Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

John Tanner – Das Leben eines Jägers 25

John Tanner
Das Leben eines Jägers
oder
John Tanners Denkwürdigkeiten über seinen 30-jährigen Aufenthalt unter den Indianern Nordamerikas
Erstmals erschienen 1830 in New York, übersetzt von Dr. Karl Andree

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Einige Zeit darauf wurde die Hungersnot unter uns so drückend, dass wir es für nötig hielten, unsere Zuflucht zu einer Jagdmedizin zu nehmen. O-ge-mah-we-ninne und ich galten für die besten Jäger in der Gruppe, und daher schickte Nah-gitsch-e-gumme jedem von uns einen kleinen ledernen Medizinbeutel, welcher gewisse zu Pulver zermalmte Kräuter, die mit roter Farbe gemischt waren, enthielt. Wir sollten sie bei den kleinen Figuren der Tiere, welche wir töten wollten, anwenden.

Bei dieser Art zu jagen, bedient man sich, insofern es die Medizin betrifft, ganz derselben Mittel, wie bei den Gelegenheiten, wo ein Indianer einem anderen eine Krankheit oder irgendein Leid zuwege bringen will. Es wird nämlich eine kleine Zeichnung gefertigt, welche den Mann, die Frau oder das Tier darstellt, an dem die Kraft der Medizin sich erproben soll. Will man den Tod herbeiführen, so sticht man mit einem spitzen Werkzeug den Teil, welcher das Herz vorstellt, und legt auf die Stelle ein wenig Medizin. Das Bild, welches zu diesem Behuf gemacht wird, heißt Muzzi-ne-neen. Mit demselben Namen werden auch die kleinen Manns- oder Frauengestalten bezeichnet, die entweder ganz flüchtig auf ein Stück Birkenrinde oder mit etwas mehr Sorgfalt auf Holz gezeichnet werden.

Wir zogen aus, in der festen Überzeugung, dass wir unseren Zweck erreichen würden. Allein Wah-ka-zhe kam uns nach und sagte, wir sollten uns vor der Medizin, die Nah-gitsch-e-gumme uns gegeben hätte, in acht nehmen. Sie würde uns sonst gewiss Unheil bringen, wenn auch nicht gleich jetzt, doch gewiss später, wenn wir sterben müssten. Wir benutzten sie also nicht und erlegten dessen ungeachtet einiges Wild. Natürlich ermangelte Nah-gitsch-e-gumme nicht, diesen glücklichen Erfolg der Kraft seiner Medizin zuzuschreiben. Da ich sah, dass die Hungersnot nicht abnahm, so trennte ich mich von der Gruppe, um abgesondert von ihr zu leben, denn ich wusste recht gut, dass ich auf diese Weise alle Bedürfnisse meiner Familie recht gut würde befriedigen können. Wah-ka-zhe und der schwarze Vogel gingen zum Winnipegsee, kamen aber von dorther nicht, wie ich doch gehofft hatte, zurück.

Als meine Jagd beendet und die Frühlingszeit herangekommen war, während welcher die allgemeinen Versammlungen stattzufinden pflegen, fuhr ich den Be-gwi-o-nus-ko hinab, um die Handelsleute am Red River zu besuchen. Die meisten Indianer hatten sich vor mir dorthin auf den Weg gemacht. Eines Morgens, da ich an einem unserer gewöhnlichen Lagerplätze vorüberkam, bemerkte ich einen kleinen Stab, den jemand in die Erde gesteckt haben musste. Am oberen Ende war ein Stück Birkenrinde befestigt. Ich trat näher, untersuchte alles und erkannte die Abbildung einer Klapperschlange und eines Messers, dessen Stiel die Schlange berührte, während die Spitze in einem Bären steckte, welcher den Kopf hängen ließ. Neben der Klapperschlange war ein Biberweibchen abgezeichnet. Eine Zitze desselben berührte die Schlange.

Die ganze Zeichnung war gemacht worden, um mir Nachrichten mitzuteilen. Ich erfuhr auf diese Art, dass Wa-me-gon-a-biew, dessen Totem eine Klapperschlange (Sche-sche-gwa) war, einen Menschen getötet hatte, der zum Totem einen Bären (Muk-kwa) hatte. Kein anderer als Wa-me-gon-a-biew konnte der Mörder sein, denn die Zeichnung zeigte eindeutig an, dass der Täter Sohn einer Frau war, die den Biber zum Totem hatte, und das war mit Net-no-kwa der Fall. In unserer Gruppe hatten nur wenige Männer den Bären zum Totem, und so konnte ich nicht daran zweifeln, dass ein junger Mensch, namens Ke-zha-koons, das Opfer sei. Dass der Bär den Kopf hängen ließ, sagte mir, er sei tot, und nicht bloß verwundet.

Dieser Vorfall hinderte mich nicht, meinen Weg fortzusetzen. Ich beeilte mich im Gegenteil um so mehr und kam gerade noch zur rechten Zeit, um dem Begräbnis des jungen Menschen, den mein Bruder getötet hatte, beizuwohnen. Wa-me-gon-a-biew grub selbst ein Loch, in welchem zwei Körper Platz hatten, zog darauf seine Oberkleider aus, stellte sich so an den Rand der Grube, nahm sein Messer und hielt dessen Stiel dem ihm zunächst stehenden Verwandten des Getöteten hin.

»Mein Freund«, sprach er, »ich habe deinen Bruder getötet. Du siehst, ich habe selbst eine Grube gegraben, die Raum genug für zwei Männer hat. Ich bin darauf gefasst, hier neben ihm zu schlafen.«

Aber der Erste, der Zweite und so alle übrigen Verwandten des Getöteten verweigerten nacheinander die Annahme des Messers, welches Wa-me-gon-a-biew ihnen darbot, denn die Verwandten meines Bruders waren mächtig, und die Furcht, welche sie einflößten, rettete diesem das Leben. Ke-zha-koons hatte ihn nämlich sehr dadurch gereizt, dass er ihn über die abgebissene Nase verspottete. As Wa-me-gon-a-biew sah, dass kein männlicher Verwandter des Getöteten öffentlich wagte, den Tod desselben zu rächen, sprach er: »Nun belästigt mich aber weder jetzt noch in Zukunft mit dieser Angelegenheit. Wenn es jemand wagt, mich auf ähnliche Weise zu verspotten, so werde ich wieder tun, was ich schon einmal getan habe.«

Die Art und Weise, auf welche ich Nachricht von jenem Mord erhielt, ist unter den Indianern sehr häufig im Gebrauch, und in den meisten Fällen sind die Andeutungen sehr klar und verständlich. Die Männer ein und desselben Stammes kennen ihre Totems gegenseitig vollkommen, und wenn bei diesen Zeichnungen die Gestalt eines Menschen nicht ein besonderes Erkennungszeichen hat, so darf man sicher sein, dass sie einen Sioux oder irgendeinen anderen Fremden andeuten soll. Sehr häufig werden, wie in dem eben angeführten Fall, nicht die Körpergestalten dargestellt. Man begnügt sich mit dem bloßen Totem. Will man andere benachrichtigen, dass sich Leute in Hungersnot befinden, so bildet man entweder einen Menschen oder noch öfter bloß das Tier, welches Totem ist, ab, aber so, dass der Mund weiß gemalt wird.

Ich besuchte den Handelsmann am Red River und machte mich dann auf die Reise in die Vereinigten Staaten. Aber am Winnipegsee hörte ich, dass der Krieg zwischen diesen und Großbritannien noch nicht beendet und der Übergang über die Grenze immer sehr gefährlich sei. Ich blieb also, wo ich war. Bald kamen Pe-schau-ba, Waw-zhe-kwaw-maisch-koon nebst mehreren anderen dorthin. Sie wohnten in drei Hütten. Waus-so, der alte Gefährte Pe-schau-bas, war auf der Jagd durch einen Zufall ums Leben gekommen. Wir lebten zusammen im Überfluss und waren sehr zufrieden. Aber Pe-schau-ba, auf welchen der Tod seines Freundes tiefen Eindruck gemacht hatte, fiel bald in eine schwere Krankheit. Er war überzeugt, dass nun sein Ende nahte, und sprach darüber sehr oft mit uns.

Eines Tages wandte er sich zu mir und sagte: »Ich erinnere mich, dass ich dort oben beim Großen Geiste war, ehe ich hier auf dieser Welt lebte. Ich sah oft hinunter und erblickte Menschen auf der Erde, sah viele schöne und wünschenswerte Dinge, auch eine hübsche Frau. Da ich diese alle Tage betrachtete, so fragte mich der Große Geist: ›Pe-schau-ba, liebst du die schöne Frau, welches du so oft betrachtest?‹

›Jawohl‹, antwortete ich. ›Dann‹, fuhr er fort, ›sollst du einige Winter auf der Erde leben. Du sollst aber dort nicht lange verweilen, denk daran, was ich dir jetzt sage. Sei stets sanft und gut gegenüber meinen Kindern, die du dort unten siehst.‹ So bin ich auf die Erde herabgekommen und habe nie vergessen, was er mir eingeschärft hatte. Ich habe mich immer im Rauch zwischen beiden Gruppen gehalten. Wenn mein Volk gegen seine Feinde gekämpft hat, habe ich nie meine Freunde in ihren Hütten geschlagen. Ich habe die Torheit der jungen Leute, die mich beleidigen wollten, verachtet. Aber stets war ich bereit, unsere tapferen Krieger den Sioux entgegen zu führen. Ich ging immer schwarz bemalt im Gefecht, so wie du mich jetzt siehst. Ich höre von hier aus dieselbe Stimme, welche zu mir sprach, als ich auf die Erde herabstieg. Sie sagte mir, ich würde nicht lange dort verweilen. Dir, mein Bruder, war ich immer ein Beschützer, und du wirst traurig sein, wenn ich dich verlassen habe. Aber sei nicht einem Weibe ähnlich. Du wirst bald meinen Spuren folgen.«

Er legte dann die neuen Kleidungsstücke an, welche ich ihm geschenkt hatte, ging aus der Hütte, betrachtete Sonne und Himmel, den See und die entfernten Hügel, kam dann wieder herein und setzte sich ganz ruhig an seinen gewöhnlichen Platz. Ein paar Augenblicke später hatte er aufgehört zu atmen.

Nach Pe-schau-bas Tod wollte ich noch einmal versuchen, ob ich in die Vereinigten Staaten gelangen könnte, allein Waw-zhe-kwaw-maisch-koon hielt mich zurück. Ich blieb den Winter über bei ihm, und im Frühjahr gingen wir zum Ne-bo-we-se-be (dem toten Fluss), säten Getreide und verlebten dort den Sommer. Als die Blätter fielen und das Korn eingeerntet war, begaben wir uns zu unseren Jagdgrenzen.

Ein alter Chippewa, der Krummfinger hieß, lebte seit etwa einem Jahr in meiner Hütte und hatte in dieser ganzen Zeit auch nicht ein einziges Stück Wild erlegt. Als ich einst den Bisons nachstellte, ging er mir nach, und es kam uns eine zahlreiche Herde zu Gesicht. Da wollte der Alte Streit mit mir anfangen und behauptete, ich hätte kein Recht, in jener Gegend zu jagen.

»Ihr Ottawa dürft hier in diesen Bezirken gar nicht jagen. Ich kann euch nicht alle bewachen. Aber du wenigstens bist in meiner Gewalt, und ich bin entschlossen, dich auf der Stelle ums Leben zu bringen, wenn du nicht gleich in dein Land zurückkehrst.«

Diese Drohung beunruhigte mich keineswegs. Ich ließ es darauf ankommen, ob er wagen würde, etwas gegen mich zu unternehmen. Nachdem wir uns ein paar Stunden lang miteinander herumgestritten hatten, kroch er weg, um den Bisons auf Schussweite nahe zu kommen. Gleich darauf kamen zwei junge Ottawa, die sich in einem Gebüsch versteckt gehalten und den Zank mit angehört hatten, zu mir. Der Alte schoss ein paar Mal, traf aber nichts, und ging nun, voll Scham über sein unverschämtes Betragen und seinen Mangel an Geschicklichkeit, zur Hütte zurück. Nun fingen wir drei an zu jagen, und töteten eine Menge fetter Kühe.

Als ich einige Zeit danach den ganzen Tag auf der Jagd gewesen war, und abends spät heimkam, fiel es mir auf, dass alle, welche sich in der Hütte befanden, außerordentlich niedergeschlagen waren. Unter ihnen war auch Chik-a-to, ein Mann, den ich nur sehr wenig kannte. Es schien mir, als wenn ihn, gleich den Übrigen, irgendeine unerwartete Nachricht in eine so große Bestürzung versetzt hätte. Ich fragte daher meine Frau, weshalb sie so niedergeschlagen sei. Sie gab mir aber keine Antwort. Endlich, als ich dringender wurde, sagte Waw-zhe-kwaw-maisch-koon ernsthaft und mit feierlicher Stimme, dass der Große Geist wieder einmal herabgestiegen sei.

»Ei was!«, rief ich, »ist der wieder einmal da gewesen. Er kommt ja seit einiger Zeit recht häufig. Wir werden aber doch hoffentlich bald erfahren, was er uns mitzuteilen hat.«

Die leichte und unehrerbietige Art, in welcher ich über diesen Gegenstand sprach, war vielen Indianern höchst anstößig, und alle waren damit einverstanden, dass sie mir etwas Näheres über diese Sache gar nicht mitteilen wollten. Sie hatte auch für mich nur sehr geringe Wichtigkeit. Ich ging am anderen Morgen wie gewöhnlich auf die Jagd. Da ich gegen diese angeblichen Offenbarungen, wodurch der Große Geist seinen Willen kundgetan haben sollte, sehr gleichgültig dachte, so erfuhr ich damals nicht gleich alles, was vorgegangen war. Später sah ich aber ein, dass wenn meine Zweifel auch nicht die Gottheit beleidigten, in deren Namen uns angeblich jene Offenbarungen mitgeteilt wurden, doch wenigstens die, welche dieselben kundtaten, großes Ärgernis nahmen, und dass ich durch ihr Übelwollen in manche Ungelegenheiten und Gefahren geriet.

Als wir im Frühjahr bei Pembina versammelt waren, errichteten die Häuptlinge eine große Hütte und beschieden alle Männer dort hin, um Mitteilungen über die neue Offenbarung zu machen, durch welche der Große Geist seinen Willen kundgegeben hatte. Der Überbringer derselben war Manito-o-gheez-hik, ein Mann, der nur in geringem Ansehen stand, aber den meisten Chippewa in jener Gegend bekannt war. Er hatte sich ein ganzes Jahr lang nirgends sehen lassen und wollte inzwischen den Aufenthalt des Großen Geistes besucht und von diesem selbst Verhaltungsregeln empfangen haben. Doch sagten mir einige Handelsleute, er sei bloß nach Saint Louis am Mississippi gegangen.

Ais-ain-se setzte uns auseinander, weshalb wir versammelt wären, sang darauf, betete und teilte dann das Wesentliche der von Manito-o-gheez-hik enthüllten Offenbarung mit. Die Indianer sollten nicht mehr gegen ihre Feinde ziehen, nicht mehr stehlen, betrügen, lügen, noch sich betrinken oder das Wildbret warm essen, auch keine warme Fleischbrühe genießen. Von diesen Bestimmungen waren nur wenige unbequem. Sie ließen sich leichter beobachten, als die des Shawnee-Propheten. Überhaupt kann man sagen, dass die meisten Vorschriften, welche zu jener Zeit den Indianern gemacht wurden, für sie höchst zweckmäßig und nützlich waren, und ihre wohltätige Wirkung machte sich immer ein paar Jahre lang fühlbar. Sie lebten etwas geregelter und befanden sich deshalb auch in besseren Umständen.

Als wir bereit waren, das Kontor zu verlassen, forderte Ais-ain-se mich und einige Männer auf, ihn an den Man-e-to-sah-gi-e-gun (Geister-See) zu begleiten, denn dort hielt er sich gewöhnlich auf. Ich wollte indessen nicht mit ihm ziehen, sondern lieber in einer waldigen Gegend Pelz tragende Tiere erlegen. Aber zehn Männer, und unter ihnen Wa-ge-to-te und Gi-ah-ge-git, nahmen seine Einladung an und zogen, von einer großen Anzahl Frauen gefolgt, mit ihm ab. Ein junger Mensch, Ais-ain-ses Freund, genannt Se-gwun-oons (der Hirsch), sagte uns kurze Zeit vor seinem Abgang von Pembina, dass er am Geister-See getötet werden würde, machte auch sonst noch einige Prophezeiungen, die sämtlich eintrafen. Die Indianer maßen ihm endlich Glauben bei, und die Gefahren, von welchen sie, wie er sagte, bedroht würden, wenn sie zum See gingen, schilderte er so ergreifend, dass Wa-me-gon-a-biew und andere sehr besorgt wurden und zurückkamen. Der Letzte von allen, der sich uns noch anschloss, war Matsch-e-tuns, ein junger, leichtsinniger Mensch, der oft log. Dieser erzählte uns, dass die Gefahren, von welchen Ais-ain-se und dessen Gruppe bedroht wären, ihn so in Schrecken versetzt hätten, dass er in der Nacht heimlich aufgebrochen sei. Am anderen Morgen habe er schon eine weite Strecke hinter sich gehabt, aber doch Flintenschüsse der Sioux aus der Gegend des Lagers herüberschallen hören. Wir trauten seinen Aussagen anfangs nicht recht, sahen aber mit Spannung weiteren Nachrichten entgegen. Endlich schickten die Häuptlinge zwanzig Krieger weg, um zu erfahren, ob und was von dem Erzählten begründet sei. Als diese nun an der Stelle ankamen, wo Ais-ain-se mit seinen Begleitern ein Lager gehabt hatte, überzeugten sie sich, dass alle ohne Ausnahme erschlagen worden waren. Vor dem Lager lag der Leichnam Se-gwun-oons, desselben jungen Mannes, der uns vor seiner Abreise von Pembina vorausgesagt hatte, dass er ums Leben kommen würde. Neben ihm fand man mehrere Krieger seines Alters zerstreut, und weiter hinten lag der kräftige Körper Ais-ain-ses, über und über mit Pfeilen bespickt. Im Lager selbst war der Boden mit entseelten Frauen und Kindern bedeckt. Noch weiter entfernt erblickte man den Leichnam eines Sioux in sitzender Stellung. Er war mit Puk-kwi oder Matten bedeckt, die aus den Hütten der Chippewa genommen worden waren. Nur Matsch-e-toons war davongekommen. Einige Indianer vermuteten, er mochte sich wohl während des Gefechts selbst und nicht in der Nacht vorher entfernt haben. So fiel Ais-ain-se, der letzte merkwürdige Mann seiner Zeit unter den Chippewa vom Red River, bei denen er in hohem Ansehen stand. Unser Dorf wurde, nachdem wir so viele Menschen verloren hatten, eine wahre Ödnis.

Wir zogen nun an den Ne-bo-we-se-be, wo wir den Sommer über leben und Korn säen wollten. Sha-gwaw-koo-sink, ein alter, mir befreundeter Ottawa, war der Erste, welcher unter den Chippewa am Red River den Getreidebau einführte.

Als die Blätter fielen und wir in die Jagdbezirke zurückkamen, waren dort Wölfe in solche Menge vorhanden, dass sie uns lästig wurden. Sie rissen mein Pferd und mehrere von meinen Hunden. Eines Tages war ich mit meiner ganzen Familie ausgegangen, um das Fleisch eines von mir erlegten Moosetieres heimzuholen. Als ich wieder in meine Hütte trat, sah ich auf den ersten Blick, dass die Wölfe eingedrungen waren und am Pelzwerk, den Riemen und Häuten, welche in ihrem Bereich gelegen, herumgefressen und alles durcheinandergebracht hatten. Ich schoss ihrer viele tot, und doch machten sie mir immer noch viel zu schaffen. Besonders kam ein alter Wolf so häufig vor meine Tür, dass ich ihn stets wiedererkannte und alles, was er tat, recht genau beobachten konnte. Erst rannte er gewöhnlich auf meine Hunde zu, die vor ihm ausrissen. Dann schnüffelte er um die Hütte herum, und was irgend zu verdauen war, das fraß er auf. Endlich lud ich einmal mein Gewehr recht scharf, ging gerade auf ihn los und streckte ihn zu Boden, als er eben gegen mich ansprang. Die Hälfte seiner Haare war ihm schon ausgefallen.