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Westernkurier 06/2008

Auf ein Wort, Stranger,

»Hut ab« lautet kurz, aber prägnant, der Titel meiner heutigen Kolumne und dies aus gutem Grund.

Einen Hut zu kaufen, war für den Cowboy in der Blütezeit des Wilden Westens eine Sache, die sorgfältige Überlegung und Prüfung verlangte. Ein Hut war eine langfristige Anschaffung. So ein passendes Teil wurde sehr schnell zu einem unverwechselbaren Bestandteil der Persönlichkeit seines Trägers. Dazu muss man wissen, dass so ein gutes Stück durchschnittlich zwischen 15 und 35 Dollar kostete, je nach Beschaffenheit und Größe. Das war immerhin ein halber bis ganzer Monatsverdienst. Vielleicht ahnt jetzt der eine oder andere die Wichtigkeit eines solchen Erwerbs. Lediglich der Kauf eines Sattels oder der eines Pferdes übertraf den Hutkauf noch. Aber davon an anderer Stelle mehr.

Wie so vieles in seiner Ausrüstung hat sich auch der Cowboyhut mit seinen unzähligen Erscheinungsformen aus jenen Gegenständen entwickelt, die die Spanier einst um 1500 in Mexiko einführten. Der erste Abkömmling jener spanisch-mexikanischen Kopfbedeckungen war der gute alte »Old Style Texashut«, eine der Form nach genaue Abbildung des spanischen Sombreros, niedrig mit flacher Krone und breiter Krempe. Allerdings von solch schlechter Qualität, dass dieses Teil schon bald seine eigentliche Form verlor, weich wurde und sich zu den abenteuerlichsten Gebilden verbog.

Diesem Texashut folgten Modelle, die sich hauptsächlich in der Höhe und Breite der Krempe unterschieden. Der typische Cowboyhut, der bis heute zum hervorstechendsten äußeren Merkmal des Westerners zählt, war hingegen aus reinem Biberhaarfilz, weich und robust zugleich.

Unmittelbar nach dem Kauf wurde er zunächst einmal flach aufs Wasser gelegt und dann völlig untergetaucht, sodass der Innenteil der Krone durch die darin enthaltene Luftblase nicht nass wurde.

Sodann presste und klopfte der Cowboy den Hut zwischen Tüchern aus, setzte ihn sich auf den Kopf und gab ihm mit geschickten Fingern die endgültig gewünschte Form. Mit dem feuchten Hut auf den Kopf setzte er sich an ein loderndes, rauchiges Feuer und wartete, bis der Hut trocken war.

Schließlich brachte er noch sein eigenes Hutband an. Diese Bänder waren bei den fabrikmäßig hergestellten Hüten in der Regel Seidenbänder der verschiedensten Farben. Aber jeder Cowboy, der was auf sich hielt, hatte sein eigenes Hutband, von dem er sich ebenso wenig trennte wie von seinem eingerittenen Sattel. Das Hutband konnte aus Leder, Schlangenhaut oder dem Strumpfband irgendeiner Saloonschönheit sein, in früheren Jahren auch aus dem Haar von Indianerskalps, und diente nicht nur als Zierde, sondern auch um die genaue Kopfgröße des Besitzers auch bei Wind und Wetter zu erhalten. War das Band angelegt, nahm man danach den Hut mindestens eine Woche nicht mehr vom Kopf. Okay. Ich habe ein wenig übertrieben, es waren höchstens fünf Tage.

Wenn jetzt jemand auf den Gedanken kommt, dass solch ein Hut lediglich der Gegenstand persönlicher Eitelkeit war, so sei gesagt, dass dieser jener falsch denkt.

Der Hut bot Schutz gegen Sonne, Regen und Wind. Er war das Kopfkissen in der Nacht, Wassereimer für das Pferd, man fächelte ein erloschenes Lagerfeuer damit an und man schützte sich mit ihm gegen Kälte, indem man das Halstuch sich so um den Kopf band, dass die Krempe zu tadellosen Ohrenschützern wurde.

Form und Größe wechselten je nach Klima und Art der Gegend, in der der Hut getragen wurde. Der Hut eines nördlichen Cowboys hat zum Beispiel einen schmaleren Rand als der des südlichen Kollegen.

Heutzutage ist die Form dieser Hüte allerdings weniger auf Zweckmäßigkeit als auf Show und Eindruck bedacht.

Ein kleiner bildhafter Exkurs in die Entwicklung des Cowboyhutes sei mir an dieser Stelle gestattet.

Ich weiß, dass dieses Thema in den meisten Western keine allzu große Beachtung findet. Wie überhaupt Kleidung, Nahrung und Ausrüstung relativ selten in den Geschichten erwähnt werden.

Aber dennoch, meiner Meinung nach sind es gerade die Berichte über die banalen Dinge des Lebens, die einem Außenstehenden einen realen Einblick in die damalige Welt geben.

Es würde mich deshalb freuen, wenn sich bei meiner nächsten Kolumne mit dem Thema »Saddle« erneut jede Menge Neugieriger für dieses Thema interessieren würden.

Bis die Tage,

euer Slaterman

Quellen:

  • H. J. Stammel: Der Cowboy von A bis Z
  • www.legendsofamerica.com