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Dämonische Reisen in alle Welt – Kapitel VIII, Teil 4

Johann Konrad Friederich
Dämonische Reisen in alle Welt
Nach einem französischen Manuskript bearbeitet, 1847.

Kapitel VIII, Teil 4

»Dies hier ist der Strafort für unsinnige Ketzer- und Re­ligionsverfolger«, erläuterte Asmodi, »die jedoch nicht gerade morde­ten, und für Inquisitionsrichter, unnatürliche Wollüstlinge, die durch Verbrechen ihre schändlichen Absichten erzwangen, Wucherer, die keine Art des Betrugs scheuten, ihre Habgier und Gewinnsucht zu befriedigen. Die Schmerzen, welche dieses Pechmeer ver­ursacht, sind indessen bedeutend geringer als die des Blutmeeres.­ Hier siehst du gleich vorne den berüchtigten chinesischen Kaiser Tcheu-sin nebst seiner Gattin Tang-ki, welche eine große marmorne Pyramide, der Hirschturm genannt, in einem Zeitraum von zehn Jahren erbauen und dann alle ihre erpressten Schätze dahin bringen ließ, um hier in aller Sicherheit ihr wüstes Schandleben in Gemeinschaft mit ihrem Gatten führen zu können. Das Innere dieses Gebäudes ließ sie durch viele Tausend Fackeln und Laternen erleuchten, junge Leute beiderlei Geschlechts mit Gewalt hierherbringen, welche sich dann in ihrer Gegenwart den unnatürlichsten Wollüsten überlassen mussten und dabei blutig gepeinigt wurden, was dieser Messaline ein wahrhaft teuflisches Vergnügen machte, das ihr Gatte Tcheu-sin mit ihr teilte. Dieses Weib ist auch die Stifterin des Laternenfestes. Unfern von ihr beregnet der Schwefel den abscheulichen Likun-kie und seine Gattin Vi-hi, ein nicht minder unflätiges, kaiserlich chinesisches Ehepaar, Ausbund der Geilheit und Lasterhaftigkeit, deren Hof ein wahrer Morast und stinkender Pfuhl aller Schandtaten war.«

»Und wer ist denn diese ihnen gegenüber im Pech schmorende sonderbare Figur?«

»Das ist jener Inquisitionsrichter, der, als er von der Kabbala und den Kabbalisten hörte, behauptete, erstere sei ein Ketzer, der Christus gelästert habe, und die Letzteren seine Anhänger. Man müsse sie deshalb samt und sonders verbrennen. Alle die hier unter dem Schwefelregen im siedenden Pech waten, sind ähnlichen Gelichters wie die erwähnten, aber die im äußeren Pechkreis schwimmen, wo kein glühender Schwefel mehr fällt, haben minder schwer gesündigt, jedoch meistens unnatürlichen Wollüsten gefrönt. Unter ihnen findest du die berüchtigte Julia, Kaiser Augusts liebenswürdiges Töchterchen, das sich öffentlich der Schande Preis gab, Messaline, den Alkibiades usw.«

Unsere Höllenreisenden fuhren weiter, sich nicht länger bei dem Pechmeer aufhaltend, und kamen nun zum Schwefelsee, in dessen erstem Kreis noch dicke glühende Pechtropfen auf die hier Verdammten träufelten, während im zweiten die minder großen Verbrecher schon damit verschont blieben. Alle waren jedoch nach der Größe ihrer Verbrechen, wie im Blut- und Pechmeer, mehr oder minder tief in den kochenden Schwefel getaucht. Hier erlitten in der ersten Abteilung die obrigkeitlichen Personen, Beamte und Richter ihre Strafen, welche sich auf Erden Bestechlichkeit hatten zu Schulden kommen lassen, ihre Gunst und das Recht verkauft hatten. Da sah man Minister, Staatskanzler, Präfekten, Lordmajors, Konsuln, Prokonsuln, Gerichtspräsidenten, Conseilspräsidenten, Unterpräfekten, Oberappellationsgerichtsräte, Appellations- und Stadtgerichtsräte, Friedensrichter, Assessoren, Amtmänner, Staats-, Hof-, Geheim-, Regierungs-, Finanz-, Kriegs-, Justiz-, Rechnungs-, Kreis-, Land-, Provinzial-, Kommerzien-, Mi­nisterial- und die Götter mögen wissen, was alles für Räte, auch Generäle, Obersten, Hauptleute, Feldwebel, Fouriere, Advokaten, Referendare, Rabulisten, Land- und Stadtrichter, Bürgermeister, Amtleute, Senatoren, Polizeidirektoren und Kommissare, auch viel hohe Geistlichkeit, wie Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und andere Prälaten wurden hier im Schwefel gesotten; unter ihnen ragten Riche­lieu, Mazarin, Dubois etc. hervor. Auch diejenigen, welche Eitelkeit und Hochmut zu Verbrechen veranlasst hatten, mussten hier, jedoch in minder heißem Grad, den Schwefeldampf einatmen; namentlich auch viele Frauen, die, vom Dämon der Putzsucht verführt, Spitzen, Kanten, Seiden- und Samtstoffe, Bänder und Schmuck in den Kaufläden gestohlen oder eskamotiert hatten, um ihre Eitelkeit zu befriedigen. Hier siehst du auch jene chinesische Kaiserin im Schwe­fel schwimmen, welche die Eitelkeit die kleinen Pantöffelchen ersinnen ließ, die noch heutzutage das ganze weibliche Geschlecht in China martern und am Gehen verhindern; freilich hatte sie eine Art Zie­genfüße, die sie durch diese Pantoffeln zu verbergen hoffte. Ihr zu Gefallen, und um die Gunst der Kaiserin zu erlangen, zwängten auch die Hofdamen ihre Füße in halb so große Pantoffeln, standen die größten Qualen und Martern aus, bekamen sogar Knollfüße und konnten sich kaum mehr einige Schritte fortbewegen. Da aber in China, wie fast in der ganzen Welt, alle Narrheiten, die vom Hof ausgehen, nachgeäfft werden, so machten bald alle Schönen Chinas die tolle Mode nach, und gar manche dieser Damen jammert hier im Schwefelmeer. Auch Se. Heiligkeit Papst Johann XXII. muss im Schwefel baden, weil er sich die Prä­benden fast aller Bischofssitze und die Einkünfte aller vakanten Pfründen zueignete, und so noch manche andere Päpste und Kir­chenfürsten, auch die, welche sich der Simonie schuldig machten.«

»Lass uns weiterfahren«, sagte Michel, »damit wir fertig werden und ich heute wenigstens eine vollständige Übersicht der Verdammungsorte erhalte.«

Die Gesellen kamen nun an das Aschenmeer, welches durch das große Heer aller Scheinheiligen, Heuchler, Afterliberalen, Pie­tisten, Mucker, Mystiker etc. von allen Religionen bevölkert ist. Hier sahen sie besonders viele Kuttenträger, Jesuiten, Dominikaner, Fran­ziskaner, Kapuziner, Benediktiner, Karmeliter, Trappisten, Karthäuser, Glaubensbrüder usw., die alle der Heuchelei und Nichtswürdigkeit auf Erden gefrönt hatten. Glatzköpfe, die nie etwas anders als ihren faulen Segen zu geben hatten, dafür aber von der Dummheit und dem Aberglauben desto besser zu nehmen verstanden. Im Äußeren spielten sie die Enthaltsamen, die Mäßigen, die sich alle Entbehrungen auferlegten, und im Geheimen waren sie die ausgelassensten Epikureer.«

»Wer sind denn die Kahlköpfe, die dort jenen wirren Knäuel bilden?«, fragte Michel, auf einen Haufen Glatzköpfe deutend.

»Das sind die Dominikanermönche, die Johann von Melun versprochen hatten, ihn in ihrer Kirche zu Paris zu beerdigen, weil er ihnen einen inhaltschweren Kasten mit der Bedingung vermacht hatte, ihn nicht eher zu eröffnen, bis er in ihrer Kirche begraben sei, und als sie denselben öffneten, nur schwere Steine fanden, auf denen Figuren eingegraben waren, deren Bedeutung sie nicht verstanden und deshalb wütend den Leichnam wieder aus seinem Grab rissen. Auch die Päpste Benedikt IX., Gregor VI. und Sylvester III., die aus ihrem Pontifikat nur eine melkende Kuh für sich und die ihren machten, müssen in der glühenden Asche waten; ebenso die heilige Catharina von Siena, die vorgab, sich noch bei sterblichem Leib mit Christus vermählt und mit ihm die ehelichen Freuden geschmeckt zu haben, und die beständig mit kostbaren Edelsteinen besetzte Ringe an ihren Fingern trug, welche sie von ihrem göttlichen Gemahl erhalten haben wollte, die aber in der Tat von einem reichen Abt herrührten, der einstweilen dessen Stelle vertrat, nimmt das Aschenbad in Gesellschaft der heiligen Brigitta von Schweden, sowie dasselbe überhaupt viel Heiliginnen vom Leibmedikus seiner großsatanischen Majestät verordnet ist.«

»Aber der dort wütend in die Asche beißt, was ist denn das für ein Kauz?«

»Das ist der Pater Damian, der fälschlich berichtet hatte, dass die Gattin des Königs Robert, die liebenswürdige und tugendhafte Bertha, deren Scheidung Gregor V. befahl, unter dem Vorwand, im vierten Grad mit ihrem Gemahl, der dem Heiligen Stuhl keine Dispensationsgelder deshalb entrichtet hatte, verwandt zu sein, zur auffallenden Strafe für ihre unbezahlte Blutschande eine Missgeburt zur Welt gebracht hatte, die den Kopf und Hals einer Gans habe. Ob nun gleich dergleichen Missgeburten etwas sehr Alltägliches sind, so war dies doch gerade hier nicht der Fall. Neben diesem Gregor V. siehst du Gregor VII. und Clemens VI. hier, der in seinen Bullen den lieben Engelein befahl, diese und jene Seele, für deren Heil man ihm große Summen bezahlt hatte, so­gleich aus dem Fegefeuer zu holen und schnurstracks in den Himmel zu tragen, und durch diese und ähnliche Beutelschneidereien das Heer der Schafsköpfe um ungeheure Summen prellte. Er war es auch, an den der Erzbischof Visconti jenes Schreiben mit der Überschrift Leviathan, Fürst der Finsternis, an den Papst Clemens seinen Statthalter und an die Kardinale seine guten Freunde richtete, und das mit den Worten schloss: ›Es grüßt Euch Eure Mutter die Hoffarth, samt Euren Schwestern die Habsucht, die Unreinigkeit, und die Übrigen, die sich Dank Eurer Beschirmung außer Gefahr zu sein rühmen.‹ Dort ist auch der Heilige …«

»Aber sage mir doch, wenn sich alle Heiligen, Päpste, From­men, Pfaffen, Prälaten etc. in der Hölle befinden, mit wem ist denn da der Himmel bevölkert?«

»Fast nur mit armen Schluckern, mit solchen Wichten, die auf Erden das letzte Stück Brot ihrer Armut noch mit der Ar­mut, den letzten Trunk mit dem Durstigen teilten. Dort findest du viel von dem was die Großen und Reichen auf Erden Bettel­volk, Lumpengesindel zu nennen belieben, Tagelöhner, Feldarbeiter, gemeine Soldaten und anderes ehrliches Volk, um das wir uns in der Hölle wenig kümmern.«

»Aber dort sehe ich einen Haufen Wichte, die sich recht toll gebärden und gegenseitig mit Asche bewerfen, wer sind denn diese?«

»Das sind Journalisten und Afterliberale, kürzlich erst in der Hölle angekommen. Es waren auf Erden die Patrone, welche unter dem Vorwand der Freiheit, des Völkerwohls das große Heer der Einfaltspinsel kirrten, indem sie den leichtgläubigen Narren, welche die Kastanien für sie aus dem Feuer holen sollten, von ihren uneigennützigen, edlen Absichten, von ihrem Patriotismus, ihrer Selbstaufopferung vorwindbeutelten, dabei ob der Dummheit der Geprellten ins Fäustchen lachten und Jammer und Unglück in die Familien brachten, die sie ins Elend stürzten. In ihnen steck­ten ebenso viele Robespierre, Marats, Carriers im Kleinen.

Doch nun kommen wir an den siedenden Ölsee, in dem alle Weinhändler, Weinwirte, welche sich der Verfälschung des Weines und anderer Getränke durch schädliche Substanzen schuldig gemacht haben, und so die arme Menschheit den Herren Medizinern und Apothekern in die Hände lieferten, die sie oft mit noch schädlicheren Drogen kurieren wollten. Auch jenes böse Mätressenvolk, das durch seine Ränke, Schwänke und Intrigen die Plage ganzer Nationen wurde und den Schweiß des Volkes sog, wie eine Pompadour, Dubarry etc. und ähnliche Vetteln brät hier im Öl.

»Nun schweben wir über einem wenig mehr als lauwarmen Wassersee, in welchem die Weinwirte, Branntweinschenker, Milch­verkäuferinnen und dergleichen baden, die ihre Getränke nur christ­lich tauften, das heißt mit reinem Wasser vermischten. Sie müssen fortwährend laues Wasser saufen.«

Nun erblickte Michel ein großes, glänzendes, goldgelbschäu­mendes und zischendes Bassin, aus welchem eine große Zahl kupfer­roter Köpfe hervorragten.

»Was ist das?«, fragte er seinen Begleiter.

»Das ist flüssiges reines Gold, in welchem die ärgsten Geizhälse, Habsüchtige und Beutelschneider en gros, von Midas und Crassus und Konsorten an bis auf die neueste Zeit ihre Strafe erleiden. Es sind hauptsächlich jene Geldgierigen, die nur Schätze auf Schätze zu häufen suchen, ohne irgendeinen edlen Gebrauch von ihrem Mammon zu machen verstehen, die alle Kniffe und List anwenden, der bittersten Armut auch noch den letzten Pfennig auf das Gewissenloseste aus dem Säckel zu locken, um ihre grenzen­lose Habsucht zu befriedigen. Bis an die Gurgel und bis in den Rachen strömt ihnen unaufhörlich das glühende Gold und durch­zuckt sie fortwährend. Alles Gold, ihren ehemals so sehr verehrten Götzen, gäben sie willig um einen Tropfen kühlendes Wasser hin. Dicht neben dem Goldsee siehst du den dampfenden Silbersee, in welchem diejenigen Geizigen ihre Strafe in minderem Grad er­dulden, die bei ihrer Habsucht doch einigermaßen die Notleidenden berücksichtigten. An dasselbe grenzt das glühende Bleimeer, in welchem falsche Spieler, Falschmünzer, Spielpächter, Bankhalter und dergleichen Gesindel gesotten wird. Und dort, wo jene blau­weiße Materie sprudelt und qualmt und pestilenzialische Dünste aushaucht, das ist der Giftsee, für die, welche das Gift zu Mord­zwecken mischten und bereiteten. Jetzt kommen wir an den heiß siedenden Tränensee, in welchem solche Wucherer baden, die auch noch das wenige Gut der Witwen und Waisen durch ihr schändliches Gewerbe an sich zu bringen wussten, sowie diejenigen Pfaffen und Jesuiten, welche das saubere Handwerk der Erbschleicherei zu ihren oder ihrer Orden Gunsten trieben und schwache Leute und fromme Weiber beredeten, sich von ihren Sünden loszukaufen, in­dem sie ihr Vermögen der Kirche, das heißt, den trägen und schwel­genden Pfaffen, zum Nachteil ihrer rechtmäßigen Erben schenkten. Die ätzenden Tränenfluten wüten mit unsäglichen Schmerzen in ihren verhärteten Gemütern. Jetzt schweben wir über den glü­henden Sandwüsten, auf welche beständig dicke Feuerflocken herab­fallen: Hier kriechen und krümmen sich die armen Sünder, welche auf Erden das Gewerbe des Seelenverkaufs und des Sklaven­handels trieben, sie winseln, heulen und jammern entsetzlich, und ihre Klagetöne bilden ein Konzert, das auch die tauben Ohren zerreißen muss. Der dichte Haufen, der dort so herzzerreißend wim­mert, das sind nordamerikanische Sklavenhändler. Hier siehst du auch Lieferanten liegen, sich krümmen und wie toll gebärden, die für schweres Geld schlechte Ware oder auch manchmal gar keine lieferten, und unter ihnen betrügerische Kaufleute, welche den Unverstand und die Unerfahrenheit der Käufer benutzten, sie tüchtig zu prellen und übers Ohr zu hauen. Unter ihnen sind namentlich auch viel Mehl­händler, Bäcker, Fleischer, Krämer, Lieferanten für Armeen und Hospitäler, Makler, die um einige Taler Gewinn Gott selbst vermakelt haben würden, jüdische Handelsleute, Gauner, Kuppler, Gelegenheitsmacher, gefällige Mütterchen, welche die unerfahrene Jugend und die Tugend an Beelzebub selbst für einen guten Pelz verkuppelt haben würden. Doch jetzt sind wir über dem schreck­lichen Felstal, in dem sich unzählige Grotten und Höhlen befinden, die mit glühenden Gittern verschlossen sind, und in denen Unge­heuer der grässlichsten Art die Verdammten unaufhörlich zerstam­pfen und zerreißen. Diese hier waren Schmeichler, welche die Gemüter der Regenten und Fürsten mit ihren unverschämten Schmei­cheleien vergifteten und so namenloses Unheil über Staaten und Völker brachten. Die dort mit glühenden Sägen mitten voneinander gesägt werden und hinter der Säge wieder zusammenwach­sen, dies waren Geschichtsschreiber, die gegen ihre bessere Überzeugung die Geschichte durch Unwahrheiten und Entstellungen ver­fälschten. Die du mit den zackigen Glutzangen zwicken siehst, das waren die Romanschreiber, welche die Sittenlosigkeit und Liederlichkeit durch ihre Schriften verbreiteten. Die dort an den glühenden Felsen zerquetscht werden, waren boshafte Kritikaster aus Brot­neid. Die du an den Fingern aufgehängt siehst, waren unver­schämte Lobhudler ums Geld oder schuftige Theaterrezensenten, die von der Kunst so viel verstanden wie der Bock von der Gärtnerei, und Schauspieler und Sänger begeiferten, die ihren unverschämten An­forderungen nicht durch reiche Geschenke genügten. Sie werden, wie du siehst, auch von giftig brennenden Skorpionen gestochen, mit glühenden Disteln gepeitscht, und mit eben solchen Stäben ge­prügelt. Die dort an glühenden Ketten geschleift werden, das waren bezahlte Theaterclaqueurs, die sich in Paris den Titel Beförderer der dramatischen Kunst beilegten. Man mästet sie hier mit scheußlichen Schlangenköpfen und Drachendärmen. Dort links erblickst du das Heer der Nachdrucker, sie werden mit infernalischer Beize geätzt. Die, welche in jener geräumigen Höhle fortwährend aus Pech, Schwefel, Salpeter, Operment, Arsenik, Quecksilber und Blei selbst fabrizierte Pillen zu Dutzenden verschlucken müssen, das sind Ärzte und Apotheker, die ihre Patienten durch Nachlässigkeit und Indolenz zu früh in die andere Welt spedierten. Die in jener Rennbahn über glühende Eisenspitzen wettlaufen müssen und mit hundertschwänzigen Nägelkatzen gepeitscht und zerfleischt werden, sind Vormünder und Pfleger, welche ihre Mündel um das ihre brachten und deren Interessen nicht genug wahrnahmen. Die man in jenem Laboratorium in glühenden Mörsern zerstößt, sind betrü­gerische Bankrottiere, und denen man dort mit glühenden Schlacht­messern ganze Stücke von ihren Schenkeln und den fleischigsten Teilen ihres Leibes schneidet, die sie dann selbst aufzehren müssen, das sind hartherzige, unbarmherzige reiche Gläubiger, die ihre unverschuldeterweise zahlungsunfähigen Schuldner bis aufs Blut quälten, ihnen das letzte Hemd vom Leibe nahmen und in den Schuldgefängnissen verschmachten ließen. Diejenigen, welche da drüben die glühenden Statuen von hinten umarmen müssen, waren unnatürliche Wollüstlinge und Notzüchtler. Diejenigen, denen in der mit Flammen angefüllten Höhle die Vogelungeheuer mit glühenden Schnäbeln von Erz die Eingeweide zerfleischen, waren unnatürliche Kinder, die ihre Eltern misshandelten oder darben ließen. Die in dem ungeheuren Kessel dort schmoren, sind Mein­eidige oder solche, die falsche Zeugnisse ablegten. Treulose Verräter siehst du dort mit zusammengeketteten Donnerkeulen zer­schmettern; die da an Felsenspitzen gespießt und von feurigen Wirbelwinden umsaust in den Lüften schweben, sind ungetreue Diener, und die Diebeshehler werden dort von scharfbekrallten Ungeheuern zerrissen, zerfetzt und geschunden, sodass kein Glied verschont bleibt. Unter ihnen bemerkst du besonders viele Jünger Moses.«

»Aber was zum Kuckuck treiben denn die da drüben in der großen Höhle, in diesem Winkel des schrecklichen Tales, über wel­chem man mit Flammenschrift die Worte Höllisches Lesekabi­nett liest?«

»Das sind verdammte Deputierte aus allen konstitutionellen Staaten und von allen Farben, welche ihre Stimme verkauften, gegen ihre Überzeugung stimmten, sich bestechen oder beschwatzen ließen usw. Unter ihnen siehst du viele englische Parlaments­glieder, französische, belgische, spanische, griechische, bayerische, sächsische, württembergische, hannoverische, hessische, badische, nassauische etc. Volksabgeordnete. Alle sind verdammt bis in alle Ewigkeiten, die Kammerdebatten, Reden und das Geschwätz der Deputierten der Kammern aller Länder zu lesen.«

»Puh!«, schüttelte sich Michel, »die armen Teufel, dies ist zu hart: Sie haben die grässlichste aller Höllenstrafen zu bestehen«, setzte er hinzu. »Und die dort, die so gierig glühende Manuskripte ver­schlingen müssen?«

»Das sind Verleger, die ihre Autoren nicht gehörig hono­rierten oder gar hintergingen.«

»Nun, dahin werden meine Verleger wohl nicht kommen«, meinte Michel. »Und die links vom höllischen Lesekabinett in dem kleinen Kabinett in geringer Zahl mit glühenden Stiften so uner­müdlich Papiere durchstreichen?«

»Dies sind Zensoren, die auf Erden nur so in den Tag hineinstrichen und den armen Autoren Arbeit und Leben verküm­merten.«

Nun befanden sich die Höllenreisenden an dem südlichen Ende dieses unermesslichen Schauertals, an einem ungeheuren Tor von glühendem Erz.

»Dies hier ist der Eingang zum Schlangengewölbe«, sagte Asmodi, die Pforten sprengend, und Michel erblickte ein unüberseh­bares Gewölbe, dessen Decke aus Milliarden zusammengeflochtener Nattern, Vipern und Ottern bestand, deren Rachen sämtlich ein schrecklich ätzendes ekelhaftes Gift auf die mit geöffneten Mäulern hierher verdammten Verleumder und bösen Zungen träufelten.

Michel eilte wie ein abgeschossener Pfeil durch diesen Schauerort und gelangte am Ende desselben in das schreckliche Frosttal der Hölle, wo er zwischen Eisfelsen, die sich ins Unendliche türmten, starr stierende Gestalten schlotternd, zitternd und zähneklappernd in ewiger Verzweiflung umherirren sah. Unnennbare Wehmut lag in ihren Zügen, Blicken und Mienen.

»Dies hier«, erklärte Asmodi, »sind die indifferenten, mitleid­- und herzlosen Seelen, die selbst im Wohlleben ihre armen, hilf­losen und notleidenden Brüder unbarmherzig von ihren Türen abwiesen, während sie mit dem Überfluss ihres Reichtums, mit den übriggebliebenen Brocken, die bei ihnen umkamen, deren Not so leicht hätten abwenden können.

Der Anblick dieser Gegend gab eine so entsetzliche Trostlosig­keit, dass sie auch das verhärtetste Gemüt mit Verzweiflung er­füllen musste. Der feuerfeste Michel eilte schmerzlich ergriffen schnell von hinnen, und Asmodi leitete ihn dem höllischen Straf­garten zu, in welchem wehmütig stöhnende Sünder auf und nieder wandelten. Hier fanden sich zwar Bäume, Gesträuche, Gewächse und Pflanzen von mancherlei Art vor, aber alle waren blüten- und blumenlos, und Stämme und Laub hatten eine aschgraue Farbe; auch befand sich Molochs Lufthain dort. Die hier in stummem Schmerz und mit stieren Blicken umher­wandeln, waren Kindesmörderinnen, Ehebrecher und Selbstmörder, unter diesen Letzteren ist auch Cleombrotus, der, nachdem er Platos Abhandlung über die Unsterblichkeit gelesen hatte, zum Meer eilte und sich in demselben ertränkte, um schnell der Glückseligkeit des Jenseits teilhaftig zu werden. Die hier Verdammten sind der eigenen im Busen nagenden Reue überlassen, aber nicht aller Hoff­nung beraubt, da ihre Verbrechen mehr als den Menschen ange­borene Schwachheiten betrachtet werden. Aus diesem Strafgarten kommen wir in den ungeheuren Höllenpark, der dem unermesslichen Volk der leichtsinnigen Sünder aufbewahrt ist, die hier nur durch tödliche Langeweile bestraft werden. Hier siehst du die Wüstlinge, Trunkenbolde, tolle Verschwender, das ganze Komödien­volk, gelehrte Weiber, Mätressen und Loretten, Theaterdirektoren und Kapellmeister, die zu viel protegierten, Feuilletonisten, Journali­sten und Redakteure, die zu viel lobhudelten und zu parteiisch für die Theaterprinzessinnen, Tänzerinnen, Sängerinnen und Schau­spielerinnen waren, sogenannte Freigeister, Bonvivants etc., die sich sonst keiner Verbrechen schuldig gemacht haben, immerwährend gähnend umherirren und sich mit langgezogenen Gesichtern einander ansehen. Hierher wärest auch du gekommen, lieber Michel«, setzte Asmodi hinzu, »wenn du nicht glücklicherweise mein Befreier und somit ein Aspirant einer Großwürdenträgerstelle der Hölle geworden wärest.«

»Danke schönstens für die Ehre«, erwiderte Michel, »ich will lieber durch die Sterne wandern und in der Sonne für den Himmel destillieren.«

»Daran ist nicht mehr zu denken, du bist ein Mitglied unseres Hofkreuzspinnenordens geworden und uns dadurch mit Haut und Haar verfallen. Und denke welche Auszeichnung, ein Großwürdenträger in Satans Reich! Während Männer wie Sesostris, Alexander der Große, Napoleon etc. als Schlächter, Küchenjungen usw. in der großsatanischen Hofküche fungieren müssen.«

»Es muss auf Erden schon Tag sein, lass uns auf die Oberwelt zurückkehren, ich habe des höllischen Spuks genug. Diese, wenn auch nur oberflächliche Musterung, hat mich gewaltig ermüdet. Bei künftigen Höllenfahrten will ich die merkwürdigsten Verdammten speziell befragen.«

Beide fuhren nun durch den ewig speienden Stromboli zur Erde und nach Paris zurück, wo es schon hoch Tag war. Der erste Gegenstand, der Michel dort auffiel, war ein unter der übermäßigen Last niedergesunkener Karrengaul, den sein Fuhrmann unmenschlich peitschte und misshandelte.

»Aber wie geht denn das zu«, fragte er Asmodi, »ich habe ja unter all den Verdammten in der Hölle die Tierquäler nicht gesehen. Gehen diese leer aus?«

»Diesen wird die Höllenehre gar nicht zuteil.«

»Wieso?«

»Weil nach ihrem Tod ihre Seele in die Leiber der Pferde zu fahren verurteilt ist, die Karrengäule, Pariser, Londoner, Wiener, Berliner etc. Fiakerpferde zu werden bestimmt sind. Die allerärgsten Verbrecher dieser Gattung müssen die einspännigen, hals­brechenden Wagen am Bockenheimer und Friedberger Tor zu Frankfurt am Main ziehen.«

»Und der hier so misshandelte Gaul?«

»War noch vor zehn Jahren einer der ärgsten Pariser Tierquäler.«

»Da geschieht ihm also sein Recht?«

»Nicht mehr wie billig.«

»Indessen will ich mich doch des armen Tieres annehmen.«

»Nach Gefallen.«

Michel band nun mit dem Fuhrmann an und stellte ihm sein Unrecht mit sehr gemäßigten Worten vor. Da kam er aber schön an, der Kerl drohte zuletzt auch ihm die Kraft seiner Peitsche füh­len zu lassen. Und als ihm endlich Michel sagte, welche Strafe auch ihm dereinst bevorstünde, erklärte er ihn für einen Narren, den man nach Charenton bringen müsse, und machte wirklich An­stalt, ihn zu peitschen. Nun aber ließ ihn Stürmer mit Asmodis Hilfe den St. Veitstanz tanzen und unaufhörlich Purzelbäume schlagen, sodass er fast eine ganze Stunde lang den zusammengelaufenen Pöbel, der laut lachend dem komischen Schauspiel zusah, belustigte, bis er endlich außer Atem und besinnungslos niederfiel.

In seinem Hotel angekommen, ersah Michel aus den Jour­nalen, dass sich in Havre schon seit länger als vierzehn Tagen einige Tausend Deutsche, nach Amerika bestimmte Auswanderer befanden, die man dahin spediert hatte, welche jedoch aus Mangel an Schiffen nicht weiter befördert werden konnten, auf dem teuren Platz ihr bisschen Habe noch vollends aufzehren mussten und dann ganz abgerissen in Amerika ankommen würden, auch von den Häusern, an die sie die deutschen Agenten gewiesen hatten, höchst schnöde behandelt wurden.

»Dies muss ich näher untersuchen«, sagte Michel und spa­zierte ein paar Minuten darauf auf den Kais in Havre. Hier begegnete er einer Menge deutscher Landsleute, meistens aus dem Bayerischen und Württembergischen zuhauf. Es waren Landleute, Ackerbauern, Handwerksleute, auch Juden mit ihren Weibern und Kindern. Ein ganzer Berg von Kisten und Kasten war an dem Ufer der Bassins aufgetürmt, die den Auswanderern gehörten. Michel sprach einen schon alten Mann, der ein sorgenvolles Gesicht machte, an und ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein.

Nachdem ihm derselbe die Veranlassung mitgeteilt hatte, warum er nach Amerika wolle, von wo ihm schon früher dahin ausgewanderte Bekannte und Verwandte geschrieben hätten, dass es ihnen allda wohlergehe und sie tüchtig an dem erkauften Land arbeiteten, fragte er ihn: »Wie lange seid Ihr jetzt schon hier?

»Heute sind es siebzehn Tage, Herr, und es ist hier ein gewaltig teures Pflaster. Wir sind vierzehn Köpfe von einer Fa­milie, die alle Tage essen wollen. Drei Franken muss ich nur täglich fürs Lager bezahlen, wo bleibt jetzt der Rest? Und dann wird man auch noch betrogen und über den Löffel balbiert. Wo man hinsieht, kein Mensch, der einem einen Rat gibt, man ist wie von aller Welt verlassen.«

»Ja, habt Ihr denn in Deutschland nichts festgemacht, wie und wenn man Euch hier einschiffen muss.«

»Freilich haben wir es abgemacht, und es steht auch in un­serem Vertrag, den wir mit dem Agenten in Deutschland abgeschlossen haben.«

»Zeigt ihn mir.«

»Ja Herr, den haben sie uns gleich bei unserer Ankunft hier abgenommen.«

»Wer?«

»Das Haus, an das wir adressiert waren.«

»Habt Ihr einen Schein darüber?«

»Nichts, gar nichts haben wir in der Hand, und wenn wir auf das Büro gehen wollen, um uns nach unsern Ange­legenheiten zu erkundigen oder nach unseren Papieren und der Abfahrt fragen, dann werden wir noch wie die Hunde ange­schnauzt. Man zeigt uns die Tür, gibt uns gar keine Ant­wort. Es sind doch Deutsche, die in dem Büro sitzen. Ja, jetzt lassen sie uns gar nicht mehr hinein und machen uns die Tür vor der Nase zu. Unterdessen zehren wir unser bisschen Hab und Gut vollends auf. In unserem Akkord hat es doch gestanden, dass, wenn wir über drei Tage in Havre liegen, sie uns, wenn es länger dauert, für Kost und Wohnung entschädigen müssen. Aber wo sollen wir klagen, was sollen wir anfangen, mit der Sprache können wir nicht fort, und kein Mensch nimmt sich unserer an.«

»Nehmt es mir nicht übel«, sagte Michel, »aber Ihr seid ge­waltig einfältige Leute, dass Ihr Eure Papiere so aus der Hand gebt. Dann kann Euch niemand helfen. Wenn diese Büroschlingel Eure Verträge abverlangen, so sagt ihnen, sie sollen sich nur das Nötige daraus notieren, und lasst sie ihnen nicht in den Händen oder lasst Euch zumindest einen Empfangsschein darüber geben.«

»Ja, Herr, so klug waren wir nicht, und nun sitzen wir hier in der Patsche. Sie geben uns halt nur zur Antwort: Es seien eben keine Schiffe da, und bis diese kämen müssten wir uns gedulden.«

»Für dieses Mal will ich versuchen, Euch zu helfen, auf ein anderes Mal seid klüger. Kommt.«

Michel und Asmodi begaben sich nun in Begleitung des alten Mannes und einiger anderer Auswanderer in das Handels­haus, an das diese von den deutschen Agenten verwiesen waren, aber sie fanden die Büros geschlossen.

»Habe ich es nicht gesagt«, sprach der alte Auswanderer.

Michel klopfte an die Bürotür, sie wurde ihm aber nicht aufgemacht. Ein hinzukommender Kommis sagte ihm, die Herren könnten jetzt niemanden annehmen.

»So«, meinte Michel, gab dem Asmodi einen Wink, und weit fuhr die Bürotür auf. Die in der Schreibstube Sitzenden sperrten ebenfalls die Mäuler weit auf.

»Um Vergebung, meine Herren«, sagte Michel, »da sind einige ehrliche deutsche Auswanderer, die schon siebzehn Tage hier harren, ihr Geld verzehren und nicht eingeschifft werden. Sie ha­ben diese Angelegenheit übernommen. Warum befördern Sie die Leute nicht?«

»Wer sind Sie?«

»Das geht Sie nichts an, gehört auch nicht zur Sache. Warum werden die Leute nicht befördert?«

»Weil seine Schiffe da sind.«

»Dafür hätten Sie sorgen müssen, indessen haben Sie die Güte und vergüten den Leuten die Kosten ihres hiesigen Aufent­halts, wie man vertragsmäßig übereingekommen ist.«

»Noch einmal, mein Herr, wer sind Sie? Was mischen Sie sich in Sachen, die Sie nichts angehen? Schon Ihr gewaltsames Eintreten war eine Unverschämtheit sondergleichen, die …«

»Eine Unverschämtheit sondergleichen ist es, dass Sie diesen ehrlichen Leuten die Papiere abnehmen und herauszugeben sich weigern. Sie werden sogleich die in Händen habenden Verträge gutwillig herausgeben oder ich gebrauche Gewalt.«

»Das möchten wir doch sehen«, rief ein vorlauter Kontorbursche.

In demselben Augenblick nahm ihn Asmodi beim Ohr und zwickte ihn so gewaltig, dass er ein furchtbares Zetergeschrei erhob, führte ihn an einen Schrank, in welchem die Verträge lagen, und zwang ihn solche herauszunehmen und Michel zu übergeben. Das übrige Kontorpersonal war starr und stumm.

»Hier steht es ja ganz deutlich geschrieben, dass sie den Leuten einen Franken pro Kopf täglich zu bezahlen haben, sobald ihr Aufenthalt in Havre länger als drei Tage währt. Es ist nur ein Bettel, aber auch den möchten die Herren noch schlucken. Nun, Herr Kassierer, heraus damit, zahlen Sie den guten Leuten, was ihnen von Rechtswegen zukommt.«

Der Kassierer machte ebenfalls Umstände, aber auch ihn packte Asmodi beim Ohr, führte ihn zur Kasse und zwang ihn das schul­dige Geld und noch obendrein eine Extragratifikation von zehn Franken pro Kopf als Strafe für die Nichterfüllung der Ver­bindlichkeiten dieser Herren zu zahlen.

»Diesmal kommt Ihr noch so mit heiler Haut davon«, sagte nun Michel zu den sauberen Herren, »werdet Ihr aber den armen Auswanderern noch ferner ihre Rechte zu schmälern versuchen, so zwickt Euch mein Kamerad nicht nur die Ohren, sondern er schneidet sie ganz ab. Darnach richtet Euch. Und Ihr«, fuhr Michel sich zu den Auswanderern wendend fort, »schreibt Euren Landsleuten in Deutsch­land, die Lust zum Auswandern nach Amerika haben, dass sie nicht so einfältig sind, ihre Verträge ohne Sicherheit aus den Händen zu geben. Und wenn man ihnen hier ihr Recht nicht zugesteht, sie sogleich die Herren da durch einen Gerichtsvollzieher vor das Tribunal laden lassen, das wird helfen.«

»Danke schönstens», antwortete der alte Mann, »für die prompte Hilfe. Solche Advokaten sollte man allenthalben haben, dann sähe es bald anders in der Welt aus. Wir werden Ihren guten Rat bestens befolgen und an unsere Landsleute in der Heimat schreiben.«

Michel spazierte nun noch ein Stündchen in und um Havre herum, bestieg auch die Côte von Ingouville, wo er sich an der entzückend reizenden Aussicht auf das Meer und die Mündung der hier so majestätischen Seine nicht sattsehen konnte, die prächtigen Landhäuser und wahrhaft fürstlichen Parks der reichen Kaufleute von Havre bewunderte und endlich zu Asmodi sprach: »Ich fühle auf einmal ein ganz gewaltiges Verlangen, das Innere Afrikas kennenzulernen. Was meinst du, lohnt es sich wohl der Mühe?«

»Allerdings«, versetzte Asmodi, »denn mitten in diesem Welt­teil liegt ein äußerst merkwürdiges Land, in welches bisher noch kein europäischer Reisender einen Fuß gesetzt hat, und in dem­selben befindet sich die merkwürdige Republik Al Quitschi Quat­schi, ein winziger aber wahrhaft barbarisch kultivierter Staat, wo man die sublimste Regierungskunst zu studieren die beste Gelegen­heit hat.«

»Wohlan, lass uns dahin; dann wollen wir auch einmal der Stadt Rom unsere gehorsamste Aufwartung machen.«

Und dahin schwebten beide, sich von Ingouville über Frank­reich hinweg nach dem heißen Afrika begebend.