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Der Welt-Detektiv Band 6

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Bau und Einrichtung von Burgen im Mittelalter – Teil VI

                                                           Kamine

Der Saal wurde durch Kamine – Fiuwaram – erwärmt. Anfänglich begnügte man sich, irgendwo im Hause ein großes Feuer anzuzünden und es zu unterhalten, um sich daran zu wärmen. Als sich immer mehr die Privatbaukunst entfaltete, nahm auch der Ort, wo das Feuer unterhalten wurde, eine bestimmte architektonische Gestalt an und entwickelte sich als Kamin. Wir können ihn in Deutschland in reichen architektonischen Formen zum prunkvollsten Schaustück der Gemächer ausgestattet vom 11. Jahr-hundert an durch alle Stufen der Entwicklung der mittelalterlichen Baukunst verfolgen. Allein er konnte eine behagliche Wärme kaum im ganzen Gemach ausbreiten und war und blieb nur eine Stelle für das brennende Feuer, an dem man sich wärmte. Der Kamin hatte eine weite Öffnung, sein Mantel oder Sturz ragte wie ein Dach in das Zimmer hinein und wurde von zwei zierlichen Säulen mit Kapitälen getragen. Der Kaminschlot befand sich in der Mauerdicke. Große Säle hatten oft zwei Kamine.

Bühne

Am Kamin war der Ehrenplatz für den Burgherrn und seine besonders hochgeachteten Gäste, und zwar auf einem etwas erhöhten Fußboden, der sogenannten Brücke oder Bühne. Vor dem Kamin pflegte eine breite Bank mit Rücklehne und wohl versehen mit Polster und Kissen zu stehen.

Öfen

Die Öfen wurden erst später eingeführt. Sie waren gewöhnlich sehr groß und der Mehrzahl nach schüssel- oder nischenförmig, um eine größere Heizoberfläche zu bieten. Die Erfahrung, dass irdene Gefäße in denen warme Materien aufbewahrt werden, oder gewärmte Steine eine gemilderte, gleichmäßige Wärme fortwährend ausströmen und diese Wärme lange halten, mochte dazu geführt haben, die Feuerstelle in das Innere eines großen tönernen Gefäßes zu verlegen, das sodann auch nach dem Verlöschen des Feuers noch die darin enthaltene Wärme nach und nach abgibt. Wann und wo auf diese Weise die Öfen entstanden sind, ist nicht bekannt. Die ersten Spuren davon finden wir in der Wende des 13. und 14. Jahrhunderts. Jedenfalls haben wir die allgemeine Einführung der Öfen erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu suchen, weil da für einen soliden Fensterverschluss bereits gesorgt wurde, ohne welchen an eine erfolgreiche Ofenheizung nicht zu denken war.

Die ersten bisher vorgekommenen Ofenkacheln haben sich unter den Ruinen der 1399 zerstörten Burg Tannenberg in Hessen gefunden. Der Form nach fällt ihr Ursprung in das Ende des 13. und in den Beginn des 14. Jahrhunderts. Ihre Grundformen sind in noch nicht ganz reinem gotischen Stil gebildet, die Ornamente derselben erinnern sehr an das Romanische, bisweilen an das Arabische, was ihnen ein zierliches und originelles Ansehen gibt. Sämtliche Kacheln lassen sich auf etwa 24 Hauptformen zurückführen. Ihr Vorderteil stellt gewissermaßen die Portale von Gebäuden dar. Die höchstgestandenen laufen nach oben in spitzer Form zu, die anderen haben einen Zinnenkranz, die letzten einen horizontalen Abschluss. Die Giebelfelder und Füllungen des Zinnenkranzes sind mit Laub, Wappen, Löwen, Hirschen, Gämsen, Drachen, Krokodilen, einköpfigen Reichsadlern ornamentiert. In der Tiefe der Nische erhielten die Kacheln eine gelbe, braune und grüne Glasur.

Die letztere Farbe wurde nach und nach die vorherrschende. Im 15. Jahrhundert kommen auch schon bunt glasierte Kacheln vor, doch war die grüne Glasur noch roh, die bunte bloß wild aufgetragen und die Farben oft ineinander verlaufend. Auch die Kacheln sind im 15. Jahrhundert noch handwerksmäßig und roh gearbeitet. Erst nach dem Mittelalter, im 16. und 17. Jahrhundert erhob sich darin die Töpferei nach und nach vom Handwerk zur Kunst.

Möbel

Die Möbel waren in der ersten Zeit des Mittelalters sehr einfach, gradlinig und von einer so schwerfällig massenhaften Anlage, dass sie aus Steinblöcken und nicht aus Holz zu bestehen schienen.

Erst im 12. Jahrhunderte, als die Drehbank eingeführt war, verbreitete sich der Geschmack an geschweiften, mit gewundenen Säulen u. dgl. versehenen Möbeln. Als bald darauf die Bildhauer auch das Holz bearbeiteten, wurden die Möbel mit geschnitzten Ornamenten versehen. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert löste die deutsche Schreinerarbeit und Holzschnitzerei ihre Aufgabe in architektonischer und bildnerischer Hinsicht auf glänzende Weise. Dazu gesellte sich bisweilen eine sparsam angewendete Vergoldung oder auch farbig eingelegte Arbeit, wodurch der malerischen Wirkung ein neuer Reiz hinzugefügt wurde.

Was die Möbel im Rittersaal anbelangt, so zogen sich ringsum an der Wand Bänke mit oder ohne Lehnen hin, welche gewöhnlich hoch und mit Schnitzwerk verziert waren. Nicht häufig kamen Stühle vor. Sie hatten allerlei Gestalten und verschiedene Schnitz-verzierungen. Lehnsessel aus dem Profangebrauch gehören bis zum 16.

Jahrhundert zu den allergrößten Seltenheiten. Fußschemel waren in großer Zahl vorhanden, des kalten Fußbodens und der hohen Bänke wegen.

Man setzte oder legte sich nicht auf die harten Bretter. Hinter den Bänken, Stühlen oder an deren Lehnen hingen Rücklacken, kleine schmale Teppiche. Die Sitzbretter wurden sowohl mit Decken als auch mit weichen Kissen und Polstern belegt. Solche nahm der Liegende auch unter Kopf und Arm. Das Polster unter dem Ellenbogen war ein besonderes Bedürfnis. Solche Bequemlichkeit und Weichlichkeit verschmähten weder die stahlharten Ritter noch ihre Damen. Decke und Polster nahmen sie selbst auf ihren Abenteuerfahrten mit, und der Knappe musste sie ausbreiten, wenn irgendwo der Ritter im Schatten Ruhe suchte oder seine Mahlzeit einnehmen wollte.

Die Tische im Rittersaal waren gewöhnlich länglich viereckig, aber auch rund oder oval und selten groß. Sie bestanden aus Platten, die auf einem mit eingestochenen oder geschnitzten Verzierungen versehenen Gestell mit kreuzweise verschränkten Füßen ruhten. Die Tische standen an den Wänden vor den Bänken, doch so weit entfernt, dass sie hinlänglichen Raum ließen.

Endlich befand sich gewöhnlich in der Mitte des Saales eine terrassenförmige Kredenz, auf welcher das Tischgerät wie Schüsseln, Schalen, Humpen, Pokale, Krüge, Kannen und die Tafelaufsätze ausgestellt waren. Das spätere Mittelalter legte einen außerordentlichen Wert auf Werke dieser Art und verwendete daran alle die reiche Kunstfertigkeit, welche dem damaligen Gewerbe zu Gebote stand. Die Dichter wissen Wunderbares von diesen Arbeiten zu erzählen, und was uns noch erhalten ist, straft wenigstens in Anbetracht der Schönheit ihre Lobeserhebungen nicht Lügen.

Die anderen üblichen Möbelstücke befanden sich in den übrigen Zimmern des Palas.

Leuchter

Der Rittersaal wurde durch Kron-, Wand- und Tischleuchter mit zahlreichen Kerzen beleuchtet, die man auf starke Dornen, wie heute noch in den Kirchen, steckte.

Die Träger für die Wachskerzen oder Lichter aus Talg und Wachs gemischt, waren nicht nur in den Kirchen, sondern auch in den Sälen der vornehmeren Burgen und in den Rathäusern reicherer Städte kunstvoll gearbeitet, wurden aus Holz, Schmiedeeisen, Kupfer, selten aus Silber und Gold angefertigt oder in Messing und Bronzeguss ausgeführt.

Die Standleuchter hatten eine Höhe von 4 Zoll bis 2 Fuß, und waren in der romanischen Zeit niedriger als in der gotischen. Der Fuß oder Ständer war besonders in der romanischen Zeit dreiteilig und aus den wunderlichsten, oft seltsam ineinander verflochtenen Thier- (Drachen, Salamander, Schlangen, Greifen, Löwen, Vögel) und Pflanzenformen, später auch Menschengestalten, zusammengesetzt. Im Verlauf der gotischen Zeit wurde der Fuß rund, gegliedert, sechsseitig und nach oben zu sich verengend.

Der Schaft oder die Röhre als Träger des Oberteiles war entweder glatt oder geschuppt, später gewunden, und hatte einen Knauf oder Buckel, der kugelig war. An manchem Schäfte schlängelte sich ein Ornamentband hin oder er war von zierlichem Pflanzenschmuck umrankt, zwischen welchem sich Tiergestalten in kriechender Darstellung befanden. In der gotischen Zeit wurde der Schaft höher und durch Ringe ebenmäßig gegliedert.

Den Oberteil des Leuchters bildete die Traubschale zum Auffangen des Wachses. Sie hatte einen Stachel in ihrer Mitte zum Aufstecken der Kerzen. Oft bauchte sich der kurze Schaft zu dieser Schale aus. Sie war rund, schüssel-, trichter- oder blumenkelchförmig. In gotischer Zeit bekam diese Schale einen geraden Abschluss, also die Gestalt eines flachen Tellers oder eine Zinnenbekrönung.

Es gab auch Figurenleuchter, bei denen die Lichterteller gewöhnlich auf den ausgebreiteten Händen ruhten. Diese Figuren tragen die Maske des wilden Mannes und wurden bis vor Kurzem oft für heidnische Götzen gehalten. Sie erscheinen im Zeitkostüme und zeigen, da sie als beliebt lange vorkamen, in diesem die Entwicklung der Tracht.

Die Kandelaber oder Kerzenstöcke waren bedeutend hohe Standleuchter, welche ursprünglich 7, in der gotischen Zeit 5, 3 und 2 Arme hatten, die so wie der Schaft durch Buckel oder Ringe gegliedert und manchmal auch aus Stein angefertigt waren.

Zu den Standleuchtern gehörten auch die Lichterrechen und Eggen oder wie man sie in alter Zeit nannte, der Kerzstall. Er bestand aus einer eisernen, breiten, auf einer oder zwei Säulen ruhenden oder an einer Seitenwand befestigten Querstange, welche eine größere Anzahl von Lichterschalen mit Stacheln nebeneinander trug.

Der Hänge- oder Kronleuchter, welcher mit Ketten an der Decke befestigt war, bestand aus einem oder mehreren großen Metallreifen. Diese waren mit teils runden, teils polygenen größeren und kleineren Türmchen verziert. Zwischen ihnen befanden sich die Spitzen zum Aufstecken der Kerzen. Sonst war der Kronreif auch noch mit gravierten und getriebenen Darstellungen ornamentaler und figürlicher Art, mit Inschriften, zuweilen mit Edelsteinen und Kettchen geschmückt. In der gotischen Zeit verlor die Lichterkrone an Umfang und bekam eine zinnenartige Bekrönung, durchbrochene Reifen, feines Maßwerk, gegossene Statuetten, Fialen und durchbrochene Giebelchen.

Eine andere Gattung von gotischen Kronleuchtern bestand aus einem Mittelstück, welches nach unten freischwebend endete, nach oben mit einem Ring abschloss, mittelst dessen der Leuchter an einer Kette befestigt war. Aus dem Mittelstück entsprangen neben- und übereinander mehrere Seitenarme, die in freier Schwingung mit Blumenornament besetzt, sich zu Lichterträgern entfalteten. Solche Hängeleuchter wurden in spätgotischer Zeit mit Holzschnitzwerk oder mit Hirsch- und anderen Geweihen in Verbindung gebracht.

Der Kronleuchter war in früherer Zeit gewöhnlich verzinnt. Erst später pflegte man ihn zu bemalen und auch zu vergolden.

Wandleuchter kommen am seltensten unter den mittelalterlichen Leuchtern vor. Gewöhnlich wurde die Stange, welche den Leuchter in den Pfeilern und Wänden festhielt, durch ein mit Maßwerk durchbrochenes Schild in elegantem Metallguss verdeckt. Wenn sie ein Dreieck bildeten, so wurde dies mit einer durchbrochenen Blechplatte ausgefüllt.

Die Leuchter für das Herumtragen waren aus dünn geschmiedetem Eisen verfertigt, später auch in bemaltem Schnitzwerk ausgeführt. Die Stange trug in der gotischen Zeit eine mit Maßwerk verzierte Zinnenkrönung, aus welcher der Stachel für die Kerze sich erhob. Die Hülsen zur Aufnahme der Kerzen wurden statt der Stacheln erst zu Ende des Mittelalters eingeführt.

Nebst den Leuchtern gab es noch Hängelampen, die mit Öl gespeist wurden und längliche Gefäße, in welchen eine wohlriechende zündbare Flüssigkeit brannte.

Auch war es Sitte, dass bei Gelagen vor den Gästen Diener mit Wachsfackeln standen und voraustretend Herren wie Gäste begleiteten.

Laterne

Zur matten Erhellung mancher Schlafzimmer und zur länger  dauernden Beleuchtung der am meisten betretenen Gänge, Treppen u. dgl. und bei den verschiedenen nächtlichen Verrichtungen innerhalb der freien Burgräume, wo das Herumtragen der brennenden Kienspänne oder Fackeln feuergefährlich war, wurden Laternen verwendet. Jene, welche für einen vornehmlichen Gebrauch bestimmt waren, schmückte das Mittelalter mit allerlei architektonischen Ornamenten, Maßwerk, Fialen und Giebelchen etc.