Timetraveller – Episode 17
Die geschichtlichen Hintergründe, die die Kulisse für diesen Roman bilden, wurden sorgfältig recherchiert. Ereignisse und Personen, die im Zusammenhang mit der Suche nach dem Stein der Weisen stehen, sowie einige Details bezüglich des Malers Jan van Goyen sind ein Produkt der Fantasie des Autors.
Burg Rauenfels in einer anderen Welt
»Wie siehst du denn aus?« Roger Müller starrte auf Dan, der nur mit einem Mantel bekleidet unter einer braunen Schicht stinkenden Schlamms steckte. Vom Kopf bis zu den Füßen war er voll davon und auch an Claire klebte die übel riechende Masse.
»Claire, was ist denn nur passiert?«, wollte Markui sofort wissen. Die Studentin winkte nur ab, zu sehr stand sie noch unter dem Schock des gerade Erlebten. Tränen schossen ihr in die Augen, als Markuis simple Frage die Bilder der Frauen heraufbeschwor, deren Sterben sie soeben zusehen musste, ohne dagegen etwas unternehmen zu können.
»Schon gut«, antwortete Dan an ihrer statt, »gebt uns ein paar Minuten, damit wir uns dieses stinkende Zeug abwaschen können, dann reden wir.«
Damit verschwanden die Zeitreisenden, um kurze Zeit später frisch geduscht und gekleidet das letzte Abenteuer mit ihren Freunden auszuwerten. Wie so oft taten sie dies in Kens Krankenzimmer. Glücklicherweise ging es dem Japaner an diesem Tag gut, der Arzt hatte ihm ohne sein Wissen ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht, was nun seine Wirkung tat.
Dan und Claire berichteten von ihrer Reise. Als Dan an den Punkt kam, Roger den Verlust seiner technischen Geräte zu beichten, kam er leicht ins Stottern.
»Also … ähm … nun, ich wurde gefangen genommen. Und dieser Cavanaugh hatte nichts Besseres zu tun, als meine Uhr ins Feuer zu werfen. Wo der Tempotronenscanner abgeblieben ist, weiß ich nicht. Als Claire mich fand, hatte ich nichts weiter als ein paar Fesseln an den Handgelenken am Leib. Tut mir leid …« Dan senkte den Blick, denn er rechnete mit einem Donnerwetter. Was allerdings ausblieb.
»Keine Panik, ein bisschen Schwund ist immer, gerade bei einer Mission, welche ihr gerade zu erfüllen versucht. Ich habe mich sowieso schon gewundert, dass es nicht schon früher passiert ist. Diese kleinen Geräte sind für euch wahrscheinlich noch ein technisches Wunder, für mich gehört es zu den leichtesten Übungen, da für Ersatz zu sorgen. Und wenn ich ehrlich bin, ich habe schon dafür gesorgt. Der Tempotronenscanner ist das kleinste Problem und Claire hat ihre Uhr ja noch. Drohnen kann ich ebenfalls noch zur Verfügung stellen. Also, daran wird die nächste Reise nicht scheitern.«
»Sie wird dennoch scheitern, denn wir wissen nicht, wohin Sanfold gereist ist. Ohne Tempotronen können wir kein Ziel bestimmen«, wandte Markui sofort ein.
»Oh Shit, daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Dan schlug sich an die Stirn.
»Na, wie denn auch, du Schlauberger«, rief Claire. »Berichte mal noch den Rest unserer Reise, dann werden die beiden Herren verstehen, dass wir gar nicht mehr scannen konnten, selbst wenn wir es gewollt hätten.«
Dan erzählte das Erlebte nun bis zum Schluss. Die Augen seiner Zuhörer wurden immer größer, indes Claire wieder Tränen in die Augen traten, als Dan zu den unheimlichen Veränderungen kam, die mit dem Haus und dadurch den Frauen passierten. Auf Einzelheiten verzichtete der Sportstudent, auch ihm war das Geschehene und Gesehene nicht einerlei.
»Dann bleibt uns nur das Notizbuch. Wir müssen versuchen, uns in Sanfolds Lage zu versetzen und zu denken wie er.« Markui versuchte, die Anspannung nach Dans Bericht zu entschärfen. Sanfolds Notizbuch hatte er schon griffbereit.
»Moment«, protestierte Claire, »zuerst einmal habe ich Hunger.«
»Da können wir doch Abhilfe schaffen.« Damit stand Roger auf und verließ den Raum. An der Tür sagte er noch: »Ich organisiere was zu essen. Bin gleich zurück.«
Die vier Freunde schwiegen sich an. Sie wussten, dass ihre Mission ein weiteres Mal gescheitert und eine Rückkehr in ihre Zeit und Welt dadurch noch immer ungewiss war.
Nach kaum zwei Minuten kam Roger Müller zurück. »Auf, Freunde, lasst uns mal sehen, wohin die nächste Reise gehen könnte.«
Nun blätterte Markui in Sanfolds Notizbuch, las immer wieder Ausschnitte daraus vor, bis nach kurzer Zeit die Tür geöffnet wurde und Xarina mit einem Servierwagen voller Speisen und Geschirr das Zimmer betrat. Während des Essens diskutierten sie immer weiter, hakten ab, welche Ziele Sanfold schon aufgesucht hatte und grenzten das nächste Reiseziel anhand des Ausschlussverfahrens ein.
»Wir können nur raten«, meldete sich da Ken. »Lässt sich mit den Drohnen was machen?«
»Nein, dazu muss jemand dabei sein, der sie aktiviert«, meinte Müller.
Ken überlegte. Er hatte die kleinen Biester von seinem Laptop aus gesteuert, nachdem die Zeitreisenden sie eingeschaltet hatten.
»Was spricht dagegen, wenn sie im On-Modus losgeschickt werden … ich halte den Kontakt und steuere sie …«
Roger überlegte. »Hm … so gesehen hast du recht. Aber ich glaube nicht, dass ich die kleinen Dinger allein auf Reisen schicken kann. Das ist zu wenig Fläche …« Man sah dem Techniker an, dass er schon an einer Lösung rätselte. »… ich habe da eine Idee«, sagte er noch, bevor er in seinem Labor verschwand.
»Na also«, äußerte sich Ken noch genugtuend, »man muss diesen Genies nur mal auf die Sprünge helfen.« Markui lachte, Dan gähnte ungeniert, während Claire schon die Augen zufielen. Nach den Anstrengungen taten die Dusche und das gute Essen ihr Übriges, sodass ihre Körper die notwendige Erholung einfach einforderten.
Am nächsten Morgen wussten alle Beteiligten, wohin die nächste Reise gehen würde. Roger, Markui und Ken hatten die halbe Nacht getüftelt und probiert, einige der kostbaren Drohnen waren dabei draufgegangen, bis sie die Spur des verrückten Professors gefunden hatten. Was sie in den Büchern, die Markui aus der Universitätsbibliothek der Avila Universität in Kansas City während seines Kurzausfluges gestohlen hatte, nicht fanden, war ein Hinweis darauf, warum Sanfold genau diese Zeit, diesen Ort und diese Person aufsuchen wollte. Sie fanden keine Verbindung zur Suche nach dem Stein der Weisen.
Dan und Claire würden es herausfinden müssen …
‘s-Gravenhage, Januar 1637
Die Herren saßen im Hinterzimmer des Gasthauses. Vor ihnen auf dem großen runden Tisch lag eingebettet in einem Tontopf voller Erde das Objekt der Begierde, eine braune Zwiebel, nicht größer als eine blaue Hauspflaume, aus deren Spitze bereits der Hauch eines grünen Etwas ragte. Die Zwiebel lagerte bisher in einem viel zu warmen Keller und versuchte deshalb, ihr Wachstum schon in die Wege zu leiten. Doch noch wusste keiner der Anwesenden, in wessen Garten, Blumenkasten oder Topf sie ihre volle Pracht entfalten würde. Denn zuvor wurde um eben diese Zwiebel verhandelt.
Es handelte sich bei dieser Zwiebel um eine der Begehrtesten, eine von der Sorte Semper Augustus. Man wusste zum Zeitpunkt der Verhandlung nur, dass diese Tulpe zu denen gehörte, die ihre Pracht in einer gemusterten Blüte hervorbringen würde. Über die Farbe konnte man zu diesem Zeitpunkt nur spekulieren. Anhand der Färbung der Zwiebel vermuteten die potenziellen Käufer, dass es sich um eine dunkelrote Tulpe handelte. Doch letztendlich musste der zukünftige Besitzer die Zeit der Tulpenblüte abwarten.
Zu den Käufern gehörte wie so oft auch Jan van Goyen. Jan lebte seit 5 Jahren in ‘s-Gravenhage und im Ausbruch des Tulpenwahns sah er seine Chance gekommen, endlich zu etwas Reichtum zu gelangen. Vom Malen allein konnte er kaum leben, kaum jedenfalls mit einer Frau und Töchtern, die hohe Ansprüche an das Leben stellten. Besonders Annetje, seine Frau, legte großen Wert auf ihren Stand in der Gesellschaft, weshalb Jan neben den Tulpenspekulationen auch mit Immobilien handelte und als Kunstschätzer und -händler zu Geld zu kommen versuchte. Momentan sah seine finanzielle Lage aber eher besorgniserregend aus, denn er hatte irgendwann begonnen, seine Geschäfte miteinander zu verweben und zu finanzieren. So passierte es schon mal, dass er sich mit dem Geld eines Immobilienkäufers zu einer Tulpenauktion begab und letztendlich zwar seiner Familie einen bunten Garten, dem Käufer einer Immobilie jedoch nicht sein neues Eigentum übergeben konnte. Das waren dann die Zeiten, in denen Jan wie besessen malte und seine Bilder verkaufte. Doch in einer Zeit, in der neben Tulpen auch Landschaftsgemälde wie Pilze aus dem Boden schossen, brachte der Verkauf eines Bildes nicht sonderlich viel Geld ein. Irgendwie schaffte es van Goyen dennoch, sich mit seinen Geschäften über Wasser zu halten. Im Zweifelsfall verkaufte er eben selbst einige seiner geliebten Tulpenzwiebeln, die sich manchmal noch gar nicht in seinem Besitz befanden, und in dieser Beziehung hatte er bisher meist Glück. Erwarb er mehrere Zwiebeln zu einem Preis von 3000 Gulden, so konnte er sie oft gewinnbringend weiterverkaufen. Jan van Goyen vertraute auf sein Glück und spekulierte auch noch mit Tulpen, als die Preise langsam am Verfallen waren.
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