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Blutrosen 14 – Das Vermächtnis des Räubers – Teil 1

Blutrosen
Schauererzählungen
frei nach dem Französischen des Eugène Sue, Alexandre Dumas d. Ä, Honoré Balzac, Victor Hugo und andere
Verlags-Comptoir. Breslau. 1837
Druck von M. Friedländer in Breslau
Zweiter Teil

Das Vermächtnis des Räubers
Teil 1

Es war eine nebelige und kalte Nacht, wie in der Regel die Novembernächte in der Nähe des Atlantik sind. Ganz Brest lag bereits im tiefen Schlaf und man vernahm in seinem Hafen nur das Krachen der Kabeltaue, woran die Schiffe vor Anker lagen, das Brüllen des Seesturmes in den öden Magazinen und den taktmäßigen Schritt der Schildwachen.

Nur ein einziges, fern auf dem linken Ufer gelegenes Gebäude, das des Bagno, schien mitten unter den schwarzen Massen, womit es umgeben war, erleuchtet.

Einer seiner Säle jedoch glänzte nicht so hell, und sein Lichtschimmer verlor sich fast in der Nacht; es war der Krankensaal der Galeerensklaven. An einem Fenster dieses Krankensaals stand ein junger Mann, der die Uniform der Marine-Chirurgen trug, mit gegen die Eisenstäbe gelehnter Stirn, und schien in traurigem Nachdenken versunken. Nachdem er lange Zeit in dieser Stellung verweilt hatte, richteten sich seine Blicke auf ein mit ausgestrichenen Stellen bedecktes Papier, das er in der Hand hielt, als ob er es versucht hätte, den ganzen Inhalt seiner Träumerei darauf zusammenzufassen. Er fing leise an zu lesen:

… Zu was nützt das Leben ohne Glück, und wie ist Glück ohne Reichtum denkbar? Reichtum! Das ist also der Zweck; und von den Mitteln, ihn zu erlangen, sind nur diejenigen schlecht, welche fehlschlagen. Obenan steht reich werden! Das Übrige folgt nach! Begeht man eine Niederträchtigkeit und ist reich, so ist dies ein Flecken, der nur einen Tag lang auf dem Menschen haftet, und den der nächste verlöschen und in Vergessenheit begraben wird. Verübt man ein Verbrechen und ist reich, so kann das Verbrechen leicht abgeleugnet werden, wenn man dessen nicht überwiesen werden kann.

Was die Gewissensbisse betrifft, wenn es welche geben sollte, martern sie denn mehr als die Armut? Welches von beiden macht mehr schlaflose Nächte – das unbefriedigte Verlangen oder die Reue? Wie dem auch sei, ich weiß nichts von den Qualen eines schuldbewussten Gewissens, aber die Schmerzen der Armut kenne ich.

Die Logik befiehlt mir also, alles aufzubieten, um reich zu werden.

Der Arme lebt nicht. Leben heißt im Besitz seines Selbst sein, aber der Arme ist es nicht. Wahrhaftig, keine Freiheit hat er, außer etwa der, Hungers zu sterben? Ich bin siebenundzwanzig Jahr alt, ich liebe das Vergnügen, das Spiel, den Umgang mit Frauen und soll mein Leben unter Sterbenden zubringen; ich soll es in einem Zwischendeck oder in einem Hospital zubringen, wo ich nichts als Klagen und Verwünschungen höre! Warum eine solche Existenz? Womit habe ich sie verdient? Und gleichwohl muss ich sie ertragen. Selbst wenn ich ihr durch Begehung eines von den Menschen sogenannten Verbrechens eine andere Wendung geben wollte, wo sollte ich die Gelegenheit dazu finden? Verbrechen, welche Vorteil bringen, bieten sich selten zu begehen dar; man muss besonders vom Himmel dazu begünstigt werden, um Gelegenheit dazu zu haben.

Die Rechtschaffenheit von drei Vierteilen von Menschen hat nur in der schwer aufzufindenden Gelegenheit, Schurken zu werden, ihren Grund.

Bei diesen Worten hielt der junge Mann inne, als ob es deren ganze Tiefe hätte ergründen wollen. Er schlug auf das Papier mit einer bestätigenden Geste; dann den Kopf auf eine seiner Hände stützend, verfiel er von Neuem in ein ernstes Nachsinnen.

Für diejenigen, die in seinen Gedanken hätten lesen können, wäre die Erbitterung dieses mit Verdruss erfüllten Gemüts, das über die Ohnmacht des Armen, mit Vorteil das Böse zu tun, empört war und Gott für die Schwierigkeiten zur Rechensaft zog, mit denen er das Verbrechen umgeben hatte, ein seltsamer Anblick gewesen. Wer aber den jungen Mann genau beobachtete, der würde leicht gesehen haben, dass dieser auffallenden Ideenrichtung mehr Verwirrung als sittliche Verderbnis zum Grunde lag. Die Immortalität rührte bei ihm nicht vom Laster, sondern vom Durst nach Wohlsein und Ehrgeiz her, den gewöhnlichen Krankheiten, woran junge Leute in den fieberhaften und aufgeregten Epochen ihres Lebens leiden.

Eduard Launay, in beschränkten Verhältnissen geboren, konnte sich weder darein fügen, arm zu sein, noch zu arbeiten, um es nicht mehr zu sein, aber er wollte weder das eine noch das andere und ärgerte sich lieber über die ungleiche Verteilung der Glücksgüter in der menschlichen Gesellschaft, die er jedoch zu seinen Gunsten gewünscht hätte. Da er auf diese Weise seine Mitmenschen mit steter Eifersucht betrachtete, erschien alles unter den nagenden Sophismen, die ihm die gänzliche Verachtung des Lebens einflößten. Überdies von dem Durst nach Genuss verzehrt, bezog er alle seine Handlungen darauf. Selbst sein Pflichtgefühl verlor sich in diesem einzigen Gedanken. Es war mit ihm so weit gekommen, dass er alle Mittel, die zu einem glücklichen Erfolg führten, für gut hielt. Aber dem ungeachtet war das Böse in seinem Leben nur ein System geblieben.

Lange Zeit hatte sich Launay den weiter oben bemerkten Betrachtungen überlassen, als er auf einmal durch die Ankunft eines Krankenwärters, der ihm meldete, dass Nummer Sieben verschieden sei, aus seinem Nachdenken gerissen wurde. Der junge Chirurg trat ungern vom Fenster und ging durch zwei Reihen Betten hindurch auf die ihm bezeichnete Zahl zu, denn in einem Hospital hat ein Kranker keinen Namen. Das Einzige, was man kennt und pflegt, ist das Bett; der darin liegende Mensch ist nur eine vorübergehende Zugabe, die mit dem Betttuch wechselt. Als er bei Nummer Sieben angelangt war, hob Launay die Bettdecke auf, welche nach üblichem Gebrauch über den Kopf des Toten geschlagen war, und betrachtete ihn neugierig. Alle seine Gedanken, womit er sich beschäftigte, waren szientifischen Interessen gewichen, der Instinkt des Arztes war bei ihm bei dem Anblick des Kadavers erwacht. Er fuhr leicht mit der Hand über die Erhöhungen des Scheitels, studierte einen Augenblick die Gesichtsmuskeln, dann befahl er, als ob er gleichsam den Entschluss gefasst hatte, gewisse Beobachtungen zu bestätigen oder seine Zweifel zu heben, den Leichnam auf das Amphitheater zu schaffen.

Der Todte musste in der Tat einen würdigen Gegenstand für die Studien eines Arztes abgeben, der ein Schüler Galls oder Lavaters war. Des Diebstahls mit Einbruch überführt, hatte Peter Kronau, einzig mit dem Gedanken zu entfliehen beschäftigt, bereits zwanzig Jahre im Bagno zugebracht. Seine gemachten Entweichungsversuche, die, obwohl sie ihm zuweilen geglückt waren, ihn jedoch nie lange den Nachstellungen entziehen können, beliefen sich auf sechzig und hatten ihn fast ebenso oft der Stockzüchtigung des Profoss überliefert. Diese grausamen Züchtigungen hatten ihn sogar schwach und kränklich gemacht, ohne ihn jedoch zur Aufgabe seiner Fluchtpläne zu vermögen; ja man konnte sagen, seine Sehnsucht, die er nach der Freiheit hatte, die Idee der Entweichung war bei Kronau zu einer Art unheilbarer Monomanie geworden. Man hatte zu den äußersten Mitteln schreiten müssen. Der Sträfling war an seine Bank angeschmiedet, mit dreißig Pfund Ketten belastet worden und durfte nie an die Luft. Diese letztere Maßregel schien ihm alle Hoffnung zu nehmen. Er schien die Flucht aufzugeben, verfiel aber in eine schwere Krankheit. Seit acht Tagen befand er sich, zu der Zeit, wo unsere Erzählung beginnt, schon im Krankenhaus.

Der Wächter kehrte mit der Tragbahre zurück und der Tote wurde in den Sektionssaal geschafft.

Das Amphitheater des Bagno, welches selten benutzt wurde, war noch viel abschreckender als diese Säle für gewöhnlich aussehen. Überall lagen von den Ratten angefressene Menschenglieder umher, in Fäulnis übergegangene Fleischstücken hingen von dem Marmortisch herab und der Fuß glitt auf den mit grünlichem Blut überschwemmten Steinplatten aus. Im Hintergrund war ein unvollständiges Skelett an einem offenen Fenster aufgehangen, das vom Abendwind hin und her getrieben wurde und sein unheimliches Klappern ertönen ließ. So sehr auch Launay an den Anblick solcher Gegenstande gewöhnt war, so verursachte ihm doch die ungewöhnliche Stunde, zu welcher er sich hier befand, die kalte Feuchtigkeit des Amphitheaters und dieses fantastische Zwiedunkel, das die Nacht über alles verbreitet, eine Art von Schauder. Er beeilte sich, seine Instrumente zurecht zu legen, näherte sich dem Tisch und erblickte den Leichnam des Sträflings. Er war nackt; der abgefallene und welke Körper würde einem Greis anzugehören geschienen haben, wenn nicht hier und da einige straffe Muskeln, einige besser konservierte Fleischpartien die Trümmer einer noch rüstigen Manneskraft angezeigt hatten; aber diese an Jugend erinnernden Spuren waren nur zerstreut und selten. Die mit Narben bedeckten Glieder, die der Stock des Profoss darauf zurückgelassen hatte, waren im Allgemeinen so unregelmäßig, knotig und verrenkt, dass man sie fast für aus Tausend grob aneinander geschweißten Trümmern zusammengesetzt gehalten hätte. Der Eisenring umgab noch das linke Bein und er hatte ihm eine tiefe Spur eingedrückt. Nachdem er einen Augenblick die Überbleibsel eines Menschen betrachtet hatte, der so viel in seinem Leben ausgestanden hatte, um die Kette zu zersprengen, deren Ende noch an seinem Kadaver hing, näherte sich Launay der Lampe und bewaffnete sich mit einem Sektionsmesser. Aber in dem Augenblick, wo er den Arm des Toten erfasste, öffnete dieser die Augen, sprang auf und eilte ans Fenster.

Mehr als einmal schon hatten Sträflinge auf diese Weise, indem sie sich tot stellten, zu entweichen versucht. Er begriff, dass er angeführt worden war, stürzte, von seinem ersten Schrecken sich erholt habend, Kronau nach und erfasste ihn in dem Augenblick, wo er zum Fenster hinaussteigen wollte, mitten um den Leib.

Der Sträfling versuchte sich loszumachen, aber Launay hielt ihn fest. Es entspann sich ein erbitterter Kampf zwischen ihnen.

Der Kampf endete mit dem Sturz Peters, der nackt und schwach, nicht lange Widerstand leisten konnte.

»Du siehst, dass du nicht der Stärkere bist«, sagte der Chirurg, das Knie, womit er ihn unter sich hielt, stark aufdrückend. »Dein Anschlag soll dir nicht gelingen.«

Kronau machte noch einige Anstrengungen, aber da er sah, dass sie vergebens waren, gab er den Widerstand auf.

»Lassen Sie mich entschlüpfen, im Namen Gottes! Herr Launay«, bat er mit flehender Stimme, »was schadet Ihnen meine Flucht? Sie sind nicht mit meiner Bewachung beauftragt.«

»Während deiner Krankheit bin ich es. Was würde man von einem Arzt sagen, der seine Toten entspringen ließe?«

»Man wird es nicht erfahren, und überdies kann man Ihnen ja nichts weiter tun! Ach! Ich beschwöre Sie, Herr Launay, mein teuerster Herr Launay, lassen Sie mich entfliehen, mich retten. Und wenn ich nur die Tür passieren sollte! … So würde ich doch eine Minute frei sein; ich würde einen Schritt außerhalb des Bagno tun können und einmal freie Luft einatmen. Denn seit meinem letzten Entweichungsversuche wissen Sie wohl, mein guter Herr Launay, lässt man mich nicht mehr heraus. Erbarmen Sie sich meiner!«

»Unmöglich.«

Der Sträfling machte eine neue Anstrengung, um loszukommen, aber der Chirurg hielt ihn mit kräftiger Hand.

»Du wirst dich ohne meine Erlaubnis nicht von der Stelle rühren«, sprach der Chirurg, »man soll nicht sagen, du habest mich angeführt.«

»Ich will frei werden, ich muss frei werden«, schrie Kronau. »O mein Gott! Sollte ich so lange Zeit vergebens gelitten haben! Drei Tage lang habe ich gehungert, um krank zu werden und in das Spital zu kommen! Und es gelang mir so gut, mich tot zu stellen, so täuschend, dass alle daran glaubten! Und all dies um nichts. Ans Ziel kommen und es wieder verfehlen! O, das ist zu viel! Zu viel!«

Kronau schlug mit seinem Kopf wütend gegen die Steinplatten des Amphitheaters auf. Launay war von seiner Verzweiflung gerührt.

»Und warum sehnst du dich so heiß nach der Freiheit?«

»Warum? Ach! Sie sind nie Gefangener gewesen!  Warum ich frei werden will? Weil ich hier nicht leben kann. Ich will in mein Vaterland zurückkehren, ehe ich sterbe, will mich in der Sonne von Marseille erwärmen. Denken Sie sich! Zwanzig Jahre ist es her, dass ich keinen Ölbaum gesehen habe.«

»Aber du bist nicht mehr stark, noch tüchtig genug, um wieder zu deinem alten Handwerke greifen zu können. Du würdest Hungers sterben, wenn du frei wärst.«

Kronau verzog sein Gesicht zu einem grinsenden Lächeln voll verächtlicher Eitelkeit.

»Ich bin reicher als Sie alle«, sagte er leise. »Hören Sie, wollen Sie auch reich werden? Ich habe genug für zwei.«

»Du hälst mich für sehr dumm, Kronau.«

»Ich sage Ihnen, ich kann Sie glücklich machen.«

»Ich soll wohl irgendeinen Diebstahl mit dir begehen, nicht wahr?«

»Nein, Sie sollen nur Geld in Empfang nehmen. Seien Sie zu meiner Flucht behilflich, und ich teile mit Ihnen.«

»Spare dein Märchen für einen anderen«, sagte Launay, »und komm mit in den Saal zurück, dass der Sache ein Ende wird.«

Mit diesen Worten hatte sich der junge Chirurg in die Höhe gerichtet, ohne jedoch Kronau fahren zu lassen, den er noch immerfort mit beiden Händen hielt.

»Sie wollen mir nicht glauben?«, wiederholte dieser in Verzweiflung, »bei meinem Haupt, Herr Launay, ich rede wahr. Was bedarf es, um Sie zu überzeugen?«

»Zeige mir deinen Schatz.«

»Ich habe ihn nicht hier, Sie wissen wohl, dass ich ihn nicht hier haben kann, aber lassen Sie mich entkommen, und ich schwöre Ihnen, bei Gott, Sie sollen Ihren Teil bekommen.«

»Ich sehe ihn wie erhalten an. Auf, einfältiger Tropf! Komm und lass dich wieder an deine Kette schmieden.«

Kronau stieß einen Seufzer aus. Einen Augenblick schien er unschlüssig mit sich selbst zu kämpfen, endlich richtete er sich in die Höhe.

»Hören Sie mich«, schrie er in einem so aufrichtigen Ton, dass der Chirurg davon erschüttert wurde. »Schwören Sie mir, mich fliehen zu lassen, wenn ich Ihnen beweise, dass ich nicht lüge?«

»Ich wage nicht viel, ich willige ein. Ja, ich schwöre.«

»Wohlan — auf dem Ufer von St. Michel, in dem nördlichen Felsen Irglas, habe ich vor zehn Jahren in einem sechs Fuß tief unter der Erde befindlichem Loch eine Schatulle mit 400.000 Franken in Banknoten verborgen.«

»Und wo hattest Du die Schatulle her?«

»Von einem Reisenden, den wir auf dem Ufer daselbst ermordeten. Nun, viermal hunderttausend Franken!«, wiederholte der Sträfling mit triumphierender Miene. »Davon, denke ich, können wohl zwei reich werden. Wenn Sie also wollen, die Hälfte davon gehört Ihnen!«

Launay schüttelte den Kopf und sagte: »Das Bedenklichste bei deiner Geschichte ist nur das, dass du dich vor zehn Jahren schon im Bagno befandest.«

»Vor zehn Jahren war ich auf der Flucht mit Martin.  Wir machten diesen Fang zusammen auf dem Ufer und verbargen die Schatulle aus Furcht, verfolgt zu werden. Den folgenden Tag fing uns die Gendarmerie wieder auf. Martin ist unterdessen im Bagno gestorben und ich bin als der alleinige Mitwisser um das Geheimnis zurückgeblieben.«

Ungeachtet der Gewalt, die sich Launay antat, um gleichgültig zu scheinen, hörte er offenbar mit einer begierigen Aufmerksamkeit dem Sträfling zu. Als dieser zu sprechen aufgehört hatte, weilte er lange Zeit in Nachdenken versunken, als ob er die Wahrscheinlichkeit des eben Gesagten bei sich überlegte. Aber plötzlich fuhr er aus seinem Nachdenken auf und errötete, als er Kronaus auf ihn gerichteten Blicken begegnete, und sagte in einem Ton, der leichtfertig herauskommen sollte.

»Dein Roman ist gut ersonnen, aber er ist zu alt; man glaubt nicht mehr an verborgene Schätze, selbst in der komischen Oper nicht mehr. Erfinde eine andere Geschichte.«

»Herr Launay, Herr Launay! Glauben Sie mir. Die Schatulle liegt in einem Loch des Irglas versteckt. Ich bin überzeugt, dass ich sie wiederfinde, wenn ich suche.«

»Ich erspare dir diese Mühe.«

»Herr Launay, Sie sollen zwei Drittteile davon haben, ich gebe Ihnen zwei Drittteile Und alles Geschmeide, was dabei liegt.«

»Genug, sage ich dir, kein Wort mehr, steh auf!«

Kronau stieß einen Schrei der Wut aus und warf sich aus den Boden.

»Ich werde nicht aufstehen, man soll mich von hier forttragen. Ich werde keinen Schritt von hier tun. Ach! Er will mir nicht glauben! … Ach! … Nur zehn Meilen zwischen dem Bagno und dem Reichtum! Herr Launay, Herr Launay, Sie werden es bereuen!«

Der Sträfling wälzte sich in wahnsinniger Verzweiflung auf dem Boden. Launay war in großer Verwirrung. Kronaus Erzählung hatte eine ganze Welt von bösen Gedanken aufgeregt, die in ihm schlummerten.

Auf der einen Seite fühlte er sich beinahe bewegt, den Worten des Sträflings zu glauben und geneigt, sein Anerbieten anzunehmen, während ihn auf der anderen die Furcht, zum Besten gehabt worden zu sein, sowie das Gefühl der Schande eines solchen Einverständnisses wieder zurückhielten. Dieser letztere Grund trug den Sieg davon, aber um der Versuchung auf der Stelle ein Ende zu machen, trat er auf Kronau zu, fasste ihn unter den Armen, versuchte ihn aufzurichten und selbst in den Saal zu tragen. Da er aber sah, dass seine Anstrengungen erfolglos waren, so entschloss er sich, Hilfe zu holen.

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