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Der Welt-Detektiv Band 6

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Pamfilius Frohmund Eulenspiegel 17

Pamilius-Frohmut-Eulenspiegel-Band-2Des Erzkalfakters, Quadratschlankels und durchtriebenen Leutvexierers, Pamfilius Frohmut Eulenspiegel, des allbekannten, berüchtigten und weltverrufenen Till Eulenspiegel einzigen Sohnes pfiffigen Streiche, Ränke, Schwänke und lustige Possen als: Hendlschnipfer, Brotschwindler, Rahmkripfer, Fischdieb, Entenangler, Zigeuner-, Schneider- und Schusterlehrbua, Herzogslebensretter, Herold, Schatzgräber, magistratischer Bademeister, Hofnarr, Feldherr, frommer Pilger, glücklich dem Galgen entgangener Spieler usw.

In die weite Welt

wollte ich nun wandern, da ich bereits 18 Jahre alt war, und zum Erlernen eines anderen Handwerkes durchaus keine Lust mehr hatte. Der Herr Prälat war damit einverstanden, da ich bei meinem aufgeweckten Kopf doch irgendwo noch unverhofft mein Glück würde machen können. Er schenkte mir 4 Taler Reisegeld und gab mir mehr als hundert gute Lehren. Ebenso viele Extragroschen Reifegeldzulage wären mir noch lieber gewesen. Er sagte mir auch gutherzig, dass ich, wenn es mir in der Welt nicht gut gehe, ich nur wieder ins Kloster zu ihm kommen sollte, wo ich gewiss freundlich aufgenommen werde. Meine Mutter dürfe auch ferner die tägliche Kost im Kloster holen. Übrigens solle ich ja nicht vergessen, mir alle meine Stückeln fleißig zu merken, und die Sammlung, welche ich am Ende meiner Reise im Kloster davon machen würde, niemand anderen zu geben als ihm, da er sie gewiss besser bezahlen werde als irgendein Fürst.

Das gab mir eine prächtige Aussicht für eine gute Zukunft. Ich steckte mein Erspartes zu mir und nahm von meiner guten Mutter nichts weiter an als einen Abschiedskuss und den mütterlichen Segen, rollte meinen Brotsack um den Leib, hängte eine Reisetasche oder Wanderränzel mit Wäsche und Schuhen, die aber nicht nach meiner neuen Erfindung, sondern nach der alten Mode genagelt waren, über meine Schultern, setzte eine lederne Kappe auf, ergriff meinen frisch abgeschnittenen Wanderstab und schritt zum Dorf hinaus.

An den Häusern vorübergehend grüßte ich freundlich und vernahm allerlei Lobsprüche, welche die auffallendste Ähnlichkeit mit den beleidigendsten Grobheiten hatten. Am meisten ärgerten mich der Schneider und der Schuster, bei denen ich ihre Handwerke beinahe gelernt hätte, die, herausgeputzt wie Palmesel, hinter mir auf der Landstraße in einem Wägerl dahergefahren kamen.

Als sie fast bei mir waren, hörte ich den Schneider schimpfen: »Gottlob, dass wir den Taugenichts vom Dorf wegbringen!«

Und der Schuster erfrechte sich zu sagen: »Hoffentlich wird dieser Lump nicht ungehenkt zurückkommen!«

Dann drehten die beiden Helden ihre Kürbisköpfe um und lachten mir höhnisch ins Gesicht.

Ich aber schwieg, und schwur ihnen Rache, die ich an ihnen durch einen seltsamen Zufall noch am nämlichen Tag nehmen konnte.

Nach einem zweistündigen Marsch sah ich auf hundert Schritte ein schönes großes Dorf vor mir und hörte Spielleute aufmachen. Eine Bauersfrau kam des Weges, die ich fragte, was denn dies zu bedeuten habe.

»Die Schneider und Schuster weit umher«, antwortete sie, »halten im Wirtshaus einen Jahrtag.«

Da ich Hunger und Durst hatte, was mir recht oft passierte, so ging ich auf das Wirtshaus zu, vorwelchem ich unter allerlei Fuhrwerk auch das Wägerl meiner zwei vormaligen kurzen Meister, des Schneiders und Schusters, stehen sah.

Holla, dachte ich mir, die sind mir gerade zur rechten Zeit ins Garn gegangen!

Unter der Haustür stand der Wirt mit einem sehr vergnügten Gesicht, indem er wahrscheinlich sich darüber freute, dass an diesem Tag in seinem Hause nicht nur Hühner, Enten und Gänse, sondern auch alle seine Gäste gerupft würden. Er grüßte mich freundlich mit einer Bassstimme, die mich wieder an unseren Blaßl vor vielen Jahren erinnerte. Als ich einen Krug Bier verlangte, wurde ich in eine Kammer neben der großen Wirtsstube gewiesen, in welcher die zum Fest gehörigen Gäste schon bei Tisch saßen und sich mit Leber- und G’selchtfleischknödeln beschäftigten, was ich durch das kleine Fenster an der Kammertür deutlich sehen konnte. Die andere, offenstehende Tür, durch welche ich, von den Gästen ungesehen, in die Kammer gewiesen worden war, führte in die Küche, wo die Köchin alle Hände voll zu tun hatte, während die Wirtin in der Stube die Gäste bediente. Ich ging in die Küche und schaute der Köchin zu, wie sie eben zwei gebratene Spanferkel vom Bratspieß zog und in eine große zinnerne Schüssel legte, die am Fenster auf der Anrichte stand, oberhalb welcher an der Decke ein viereckiges Loch angebracht war, um die Wärme aus der Küche in die Schlafkammer des Wirtes und der Wirtin hinaufzuleiten.

»Gelt, Landsmann«, sagte die Köchin zu mir, »diese zwei Spanferkel sind sehr schön gebraten, und ein saftiger Fraß.«

»Das ist wahr«, erwiderte ich, »und macht der Jungfer Köchin alle Ehre. Aber ich kann die gebratenen Spanferkel nicht ausstehen, weil sie mir wie gebratene neugeborene Kinder vorkommen, und die Haut, die etwas extra Gutes sein soll, wie ein brandiges Fußg’schwür, pfui Teufel!«

Die Köchin lachte und sagte: »Seid doch still, sonst muss ich vor Ekel speien.«

»Zwei Spanferkel sind aber wenig für so viele Gäste.«

»Sie gehören nur für den Herrn Schlossverwalter und seine drei mitgebrachten Freunde, die auch drin am Tisch sitzen.«

Da rief der Wirt durch das Loch an der Decke mit seiner Bassstimme herab: »Ursel, schick mir noch einen Krug Met herauf. Das Fass steht im Keller unten, ganz hinten. Nimm ein Licht mit, sonst kannst du’s nicht finden!«

»Wer ist denn da oben? Jungfer Köchin?«

»Der Wirt.«

»Was tut er denn?«

»Er macht Wein für die Gäste.«

»Ah so!«

Ursel lief fort. Schnell zog ich mein Messer, trennte in größter Eile von den beiden Spanferkeln die Haut ab und wickelte sie in ein Hemd aus meinem Ränzel, in welches ich meinen guten Fang, meine Leibspeise, versteckte.

Die Köchin kam bald zurück und erschrak, als sie die hautlosen Spanferkel sah. Ich saß in der Kammer ganz ruhig, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf in beiden Händen.

»War niemand in der Küche?«, fragte sie mich.

Ganz langweilig antwortete ich: »Nur zwei Männer, die aus der Stube kamen, und, wie ich von meinem Stuhl aus bemerkte, die beiden Spanferkel betrachtet und gelobt haben.« Mit diesen Worten trat ich zu ihr in die Küche. »Ein sauberes Betrachten und Loben! Da schaut her! Die Haut von beiden Spanferkeln haben sie gestohlen und gefressen!«

»Das sind genäschige dumme Diebe, denn pfiffige Diebe hätten die Spanferkel gestohlen, und die Haut vollkommen stehen lassen, ohne sie nur anzurühren.«

In diesem Augenblick trat die Wirtin in die Küche, um Rindfleischstücke zu schneiden und hörte von der Ursel das Spanferkelunglück. Sie war ganz wütend und warf während der Erzählung argwöhnische Blicke auf mich. Allein ich machte ein so unschuldiges Simpelgesicht, dass sie mich nicht mehr für den Spanferkelhautdieb hielt, sondern nur wehmütig ausrief: »Ich gebe was drum, wenn ich nur wüsste, wer es getan hat.«

Da hörten wir alle drei durch das Loch an der Decke die Bassstimmworte: »Der Meister Schneider und der Meister Schuster von Laubheim haben es getan. Ich hab ihnen zugesehen, wollte aber nichts sagen.«

Diese täuschend nachgeahmte Stimme des Wirtes kam von mir. Ich hatte als gewandter Bauchredner geantwortet.

Nun stürzte die Wirtin wie eine Furie in die Stube der Gäste, hinter ihr die Ursel, und schimpfte den Schneider und Schuster von Laubheim als Spanferkelhautdiebe aus Leibeskräften, behauptend, dass der Wirt es durch ein Loch in der Küchendecke selbst gesehen und dies gesagt habe.

Der Schneider und der Schuster waren wie aus den Wolken gefallen.

»Der verlogene Wirt soll kommen und es uns ins Gesicht behaupten!«, schrie der Schneider.

Und der Schuster setzte hinzu: »Und soll sein miserables Weib tüchtig durchprügeln!»

Da war Feuer im Dach bei den übrigen Gästen, die es nicht dulden wollten, dass man mit den Wirtsleuten so infam umgehe, bevor die Sache untersucht sei. Ein Gast ging in die Schlafkammer des Wirtes hinauf, wo er nach der Aussage der Wirtin sein sollte. Er fand aber die Tür verschlossen, weil der Wirt sie inwendig verriegelt hatte, um nicht bei seiner Weinmacherei erwischt zu werden. Deshalb gab er auch kein Lebenszeichen von sich.

Inzwischen waren der Lärm und das Schimpfen in der Stube immer ärger geworden. Ursel holte den Hausknecht und den Ochsenknecht, die bald kamen, jeder mit einem Ochsenziemer in der Hand, mit denen sie zuerst den vermeintlichen Hautdieben ihr G’wandl gleich am Leib tüchtig ausklopften und sie dann zum Haustor hinauswarfen, dass der Straßenstaub in die Höhe flog. Meinen Krug Bier hatte ich bereits bezahlt und ging in dem Augenblick fort, da die beiden Meister, denen alle Knochen am Leibe wehtaten, noch auf dem Boden lagen, zu denen ich so höhnisch als möglich sagte: »Meister, kommt gut nach Hause, und grüßt mir meine Mutter vielmals, wenn ihr dieser Tage einmal vorüberwackelt!«

»Schuft, dich soll der Teufel holen!«, schimpfte und fluchte der Schuster.

Und der Schneider schrie: »Das hast du uns eingebrockt, Halunke!«

»Dafür seid ihr mir Dank schuldig, wenn ich euch dies eingebrockt habe, denn eine leere Suppe schmeckt nicht gut.« Und somit ging ich lachend von dannen.

Als ich nach vielen Jahren wieder in diesem Wirtshaus einkehrte, erfuhr ich, dass damals zwei andere Spanferkel gebraten wurden, deren Haut niemand stahl, und dass der Wirt behauptete, er habe nicht durch das Deckenloch gesprochen, sondern durch das Austrinken einer Flasche starken feurigen Weines, vermutlich eines anderen, als den er selbst machte, betäubt auf dem Bett gelegen und sohin das Klopfen des Gastes nicht hören können. Die ganze Jahrtaggesellschaft stimmte also der Meinung des Schlossverwalters bei, der so gelehrt war, das Gras wachsen zu hören, dass ein unsichtbar durchreisender Kobold diesen ärgerlichen Possen müsse gespielt haben.

Seelenvergnügt über das Gelingen meines Kunststückes und über die von mir meinen ehemaligen groben Meistern eingebrockte nahrhafte Prügelsuppe ging ich meines Weges mit dem Wunsch, bald wieder ein Abenteuer bestehen zu können.

Dieser Wunsch wurde erfüllt, als ich kaum eine Stunde weit fortgegangen war.

Anmerkung:
Aufgrund von Einscannfehlern können die zwei Begebenheiten im Leben des Pamfilius Frohmund Eulenspiegel, Pamfili im Kloster und Pamfili als Schneider und Schuster nicht veröffentlicht werden. Sollte es gelingen, diese noch besorgen zu können, werden sie nachgereicht.