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Der Welt-Detektiv Band 6

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Kidnapping

I

»Sind Sie die Frau von Doktor Schilling, dem Minister?«, fragte die junge Sprechstundenhilfe die attraktive und elegante Frau, die gerade vor ihr stand und um einen Termin bei Dr. Vant, dem Gynäkologen, bat.
»Ja, auch wenn Sie das eigentlich nichts angeht«, gab die Dame zur Antwort. »Was ist jetzt, hat Dr. Vant Zeit für mich?«
»Einen Augenblick, meine Dame, ich sage dem Herrn Doktor sofort Bescheid, dass Sie da sind«, entgegnete die Sprechstundenhilfe eifrig, nahm den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. »Herr Doktor, hier ist Frau Dr. Schilling, die Frau des Innenministers. Sie möchte gern zu Ihnen. – Was? – Aber natürlich! – Sofort! – Sie können sofort ins Sprechzimmer gehen, Frau Dr. Schilling. Es ist diese Tür dort. Der Herr Doktor erwartet Sie.«
»Ich selbst besitze gar keinen Doktortitel, wissen Sie! Mein Mann ist Doktor der Jurisprudenz. Ich aber nicht!«
Die Sprechstundenhilfe schlug die Augen nieder und erwiderte lieber nichts auf den Tadel der Dame, die die Tür zum Sprechzimmer öffnete und im selben Moment dahinter verschwand.

»Es ist mir eine Ehre, Frau Schilling!«, sagte Dr. Vant und begrüßte seine prominente Patientin mit einem Handschlag. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin seit vier Wochen schwanger und suche einen Arzt, der mich während meiner Schwangerschaft begleitet«, antwortete die schöne Frau. »Ich war zunächst bei Ihrem Kollegen, Dr. Prader, aber der ist leider in der letzten Woche überraschend verstorben, wie Sie vielleicht wissen. Sein junger Kompagnon, Dr. Feil, hat mir daraufhin Ihre Praxis empfohlen, da er, wie er sich ausdrückte, nicht über so große Kompetenzen auf diesem Gebiet verfügt wie Dr. Prader oder Sie. Deshalb bin ich nun hier, denn für unser Kind ist mir gerade das Beste gut genug, wie Sie sich vielleicht denken können. Ich hoffe, dass Sie sich meiner annehmen werden, Herr Vant.«
»Selbstverständlich, Frau Schilling, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit es Ihnen und Ihrem Kind gut geht«, gab der Arzt zur Antwort, und man konnte seinem Gesicht ansehen, dass er sich ein wenig geschmeichelt fühlte. »Wollen wir nun zunächst eine Ultraschalluntersuchung vornehmen, damit ich mir ein erstes Bild machen kann?«
»Natürlich, wenn Sie es für richtig halten!«
»Dann legen Sie sich doch bitte dort auf die Liege und machen Ihren Bauch frei, Frau Schilling!«
Die Dame tat, was Dr. Vant verlangte, und dieser schaute sich mit ihr zusammen das kleine Etwas in ihrem Bauch mithilfe des Ultraschallgerätes näher an.
Nach einigen weiteren Untersuchungen und Tests sagte er dann, dass alles soweit in Ordnung sei, und bat die Frau des Ministers, sich von der Sprechstundenhilfe einen weiteren Untersuchungstermin geben zu lassen. Die Dame zog sich an und tat dann, was der Arzt gesagt hatte. Etwa zehn Minuten später verließ sie die Praxis und fuhr mit dem Taxi nach Hause zurück.

II

Drei Monate lang sorgte sich Dr. Vant um das ungeborene Kind der Schillings. Das Kind entwickelte sich unauffällig und völlig normal. Als Frau Schilling aber eines Tages wieder zur Untersuchung erschien, wunderte sie sich sehr.
Das Wartezimmer, sonst immer gut gefüllt, war völlig leer, als sie die Praxis betrat, und auch die junge Sprechstundenhilfe, mit welcher sie immer ihre Termine gemacht hatte, war nicht da. Auf ihrem Platz saß stattdessen ein älterer Mann, den sie zuvor noch nie gesehen hatte.
»Sie müssen Frau Schilling sein«, sagte der fremde Mann freundlich und lächelte. »Ich habe Sie schon erwartet.«
»Wer sind Sie, und was ist hier geschehen?«, fragte die Patientin erstaunt.
»Ich bin Lucius Wille, Gynäkologe, und ein guter Freund von Arndt Vant«, antwortete der ältere Mann. »Obwohl ich eigentlich seit einem Jahr im Ruhestand bin, bittet mich Dr. Vant manchmal, ihn zu vertreten, wenn es sich um sehr wichtige Patientinnen handelt, denn er schätzt meine Fähigkeiten noch immer sehr. Da er kurzfristig dringend verreisen musste, hat er seine Praxis für einige Tage geschlossen und mich gebeten, in Ihrem Fall die Vertretung zu übernehmen, weil Sie ihm sehr wichtig sind. Ich hoffe, es ist Ihnen recht, wenn ich Sie an seiner Stelle untersuche.«
Die Gattin des Ministers war zwar erstaunt, dachte aber an nichts Böses. Für heute war lediglich eine Ultraschalluntersuchung geplant gewesen, bei welcher dieser Dr. Wille sicherlich nichts falsch machen konnte. Selbst wenn er schon pensioniert war, so schien Dr. Vant ihm doch sehr zu vertrauen, denn sonst hätte er ihn sicher in ihrem Fall nicht als Vertreter berufen. Also willigte sie ein, sich von dem älteren Arzt untersuchen zu lassen, und folgte ihm ins Sprechzimmer Dr. Vants.
Dort aber gab es noch etwas Neues, nämlich ein neues Ultraschallgerät, das sie zuvor noch nicht gesehen hatte. Auf ihre Frage hin, seit wann ihr Arzt über dieses neue Gerät verfüge, erwiderte Dr. Wille, Dr. Vant habe es in der vorigen Woche angeschafft, um seinen Patientin-nen den bestmöglichen Schutz während ihrer Schwangerschaft bieten zu können.
Beruhigt entblößte Frau Schilling daraufhin ihren Bauch und Dr. Wille begann mit der Untersuchung. Eine Viertelstunde später konnte sie sich dann wieder ankleiden, und der Arzt versprach ihr, Dr. Vant ihren Terminwunsch für die nächste Untersuchung zu übermitteln. Dann verließ sie eilig die Praxis, denn sie wollte sich noch neue Umstandskleidung kaufen.

III

»Kind, ich habe heute etwas ganz Merkwürdiges in der Zeitung gelesen.«
Mit diesen Worten empfing sie ihre Schwiegermutter in der Villa, als sie am nächsten Tag von ihrer Schwangerschaftsgymnastik nach Hause kam.
»Was denn, Mutter?«, fragte sie neugierig.
»Dein Gynäkologe, Dr. Vant, und seine Sprechstundenhilfe sind vorgestern nach der Sprechstunde in der Praxis von Unbekannten überfallen worden. Man hat ihnen Säcke über die Köpfe gezogen, sie gefesselt und geknebelt, und sie dann mit einem Van verschleppt. Erst gestern Abend sind sie in einem Wald in der Nähe der Stadt freigelassen worden. Sag, Liebes, warst du nicht gestern in der Praxis von Dr. Vant? Es müsste dir doch etwas aufgefallen sein!«
Mira Schilling war außer sich. Wenn das wahr war, was ihre Schwiegermutter da sagte, und daran gab es keinen Zweifel, was hatte es dann mit dem merkwürdigen Dr. Wille auf sich? Warum hatte er sie untersucht? Er musste doch irgendwie mit den Entführern zu tun haben!
Sie ergriff ihr Handy, das sie immer in der Handtasche bei sich trug, und rief in Dr. Vants Praxis an. Dort war jedoch niemand. Also versuchte sie es in seiner Privatwohnung. Nach längerem Klingeln hob er selber ab. Nein! Er hatte niemals einen Dr. Wille gebeten, sich um sie zu kümmern. Er kannte nicht einmal einen Mann solchen Namens. Und ein neues Ultraschallgerät hatte er auch nicht angeschafft.
Was hatte dies alles nur zu bedeuten?
Sie rief auf Drängen ihres Arztes bei der Polizei an. Aber auch die Beamten wussten keinen Rat. Es war absolut nicht zu verstehen, warum man Dr. Vant und die Sprechstundenhilfe entführt und dann ohne Lösegeld wieder freigelassen hatte, und was es mit dem merkwürdigen Dr. Wille und dem neuen Ultraschallgerät auf sich hatte. –
Als Dr. Schilling am Abend nach Hause kam, erzählten ihm seine Frau und seine Mutter von den Geschehnissen, doch auch er hatte keine Idee, warum die Entführer und der ominöse Dr. Wille so etwas getan hatten. Nachdem die drei noch längere Zeit über diese Dinge gesprochen hatten, gingen sie schließlich alle zu Bett.

IV

Als Mira Schilling am nächsten Morgen aufwachte, war ihr Mann schon im Bad, denn er hatte sehr früh am Tag einen Termin mit der Presse. Als er sich gerade die Zähne putzte, hörte er seine Frau im Nebenzimmer laut aufschreien. Eilig lief er zu ihr und rief: »Was ist los, Schatz? Warum schreist du so?«
»Da … schau!«, stammelte Mira und zeigte weinend auf ihren Bauch. »Es … ist … weg!«
Zuerst verstand ihr Mann nicht, was sie meinte. Dann aber erschauderte er. Der Bauch seiner Frau war nicht mehr dick, sondern so flach wie vor ihrer Schwangerschaft. Was nur, um alles in der Welt, bedeutete dies?
»Mein Baby, es ist weg! So tu doch etwas!«, schrie Mira Schilling und prügelte hysterisch mit den Fäusten auf die Brust ihres Mannes ein.
Er hielt sie schließlich an den Handgelenken fest und sie warf sich, von einem Weinkrampf geschüttelt, in seine Arme. Mira hatte recht. Das Baby war aus ihrem Bauch verschwunden. Was nur konnten sie tun?
Minuten später rief Dr. Schilling bei Dr. Vant an und bat ihn dringend um einen Termin für seine Frau. Dann sagte er seinen Pressetermin ab und fuhr sie selbst zu dessen Praxis. Dr. Vant unternahm sofort eine Ultraschalluntersuchung und es wurde für alle Beteiligten zur traurigen Gewissheit: Miras Kind war spurlos aus ihrem Bauch verschwunden!
»Das kann doch gar nicht sein!«, brüllte Dr. Schilling verzweifelt heraus. »Das ist doch unmöglich! Dr. Vant, wie kann denn nur so etwas geschehen?«
»Ich kann mir das nicht erklären«, erwiderte der Gynäkologe. »So etwas ist mir noch nie untergekommen. Höchstens in dem Falle, dass die Schwangere hat abtreiben lassen!«
»Meine Frau hat aber nicht abtreiben lassen, Doktor«, sagte Dr. Schilling merklich gereizt. »Sie ist gestern mit Kind im Bauch eingeschlafen und heute Morgen ohne es aufgewacht. Erklären Sie mir das!«
»Ich weiß nicht, wie so etwas geschehen kann. Es ist eigentlich völlig unmöglich«, sagte Dr. Vant hilflos.
»Ich werde sofort die Polizei einschalten!«, sagte der Minister. »Man muss herausfinden, was mit meiner Frau geschehen ist. Komm, Schatz, ich fahre dich heim! Und dann telefoniere ich mit Hauptkommissar Schleinert. Ein fähiger Mann, den ich sehr gut kenne!«
Mit diesen Worten umfasste er die Schulter seiner Frau und zog sie mit sich aus der Praxis hinaus zum Auto. Zitternd und weinend saß sie auf der Rückbank der Limousine, die er durch die Straßen der Großstadt zu seiner Villa zurücklenkte.

V

Zwei Monate zogen ins Land, ohne dass die Polizei irgendetwas Neues herausfand. Mira Schillings Zustand verschlimmerte sich in dieser Zeit immer mehr. Am Ende saß sie nur noch in ihrem Lieblingssessel im Wohnzimmer der Villa, dämmerte vor sich hin und war zu keiner Aktivität anzuregen, weder durch ihre Schwiegermutter, noch durch ihren Mann, so sehr sich die beiden auch um sie bemühten.
Dann aber rief Hauptkommissar Schleinert bei den Schillings an. Dr. Schilling, der an diesem Tag erst später Termine hatte, hob den Hörer ab.
»Schilling!«
»Hallo, Herr Dr. Schilling, hier spricht Schleinert. Es hat sich etwas Neues ergeben. Können Sie mit Ihrer Frau zu uns kommen?«
»Was hat sich denn ergeben, Herr Schleinert?«, wollte Dr. Schilling wissen.
»Wir haben einen anonymen Erpresserbrief in Ihrer Sache erhalten«, entgegnete der Kommissar. »Aber uns ist nicht klar, womit die Erpresser Sie eigentlich erpressen wollen, Herr Minister.«
»Wir kommen sofort. In etwa dreißig Minuten können wir da sein.«
Mit diesen Worten legte Dr. Schilling den Hörer auf und teilte seiner Frau mit, was der Kommissar gesagt hatte. Da kam Leben in Frau Schilling. Sofort zog sie sich an und drängte ihren Mann, schnell mit ihr zum Kommissariat zu fahren. Vielleicht bekam das Ganze nun doch eine Wende zum Guten!
Als die beiden in Kommissar Schleinerts Büro ankamen, zeigte dieser ihnen den Erpresserbrief, der mit einer viel benutzten Computerschrift auf millionenfach verkauftem Kopierpapier geschrieben war. Sie lasen, dass sie eine Million Euro bereithalten sollten und am nächsten Tag neue Instruktionen erhalten würden, was sie mit dem Geld tun sollten.
»Aber was genau sollen wir für das Lösegeld denn bekommen?«, fragte Dr. Schilling ungläubig.
»Na, unser Kind natürlich!«, sagte seine Frau. »Was sonst?«
»Dem Schreiben der Erpresser lag noch eine Gebrauchsanweisung für ein Ultraschallgerät bei, die Ihre Frau lesen soll«, sagte der Hauptkommissar zu Dr. Schilling gewandt. »Wir wissen bisher nicht, was die Verbrecher damit bezwecken und was sie als Gegenleistung für das Geld anbieten.«
»Lassen Sie mal sehen!«, sagte Mira Schilling erregt und nahm das Papier an sich.
Sie las die Gebrauchsanweisung von vorn bis hinten durch, konnte aber keinen Hinweis auf die Absichten der Täter daran entdecken und war zutiefst enttäuscht. Kaum aber hatte sie das Papier auf Kommissar Schleinerts Schreibtisch zurückgelegt, da hatten sich die Worte, die sie soeben durchgelesen hatte, offensichtlich durch das Lesen in ganz andere Worte verwandelt. Dr. Schilling nahm das veränderte Papier in die Hand und las den Beteiligten vor, was nun darauf geschrieben stand.

Meine liebe Familie Schilling,

wir haben Ihr Baby. Durch unser magisches Ultraschallgerät, das der Mann, den Sie als Dr. Wille kennen, selbst entwickelt hat, konnten wir das Kind aus Frau Schillings Bauch entfernen. Über eine Funkverbindung zu einem entsprechenden Empfangsgerät in der Hand von Dr. Willes Lebensgefährtin gelangte das Kind nach einiger Zeit in deren Körper. Wenn Sie uns nun so bezahlen, wie wir es wünschen, so werden wir Ihnen das erwähnte Empfangsgerät zukommen lassen, eine Ultraschallbehandlung mit dem Bauch von Dr. Willes Lebensgefährtin vornehmen und Ihnen so das Kind zurückschicken. Befolgen Sie unsere Instruktionen genau, und wir sind im Geschäft. Tun Sie dies aber nicht, so hat das Konsequenzen.

»Das ist doch nicht möglich!«, entfuhr es dem Hauptkommissar. »Zuerst ein magisches Gerät und dann noch Sätze auf dem Papier, die sich durch das Lesen durch die Mutter des Kindes in ganz andere Worte verwandeln. Es muss sich um echte Zauberer handeln!«
»Sei es, wie es will«, sagte Mira Schilling aufgeregt. »Wir werden genau das tun, was sie verlangen. Nur so bekommen wir das Kind zurück.«
»Ja, Schatz, du hast recht!«, sagte ihr Mann. »Wir werden tun, was sie wollen.«
Sie besprachen mit Kommissar Schleinert, dass sie am nächsten Tag auf die Befehle der Täter warten würden, ohne dass die Polizei sich einmischte, um den Deal nicht zu gefährden. Erst wenn Mira Schilling ihr ungeborenes Kind wiederbekommen hätte, sollte die Polizei aktiv werden.
Mit einer völlig euphorischen Frau verließ Dr. Schilling danach das Kommissariat. Die beiden fuhren zunächst zur Bank, um dort die Million Euro abzuholen, die sie am nächsten Tag brauchen würden.

VI

Am nächsten Tag erhielten die Schillings mit der Post ein Handy und den schriftlichen Befehl, dass Dr. Schilling das Lösegeld in einen Koffer packen, sich damit und mit dem Handy in sein Auto setzen und in Richtung Stadtmitte fahren sollte. Wenn er die Polizei einschalte, sei der Handel geplatzt, schrieben die Entführer noch.
»Tu genau, was sie sagen!«, forderte Mira Schilling eindringlich von ihrem Mann.
»Ich werde doch unsere Chance, das Baby wiederzubekommen, nicht aufs Spiel setzen!«, beruhigte sie dieser.
Dann gab er ihr einen Kuss und fuhr los.
Kaum war er einige Kilometer gefahren, da klingelte das Handy. Die Verbrecher wiesen ihn an, in den Westen der Stadt zu fahren. Dort klingelte das Handy erneut. Er sollte nun zum Museumsplatz fahren. Und so ging es weiter. Die Kidnapper schickten ihn durch die ganze Stadt, um etwaige Verfolger abzuschütteln. Am Ende musste er zum Ufer des Flusses fahren, der mitten durch die Stadt floss. Dort sollte er auf einer Brücke aus dem Wagen steigen und den Geldkoffer zum Flussufer hinunterwerfen. Kaum hatte er dies getan, da schwamm ein Taucher ans Ufer, nahm den Koffer an sich, schwamm damit zu einem Motorboot in der Nähe und fuhr damit davon. Minuten später war er am anderen Ufer angekommen und im dortigen Gestrüpp verschwunden.
Als der Minister wieder zu Hause angekommen war, berichtete er zunächst seiner Frau, was geschehen war. Dann rief er Hauptkommissar Schleinert an, sagte ihm, dass die Täter nun das Geld hätten, und bat ihn dringend, abzuwarten, bis seine Frau das Kind wiederbekommen habe. Schleinert sagte ihm dies zu.

Am nächsten Tag kamen mit der Post ein kleines technisches Gerät mit Antenne und ein Brief bei den Schillings an, in welchem die Entführer Mira Schilling befahlen, dieses Gerät um 16.00 Uhr einzuschalten und für eine Viertelstunde in die Hand zu nehmen. Danach solle sie längere Zeit abwarten, was geschehen werde. Die Genannte hielt sich genau an die Anweisung und legte das Gerät um 16.15 Uhr wieder aus der Hand. Dann wartete sie darauf, dass ihr Baby in ihren Körper zurückkehrte.

Als die beiden Schillings an diesem Abend zu Bett gingen, waren sie sehr gespannt. Ob das Kind schon in der Nacht in Miras Bauch zurückkehren würde? Nach mehreren Stunden, die quälend langsam vergingen, schlief Dr. Schilling schließlich ein.
Zwei Stunden später wurde er durch laute Schreie seiner Frau geweckt. Bevor er noch richtig begreifen konnte, was geschah, lag sie kraftlos neben ihm und atmete flach. Er rief sofort den Notarzt an. Als dieser kam, traf er einen stammelnden Dr. Schilling an, der im Bett neben seiner weinenden Frau kauerte und auf das Bettchen neben ihrem zeigte. Darin lag das Kind der beiden, das …

Copyright © 2013 by Hanno Berg