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Sir Henry Morgan – Der Bukanier 29

Kapitän Marryat
Sir Henry Morgan – Der Bukanier
Aus dem Englischen von Dr. Carl Kolb
Adolf Krabbe Verlag, Stuttgart 1845

Neunundzwanzigstes Kapitel

Morgans Unruhe steigert sich. Er trifft Vorbereitungen, sich wegzustehlen, bringt seinen Plan in Ausführung. Das klägliche Ende der meisten Abenteurer. Morgans Aufnahme zu Jamaika. Seine Aussichten verdüstern sich.

Und so wurde Henry Morgan, der Eroberer von Panama und der Held so vieler gewonnenen Wahlplätze und Seeschlachten, aller Dinge überdrüssig und fühlte sich höchst elend. Er misstraute allen Menschen und von allen Menschen sich selbst am meisten. Seine Träume von einer unabhängigen Souveränität wurden allmählich immer schwächer, verzerrter und ihm zuletzt ganz zuwider. Viele Jahre hatte er nichts mit der Religion zu schaffen gehabt, und doch zitterte er in der Sonnenhöhe seines Wohlstandes vor etwas, das er nicht kannte, und fürchtete sich, ohne zu wissen, warum. Bisweilen bereute er die Großmut, die er gegenüber Donna Lynia gezeigt hatte. Hin und wieder drängte ihn die Sehnsucht so übermäßig, dass er im Begriff war, wieder nach Panama zurückzukehren und jeder Gefahr Trotz zu bieten, nur um seiner schnöden Leidenschaft Befriedigung zu verschaffen.

Es ist nicht unsere Aufgabe, uns hier auf moralische Betrachtungen einzulassen. Wenn die wundersamen und schrecklichen Ereignisse, welche wir berichtet haben, sie nicht selbst und zwar in der heilsamsten Weise an die Hand geben, so werden wohl wir und alle Abhandlungen über den nämlichen Gegenstand vergebens predigen. Auf der höchsten Stufe seines Glückes fühlte sich Morgan maßlos elend. Er hatte alle seine Unternehmungen weise und erfolgreich durchgeführt – und war doch ein Thor. Mit der blinden Verzweiflung, in welcher der Ertrinkende seine Glieder nach Hilfe ausreckt, warf sich Morgans Seele dahin und dorthin, um wenigstens Ruhe zu gewinnen. das Wort Glück war ihm längst nur ein Anlass zum Schmerz gewesen. Um seine geistige Verstörung zu erhöhen, wurde mit jeder Stunde die Unzufriedenheit unter seine Soldaten lauter. Er fürchtete, die Franzosen könnten es wagen, in offene Meuterei auszubrechen. Der erbärmliche Anteil, welcher den Einzelnen zugefallen war, wurde ihm zur Quelle bitteren Verdrusses. Man behauptete ihm nun sogar offen ins Gesicht, dass er und seine Oberoffiziere sich bei Weitem die größte Portion der Beute heimlich zugeeignet hätten.

Morgan bedrohte endlich die Unzufriedenen mit dem Tod. Es erhellte daraus, dass seine wirkliche Gewalt dahin war, weil er sich zum Drohen herablassen musste. Hätte noch vor einem Monat jemand sich zum Murren erdreistet, so würde ihn der General eigenhändig auf der Stelle niedergeschossen haben. Aber von dem Augenblick an, als ihm so offen Trotz geboten wurde, gab er jeden Gedanken an die Beibehaltung von St. Catharina auf. Morgan wusste wohl, dass die Vorwürfe seiner Leute gerecht waren, nahm sie aber doch bitter empfindlich, denn er meinte, es gehöre zu ihrer Pflicht und sie seien es seiner eigenen Würde schuldig, dass sie sich mit offenen Augen betrügen ließen, und müssten noch dankbar dafür sein.

Bei diesem Stand der Dinge berief Morgan im Geheimen seinem Rearadmiral Collier, die Kapitäne Richard Norman, Thomas Harrison und Robert Delander, ferner den Obristen Bleadry Morgan und seinen treuen Sekretär, Mr. John Peeke zu sich, um ihnen unverhohlen mitzuteilen, er sei der Ansicht, dass die übrigen Offiziere und Soldaten durch ihren Verrat und ihr meuterisches Benehmen gegen ihn alle ihre Beuteanteile an ihn und die Versammelten verwirkt hätten. Aber ein kluges Verfahren, sagte er, stehe nicht immer im Einklang mit der Gerechtigkeit. Obwohl man das Gesindel des wenigen, das sie nun besäßen, berauben sollte, so zweifle er doch, ob der Versuch rätlich sei. Die Ratsversammlung war einmütig derselben Ansicht.

Morgan fuhr dann fort zu bemerken, dass es unter seiner und der Anwesenden Würde sei, dem rebellischen Ansinnen einer neuen und sorgfältigen Durchsuchung eines jeden Schiffes nebst abermaliger Verteilung der Beute zu entsprechen. »Denn würde nicht«, fügte er ganz passend bei, »eine solche Visitation eine Beanstandung ihrer Tugend, ihres Rechtsgefühls und ihrer Ehrenhaftigkeit in sich fassen?«

Die betreffenden Gentlemen erkannten das volle Gewicht dieser Bemerkung.

»Wir haben die besten Schiffe«, fuhr unser Held fort, »und sind es daher uns selbst und den irregeleiteten Männern der uns untergeordneten Flotte schuldig, uns im Geheimen fahrtfertig zu machen. Wir segeln übermorgen mit Tagesanbruch nach Jamaika ab und machen einen förmlichen Bericht über unser Verfahren an den Lieutenant-Gouverneur. Herr Sekretär Peeke, habt die Güte, die Beweggründe, welche mich veranlassten, gegenwärtigen Rat zusammenzurufen und unsere Beschlüsse in amtlicher Form aufzuzeichnen. Wären diese Männer nur mir und sich selbst treu geblieben, so würde ich die meisten davon zu Fürsten dieser neuen Welt und auch den Schlechtesten darunter zum Gründer einer Familie, zu einem gnädigen Herrn auf Erden gemacht haben. Aber sie sind ungehorsam gewesen und müssen daher Sklaven bleiben – und zwar die schlechtesten von allen – arme Sklaven.«

Nachdem er sich also seiner überflüssigen Hochherzigkeit entladen hatte, benahm er sich mit den Beratungsmitgliedern über die beste Methode, für ihre Schiffe die wertvollsten Artikel zu sichern, während Mr. Peeke folgendes Dokument aufsetzte:

Den 24. März 1670 im Hauptquartier unter den Trümmern des Kastells von Chagré.
In einer Ratsversammlung, die auf Befehl des Admiral und General Morgan angeordnet wurde, haben sich infolge der Unordnung und des meuterischen Sinnes, welche in der Flotte und namentlich unter den Angehörigen der französischen Nation um sich greifen, die Unterzeichneten zu der Ansicht vereinigt, es werde zu Verhinderung von Unglück und Beschimpfung der Waffen Sr. allergnädigsten Majestät, deren bestellte Soldaten und treue Untertanen wir sind, durch die Notwendigkeit geboten, dass die wohl affektionierten Engländer sich unverweilt von den Fremdlingen, Bukanier und bloßen Abenteurern trennen, um sich zunächst zu Sr. Exzellenz, dem Gouverneur von Jamaika und Hochadmiral dieser Seen, Sir Thomas Modiford zu begeben und Sr. Excellenz von allen und jeglichen unserer Schritte Bericht zu erstatten, damit sie Sr. allergnädigsten Majestät zur königlichen Genehmigung vorgelegt werden mögen.

Unterzeichnet von den Mitgliedern des Rates.
John Peeke, Sekretär.

Fortan ging eine stille, aber außerordentliche Tätigkeit in den Schiffen Morgans und seiner Verbündeten vor, während der übrige Teil der Flotte alle Klugheit außer Augen ließ und sowohl Gesundheit als auch Zeit in der schamlosesten Schlemmerei vergeudete, da sich hierzu reichliche Mittel boten. Hunderte von schönen, aufgegebenen Weibern hatten sich von allen Teilen des Landes und aus Entfernungen, die unglaublich erscheinen würden, nach Chagré hingezogen. Mundvorrat und berauschende Getränke aller Art gab es in Überfluss, und man hörte unter den Trümmern des Platzes nichts als den Jubel einer zuchtlosen Bande und trunkenes Getümmel.

Am 26. März wurde mit Tagesanbrach zu den Waffen getrommelt und die ganze Flottenmannschaft zur Musterung und zum Dienst zu dem mit Schutt überhäuften großen Marktplatz kommandiert. Außer Morgans Partei sammelten sich nur wenige, denn die Übrigen litten noch zu sehr an den Folgen der übernächtlichen Schlemmerei, um sich bei der Heerschau einfinden zu können oder boten der Autorität des Admirals offen Trotz.

Morgan benutzte diese Gelegenheit aufs Beste und erklärte alle Abwesende als Meuterer und Verräter, indem er zu gleicher Zeit alle Verbindung mit ihnen feierlich auflöste. Dann zog er mit seinen Parteigängern über die Festungswerke, vernagelte sorgfältig das meiste Geschütz und warf es nachher über die Felsen in die See, sich nur diejenigen Kanonen vorbehaltend, welche an Bord seiner Schiffe Dienste leisten konnten und schon früher in Geheimen nach denselben verpflanzt worden waren. Alle Lafetten ließ er verbrennen. Die wertvollsten Vorräte wurden gleichfalls an Bord gebracht, die Übrigen aber nebst allem Mundbedarf, der sich auffinden ließ, sorgfältig zerstört. Dann ließ er die brennbaren Teile des Kastells in Brand stecken und die Mauern mit Schießpulver sprengen. Mit einem Wort, er machte die Festungswerke zu einer vollkommenen Ruine, während der übrige Teil seiner Gefährten müßig in der Stadt unterlag und sich damit tröstete, dass er doch einmal seinem Anteil an einem lästigen militärischen Dienst entronnen sei. Diese Gentlemen machten sich an jenem Morgen ungemein lustig über das Krachen der Explosionen und über die Flammen, welche über dem Kastell aufloderten. Sie riefen nach mehr Wein, befahlen ihren Indianerinnen, den Tanz zu erneuern, und brachten ihren Morgen in lautem Jubel und Freude hin.

Inzwischen ging Morgan mit seinen Kapitänen und Anhängern ganz ruhig an Bord der mit Schätzen beladenen Schiffe. Zum Erstaunen der verbündeten Abenteurer an Land segelten mit einem Mal fünf der schönsten und größten Fahrzeuge ihrer Flotte unter vollem Druck der Leinwand majestätisch aus den Hafen. So entfernte sich Henry Morgan, der Eroberer von Panama. Er stahl sich hinweg wie ein Besiegter vom Schauplatz seiner Siege. Das Comité der fünf war zu träge gewesen.

Laut, bitterlich laut war der Strom nutzloser Verwünschungen, welchen ihm die betrogene Bukanier nachschleuderten. Sie stießen ihre Dirnen von sich, warfen die vollen Weinbecher hinweg, riefen durch die Straßen nach Rache und schrien: »Zu den Waffen! Zu den Waffen! Die Anker auf! Nachgesetzt! Macht Segel!«

Vergeblicher Ruf! Vergeblicher Entschluss! Sie hatten die goldenen Augenblicke verstreichen lassen.

Sie wählten unverweilt einen neuen Kommandeur, aber ihre Schiffe waren ohne Proviant und ohne Munition – denn Morgan hatte alle derartigen Bedürfnisse zerstören lassen. Statt ihre Beute wieder zu erobern und ihre Rache zu sättigen, mussten sie nun ihrer vollen Tatkraft aufbieten, um nicht an einem fremden, feindlichen Ufer elend zugrunde zu gehen. Nun griff der Geist der Verwirrung um sich. Sogar das gemeinschaftlich erlittene Unrecht reichte nicht zu, sie zu wechselseitigem Schutz zu verbünden. Alle Bande der Ordnung lösten sich. Ein Schiff setzte sich dem anderen entgegen und die Männer gerieten unter sich in Streit. Jeder dachte bloß an seine eigene Sicherheit. Die Fahrzeuge wetteiferten nur darin, welches das erste sein würde, um die verhängnisvolle Küste zu verlassen.

Die Schiffe brachen nicht in offene Feindseligkeit gegen einander aus, stahlen sich aber wechselseitig ihre Vorräte, und jede Nacht fiel eine Plünderung vor. Die Abenteurer fürchteten nun die Rückkehr der Spanier. Sie hatten keinen weiteren Zufluchtsort mehr als ihre Schiffe, denn der Platz war durch den flüchtigen General völlig zerstört worden. So schlichen endlich die Fahrzeuge, alles Notdürftigen elendiglich entbehrend, nacheinander wie geschlagene Memmen aus der Mündung des Flusses.

Die meisten dieser Leute gingen zugrunde. Von einigen derselben hörte man nie wieder etwas, andere litten Schiffbruch und wieder andere gerieten in die Hände der Spanier, welche Rache an ihnen nahmen für die verübten Grausamkeiten – ja sie noch überboten. Der elende Überrest, welcher Jamaika erreichte, war zu arm und verwahrlost, um sich auch nur im mindesten Gerechtigkeit verschaffen zu können. Man verlachte ihre Ansprüche. Waren sie nicht alle in gleicherweise Räuber?

Obwohl Morgans Abzug von Chagré eher einer Flucht als einem Triumph gleichsah, wurde doch seine Einfahrt im Hafen von Port Royal als ein großartiges Schauspiel gefeiert. Dort langte er als Sieger an. Das Militär, der vizekönigliche Hof, Talent und Reichtum, die Tapferkeit und Schönheit auf der Insel vereinigten sich, um seinen ersten Schritt an Land zu begrüßen. Henry Morgan, der Eroberer, war dreimal willkommen, denn er brachte nicht bloß kahle Lorbeeren mit sich. Er und seine wenigen Günstlinge waren mit unschätzbaren Reichtümern beladen.

Mehrere Tage lang folgte auf der Insel eine Festlichkeit auf die andere. Nachdem endlich der Gratulationslärm vorüber war, begannen die Leute Morgan nach ihren Verwandten zu fragen.

Er antwortete: »Sie kommen.«

Aber sie kamen nicht. Man bedeutete zwar den Fragern, dass einige von den Vermissten mannhaft im Kampf gestorben seien, und bot ihnen dadurch einen Schatten von Trost. Aber die anderen, welche gesiegt hatten und nicht gestorben waren – wo weilten sie? Morgan und seine Gefährten gaben jedoch stets dieselbe Antwort: »Sie kommen.«

Aber bald begannen sich die Aussichten um den reichen und glücklichen Sieger zu verdunkeln. Mit seinen Crusadoes, seinen Juwelen, seinen reichen Goldstoffen und dem Raub der prächtigen Altarverzierungen brachte er auch ein Fieber nach Jamaika, welches so heftig und ansteckend war, dass man es »die Pest« nannte. Nur wenige entgingen dieser schrecklichen Heimsuchung und die Menschen starben scharenweise dahin. Unter ihren Opfern befanden sich einige der Edelsten und Vornehmsten der Insel, aber keine edler und besser als die schöne Lady Modiford, die geliebte Gattin dessen, welcher in Henry Morgan den Donnerkeil der Zerstörung gegen die unglücklichen Spanier entsandt hatte. Es gab in jenen Tagen noch fromme Leute auf Jamaika, welche in alledem Gottes Vorgeltung zu sehen glaubten. Aber auch die meisten anderen Einwohner teilten, so lange die Pest wütete, diese Ansicht.

Morgan fühlte sich nichts weniger als glücklich. Zwischen Lady Modiford und seiner jungen zarten Gattin hatte ein inniges Freundschaftsverhältnis bestanden, und der herbe Kummer, welchem sich Letztere um die verschiedene Freundin hingab, kam ihm wie ein Vorwurf vor. Es wurde reizbar und ungerecht. Sein Ehrgeiz hatte so großartige Pläne entworfen und war in seinen Erwartungen so schwer getäuscht worden. Obwohl er sich vorgenommen hatte, die Leere seines Herzens durch Habsucht auszufüllen und all sein Trachten auf die Anhäufung von ungeheuren Schätzen zu verwenden, musste er sich doch eingestehen, dass diese das Sehnen seiner Seele nie befriedigen würden. Das Elend seiner hoffnungslosen Schmerzes wurde noch durch einen weiteren Umstand erhöht, denn obwohl er den Gram für etwas Weibisches hielt, nahm dieser doch an ihm Rache. Wie er sich auch dagegen zu wahren suchte, verfolgte ihn doch stets der Schatten seines Freundes Bradley in seiner Einsamkeit. Die Töne seiner Stimme schienen sich mit den Stimmen anderer im geselligen Kreis oder in amtlicher Debatte zu mischen.

Erfüllten die ununterbrochene Sündenlaufbahn, der Trotz gegen die Vorsehung oder die Summe schwerer blutroter und zum Himmel schreiender Verbrechen die Brust dieses harten Mannes nicht mit Gewissensbissen? Noch nicht. Er hatte sich ein eigenes Moralsystem gebildet und sündigte blindlings fort, des festen Glaubens lebend, dass er es ungestraft tun könne.

Aber nun fiel ein noch dunklerer Schatten auf Morgans Bestimmung. Ein schnellsegelnder Tender hatte das Gerücht in Umlauf gebracht, Carl II. verwerfe all die Handlungen, welche durch Morgan und seinen Beschützer, Sir Charles Modiford, geschehen seien. Dieser Monarch sei höchlich gegen sie aufgebracht. Wegen ihrer mannigfaltiger Verbrechen solle ihr ganzer Reichtum konfisziert werden, während dem falschen Gouverneur das Beil des Henkers, dem grausamen Piraten aber der Strang bevorstehe.

Wie kalt begann man nicht jetzt auf den beutebeladenen Eroberer von Panama zu blicken! Die Mutigsten wagten es, ihn hinter seinem Rücken offen zu schmähen. Sein Freund Sir Thomas benahm sich jedoch edel und versuchte nie, seine Teilnahme an dem spanischen Einfall auch nur im geringsten abzuleugnen, sondern beriet sich mit Morgan über die besten Mittel, um den bevorstehenden Schlag zu umgehen oder doch wenigstens zu mildern.

Während dieser leidigen Spannung war unser Held angelegentlich beschäftigt, über seinen ungeheuren Reichtum aufs Vorteilhafteste zu verfügen, um ihn so wenig als möglich den Händen der Gewalt, – seine Feinde sagten, der Gerechtigkeit – zugänglich zu machen. Er vergrößerte seinen Grundbesitz auf Jamaika bedeutend und ließ denselben durch Administratoren im Namen seiner Gattin verwalten. Dieses Eigentum sollte nach ihr, wenn sie ohne Leibeserben verstürbe, auf seinen Vater und seine Brüder fallen, von denen er, obwohl er keine Gewissheit darüber hatte, annahm, dass sie noch am Leben seien. Auch nach London übermachte er verschiedene Summen und sah dann ruhig dem herannahenden Sturm entgegen.

Morgan hatte sich durch die Umstände so vollständig bilden lassen, dass die gewöhnlichen Tröstungen des häuslichen Lebens ihm keinen Reiz boten. Seine Gattin wird als die schönste Dame auf der Insel geschildert und soll mit hohen Begabungen ein äußerst edles Wesen verbunden haben. Indessen scheint es doch, dass es ihr an dem umfassenden Geist und dem kräftigen Charakter fehlte, durch die sie allein in ihren Gatten eine volle Sympathie zu wecken vermocht hätte. Er zog es vor, allein zu leiden. Zwar behandelte er sie stets mit Achtung und erwies ihr alle Zärtlichkeit, deren sein Wesen fähig war, aber er vertraute ihr nie seine Geheimnisse und beriet sich nie mit ihr über seine Plane. Was sie betraf, so liebte sie ihn, fürchtete ihn aber noch mehr.