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1813 – Kriegsfeuer

Sabine Ebert
1813 – Kriegsfeuer

Historischer Roman, Hardcover, Droemer Knaur, München, März 2013, 928 Seiten, 24,99 Euro, ISBN 9783426652145

Frühjahr 1813: Europa stöhnt unter Napoleons Herrschaft. Nach der dramatischen Niederlage der Grande Armée gehen Preußen und das Zarenreich zum Gegenangriff über. Im ausgebluteten Sachsen müssen die Menschen Entscheidungen treffen, die ihr Leben unwiderruflich verändern werden: eine Mutter, die verzweifelt auf die Rückkehr ihrer Söhne hofft, ein General, der seinen Kopf riskiert, damit sich Sachsen den Alliierten anschließt, eine Gräfin, die aus Liebe zur Spionin Napoleons wird, zwei Studenten, die zu den Lützowern wollen, die junge Henriette auf der Flucht vor Plünderern. Die Menschen ersehnen den Frieden, während die Herrscher insgeheim Europa längst unter sich aufgeteilt haben und so eine gewaltige Schlacht heraufbeschwören.

In Leipzig, wo zwei europäische Hauptstraßen von Süden und Westen zusammentreffen, fanden bereits im September 1813 eine Menge nicht alltäglicher Szenarien statt. Die Stadt lag bereits der Bühne des furchtbarsten Krieges seit Menschengedenken so nahe. Tausende von Individuen trafen in ihr zusammen, gingen den Kämpfen und Scharmützeln entgegen oder kamen aus denselben verwundet, krank oder dienstunfähig zurück. Sicherlich schien es in jenen Zeiten auch dem genauesten Beobachter unmöglich gewesen zu sein, bei größtem Dolcefarniente alle diese Erscheinungen zu erfassen, die, wie auf einer Schaubühne selbst, mehr vorüberflogen als gingen, besonders da sich das Schicksal des Einzelnen mit dergleichen Erscheinungen dermaßen verkettet hatte, dass man über das Erstere das Letztere selbst minder in Augenschein nahm. Unwillkürlich war sicherlich so mancher, der in jenen Septembertagen die Gelegenheit wahrnahm, dem Gedränge, welches oft die beengten Straßen versperrte, zuzuschauen, zu solchen Überlegungen gekommen. Die vielen Blessierten und Kranken, welche in Ermangelung des so sehr beschränkten Raumes auch in Kirchen untergebracht werden mussten, rief selbst unter der Bevölkerung humanitäres Handeln auf die Tagesordnung. Egal, ob Freund oder Feind: Man wollte helfen, konnte dies jedoch nur eingeschränkt. So teilten sich zum Beispiel russische Soldaten teuer gekauftes Mehl mit Franzosen. Zwei Schweden trugen einen schwerverletzten Franzosen ins nächstgelegene Spital und ließen verlauten: Wir glauben doch alle an einen Gott! Traurig war dabei die Tatsache, dass das Bestreben, Elend zu lindern, die Verzweiflung Einzelner kaum verminderte. Hinzu kamen die vielen einst so blühenden Dörfer rings um Leipzig, die in Schutt und Asche lagen und kaum etwas für die Versorgung der Stadt tun konnten. In den Oktobertagen des Jahres 1813 gab es im Umkreis von 2 Stunden Fußmarsch kein Huhn, keine Taube, keine Ente, keine Garbe. Weinend sah man den Landmann auf den Brandstätten umherirren und den Verlust seiner Ernte bejammern. Man kann es nicht in Worte fassen, wie verwüstet alles rings um Leipzig war. Manches der Dörfer wurde mehrmals gestürmt, mit Haubitzen und Bomben erobert. Nur wenigen Wohltätern aus der Stadt gelang es, einen Bissen Brot oder einen Krug Wein aufs Land zu bringen, zum Teil mit der Gefahr verbunden, von umherziehenden Marodeuren geplündert zu werden.

Als die Autorin zusammen mit Vertretern des Droemer Knaur Verlages und des Verbandes Jahrfeier Völkerschlacht b. Leipzig 1813 e.V. auf der Leipziger Buchmesse am 19.03.2010 das Buchprojekt anlässlich des im Oktober diesen Jahres stattfindenden Doppeljubiläums 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig/100 Jahre Völkerschlachtdenkmal vorstellte, ahnte Sabine Ebert bereits, welches gigantische Ausmaß an historischen Fakten sie in literarischer Form umsetzen durfte. Um eine tiefgründige historische und praktische Recherchen vor Ort durchführen zu können, wechselte die gebürtige Ascherslebenerin ihren Wohnsitz von Freiberg nach Leipzig, hat Unmengen von Schriften, Briefen, Aufzeichnungen und Zeitungsberichten durchforstet. Sehr akribisch ging sie zu Werke, um historische Details und real existierende Personen in ihre Storyline einzubinden. Ihr unermüdlicher Fleiß hat sich in Gestalt von 1813 – Kriegsfeuer ausgezahlt. In ihrem historischen Roman zeigt Sabine Ebert anhand einzelner Schicksale Stück für Stück auf, wie sich die Ereignisse jener Tage in das Leben der Leipziger und der Bewohner des Umlandes drängen. Primär richtet sie ihren Fokus nicht auf die Kämpfe und Scharmützel, sondern auf die kämpfenden, verwundeten, ausgemergelten und hungernden Menschen. Es ist die junge Henriette Gerlach, die auf der Flucht vor Plünderern in die Geschichte gerät und aufgrund einer für sie drastischen Situation Schuld auf sich genommen hat. Sie steht stellvertretend für viele, die den Pathos Kriegsverherrlichung nicht teilten.

Fazit:
Auch wenn die Autorin Sabine Ebert in ihrem Roman 1813 – Kriegsfeuer das Schicksal fiktiver Personen beschreibt, kommt sie dabei der Wirklichkeit verdammt nahe. Es gelingt ihr, den Leser Teil der Geschichte werden zu lassen, der mit den Protagonisten lebt, kämpft, leidet und sich mit ihnen freut.

(wb)