, das er aber nicht abschloss.

Mit 35 Jahren entschied er, sich ganz auf das Schreiben zu konzentrieren.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Random House GmbH.
  • Foto des Autors. Copyright Derek Henthorn. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Random House GmbH.

(ww)