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Der Welt-Detektiv Band 6

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Rübezahl, der Herr des Gebirges – Folge 58

Rübezahl, der Herr des Gebirges
Volkssagen aus dem Riesengebirge
Für Jung und Alt erzählt vom Kräuterklauber
Verlag Carl Gustav Naumann, Leipzig, 1845

58. Wie Rübezahl drei Schmiedeknechten gute Wirtschaft lehrt.

Drei armen Schmiedeknechten ging es einmal gar sonderbar auf dem Gebirge. Sie waren nämlich auf der Wanderschaft und hatten da oftmals von dem berühmten Riesengebirge und von Rübezahl reden gehört. Da sie nun in der Gegend waren, so dachten sie: So eine Gelegenheit kommt auch nimmer wieder und ihr müsst hinauf. Sie gingen also auch munter das Gebirge hinauf.

Bei den Goralensteinen ruhten sie aus und das geflochtene Schnapsfläschlein ging dabei unter ihnen herum.

Der eine, er war ein Schwabe, sang dazu:

Wenn zu mein Schätzerl kommst
Thu mers schö grüße,
Wenn zu mein Schätzerl kommst,
Sag’ em viel Grüß.

Wenn es fragt, wie es geht.
Wie es geht, wie es steht.
Sag auf zwei Füeße,
Sag auf zwei Füeß.

Un wenn es freundle is,
Sag i sei gestorbe,
Un wenn es lache tuet,
Sag i hätt’ gefreit;

Wenns aber weine tuet,
Traurig iS, klage tuet,
Sag i komm morge,
Sag i komm heut.

Indem, während des Gesanges, kam ein Mann, grün gekleidet wie ein Jäger, von der Sturmhaube herunter und setzte sich bei ihnen nieder. Er grüßte die Leute, und diese, welche noch nicht von Herrn Laube gehört hatten, dass ein höflicher Deutscher ein Esel ist, dankten mit gleicher Höflichkeit für den Gruß.

Nachdem der Schwabe seinen Gesang beendet hatte, kam der Grüne mit ihnen ins Gespräch und von einem aufs andere. So erzählten denn auch gar offen und treuherzig die Schmiedeknechte, woher sie waren, und der eine nahm für die anderen das Wort. Er sei, was ihn betreffe, sagte er, ein Böhmake, hinten aus dem Egerland her, wo die Bauern die weiten Pumphosen trügen. Der andere stamme aus dem Schwabenland, gleich neben der Nebelhöhle her; der dritte aber sei von der Elbe her. Und damit war auch, wie es schien, der Grüne hinlänglich zufrieden.

Schätze, fuhr der Dritte fort, brächten sie freilich aus der Fremde nicht mit nach Hause, wenigstens nicht solche, welche die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen; aber dafür hätten sie alle in der Fremde, ohne Ruhm zu melden, etwas Tüchtiges gelernt. Kein Wahrzeichen wäre, wo sie etwa auf ihrer Wanderschaft hingekommen waren, dass sie nicht wüssten. Denn damals spielten die Wahrzeichen eine gar große Rolle. Wer nur etwas im Kopf hatte, der musste sie nicht bloß ansehen, sondern oft auch die Hände zu Hilfe nehmen und dran probieren, wenn er hinter das Zunftgeheimnis kommen wollte.

Nach einiger Ruh und Rast brachen denn alle wieder auf. Während der Grüne mit dem Wunsch einer glücklichen Reise nach Agnetendorf hinabsprang, stiegen die Wandergesellen bedächtig die Sturmhaube hinauf. Aber in dem sie alle drei dabei sorgfältig auf den Weg schauten, sah bald der eine, bald der andere, hier einen Groschen, dort einen Dukaten liegen.

»Das hat gewiss der Grüne verloren,« sagte einer mit dem anderen, »wir wollen ihm das Geld aufheben, bis er etwa zurückkommt.«

Indessen sahen sie mit großer Bestürzung, dass, als sie das Geld in die Hand genommen hatten, es nur Steine waren. Da wurde es ihnen unheimlich und sie hatten auf einmal das Sammeln satt, bis auf einen, der die Taschen mit lauter Steinen anfüllte.

Als sie nun in die Herberge kamen, die anderen diesen neckten und ihn aufforderten, seinen Schatz zu zeigen, so waren sie wie vom Schlag gerührt, als derselbe zwischen den Steinen nichts als Goldstücke fand.

So etwas hilft einem fort, und merke: Ein guter Wirt hebt auch eine Stecknadel auf und kommt oft dadurch zu Geld und Gut.