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Hal Foster – Wie der Zeichner zu Tarzan kam

Harold Rudolf Fosters Leben war wie ein großes Abenteuer. Hal wurde am 16. August 1892 in Halifax, Neuschottland, Kanada, geboren. Schon früh entdeckte er die Liebe zum Zeichnen und zur Natur. Mit gerade mal 8 Jahren befehligte er ein 12 Fuß langes Floß hinüber nach Halifax Harbor. Mit 10 führte er eine 30 Fuß lange Schlup in den Atlantik an. Hal wurde nie seekrank. »Es war das Meer«, betonte er, »dass ich die Fosterkrankheit bekam.«
Hals Vater starb, als er vier war. Seine Mutter heiratete wieder acht Jahre später. Fosters Stiefvater hatte wenig Geschäftssinn, aber er erfüllte seine Kindheit mit Liebe zur freien Natur und zur Fischerei in der ungezähmten Wildnis rund um Halifax. Im Jahre 1906 hatte das Familienunternehmen keinen Erfolg mehr. Ein Umzug nach Winnipeg, Manitoba, wurde veranlasst. Sie hofften, dort ihr Glück für den Wiederaufbau zu finden. Mit 13 Jahren beendete Hal Foster seine Schulausbildung mit der neunten Klasse. Hal belegte einen Kurs für autodidaktische Ausbildung an der Carnegie-Bibliothek Winnipeg. Um mehr über Anatomie zu erfahren, saß Foster sehr oft in seinem Zimmer und skizzierte sich selbst nackt vor einem alten gesprungenen Spiegel. »So lernst du, schnell zu zeichnen«, sagte Foster, »weil es zwischen 20 und 30 Grad unter null ist.«
Einfluss auf seine Kunst hatten EA Abbey, Howard Pyle, Arthur Rackham, Maxfield Parrish, JC Leyendecker, James Montgomery Flagg und NC Wyeth. 1910 wurde Hal Foster Illustrator für die Hudson Bay Company, Herausgeberin eines großen Versandhauskatalogs. Kanadas Vorkriegsdepressionen zwangen ihn 1913, freiberuflich zu arbeiten. 1915 begegnete Hal Helen Wells und heiratete sie. Das Paar arbeitete als Jagd-Führer in Ontario und Manitoba. 1917 fanden sie einen »Millionen-Dollar-Claim« in der Region Lake Rice und begannen mit der Suche nach Gold. Fast drei Jahre arbeiteten Helen und Hal in der Goldmine, wurden jedoch von Goldräubern ausgeraubt.
Für die bald vierköpfige Familie war das Einkommen knapp, daher begann Hal um 1920, als professioneller Plakat- und Werbezeichner zu arbeiten. Doch Hal Foster gab sich damit nicht zufrieden – er sah sich als Künstler und strebte immer danach, sein Können zu verbessern.
Mit einem Freund nahm Hal an einer 1000-Meilen-Fahrradtour von Winnipeg nach Chicago teil. 14 Tage auf schmutzigen und Kiesstraßen unterwegs, erreichten beide Männer am 28. August 1919 Chicago.

Foster bekam einen Job bei der Jahn & Ollier Engraving Company und schrieb sich in Abendkurse am Chicago Art Institute ein. Später ergänzte Hal Foster diese Ausbildung mit Abendlehrgängen an der National Academy of Design und der Chicago Academy of Fine Arts. Schließlich wendete sich Foster der Arbeit für das renommierte Palenske-Young Studio zu und illustrierte Anzeigen und Magazine. Er illustrierte für Northwest Paper, Popular Mechanics, Jekle Margarine, Southern Pacific Railroad, Illinois Pacific Railroad und andere.
1927 ging Joseph H. Neebe, ein Kollege von Foster, nach Tarzana, Kalifornien, um sich mit Edgar Rice Burroughs zu treffen. Neebe, Gründer von »Famous Books and Plays, Inc.«, hatte die Idee der Anpassung des beliebten Materials in Comic-Strips. Neebe wollte Tarzan of the Apes (1912 erstmals in Serie) in einem Cartoon-Strip adaptieren, und Burroughs stimmte zu.

Die Tarzan Comic-Strips, illustriert vom 36-jährigen Harold R. Foster, wurden für das amerikanische und kanadische Publikum am 7. Januar 1929 eingeführt.
Dick Calkins Buck Rogers debütierte am selben Tag, aber es war Fosters Sinn für Realismus, die Zusammensetzung, Zeichenkunst und seine flüssige Anatomie, ihn als »Vater der Adventure-Streifen« anzusehen. Zusätzlich zu diesen zwei große Features kamen 1929 die erste Erscheinungen von Popeye in Segars Thimble Theater, Clifford McBrides Napoleon, und in Belgien Tim & Struppi von Hergé hinzu.
Ein weiteres Markenzeichen Fosters war, dass er in Comics zum ersten Mal Bildunterschriften statt Wort Ballons verwendete. Diese Technik erlaubte, Kompositionen mit erstaunlich detaillierte Hintergründe – nicht durch Text behindert – zu schaffen. »Ich hatte keine Anweisungen, wie das Buch werden sollte. So adaptierte ich es, wie ich es mir vorstellte«, so Forster. Als er seine Arbeiten an Tarzan of the Apes beendete, besaß Foster 300 Bildtafeln.

Nach erfolgreichem Start ging Foster zurück zur Werbung. Daraufhin wandte sich die »Famous Books and Plays, Inc.« an den »The Metropolitan Newspaper Service«, um den Cartoon-Zeichner Rex Hayden Maxon zu gewinnen. Doch die Arbeit, die dieser ablieferte, war nur mittelmäßig. Im Auftrag von Edgar Rice Burroughs suchte Neebe nochmals Foster auf. Glück für Tarzan war, dass aufgrund der Wirtschaftskrise die Werbeagentur, für die Hal Foster tätig war, schließen musste. Das von Neebe gemachte Angebot gefiel zwar Foster nicht, doch willigte er ein. »I was a bit offended to be asked to sell my birthright for a mess of pottage. But I thought, wouldn’t it be nice if I had a little bit of pottage right now?«
Ab 27. September 1931 zeichnete Hal Foster wieder für die »Tarzan Sunday page«
So brachten Hunger und Tarzan den Zeichner wieder zum Cartoon.

Quelle:

Copyright © 2008 by Achim Reutlinger

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