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Der Welt-Detektiv Band 6

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Adventskalender 2020 Türchen Nr. 14

 

Die zwölf Brüder

Es war einmal ein armer Mann, der hatte zwölf Buben und nichts zu essen für sie. Da sagten die Buben ihrem Vater Adieu und ließen sich als zwölf Husaren in einer Schwadron anwerben. Der Rittmeister hatte seine Freude an ihnen, weil sie gar wackere Soldaten waren. Eines Tages aber hatte der Jüngste etwas versehen und wurde vom Korporal deshalb gemaßregelt. Er erzählte es seinen Brüdern. Als es Nacht wurde, sattelten sie ihre Pferde und gingen alle zwölf durch, mit Sattel und Zeug. Als sie über der Grenze in einem Wirtshaus eingekehrt waren, kam der Rittmeister zu ihnen und gab ihnen die himmelsbesten Worte, dass sie doch wieder mit ihm gehen sollten. Sie taten es aber nicht, sondern ritten weiter, auf gut Glück in die Welt hinein.

So kamen sie denn eines Tages in einen Wald, wo es nicht geheuer war, und an ein schönes Schloss, das mitten darin stand. Davor war ein tiefer Graben und die Zugbrücke war hochgezogen. Sie ritten rings herum, um einen anderen Eingang zu suchen. Als sie wieder an die Zugbrücke kamen, war sie niedergelassen. Da fassten sie sich ein Herz und ritten hinüber. An dem Tor aber stand eine Dame in schwarzen Kleidern, mit schwarzem Gesicht und schwarzen Händen und empfing sie gar liebreich. Sie hieß sie absteigen und führte sie die breite Schlosstreppe hinauf und durch eine große Halle in einen Saal, wo für zwölf Mann gedeckt war und winkte, sie sollten sich zu Tisch setzen. Dann fing sie an, die herrlichsten Gerichte und den köstlichsten Wein aufzutragen. Das behagte den Brüdern nicht schlecht und sie brachen in helles Jubilieren darüber aus.

Da sprach die schwarze Dame: »So sollt ihr es immer haben, wenn ihr drei Jahre hier bleiben und nicht vor die Tür gehen wollt. Haltet ihr die Zeit treu aus, dann werdet ihr reicher belohnt, als sich mit Worten sagen lässt. Tut ihr es aber nicht, dann erwartet euch schwere Strafe.«

Das waren die zwölf Husaren gern zufrieden. Wie sie am ersten Tag angefangen, so lebten sie fort. Bei Tage aßen und tranken sie und waren guter Dinge. Des Abends gingen sie in die Schlafkammer, die ihnen die schwarze Dame gezeigt hatte, und schliefen in seidenen Betten. Die Pferde wurden im Stall auf das Beste gefüttert und gepflegt, ohne dass sie sich darum zu kümmern brauchten. Als aber zwei Jahre um waren, schmeckte ihnen das Essen und Trinken nicht mehr so gut wie am Anfang. Sie machten einen Anschlag, dass sie sich aus der Schatzkammer des Schlosses ihre Taschen mit Gold füllen und damit fortreiten wollten. Nur der Jüngste wollte nichts davon wissen und ermahnte die anderen gar sehr, sie sollten von ihrem bösen Vorhaben ablassen und der schwarzen Dame das Leid nicht antun, für all das Gute, so sie ihnen getan hatte. Die ließen sich aber nichts einreden, stopften des anderen Tages ihre Taschen und Mantelsäcke mit Gold voll und ritten fort.

Der Jüngste ermahnte sie noch unter dem Tor; aber als es nichts half, sprach er: »Wo ihr seid, will ich auch sein.« Er füllte auch seinen Sack mit Gold und ritt mit ihnen.

Sie kamen wieder in dasselbe Wirtshaus, wo sie eingekehrt waren, ehe sie in den Wald ritten. Hier fingen sie nun an, in Saus und Braus zu leben. Über ein Kurzes hatten sie alles verzehrt und beschlossen nun, in die Welt hinein weiter zu gehen und ihr Glück zu versuchen. Nur der Jüngste hatte von Anfang an dem Wirt sein Geld aufzuheben gegeben und wollte das wüste Treiben nicht mitmachen. Er sagte, er wolle lieber dableiben und verdingte sich dem Wirt als Aufwärter. Die anderen elf zogen nach allen Weltgegenden auseinander, immer zwei oder drei zusammen. Nach Jahr und Tag wollten sie wieder alle im Wirtshaus zusammenkommen.

Der Jüngste tat seinen Dienst so gut, dass er von allen gut behandelt wurde, und der Wirt, der keine Kinder hatte, ihn endlich an Sohnes statt annahm. Als die Zeit um war, kamen auch die Brüder wieder, einer nach dem anderen und immer einer schmutziger und zerlumpter als der andere. Ihre Falschheit hatte ihnen keinen Segen gebracht. Wie sie nun wieder alle beisammen waren, pflegten sie Rates miteinander und beschlossen einstimmig, wieder in das Schloss zu gehen und ihr Glück noch einmal mit der schwarzen Dame zu versuchen.

Der Jüngste wollte sie davon abbringen, sie ließen ihm aber keine Ruhe, bis er mit ihnen fortzog. Sie kamen wieder durch den Wald und an das Schloss, und die Zugbrücke war wieder niedergelassen. An dem Tor stand die schwarze Dame, sprach aber kein Wort und sah keinen mit einem Auge an. Sie ging ihnen voran in den Speisesaal, wo wieder für zwölf Mann gedeckt war, und trug ihnen alles Gute und Köstliche auf, immer aber, ohne den Mund aufzutun oder einen der Brüder anzusehen. Anfangs war ihnen unheimlich zumute. Bald aber fingen sie an zu trinken und guter Dinge zu sein und waren fröhlich bis in die Nacht hinein. Wie sie nun schliefen, kam die schwarze Dame und weckte den Ältesten und hieß ihn mit vor die Tür gehen, sie habe ihm was zu sagen. Und danach rief sie den Zweitältesten hinaus und so fort, bis sie an den Jüngsten kam. Den führte sie mit sich in die Küche und zeigte ihm am Gossenstein ein Loch, da solle er hinab schauen. Da lagen in einem schwarzen Abgrund die elf Brüder, einer über dem anderen, und war allen das Genick gebrochen. Die schwarze Dame fragte ihn, ob er nun noch einmal drei Jahre dableiben oder auch zu den anderen hinuntergestürzt sein wolle. Die toten Brüder aber hoben ihre blutigen Köpfe in die Höhe und riefen unten herauf aus dem Loch, es wäre nicht wahr, dass sie tot wären, er solle sich nichts daran kehren, was das schwarze Weib zu ihm spreche. Er ließ sich jedoch nicht irre machen und sagte zu. Die Dame führte ihn wieder zurück in das Bett, und von dem folgenden Tage an sprach sie wieder mit ihm und bediente ihn noch besser als zuvor.

Als nun die drei Jahre beinahe um waren, kam sie eines Abends zu ihm und sprach, jetzt habe er noch drei Tage auszuhalten, die seien schlimmer als die drei Jahre. Was aber auch in den drei Nächten geschehe, er solle stark bleiben und sich durch nichts irre machen lassen, denn wenn er ein Wort spreche, so sei alles verloren.

In der ersten Nacht, als es zehn Uhr schlug, ging die Tür auf und die elf Brüder kamen in die Schlafkammer zu ihm und lachten und sprachen, nun sehe er wohl, dass sie noch lebendig wären und die schwarze Dame ihn nur angelogen habe. Er solle mitkommen und sich lustig mit ihnen machen. So redeten sie ihm zu, zwei Stunden lang, und wollten ihn auf jede Art zum Sprechen bringen. Er aber blieb stark, und mit dem Schlag zwölf mussten sie wieder fort. Des anderen Morgens kam die Dame und war weiß zum dritten Teil. Sie dankte ihm und bat ihn sehr, dass er auch die zweite Nacht stark bleiben und sich nicht irre machen lassen solle.

In der zweiten Nacht ging wieder mit dem Schlag zehn die Tür auf, die Brüder kamen herein und brachten die alten Eltern und den Wirt mit. Der redete zuerst seinen Aufwärter gar freundlich an, wie sehr er sich freue, ihn zu finden und wie es ihm gegangen sei und so fort. Der junge Mensch gab ihm aber keine Antwort, so hart es ihm wurde. Nun fingen sein Vater und seine Mutter an, ihm gute Worte zu geben, wie sie schon so viel um ihn geweint hätten, seit er fort wäre. Er solle doch nun ein tröstliches Wort zu ihnen sprechen. Als er still blieb, sagten sie, wenn er nicht einmal ein gutes Wort für seine alten Eltern habe, so wollten sie nichts mehr von ihm wissen, und er solle ihr Kind nicht mehr sein. Das tat ihm so weh, dass ihm die Tränen an den Wangen herunterliefen. Er blieb aber stark, sprach kein Wort und um zwölf Uhr war alles verschwunden.

Des anderen Morgens kam die Dame und war zu zwei Dritteln weiß geworden. Sie dankte ihm, dass er sie nun beinahe ganz erlöst habe und bat ihn sehr, dass er doch auch die dritte und letzte Nacht standhaft bleiben möge. Als es Abend wurde, führte sie ihn in ein anderes, gar köstlich ausgeschmücktes und ganz rundes Zimmer. In der Mitte desselben aber stand ein runder Tisch und mitten darauf musste er sich setzen. Ehe die Prinzessin wieder fortging, gab sie ihm eine Rute in die Hand und sagte, es würden diese Nacht allerlei Tiere kommen und an ihn wollen. Er solle aber standhaft bleiben und nur, wenn eines davon zu nahe komme, mit der Rute darauf schlagen.

Mit dem Schlag zehn sprang die Tür auf und die Tiere stürzten herein. Sie sahen so schauderhaft und furchtbar aus, dass es nicht zu sagen ist und drängten sich immer mehr um den Tisch herum. Sobald aber eins ihm zu nahe kam, schlug der Husar es mit seiner Rute, dass es zurückweichen musste. Trotzdem wurden sie je länger, je zudringlicher, denn wenn er eins von den Tieren schlug, dann streckten und reckten zehn andere zu seinen Seiten und hinter ihm ihre langen Hälse nach ihm aus und sperrten ihre schrecklichen Mäuler auf, sodass er sich ihrer kaum mehr erwehren konnte. Seine Kräfte verließen ihn mehr und mehr und es wurde ihm endlich ganz schwindlig vor den Augen, sodass ihm schien, alles drehe sich mit ihm. Da schlug es zwölf Uhr, es krachte, als ob das Schloss versinken solle und er stürzte besinnungslos auf dem Tisch zusammen.

Als er wieder erwachte, fand er sich auf einem prächtigen Lager wieder und vor ihm standen reich gekleidete Diener. Die halfen ihm, sich anziehen und führten ihn in einen hohen Saal. Darin saß ein König auf einem goldenen Thron, neben ihm die Königin und herum standen zwölf schöne Prinzessinnen. Die schwarze Dame, welche nun schneeweiß war, war die Älteste davon.

Der König aber sprach: »Durch dein treues Aushalten hast du das Schloss und uns erlöst, dafür darfst du dir jetzt eine von meinen Töchtern wählen und ich schenke dir Krone und Königreich dazu.«

Der junge Husar besann sich nicht lange und wählte die Älteste, welche er während der drei Jahre von Herzen lieb gewonnen hatte. Nun war großer Jubel und Freude, die Hochzeit wurde prächtig gefeiert und der Husar und die Prinzessin waren das schönste Paar, was man je gesehen hatte.

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