Heftroman der
Woche
Dallas Stoudenmire
Der Revolverheld und Lawman Dallas Stoudenmire wurde am 11. Dezember 1845 als eines von neun Kindern von Lewis und Elizabeth Stoudenmire in Aberfoil, Alabama geboren.
Im Jahr 1862 trat er der Konföderierten Armee bei und diente in der 45. Alabama-Infanterie. Während des Bürgerkrieges wurde er mehrmals verwundet und behielt für den Rest seines Lebens zwei Kugeln in seinem Körper.
Als der Krieg vorüber war, zog er um 1867 nach Columbus, Texas, da ihm nachgesagt wurde, eine Reihe von Männern getötet zu haben. Obwohl der etwa 1,93 große Mann gefährlich erschien, beeindruckte er durch sein schönes markantes Gesicht und seine auffällige Kleidung die Damenwelt.
Doch hatte Dallas meist schlechte Laune, wenn er betrunken war. Ständig perfektionierte Stoudenmire seine Schießfertigkeiten, schoss mit beiden Händen sehr genau und trug aus diesem Grund stets zwei Waffen. Zu jener Zeit verdingte er sich als Schafzüchter, Zimmermann, Wagenbauer und Kaufmann.
Einige Zeit später schloss sich Dallas den Texas Rangern an und diente 1874 als Second Sergeant in der J. R. Wallers-Kompanie. Danach lebte er kurz in der Texas Panhandle-Region während der Herrschaft Maximilians in Mexiko und diente als Marshal in Socorro, New Mexico.
Während Dallas Stoudenmire in Socorro war, überzeugte ihn sein Schwager Doc Cummings, welcher in El Paso, Texas lebte, davon, dass er dorthin kommen und die Stelle als Marshal einnehmen solle. El Paso hatte als Stadt einen schlechten Ruf, in der Gewalt auf der Tagesordnung stand. Die Stadtväter hofften, jemanden einstellen zu können, der Recht und Ordnung in der Stadt wiederherstellen konnte. Stoudenmire gefiel dieses Angebot. Anfang April 1881 reiste er nach El Paso und wurde am 11. April vereidigt. Dallas war innerhalb von nur acht Monaten der 6. Town Marshal.
Seine erste Aufgabe war es, die Stadtgefängnisschlüssel von einem Deputy Marshal zu bekommen, der als Trunkenbold stadtbekannt war. Als Stoudenmire auf den betrunkenen Abgeordneten Bill Johnson zuging, um die Schlüssel zu bekommen, murmelte Johnson, dass er nach Hause gehen und begreifen solle, dass sie nur Figuren in einem Spiel waren. Jedoch wurde Stoudenmire ungeduldig, als er die Schlüssel sofort forderte. Als Johnson der Aufforderung Stoudenmires nicht nachkam, stellte Dallas den Mann auf den Kopf, nahm die Schlüssel und warf ihn zum Boden.
Drei Tage später wurde Dallas in einen der wohl berühmtesten Gunfights in der texanischen Geschichte verwickelt, auch als Four Dead in Five Seconds bekannt. Was war geschehen?
Am 14. April 1881 verweilte Constable Gustav Krempkau im Keating’s Saloon, eine der übelsten Spelunken in El Paso, und geriet in einen Streit mit dem ehemaligen Town Marshal George Campell. John Hale, einer von Campells Freunden, selbst betrunken und unbewaffnet, zog eine von Campells Pistolen und schrie: »George, ich werde dich beschützen!« Hale schoss auf den Constable, welcher verwundet gegen die Saloontür fiel. Als er merkte, was er getan hatte, lief er in dem Moment, als Marshal Dallas Stoudenmire mit gezogenen Pistolen erschien, hinter einen Pfosten, um sich zu verstecken. Stoudenmire schoss einmal auf John, aber die Kugel prallte am Pfosten ab und traf stattdessen einen unschuldigen, am Streit unbeteiligten Mexikaner tödlich.
Als Hale hinter dem Pfosten hervorschaute, schoss ihm Stoudenmire eine Kugel genau zwischen die Augen, die John sofort tötete. Als Campell Hale fallen sah, verließ er den Saloon und rief: »Gentlemen, dies ist nicht mein Kampf!«
Der schwer verletzte Krempkau bekam dies mit und schoss auf George Campell. Zur selben Zeit wirbelte Stoudenmire herum und pumpte dem Ex-Marshal drei Kugeln in den Bauch. Campell brach auf der staubigen Straße zusammen und schrie dabei: »Du Hurensohn, du hast mich ermordet!« Als sich der aufgewirbelte Staub gelegt hatte, lagen sowohl George Campell als auch Constable Gustav Krempkau tot vor dem Saloon. In weniger als 5 Sekunden hauchten 4 Männer ihr Leben aus.
Dieser Gunfight wurde in vielen Zeitungen zwischen New York City und San Francisco erwähnt und machte Dallas Stoudenmire zu einer Legende.
Nur 3 Tage später, am 17. April, sollte die Gewalt in El Paso erneut ausbrechen. Die reichen Manning-Brüder, die Freunde von Hale und Campell waren, überzeugten den betrunkenen Bill Johnson davon, den Town Marshal Stoudenmire zu ermorden. Da er noch immer unter der Demütigung, die ihm Dallas zugefügt hatte, litt, nahm Bill den Auftrag an. Johnson versteckte sich mit seiner Schrotflinte hinter einer kleinen Ziegelsteinmauer und wartete. Als er die Stimmen von Stoudenmire und seinem Schwager Doc Cummings vernahm, zielte er auf Dallas und drückte ab. Dabei fiel der betrunkene Bill nach vorn über die Mauer und schoss zweimal in die Luft.
Dallas Stoudenmire zögerte nicht lange, sandte einige Geschosse in Richtung Bill Johnson und ließ diesen tot auf der staubigen Straße zurück.
Dies machte die Manning-Brüder noch wütender, und sie beschlossen, Johnsons Tod zu rächen. In der Zwischenzeit setzte Stoudenmire seine unnachgiebige Art der Durchsetzung von Recht und Ordnung gegenüber den Gesetzlosen der Stadt El Paso weiter fort und tötete zwischen April 1881 und Februar 1882 noch weitere 6 Männer bei Schießereien. Die Kriminalitätsrate in der Stadt begann zu sinken und Stoudenmires legendärer Ruf wuchs.
Im Februar 1882 kehrte Dallas kurz nach Columbus, Texas zurück, wo er mit Isabella Sherrington den Bund der Ehe einging. Während seiner Abwesenheit tötete James Manning am 14. Februar Stoudenmires Schwager Stanley Doc Cummings. Während Manning und Cummings im Coliseum Saloon waren, welches Manning gehörte, begannen die beiden Männer heftig zu diskutieren. Der Streit eskalierte, bis Pulverdampf das Zimmer einhüllte. Als die Luft aufklarte, lag Cummings tot vor dem Saloon. Manning wurde festgenommen, die Untersuchung des Vorfalls ergab, dass er in Notwehr gehandelt hatte.
Die aus Einwohnern der Stadt bestehenden Geschworenen, darunter viele Freunde der Mannings, machten Stoudenmire wütend. Der einzige Mann, der das Temperament des Town Marshals zügeln konnte, war nicht mehr am Leben. Dallas begann zu trinken an und trat oft denjenigen Leuten gegenüber, von denen er meinte, dass sie für Mannings Freispruch verantwortlich waren. Die Situation eskalierte dermaßen, dass die Einwohner von El Paso die Gegenwart des Marshals mieden.
Die Stadtväter versuchten, Stoudenmire zur Vernunft zu bringen, indem sie ein Gesetz verabschiedeten, welches den Genuss von Alkohol während des Dienstes unter Strafe stellte. Doch half dies nicht. Dalles war es, der die Geldstrafen einkassierte und weiter dem Alkohol frönte. Seine Handlungen wurden mehr und mehr provokativ und bizarr. Während er durch die Straßen von El Paso patrouillierte, veranstaltete er zum Beispiel ein Zielschießen auf die Glocke der St. Clements Kirche. Die Liste seiner Feinde wuchs von Tag zu Tag, einschließlich des Herausgebers der El Paso Times George Washington Carrico, der behauptete, dass die Kriminalitätsrate der Stadt im umgekehrten proportionalen Verhältnis zum Grad der Nüchternheit des Marshals stehen würde.
Schließlich hatten die Stadtväter genug, und der Stadtrat verkündigte am 27. Mai 1882, dass sie im Begriff waren, den Marshal zu entlassen. Als Stoudenmire ihnen betrunken mit seinen Waffen in den Händen gegenübertrat, machte der Rat einen Rückzieher. Zwei Tage später reichte der nüchterne Dallas seinen Rücktritt als Town Marshal ein. Er übernahm die Führung des Globe Restaurant, welches früher seinem Schwager Doc Cummings gehörte.
Im Juli nahm er die Ernennung zum U.S. Deputy Marshal an. Dies hielt ihn jedoch nicht zurück, seine Fehde mit den Menning-Brüdern fortzusetzen.
Die Fehde war mittlerweile so tief, dass die Einwohner der Stadt Stoudenmire und die Menning-Brüder dazu brachten, ein Friedensabkommen zu unterzeichnen, welches im El Paso Herald abgedruckt wurde. Aber Dalles setzte seine Drohungen gegenüber den Mennings fort.
Am 18. September 1882 trafen sich Dallas Stoudenmire und die Manning-Brüder Doc, Frank und Jim in einem der Manning-Saloons, um ein anderes Friedensabkommen zu unterzeichnen. Jedoch begannen Doc und Dallas, über das erste Friedensabkommen zu streiten. Plötzlich hatten beide ihre Pistolen in den Händen. Doc feuerte als Erster. Das Projektil zerschmetterte Stoudenmires linken Arm und zwang ihn, seine Waffe fallen zu lassen. Doc Manning stieß ihn durch die Saloontür auf die Straße. Mit der anderen Hand zog Dallas seine zweite Waffe und schoss Doc in den Arm. Jim Manning folgte den beiden und gab zwei Schüsse auf Stoudenmire ab. Einer verfehlte ihn, der zweite Schuss traf Dalles ins Herz und tötete ihn auf der Stelle. Der sich in Rage befindliche Doc Manning schlug den bereits Toten mehrmals mit dem Colt auf den Kopf.
James und Doc Manning wurden festgenommen und freigesprochen, nachdem die Geschworenen einstimmig der Meinung waren, dass sie in Notwehr gehandelt hatten.
Dallas Stourenmire liegt auf dem Alleyton Friedhof im Colorado County, Texas begraben. Die Manning-Brüder lebten weiter in El Paso, und der Mord an Dallas geriet schnell in Vergessenheit.
Doch sein Verdienst, eine der gewalttätigsten Städte des alten Westens gezähmt zu haben, bleibt bis in alle Ewigkeit.
Quellen:
Copyright © 2012 by Wolfgang Brandt