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Aus dem Wigwam – Die Götter der Dakota

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Zwanzig Sagen
Mitgeteilt von Kah-ge-ga-gah-bowh

Die Götter der Dakota

nkatahe (Unktahe) ist der Gott des Wassers. Sein Name bedeutet außergewöhnliche Tatkraft, und die vielen Götter, welche denselben Namen führen, zeichnen sich durch ihre Stärke aus. Die Unkatahes sehen wie Ochsen aus, nur sind sie bedeutend größer und können Hörner und Schwanz bis hinauf in den Himmel strecken. In jenen Körperteilen ist auch ihre Kraft enthalten. Der männliche Untatahe wohnt im Wasser, der weibliche auf der Erde. Ersterer wird mit Großvater und Letzterer mit Großmutter angeredet. Der erste Unkatahe, der, wie einige sagen, von Watantanka selber oder dem Großen Geist aus einer Rippe geschaffen wurde, war männlichen und der Zweite weiblichen Geschlechts. Von diesen beiden stammen alle übrigen Unkatahes ab.

Den Unkatahes gesellt sich Wakeyau, der Donnergott, zu. Derselbe besitzt die Gestalt eines riesigen Vogels. Er fliegt stets in den schwärzesten Wolken. Es gibt vier Arten von Donnervögeln; die eine ist schwarz, hat einen langen Schnabel und an den Flügeln vier Glieder; die zweite ist gelb, hat gar keinen Schnabel und sechs große Federn an den Flügeln; die dritte ist gelb und hat acht Glieder an den Flügeln; die vierte ist blau und kugelförmig und hat weder Augen noch Ohren und nur zwei Federn zum Fliegen. An der Stelle der Augen sind zwei leuchtende Halbkreise, denen Blitze entströmen.

Am westlichen Ende der Erde befindet sich ein hoher Berg, auf dessen Spitze der Palast dieser Götterfamilie steht. Dieser Palast hat Eingänge von allen vier Himmelsgegenden und an den Türen stehen Wächter. An der östlichen steht ein Schmetterling; an der westlichen ein Bär; an der nördlichen ein Hirsch und an der südlichen ein Biber. Jede dieser Schildwachen ist bis an den Kopf in ein rotes, weiches Federkleid gewickelt. Sie sind die Kriegsgötter, sind grausam, zerstörungssüchtig und leben mit den Unkatahes in ewiger Feindschaft.

Der Dritte im Bunde ist Takuschkanschkan oder der bewegende Gott. Dieser Gott ist zu fein, um mit den Sinnen wahrgenommen zu werden. Er ist überall und beeinflusst den Instinkt, die Leidenschaft und den Verstand. Er kann einen Menschen seines Verstandes berauben und einem Tier Vernunft einhauchen. Es kommt daher häufig vor, dass ein Jäger närrisch im Wald herumläuft, währenddessen das Tier, das er schießen wollte, entflieht. Er freut sich sehr, wenn er die Menschen im Unglück sieht, und sieht sie besonders gern sterben. Er hält sich meistens in der Nähe großer Steinblöcke auf, weshalb dieselben auch von den Dakota verehrt werden. Auch wohnt er in den vier Winden und in dem geheiligten Speer und Tomahawk. Wir haben hierauf Tunkan oder Inyan, den Steingott, zu verzeichnen. Der­selbe wohnt in Steinen und Felsen und ist der älteste Gott, und zwar deshalb, weil er der härteste ist. Er wird in Gestalt eines ovalen Steines von der Größe eines Mannskopfes verehrt.

Von Hayoka, dem unnatürlichen Gott, gibt es vier Arten, die in menschenähnlicher Gestalt auftreten und wenig voneinander verschieden sind. Sie sind mit Pfeil und Bogen bewaffnet und haben Rasseln aus Hirschhufen. Einige haben auch Trommeln, die sie mit Schnäbeln kleiner Wakeyan schlagen.

Der Hayoka drückt seine Freude durch Seufzen und Stöhnen und das entgegengesetzte Gefühl durch Lachen und Singen aus. In der Hitze zittert er und hat Zähneklappern. Je größer die Kälte ist, desto mehr schwitzt er. Wenn alle Flüsse zu Eis erstarrt sind und ein schneidender Wind durch die Prärie braust, dann sucht der Hayota auf einer Felsenhöhe Schutz, zieht sich nackend aus und fächert sich.

Im Sommer wickelt er sich in Pelze ein. Wenn er vor jeder Gefahr sicher ist, dann fürchtet er sich. Was bei den Menschen gut ist, ist bei ihm schlecht.

Sonne und Mond sind ebenfalls Gottheiten. Die Sonne wird durch einen festlichen Tanz verehrt und die Eidesformel lautet: So wahr mich die Sonne hört, es ist so! Der Mond wird als Stellvertreter der Sonne betrachtet.

Der Waffengott, welcher nun an die Reihe kommt, wohnt in den Waffen, die einem jungen Mann gegeben werden, wenn er als ebenbürtiger Krieger anerkannt wird. Der Waffengott ist der Geist irgendeines Tieres, das der junge Mann nur dann erst schießen darf, nachdem er einen Feind getötet hat. Auch macht er sich häufig ein Bild von ihm und führt es beständig bei sich, da er Glück davon erwartet.

Der Gott des Medizinsacks ist dem Waffengott ähnlich und wird bei der Aufnahme in den Orden des heiligen Tanzes mitgeteilt. Endlich ist Wakantanka oder der Große Geist nicht der erste, sondern der letzte Gott, der auch am wenigsten verehrt wird.