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Oberhessisches Sagenbuch Teil 122

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Die Dörfer im Laubacher Wald

Wo jetzt nichts als Wald ist, zwischen Schotten und Laubach, da lagen ehedem sieben Dörfer, die sind verschwunden. Sie wurden vor Zeiten von einem raubgierigen Grafen von Solms in einer einzigen Nacht in Asche gelegt. Auch Freienseen sollte dieses Schicksal haben, doch zum Glück ging es stark auf den Morgen los und ein bellender Hund verscheuchte ihn. Damals stand von Laubach nichts als das Schloss und eine einzige Mühle. Die armen abgebrannten Leute aber wurden gezwungen, sich nun in Laubach anzusiedeln und des Grafen Dienstmannen zu sein. Er nahm aber auch ein böses Ende. Es fraßen ihn zur Strafe seiner Untat die Maden bei lebendigem Leibe.

Gott gnade der Seele!

Dieser fromme Spruch steht auf manchem Leichenstein geschrieben und hat alsdann seinen guten Sinn für jeden ernsten Menschen, der lange danach liest, wer darunter begraben liegt.

Gott gnade der Seele steht aber auch über einer Schießscharte in einem Stein des nordöstlichen Eckturmes der Büdinger Stadtmauer eingehauen. Kein Name ist dabei genannt und doch weiß man noch heutzutage, was die Inschrift bedeuten soll. Als nämlich der Turm gemauert wurde und auf den hohen Holzgerüsten die Arbeiter emsig ihr Werk verrichteten, kam auch eine Frau hinaufgestiegen, die ihrem dabei beschäftigen Mann das Mittagessen brachte. Der war aber ein wüster, gotteslästernder Geselle, bei dem es die arme Frau schon lange bitterbös hatte, obwohl sie seine Misshandlungen mit großer Geduld ertrug.

Barsch fuhr er sie an. »Was bringst du in deinem Korb?«

»Erbsen«, war die Antwort.

Da tat der Unmensch einen entsetzlichen Fluch und schrie: »Die mag der Teufel fressen!« Zu gleicher Zeit stieß er mit wütender Heftigkeit mit dem Fuß danach. Allein er verfehlte des Zieles, verlor das Gleichgewicht, stürzte jählings in die furchtbare Tiefe und zerschmetterte elendiglich seinen Leib auf den dort unten liegenden Steinen.

Von Grauen erfasst, über diesen jämmerlichen Tod und das Gericht Gottes fürchtend, meißelten seine Mitgesellen den genannten Spruch als ein Wahrzeichen auf den Stein, an dem der Frevler zuletzt gearbeitet hatte, und durch denselben hat sich die Kunde dieser Begebenheit bis in die Gegenwart erhalten.