Paraforce Band 28
Kellermanns Totentanz
Teil 3 der Kellermann-Trilogie
Das war’s dann wohl, dachte Jerome Dubernard und blieb keuchend stehen.
Völlig ausgepumpt und am Ende seiner Kräfte taumelte der schmächtige Franzose auf die gegenüberliegende Hauswand zu und stützte sich dort am Mauerwerk ab.
Sein Atem flog.
Die Geräusche, die tief aus seiner Lunge kamen, hörten sich wie das Schnaufen einer altersschwachen Dampflokomotive an.
Sein Herz raste.
Ein glitzerndes Netz aus Schweißperlen bedeckte sein Gesicht, obwohl es im Herbst in der Medina von Tunis morgens noch empfindlich kalt war.
Jetzt haben sie dich.
Jerome war erfahren genug, um sich keinerlei Illusionen hinzugeben. Die Chancen, als Europäer in der Altstadt von Tunis seinen Häschern zu entkommen, die hier wahrscheinlich schon ihre Kindheit verbracht hatten, waren ungefähr genauso groß wie die eines Schneeballs, der den Tag auf einer heißen Herdplatte überleben wollte.
Hilfe hatte auch er keine zu erwarten.
Die Stadt schlief.
Die vergangene Nacht war lang und ausgelassen, wie alle anderen zuvor und es auch danach sein würden, solange die Touristensaison noch in vollem Gang war. In den Suks, den Marktgängen im Zentrum der Medina waren noch alle Türen verschlossen, und außer einem knochigen Straßenköter weit und breit niemand zu sehen.
Aber das beruhigte Jerome nicht.
Er spürte deutlich, dass sie ihm dicht auf den Fersen waren. Sie hatten ihn gezielt hierher gejagt, sie wussten genau, dass es für ihn aus dem Labyrinth der verwinkelten Gassen kein Entrinnen mehr gab.
Der Franzose versuchte ruhig durchzuatmen.
Er hatte seinen Job erledigt.
Er hatte alle wichtigen Informationen an das Hauptquartier geschickt, jedenfalls dachte er das. Ob oder was Paraforce daraus machte, war ihm egal, er hatte im Moment ganz andere Sorgen.
Er wollte überleben!
Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn zusammenfahren. Instinktiv ging er in die Knie, um seinen Gegnern ein möglichst kleines Ziel zu bieten. Gleichzeitig entdeckte er den Schatten eines großen Mannes, der keine zehn Schritte von ihm entfernt in einem Hauseingang auftauchte.
Die Kalaschnikow in seinen Händen war nicht zu übersehen.
Dubernard warf sich zu Boden, rollte sich auf den Bauch und hob seine Pistole. Ohne großartig zu überlegen, feuerte er fast das halbe Magazin auf den Schatten. Die Detonation der Schüsse hallte überlaut durch die Stille der Medina. Der Mann im Eingang warf die Arme in die Luft. Sein Todesschrei mischte sich in den Nachhall der Schussexplosionen.
Noch bevor sein Körper den Boden berührte, war der Franzose bereits wieder auf den Beinen. Nachdem er geschossen hatte, brauchte er sich keine Mühe mehr geben, leise zu sein. Seine Gegner wussten sowieso schon, wo er sich befand. Er duckte sich und hetzte nach links in die nächste Seitengasse hinein.
Danach ging alles rasend schnell.
Dubernard hatte kaum die ersten Häuser passiert, als hinter ihm ein Fenster aufflog. Er sah noch das bärtige Gesicht eines Mannes, die Pistole in seinen Händen, dann spürte er die Einschläge der Kugeln, die ihn herumwirbelten und zu Boden stießen.
»Ihr elenden Hunde«, kam es über seine Lippen, während um ihn herum die Welt zu explodieren schien.
Die Stille, die danach einsetzte, war beinahe erdrückend.
Sekundenlang hatte es den Anschein, als ob das gesamte Marktviertel den Atem anhielt, dann waren Wortfetzen zu hören, ein Kind weinte und irgendwo in der Nähe bellte ein Hund.
Yussuf Aziz, der Mann, der den Franzosen erschossen hatte, schob die Spitze seines Armeestiefels unter den Oberkörper des Toten und drehte ihn langsam zur Seite.
Ein zufriedenes Lächeln überzog sein bärtiges Gesicht, während er ein Handy aus der Hosentasche holte. Die Nummer, die er danach wählte, war für tunesische Verhältnisse ungewöhnlich lang, trotzdem dauerte es nur wenige Sekunden, bis sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete.
»Alles erledigt«, sagte Yussuf knapp. Danach wurde sein Gesicht sofort wieder ernst.
»Nein«, sagte er schließlich.
»Er konnte die Informationen, die er über uns gesammelt hatte, nicht mehr absenden. Mehmet, unserem Mann im Hotel, war es noch rechtzeitig gelungen, seinen Computer zu hacken. Sämtliches Material befindet sich jetzt auf Mehmets PC und nicht in Amerika.«
Dann schien er wieder den Worten seines Gesprächspartners zu lauschen, bis er schließlich zustimmend nickte.
»Das machen wir, danke. Ach ja und richten Sie dem Professor bitte von uns allen einen schönen Gruß aus, wir können es kaum noch erwarten, bis er endlich seine Soldaten in Marsch setzt und die ungläubigen amerikanischen Hunde wieder zurück ins Meer jagt.«
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