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Aldous Huxley

Ein Visionär, dessen furchtbare Welt heute zum Teil durchaus realisierbar wäre

Leben

Aldous Huxley, geboren im Juli 1894 in England, entstammte väterlicherseits der bedeutenden Gelehrtenfamilie Huxley (so war z. B. der Nobelpreisträger Andrew Fielding Huxley sein Halbbruder), mütterlicherseits der britischen Intellektuellenfamilie Arnold. Sein Vater war der Schriftsteller Leonard Huxley, seine Mutter Julia Arnold. Die Mutter starb 1908, als Aldous gerade 14 Jahre alt war.

Mit 17 Jahren erkrankte Aldous an den Augen, und sein Sehvermögen war künftig stark eingeschränkt. Deshalb musste er nicht am Ersten Weltkrieg teilnehmen.

Huxley studierte Literatur am Balliol College in Oxford. Im Alter von 21 Jahren machte er die Schriftstellerei zu seinem Beruf, und mit 22 Jahren, im Jahre 1916, veröffentlichte er sein erstes Buch. Er schrieb in geschliffener und präziser Sprache satirisch- realistische Romane, die die Hohlheit und Dekadenz der großbürgerlichen Gesellschaft entlarven. Den Fortschrittsglauben seiner Zeitgenossen bekämpfte er mit den desillusionierenden Bildern seiner Dystopie »Schöne neue Welt« (1932).

Während des Ersten Weltkriegs lebte Huxley meist in Garsington Manor, einem Herrenhaus nahe Oxford. Nach diesem Krieg arbeitete er als Journalist und Kunstkritiker. Unter dem Einfluss des Buddhismus und der politischen Umstände im Europa der 30er Jahre entwickelte er sich vom Satiriker zum leidenschaftlichen Reformator, der die Welt heilen wollte.

1937 zog Huxley nach Kalifornien. 1938 lernte er den indischen Philosophen und spirituellen Lehrer Jiddu Krishnamurti kennen und beschäftigte sich mit den großen Weisheitslehren der Welt. In der Folgezeit wandte er sich dem Menschen und der Mystik zu, und seine Schriften beinhalteten mehr und mehr philosophische und mystische Betrachtung.

1953 ließ er sich auf ein kontrolliertes Experiment mit der psychedelischen Droge Meskalin ein, ein Experiment, dem er sich bis zu seinem Tod im November 1963 noch etwa zehn weitere Male unterzog. Sein letzter Roman »Island« (1962) setzt seiner Anti-Utopie »Schöne neue Welt« eine positive Utopie entgegen. Kurz bevor er an Kehlkopfkrebs starb, ließ Huxley sich von seiner zweiten Frau Laura intramuskulär LSD spritzen.

Schöne neue Welt

In dem Roman »Schöne neue Welt« der im Jahr 632 nach Ford, bzw. nachdem das erste Model T des Autobauers Ford im Jahr 1908 vom Band lief, also im Jahr 2540 nach Christus spielt, beschreibt Huxley eine Welt, in der es dem Menschen »gelungen« ist, mit Hilfe von künstlicher Fortpflanzung und psychologischen Kunstgriffen eine »funktionierende« Gesellschaft zu erschaffen.

146 nach Ford, bzw. 2054 nach Christus, brach auf der Welt ein neunjähriger Krieg mit chemischen und biologischen Massenvernichtungswaffen aus. Nach diesem Krieg gab es einen weltweiten wirtschaftlichen Kollaps. Deshalb formten die Herrschenden damals eine Weltregierung und schufen durch langfristige und friedliche Reformation eine fortwährend »glückliche und wohlhabende« Gesellschaft.

Man machte Propaganda gegen die natürliche Fortpflanzung und schuf Brut- und Aufzuchtzentren, schloss sämtliche Museen, zerstörte die Denkmäler und verbot alle Bücher, die vor 150 nach Ford geschrieben wurden.

Im Jahre 632 nach Ford ist schließlich der Weltstaat völlig etabliert, und fast alle Menschen stehen unter seiner Kontrolle. Es herrscht ein totalitäres, aber nicht gewalttätiges Regime. In einem kleinen, isolierten Reservat leben allerdings noch einige »Wilde« in einer traditionellen Stammeskultur, die natürliche Vorgänge wie Geburt, Krankheit und Altern einschließt. Sie werden vom Weltregime geduldet.

Die Menschen in dieser »schönen« neuen Welt werden in Massenproduktion im Labor gezüchtet. Es gibt fünf Kasten, Alphas, Betas, Gammas, Deltas und Epsilons. Jede Kaste hat ihre Fähigkeiten und Aufgaben. Die Alphas regieren die Welt, und Deltas und Epsilons verrichten die niederen Arbeiten. Den niederen Kasten werden gezielt schädliche Substanzen wie Alkohol verabreicht und vor der Geburt Sauerstoff entzogen, um ihre Entwicklung und Intelligenz zu begrenzen. Zudem werden sie zigfach geklont, währen Alphas und Betas aus ungeteilten Eizellen entstehen.

Nach der Geburt werden die Menschen ihrer Kaste entsprechend, für die sie »produziert« wurden, konditioniert. Das heißt, sie werden durch Belohnen und Bestrafen von Handlungen sowie durch Abspielen von Tonbändern während des Schlafs gelehrt, mit ihrer Kastenzugehörigkeit glücklich zu sein, alle Kasten als unverzichtbar für die Gemeinschaft anzusehen und nur in Gemeinschaft glücklich leben zu können. Einsamkeit wird ihnen als etwas Schlechtes dargestellt.

Die Gesellschaft fordert von ihren Mitgliedern ständig wechselnde sexuelle Kontakte, ausschließlich zum Vergnügen. Liebe und Leidenschaft sowie natürliche Geburten gefährden nach Meinung des Regimes die Stabilität.

Kunst und Literatur sind durch ein »Fühlkino« ersetzt, das Stücke ohne Tiefgang zeigt. Action und Erotik sind hier wichtig. Die Droge „Soma“, die von allen regelmäßig genommen wird, wirkt stimmungsaufhellend und anregend und verhindert Stimmungsschwankungen. Krankheiten gibt es nicht mehr. Pränatale Impfungen haben sie ausgerottet. Die Menschen sind immer gleich schön und gleich leistungsfähig durch Sport und moderne Kosmetik. Sie sterben schnell und schmerzlos im Soma-Halbschlaf im Alter von 60 bis 70 Jahren.

An die Stelle der Religion tritt ein Verehrungskult um den Autobauer Ford und Sigmund Freud. Nur die Menschen im Reservat leben nach einer Religion, die christliche Vorstellungen mit indianischem Naturglauben verbindet.


Quellen:

  • www.wikipedia.de / Aldous Huxley
  • www.wikipedia.de / Schöne neue Welt
  • Meyers großes Taschenlexikon in 24 Bänden, Meyers Lexikonverlag, Wien Zürich, 1981. Aldous Huxley.
  • Aldous Huxley, Schöne neue Welt, Fischer Tb, Ausgabe 1977.

Bilder:

  • Aldous Huxley in Buenos Aires, Urheber unbekannt, Public Domain.
  • Cover des Buches »Schöne neue Welt«, mit freundlicher Genehmigung des Fischer-Taschenbuchverlags.

Copyright © 2009 by Wolfgang Wiekert