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Sagen- und Märchengestalten – Die Gespenster – Teil 2

Sagen- und Märchengestalten sowie Geister-, Wunder- und Aberglauben des deutschen Volkes
Mit Erzählungen von Begebenheiten der Vorzeit, die den Glauben an eine Geisterwelt förderten, Berlin, Verlag von Burmester & Stempell,1874

Die Gespenster Teil 2

König Friedrich III. von Dänemark schrieb einst einen allgemeinen Landtag aus, welcher zu Flensburg abgehalten werden sollte. Edelleute, hohe Geistliche, reiche Bürger führte ihre Pflicht dahin, manche auch der Wunsch, den König zu sehen oder den Festlichkeiten, welche etwa veranstaltet werden mochten, zuzuschauen. Unter den Fremden befand sich ein dänischer Edelmann, den besondere Verhältnisse auf seinem Weg zurückgehalten hatten und der nun keine Herberge mehr fand. Das zwang ihn, in der Stadt umherzusuchen, ob ihm ein glücklicher Zufall nicht irgendwo ein vergessenes Plätzchen aufbehalten habe, wo er wenigstens für die nächste Nacht unter Dach und Fach kommen konnte. Allein auch diese Hoffnung schien sich nicht erfüllen zu wollen, denn in allen Häusern, an deren Pforte er begehrlich klopfte, wurde ihm der Bescheid, dass jedes Gemach an einen Gast bereits vergeben sei. So entfernte er sich allmählich vom Zentrum der Stadt und geriet in abgelegene Winkel und Gassen, bis ihm auf einem freien Platz ein altertümliches Gebäude ins Auge fiel, vor dessen schmalen, vergitterten Fenstern hohe Pappeln im Abendwind rauschten. Ehrsame Bürger, welche an ihren Türen die großen Ereignisse des Tages miteinander besprachen, warnten ihn, dort zu übernachten. Es sei dort schon lange nicht geheuer. Absonderlich im Türmchen, das die Ostecke des alten Hauses bilde, treibe lärmender Geisterspuk sein Wesen und verleide dem, der dieses runde Wohngemach erkoren hatte, die Nachtruhe gründlich. Genug, wem Leib und Seele mehr wert seien als ein Pappenstiel, möge sich vor der Einkehr in jenes Haus hüten. Indessen mochte schon mancher der Warnung nicht geachtet haben, denn der Edelmann sah, wie mehrere Diener die Pferde ihrer Herren durch den finsteren Torweg in den Hof leiteten. Er brach daher sein Gespräch kurz ab und schritt quer über den Platz, während jene Männer in Nachtmützen und Pantoffeln mit erstaunten und missbilligenden Blicken ihm nachsahen.

Von dem breiten Gang, den der übermauerte Torweg bildete, führten rechts und links schmale Verzweigungen zum Hauptgebäude, das eine Reihe bewohnbarer Zimmer enthielt.

Aber alle diese Räume waren von früher Angekommenen in Besitz genommen worden. Nach einer sorgfältigen Durchsuchung des Ganzen fand sich für den neuen Gast nichts, als jenes runde Turmgemach, von welchem die Bürger in so schlimmer Weise geredet hatten. Not bricht Eisen, sagt das Sprichwort, und der dänische Baron dachte vielleicht ebenso, denn er ließ sein Gepäck hinauftragen, die Lagerstätte in dem großen Himmelbett mit Heu und Stroh wohl auffüllen, sorgte für ein Paar zuverlässige, scharf geladene Pistolen und für zwei dicke Wachskerzen, die er brennend auf den Tisch inmitten des Zimmers stellte. Dann schloss er sorgfältig die Tür und warf sich völlig angekleidet auf das improvisierte Lager, um nach der Anstrengung der Reise wenigstens einige Stunden der Ruhe zu genießen. Indessen begann er kaum in den angenehmen Mittelzustand zwischen Schlaf und Wachen zu versinken, da schien es ihm, als vernehme er entferntes Brausen. Mit Mühe entriss er sich dem Schlummer, der seine Sinne zu bewältigen drohte, richtete sich halb empor und lauschte. Allgemach drang das dumpfe Geräusch, welches in der Luft zu schweben schien, näher, bis es laut und stürmisch über dem Turm sich erhob. Plötzlich fielen durch den Schlot menschliche Glieder in den Kamin herab, die sich alsbald zu Leibern gestalteten. Nun zog in langer Reihe eine glänzende Gesellschaft in das Gemach ein. Der Tisch deckte sich wie durch Zauber mit schneeweißem Linnen, goldenem und silbernem Geschirr, darin Speisen dampften und edle Weine perlten, sodass der liebliche Duft den ganzen Raum erfüllte und der leere Magen des Lauschers in der Ecke ein wehmütiges Behagen empfand. Unter den Schmausenden war ein stolzblickender Mann in Samtwams und schimmerndem Brustharnisch, über den ein langer, silbergrauer Bart herabwallte. Als sie nun gegessen und getrunken hatten, erhob sich der Alte von seinem Platz und winkte mit dem gefüllten Becher nach dem Fremden hin, als wolle er ihn nötigen, an ihrem Fest teilzunehmen. Doch dieser wich scheu zurück und suchte sich hinter den Vorhängen des Lagers zu verbergen.

Da trat der Alte näher zu ihm hin, reichte ihm den Becher dar und bedeutete die Zecher, mit dem Edelmanne anzuklingen. Dieser nahm zitternd die goldene Schale und sagte: »Segne es Euch Gott, Ihr Herren!«

Da gellte ein Misston durch den Raum. Die reich besetzte Tafel mit allem Kerzenglanz und die Erscheinungen um ihn her verschwanden wie ein Hauch. Er war allein. Trübe flackerten die Kerzen, die er selbst entzündet hatte. Er würde geglaubt haben, aus einem Traum zu erwachen, wenn nicht der kostbare Becher in seiner Hand ein deutliches Zeugnis für die Wirklichkeit gewesen wäre.

Wie hier dem dänischen Edelmann ein glänzendes Gastmahl, zeigte sich einst dem auf der Jagd verirrten deutschen Freiherrn von Simmern auf mooriger Wiese ein Schloss mit Mauern und Türmen, an einer Stelle, die er oft vordem überschritten und leer gesehen hatte. Ein wild blickender Jägersmann erschien und winkte ihm, zu folgen. Über eine Zugbrücke und über den Schlosshof gelangten sie durch eine Reihe schön geschmückter Gemächer, in denen altertümlich gekleidete Herren und Damen auf seidenen Polstern saßen. Im Rittersaal speisten viele an einer langen Tafel, deren oberes Ende ein fürstlicher Herr auf vergoldetem Lehnstuhl einnahm, den Simmern von alten Ahnenbildern her als einen Helden aus den Türkenkriegen erkannte. Nachdem der Fremde den Freiherrn wieder zurückgeleitet hatte, versank hinter ihnen das Schloss tief im Erdengrund, der sich weithin spaltete und den Fürsten mit einem Teil seines Hofstaates in Flammen und höllische Pein leidend sehen ließ. Drohend streckte der Jägersmann die Hand nach den Verdammten aus und rief: »Schau jene an! Unter dem nichtigen Vorwand, gegen die Feinde des Christenglaubens den ritterlichen Kampf zu bestehen, sogen sie das Mark des Landes aus. Rächer der Vergangenheit in fremden Reichen, plünderten sie die Heimat wie gierige Räuber, hausten den Wölfen gleich unter wehrlosen Untertanen. Sie leiden die ewige Qual. Ich aber muss wandern durch Forst und Feld, bis meiner Sünden Erlösungsstunde naht.« Damit verschwand der Jäger, und der Freiherr sah sich allein im finsteren Wald, in dem er umherirrte, bis der Tag anbrach und er Weg und Steg zu erkennen vermochte. Als er heimkehrte, wurde er von den seinen nicht mehr erkannt, denn seine Gestalt war vor Entsetzen alt geworden und sein Haar ergraut. Da baute er ein Kloster an der Stelle, wo das Schloss einst stand, und lebte dort in Buße und strenger Einsamkeit bis an seinen Tod.

In der alten Gespenstersage scheidet sich leicht das Wahre von dem Falschen, der Volkswitz von späterer Überlieferung oder Erfindung. Eine ganze Reihe von Überlieferungen lässt Fürsten und Edelleute einen Blick in den Grund der Hölle werfen, in welcher ihre Urväter die Gebrechen der Zeitlichkeit in Flammen büßen. Wenn diesem Teil der Sage die mönchische Erdichtung unverkennbar eigen ist, ruht doch der andere, die veränderte Gestalt und das zum Greis werden, tief im Bewusstsein volkstümlicher Dichtung. Wer mit dem Übermenschlichen, mit Geistern oder Feen verkehrt, dem verfliegt das eigene, arme Leben wie ein Hauch, entfärbt ihn zum Schatten seines Ichs oder lässt ihn hundert Jahre fern von den irdischen Gefährten verträumen, deren keinen er bei seiner Wiederkehr am Leben findet.

Gespenster treten oft als Warner vor nahem Unglück auf oder offenbaren böse Taten, die sonst ein ewiges Geheimnis decken würde. Als der tapfere Herzog von Buckingham im Jahr 1628 nach Portsmouth aufbrechen wollte, um von dort zu Schiff nach La Rochelle zu gehen und die belagerte Stadt entsetzen zu helfen, erschien seines Vaters Geist einem alten, treuen Diener und befahl ihm, dem Sohn von der Fahrt abzuraten, denn sie werde ihm Unglück bringen. Der Alte wagte nicht, seinem jungen, aufgeklärten Herrn die wunderliche Erscheinung vorzutragen, die er selbst für einen trügerischen Traum hielt. Allein schon in der nächsten Nacht kehrte der Geist wieder und verwies ihm seine Zweifel und Nachlässigkeit mit zornigen Worten. Am folgenden Morgen, als der Diener den Herzog mit Schwert und Rüstung gürtete, brachte er die Sache an. Buckingham aber erwiderte lächelnd: »Geh’ doch, Alter! Du wirst schwach und abergläubisch wie ein Weib.« In der dritten Nacht zeigte ihm der Geist einen langen, scharfen Dolch. Mit einem solchen, sagte er, werde der Herzog ermordet werden, den er ernstlich von der Reise abzumahnen fordere. Als nun der so geängstigte Mann sich abermals ein Herz fasste und des Geistes Erscheinung getreulich schilderte, auch jedes Wort, das er gesprochen hatte, wiedergab, umwölkte sich Buckinghams Stirn und er entgegnete ernsthaft: »So mein Vater von den Toten wiederkehrt, wird sich das, was er verkündete, gewiss erfüllen. Doch fern bleibe es von mir, mein gegebenes Wort zu brechen. Unritterliches Handeln ist schlimmer, denn der Tod.« Er reiste ab und kurze Zeit darauf wurde er zu Portsmouth von einem fanatischen Puritaner, Felton, ermordet.

Wen eine Mörderhand gewaltsam vom Licht schied, der zeigte sich den Lebenden, damit ihm Erlösung werde durch die strafende Gerechtigkeit. Wo ein solcher Geist nächtlich zu schweben pflegte, musste der Erdboden aufgegraben oder eine Mauer durchbrochen werden, um nach den Überresten der Leiche zu forschen, deren Hals oder Schädel von der Art der Ermordung Zeugnis geben und zur Entdeckung des Übeltäters verhelfen konnte. Unter verschiedenen Verhältnissen des Ortes und der Zeit, im häuslichen Kreis, in einsamer Kammer, vor dem Bett der Schlafenden, in stiller, unbesuchter Gegend, auf geheimen Pfaden, um Mitternacht, in der Morgen- und Abenddämmerung tauchte oft urplötzlich die blutige Gestalt Ermordeter auf, offenbarte die böse Tat und zeigte den durchs Haupt geschlagenen Nagel, das Messer, mit dem die Tat geschah, oder hinterließ ein Wahrzeichen, daran der Lebende die Wirklichkeit des Phantoms erkennen sollte. Solche Sagen leben noch heute zahlreich im Mund des Volks, und es mag hier eine der weniger bekannten aus englischer Überlieferung Platz finden.

Ungefähr um das Jahr 1632 lebte zu Chester in einem vor der Stadt gelegenen, stattlichen Besitztum John Walker, dessen einsamen Haushalt nach dem Tod seiner Gattin eine entfernte Verwandte übernahm, die junge, blühende Anna Walker, eines früh verstorbenen Vetters einziges Kind. Außer ihr verkehrte dort nur Markus Sharp, ein Kohlengräber aus Blackburn in Lancashire, dem in Hof und Garten zu besorgen oblag, was der jungen Wirtin zu schwer fiel oder gar zu grob für ihre zarten Hände war. Herr John Walker genoss den Ruf eines überaus frommen, gottseligen Mannes, der den Armen im Kirchspiel Gutes erwies, an jedem Sonn- und Feiertag zweimal die Kirche besuchte und dabei eine so herzliche Trauer um die verstorbene Hausfrau an den Tag zu legen wusste, dass Frauen und Mädchen die Nichte glücklich priesen, deren günstiges Geschick sie unter den Schutz des begüterten Mannes gestellt hatte. Anna hing mit ganzer Seele an dem Oheim, der so liebreich für sie sorgte, und wusste seines Lobes kein Ende.

Wie es aber in unserem armen Leben zu geschehen pflegt, dass neben der Vollkommenheit immer ein garstiger Mangel hinken muss, der die Freude verdirbt, so nistete sich auch hier unter den Rosen bald eine Schlange ein. Anna erschien seltener an der Seite ihres väterlichen Freundes, wenn er zur Kirche ging. Ihr fröhliches Lachen erklang nicht mehr in Zimmer und Flur. Endlich blieb sie ganz daheim, und wenn jemand vorüberschritt und sie am Fenster sah, entfloh das kleine, törichte Ding, als jage der Anblick eines Menschen ihr Schrecken ein. Es konnte nicht fehlen, dass diese und jene teilnehmende Nachbarin auf dem Kirchgang eine leise Andeutung wagte, was doch dem lieben Kinde nur zugestoßen sein möge, dass es so scheu sich gebärde, wie eine Schnecke in ihrem Häuschen. Herr Walker aber erwiderte kein Sterbenswort auf die bedenkliche Frage. Er neigte nur bedächtig das Haupt, dass die vollen Locken seiner schön gepuderten Perücke ihm fast das Angesicht bedecken, und seufzte schwer dazu. Auch Markus Sharp, dessen wilder, schwarzer Kopf den Frauen sonst ein rechtes Ärgernis war, den sie aber in so besonderem Fall mit herablassendem Gruß beehrten, schwieg beharrlich. Wurde er aber heftiger bedrängt, wie es in der letzten Zeit geschah, ließ er wohl ein abgebrochenes Wort vernehmen, das tropfengleich den Wissbegierigen endlich zu einer Art von Aufklärung verhalf, bei der sie freilich erraten und vermuten mussten, bis die Geschichte einen Sinn ergab, der sie zur Verbreitung fähig machte. John Walker hatte den Kummer erleben müssen, dass schnöder Undank seine väterliche Güte mit Lug und Trug vergalt. Anna war in die Schlingen eines unbekannten, fremden Umherstreifers gefallen, der sie überredete, mit ihm zu fliehen. Schon hatte sie das offene Feld hinter dem Obstgarten erreicht, als Markus Sharp ihr rau entgegentrat, den Verführer zu weichen zwang und das weinende Mädchen nach Hause führte. Deshalb erwiderte der sehr ehrenwerte John Walker nichts, wenn man nach seines leiblichen Vetters Kind sich umsah, weil die Schmach ihn drückte, mit welcher die Leichtsinnige ihren ehrlichen Namen beflecken wollte. Deshalb hielt er sie jetzt unter strenger Aufsicht, damit wenigstens ihr Seelenheil gerettet werde. Eines Tages war Anna Walker spurlos verschwunden, und es galt für ausgemacht, dass sie mit dem Fremden, den übrigens niemand in der Nachbarschaft je mit Augen gesehen hatte, das Weite gesucht habe. Markus Sharp antwortete auf keine Frage mehr. Bot ihm jemand ein Glas Brandy an, wie früher wohl geschah, so wies er es zurück und ließ sich überhaupt nur äußerst selten blicken. Herr John Walker aber ging nach wie vor ins Gotteshaus, wo er gesenkten Hauptes in seinem Stuhl saß, bis durch der Nachbarinnen Geschwätzigkeit sich nach und nach eine wahre Märtyrerkrone um das Haupt des frommen Dulders wand.

Es war das Fest der Toten. Manche brennende Zähre floss auf die gefalteten Hände herab, als der Prediger dem Andenken der Dahingeschiedenen sanfte, ernste, ermahnende Worte widmete. Die Frauen schluchzten laut, denn in vielen Häusern hatte der Tod angeklopft und hier und dort ein geliebtes Haupt zur ewigen Ruhe gebettet. Der Geistliche zog nach der Predigt sich zur Sakristei zurück, an deren Tür ein alter, silberhaariger Mann ihn zu erwarten schien.

»Gott sei mit Euch, David Graham«, sprach der fromme Herr und lächelte gütig. »Gewiss führt Euch ein besonderes Anliegen heute zu mir her, und es gilt, eine bedrängte Seele zu erretten.«

»Jawohl, Ehrwürdiger«, entgegnete David mit seltsam bewegtem Ton, »es gilt eine Seele, eine tief verlorene.«

Betroffen schaute der Pfarrer dem Alten ins Gesicht, winkte ihm, einzutreten, und zog die Tür ins Schloss. Dann schob er einen hölzernen Schemel vor das Betpult hin, auf dessen Bank er selber niedersaß, und rief: »Ihr seht aus, als hättet Ihr Schweres auf dem Herzen! Redet, guter Graham, wälzt die Last von Euch ab, dass ich daran tragen helfe, ich tat es ja so manches Mal vordem.«

»Herr«, entgegnete der Alte, »heute ist es zu viel für Euch und mich. Wisst, dass ich gestern Nacht ganz spät noch in meine Mühle ging, frisches Korn zu schütten. Wie es so meine Art ist, dachte ich dabei an dies und das, auch der Toten dachte ich und meiner wackeren Söhne, die nun lange schon unter dem kühlen Rasen schlummern, während ich, ein Greis, mein Tagewerk rüstig treibe. Da vernahm ich plötzlich schmerzhaftes Seufzen hinter mir, wendete mich um, sah aber nichts. Ahnend, dass ich vielleicht gar selbst geseufzt hatte, achtete ich des Tons nicht weiter und ging ab und zu, denn Mitternacht war vorüber, und ich mag den Feiertag nicht ohne Not entheiligen. Plötzlich klang es wieder, und fast erschrocken sah ich mich um, konnte jedoch nichts entdecken. Endlich, als es zum dritten Mal vernehmlich seufzte, fasste ich mir ein Herz und sagte laut: »Wer es auch sei, dem hier in später Nacht vergönnt ist, meine Einsamkeit zu stören, der zeige sich in Gottes Namen!« Könnt Ihr Euch denken, ehrwürdiger Herr, wie jetzt eine Gestalt sich langsam vom Boden aufzurichten begann – eine todesbleiche, blutende Gestalt mit langen, dunklen Haaren, die um eingesunkene Schläfen flatterten, von denen aus breiten, klaffenden Wunden ein Blutstrom niederquoll? Ihr entsetzt Euch? Herr, noch sträubt sich jedes Haar meines greisen Hauptes, wenn ich des grauenvollen Anblicks gedenke. Endlich fand ich Worte: ›Unglückliches Weib!‹ und streckte die Hände nach ihr aus, der halb Ohnmächtigen beizustehen. Aber ich ergriff nichts als leere Luft und sah doch die Erscheinung so deutlich vor meinen Augen, wie ich Euch erblicke. ›Wer bist du?‹, rief ich. ›Welche Mörderhand hat dich erschlagen?‹ Den fleischlosen Arm hob das Gespenst empor und streckte die Rechte drohend gegen Chester aus. Mühsam wanden die Worte sich aus den wie im Todeskampf fest verbissenen Lippen, und ich, angestrengt den matten Tönen lauschend, vernahm voll Schrecken: ‹Anna Walker war ich einst, da ich noch lebte. Von meinem zweiten Vater zu sündenvoller Lust verführt, muss ich meinen Fehltritt ohne Ruh’ im Grabe büßen. In dunkler Nacht sendete er mich über das Moor hinweg. Markus Sharp – so sprach er trügerisch – sollte mich in eines Freundes Haus geleiten. Doch wo der Pfad sich teilt, erschlug der feige Mörder mich mit dem Eisen, das er im Gürtel trug. Dann schleifte er meinen Körper in eine tiefe Grube, zu der man gelangt, wenn man dem Weg folgt, der gegen Osten führt, warf ihn hinab und deckte ihn mit schweren Steinen zu. Das blutige Eisen, Schuhe und Strümpfe und das Tuch, mit dem ich mich verhüllte, grub er in die Erde, hinter einer Steinbank an dem Weg, der sich westlich um das Moor hinzieht.‹

Als sie schwieg, erwiderte ich voll Schrecken: ›Aber was verlangst du von mir? Was kann ich jetzt noch für dich tun?‹

›Ruhe meiner Seele schaffen‹, sprach der Schatten, ›meiner Mörder Fußtritt weckt mich aus dem Todesschlaf zu neuer Qual. Überliefere sie dem Richterspruch der Menschen, dass ich Frieden finde, und gönne meinem Leib ein ehrliches Grab in geweihter Erde. Wessen Gebein auf dem Moor bleicht, über den haben die bösen Geister Gewalt.‹

Nun erblasste der Schatten wie eine erlöschende Flamme im Morgenstrahl, mich aber litt es nicht mehr in der Mühle, denn ich weiß nicht aus noch ein in dieser bösen Sache und komme zu Euch, ehrwürdiger Herr, dass Ihr mir raten möget.«

Mit schmerzlichem Ernst schaute der Pfarrherr dem alten Mann in die Augen, stand von seinem Sitz auf und wandelte schweigend im Raum hin und her. Endlich blieb er stehen.

»Wenn ein Traum Euch getäuscht hätte?«, sagte er. »Wenn wir nun hingingen an Ort und Stelle und fänden nichts von allem, was der Geist Euch angab? Wie dann?«

»Herr«, entgegnete der Müller und hob den gesenkten Blick voll und klar empor, »dass es kein Traum war, dafür bürge ich, denn ich habe mit offenen Augen gesehen, mit offenen Ohren gehört. Traut Ihr meinen Worten nicht, so lasst uns die Dinge prüfen. Es ist ja möglich, dass ein Lügengeist mich in der Nacht versuchen wollte. Nehmt zuverlässige Männer mit Euch, ich werde sie führen. Nach den Zeichen, welche die Erscheinung angab, müssen die Orte bald zu finden sein.«

Da hieß ihn der Pfarrer den nächsten Friedensrichter herbeirufen, und die drei gingen zusammen weg, niemand wusste, wohin. Erst am späten Abend kehrten sie zurück. Unverzüglich sandte der Richter einen seiner Diener, den Herrn John Walker zu bitten, dass er in einer wichtigen Angelegenheit sogleich zu ihm kommen möge. Den frommen Mann überfiel ein plötzliches Zittern, als er die Botschaft empfing, dass er matt auf den Stuhl zurücksank, von dem er sich erhoben hatte.

»Helft mir, Markus«, sagte er zu dem finsteren Mann, der an seiner Seite stand. »Ihr seht ja, wie schwach und krank ich bin. Heute wird es unmöglich sein, morgen, hoffe ich, soll es besser gehen. Grüßt Euren Herrn und meldet ihm, wie schlecht ich mich befinde.«

»Herr«, sprach der Diener, »es tut mir herzlich leid, Ihr müsst mir folgen. Und auch Ihr, Markus Sharp, denn Eurer bedarf man eben so dringend. Folgt mir! Ich führe Euch.«

Einen grimmigen Blick schleuderte der Kohlengräber auf den Unerschrockenen und rief dann spöttisch: »Sollt’ man doch glauben, das Heil von ganz Chester hänge davon ab, dass mein armer Herr um nichts und wieder nichts so spät noch auf die Gasse hinausgeschleppt werde! Kommt denn, Herr Walker, und stützt Euch fest auf meinen Arm, den ich Euch so oft geliehen habe!« Damit half er dem Schwankenden auf und schritt hinaus. Draußen aber fand er zu seinem Erstaunen eine wohlverschlossene Sänfte bereit, die den Geladenen aufnahm, und außer den Trägern noch ein paar handfeste Burschen, die ihn geleiteten. In dem Haus des Richters waren die Beisitzer unterdessen versammelt worden, und John Walker wurde einem vorläufigen Verhör unterzogen. Sowohl er als auch Markus Sharp leugneten hartnäckig, von der Verschwundenen irgendwelche Kunde zu haben. Da winkte der Richter. Von einer verhüllten Bahre im Hintergrund des Gemaches fiel das Tuch, und John Walker stieß bei dem Anblick der Leiche, die dort ruhte, einen Schrei des Entsetzens aus. Markus erbleichte zwar unter dem Kohlenstaub, der sein wildes Antlitz bedeckte, doch kein Laut entschlüpfte den trotzig geschlossenen Lippen. Und auch in den langen und peinlichen Verhören, die nun folgten, gestand keiner der Angeklagten etwas ein, sondern sie behaupteten unerschütterlich ihre Unschuld, wurden aber dessen ungeachtet als überwiesene Mörder mit dem Strang gerichtet. Niemals ist das Dunkel, welches diese schaurigen Ereignisse umhüllte, gelüftet worden. Kein ruheloser Geist erschien, ihre Schuld zu erhärten oder ihre Schuldlosigkeit darzutun.

Nicht zu leugnen ist es, dass die Furcht dem Glauben an Gespenster angemessenen Vorschub leistete und dass in gar vielen Fällen die überirdische Erscheinung sich zu Fleisch und Bein verwirklichte. Kaiser Joseph I. wurde von einem Gespenst heimgesucht, als er noch ein Knabe war. Dies klagte er dem jungen Kurprinzen von Sachsen, August dem Starken, der als Gast im kaiserlichen Schloss weilte und die nächtliche Erscheinung zu bannen versprach, wenn der Erzherzog ihm freie Hand lassen wolle und schweigen könne. Als nun das Gespenst wieder vor das Bett des jungen Fürsten trat, sprang der hinter demselben verborgene Kurprinz plötzlich hervor, ergriff den Geist mit starkem Arm und warf ihn, alles Sträubens ungeachtet, durch das Fenster in den Schlossgraben hinab, wo die Schildwache im ersten Morgengrauen einen der hochehrwürdigen Patres, denen die Erziehung des kaiserlichen Sprosses anvertraut worden, im kläglichsten Zustand angetroffen haben soll.

Eine bestimmte Gattung dieses Sagenkreises lässt unter anderem die abgeschiedene Frau zu ihrem Mann und den nachgelassenen Kindern kommen und diese pflegen. Am Bett des Kleinsten sitzt der zärtliche Schatten und singt ihm leise liebliche Lieder. Führt dann der Mann eine neue Gattin heim, so huscht am Hochzeitsabend der Geist noch einmal durch die geliebten Räume und kehrt dann nicht mehr wieder.

Ein Edelmann, der in Haus und Hof mit argen Scheltworten zu toben pflegte, verlor sein Weib. Kaum war sie begraben worden, so trat ihr Schatten an die Lagerstätte des Einsamen und flüsterte ihm zu, dass Gott in seiner Gnade ihr die Bitte gewährt, jede Nacht bei ihm und den Kindern zu verweilen, solange der Mann nicht fluche. Da nahm er sich wacker zusammen, denn er hatte die Verstorbene von Herzen lieb gehabt, und es ging eine Zeit lang gar still und friedlich im Haus her. Eines Abends, als sie bereits wieder eingekehrt war, zu später Stunde, kam ein Gast zu ihm und der Mann verlangte von ihr einen Pfefferkuchen, der im Oberstübchen in der großen Truhe lag. Die Frau blieb ungewöhnlich lange fort. Der Harrende wurde ungeduldig, und da er dachte, sie höre nicht, fluchte er frisch vom Munde weg. Dann nahm er ein Licht und stieg die Treppe hinauf, um nach der Säumigen auszuschauen. Aber in der offenen Truhe lag der Pfefferkuchen und dicht davor die verlassenen Kleider der Frau, die seitdem nicht mehr erschien.

Wie in der Teufelssage fehlt es auch hier nicht an komischen Elementen. Aber keine Gespenstergeschichte der Welt mag drolliger sein, als diejenige, welche sich einst in Italien wirklich ereignet hat.

Herzog Sforza von Mailand war im Besitz eines besonders klugen und gelehrigen Affen, der in den Straßen frei umherlief und sich bei allen Bewohnern der Stadt bald so beliebt zu machen wusste, wie es nur ein Hofnarr hätte tun können. Eine alte Dame aus vornehmem Geschlecht und einst mit des Herzogs Vater innig befreundet, pflegte dem Affen, wenn er sie besuchte, allerlei gute Dinge vorzusetzen, die sie aus einer Schublade des Tischchens nahm, das vor ihrem Lager stand, denn schon seit Jahren durfte sie das Bett nicht mehr verlassen. So gewöhnte sie sich an die possierliche Art des klugen Tieres, bis es ihr zu einem unentbehrlichen Gefährten wurde. Wenn der Herzog seinen Aufenthalt veränderte, musste der Affe bei ihr zurückbleiben. Sie hegte und pflegte ihn wie ein liebes Kind. Das zunehmende Alter der Dame wurde zu einer Krankheit, die ihr Ende herbeiführte. Sie starb und wurde begraben. Als die Leiche in ihrem Sterbezimmer, mit samtenen und seidenen Gewändern bekleidet, in den Sarg gelegt und in das Erdgeschoss hinabgeführt war, um von den Leidtragenden und der Geistlichkeit empfangen und zu ihrer Gruft geleitet zu werden, schlich der Affe behutsam in das Schlafgemach, raubte den Kasten aus und verzehrte, was zu speisen war. Dann schaute er neugierig umher. Da lagen Haube und Schleier, Kopfbinden und Tücher der alten Dame, die sich in seiner Gegenwart sehr oft von ihren Zofen hatte an- und auskleiden lassen. Eifrig griff er danach, legte die Haube an, die Binde darüber, endlich den Schleier, und nachdem er die weißen Tüchlein sauber um seine behaartem schwarzen Schultern geschlungen hatte, bettete er sich in die schimmernden Kissen, zog die Vorhänge zusammen und blickte heraus, wie ein Jüngferchen aus Rosen. Als der Trauerzug das Haus verlassen hatte, gedachten einige der Mägde, das Zimmer der Verstorbenen aufzuräumen, traten vorsichtig ein, wie man in frommer Scheu zu tun pflegt, und näherten sich der Lagerstätte, hinter deren Vorhängen sie ein ruhiges, gleichmäßiges Atmen vernahmen, denn die behagliche Wärme hatte den Affen in süßen Schlummer gewiegt. Entsetzen fasst die Mägde: Die Tote ist zurückgekehrt, hat ihr Lager wieder eingenommen und schreckt nun die Lebenden als böser, ruheloser Geist. Schreiend fliehen sie aus dem Gemach, stürzen die Treppe hinunter und verkünden den Söhnen des Hauses, als diese vom Begräbnis heimkehren, die Wundermär. Niemand will das Wagstück unternehmen, in das Schlafgemach zu dringen und den Geist zu verjagen. Endlich wird die Bruderschaft eines nahen Klosters um Hilfe angesprochen. Sie bewehrt sich mit Kreuz und Weihwasser und zieht herbei, von einer neugierigen Menschenmenge geleitet.

Unterdessen ist der Affe erwacht, empfindet aber kein Verlangen, den angenehmen Aufenthalt zu verlassen und den kreischenden Mägden nachzuspringen. Er zieht eben die Decke tiefer über die Ohren, als eine neue Störung sein dolce far niente (behagliches Nichtstun) unterbricht. Es tappt die Treppe herauf, den Korridor entlang, Kerzen schimmern, und an der Tür – denn näher wagen sich selbst die frommen Brüder nicht – beginnt die feierliche Beschwörung der Unseligen. Einige Zeit erträgt der Schläfer das seltsame Stimmengewirr. Als aber die Priester, des mangelnden Erfolges unfroh, lauter und dringender werden, fühlt er sich gereizt, knurrt vernehmlich und knirscht mit den Zähnen. Da ist es jenen klar, dass nicht die Verstorbene, sondern der Gottseibeiuns selbst gegenwärtig ist, und auf Teufelsbannung sind sie leider nicht gefasst. Sie weichen zurück, erst langsam, Schritt um Schritt, dann schneller, bis sie in ungeordneter Flucht die Treppe hinab- und hinauseilen.

Der Lärm und das Gepolter besänftigen des Affen Zorn. Er blickt neugierig durch einen Spalt, sieht die fliehenden Gestalten und empfindet die Lust, sich auch selbst freier zu bewegen. Gravitätisch entsteigt er dem Bett und folgt den Enteilenden. Unten gewahrt er nichts als gute Freunde, wohlbekannte Gesichter, deren Anblick ihn mit neuer Lust erfüllt und seine Triebe belebt. Vor den Blicken der Erstaunten beginnt er eine der seltsamste Komödie, die je in einem Sterbehaus stattgefunden hatte. Im langen, schleppenden Hemd der Verstorbenen, deren Bewegungen er täuschend nachzuahmen weiß, hüpft und springt er, fletscht grimmig die Zähne, sobald sich ihm jemand nähert, und rührt endlich mit dem unwiderstehlichen Eindruck seiner komischen Ausführungen die Zuschauer, unter ihnen die Leidtragenden selbst, zu Tränen.

Alte Urkunden bewahren manche interessante, sicher verbriefte, durch historische Zeugen erhärtete Geistererscheinung, deren Bedeutung sich oft nur auf die Schauenden selber, oft aber auch auf die kommenden Geschlechter bezieht. So zeigte sich wie eine Weissagung dem Schwedenkönig Karl IX. zu mitternächtiger Stunde im erleuchteten Reichssaal seines Sohnes kriegerische Größe, dann Gustavs III. Ermordung und des Mörders Strafe. Blutstropfen spritzten dabei auf des Königs Schuhe. Als er am nächsten Morgen ihre dunkle Spur auf seinen Pantoffeln gewahrte, befahl er, die wunderbare Geschichte aufzuzeichnen, und bekräftigte die Wahrheit des Geschriebenen durch den eigenen königlichen Namenszug.

Auch auf dem Gebiet der Geistererscheinungen treten uns Sonderungen und Abstufungen entgegen, in denen sich individuelle Vorstellungen einen entsprechenden Ausdruck gegeben und mehrere dergleichen zu einer gewissen Einheit, unter einem gemeinsamen Typus sich verbunden haben. Auf dem Land sind es vorzugsweise harte Amtleute und der Gerichtsfron, die, den Kopf unter dem Arm tragend, ihren Rundgang durch Dorf und Feld halten, betrügerische Bauern, welche beim Pflügen Grenzpfähle und Steine zu ihrem Vorteil weiter rückten, Geizhälse, deren Herz sterbend noch an den elenden Mammon gekettet blieb. In den Schlössern der Edelleute und Fürsten wandelt die Ahnfrau, in dichte Schleier gehüllt. Ihr Erscheinen kündet große Ereignisse an, meist einen Todesfall im verwandten Kreis. Seltener zeigt sich ein Ahnherr oder ein Mönch. Im Dresdener Schloss sah man wiederholt einen grauen Mönch mit einer Laterne durch die Gänge einherschreiten, das Haupt unter dem Arm. Einer der sächsischen Kurfürsten gab während seines Aufenthalts im Schloss einem Pagen Befehl, ihm aus dem Zimmer neben der Bibliothek ein Buch zu holen, darin er vor dem Entschlummern zu lesen wünschte. Der Jüngling eilt hinauf, doch als er die Tür öffnet, sieht er den Mönch am Tisch sitzen und bei dem Schein einer Wachskerze eifrig schreiben. Bestürzt geht er zurück und meldet das Ereignis dem diensthabenden Kammerjunker, der ihm mit ungläubigem Kopfschütteln zu dem Gemach folgt und die Erscheinung wirklich noch an derselben Stelle findet. Der Kurfürst wartet vergeblich auf das Buch. Er hört die Diener im Vorsaal flüstern, da erhebt er sich voll Ungeduld, wirft einen Nachtrock über seine Schultern und tritt hinaus.

»Was gibt es?«, fragt er. »Was geht hier vor?«

Das verlegene Schweigen unterbricht ein jugendlicher Naseweis: »Kurfürstliche Gnaden, der Mönch sitzt droben im Zimmer, und niemand wagt, das Buch hinwegzunehmen.«

Da ergreift der Kurfürst den silbernen Leuchter, weist schweigend, doch gebieterisch alle zurück, die ihm folgen wollen, und steigt die Treppe hinauf. Nach wenigen Minuten kehrt er mit dem Buch ins Schlafgemach zurück. Die Lauscher vor der Tür wollten bemerkt haben, dass der Leuchter in des Fürsten Hand zitterte, dass dieser, als er allein mit sich und Gott im stillen Kämmerlein gewesen, lange und inbrünstig, auf den Knien liegend, gebetet habe.

Andere sagen, der Kurfürst sei entschlossen vor den Tisch getreten, an dem der Mönch noch immer schreibend saß.

»Was machst du hier?«

Da habe der Geist die tiefen Augen zu ihm emporgeschlagen und mit Grabesstimme gesagt: »Ich schreibe deine Sünden nieder.«

»Hat dir Gott die Macht dazu verliehen«, entgegnete der Fürst gelassen, »so schreibe immerhin.«