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Detektiv Schaper – Falsches Geld – 9. Kapitel

Detektiv-SchaperM. v. Neuhof
Detektiv Schaper
Erster Teil
Falsches Geld
9. Kapitel
In der Falle

Schaper ließ das Auto bereits ein ziemliches Stück vor der Wendelholzgasse halten. Die letzte Strecke des Weges legten sie dann zu Fuß zurück.

Es war eine windstille, drückend heiße Juninacht. Die Luft schien förmlich mit Elektrizität überladen. Im Westen, über dem Grunewald, diesem beliebten Berliner Ausflugsziel, stand eine dunkle Wolkenwand, über deren unteren Teil bisweilen ein helles Leuchten ging – die Anzeichen eines unter dem Horizont tobenden Gewitters.

Bornemann war aufgeregter, als er es sich anmerken lassen wollte. Während sie durch die menschenleeren Straßen dahinschritten, lüftete er wiederholt seinen Hut und trocknete sich den Schweiß ab, der ihm immer wieder in feinen Perlen auf die Stirn trat. Da der Detektiv jetzt schweigsam blieb, suchte der Millionär die innere Unruhe um jeden Preis zu unterdrücken. So stumm neben seinem Begleiter herzugehen – das hielt er einfach nicht mehr aus.

»Wie werden wir uns eigentlich in das Gebäude Eingang verschaffen, Fritz?«, fragte er daher mit einer Stimme, die merkwürdig gepresst klang.

»Auf ganz normale Art und Weise«, entgegnete Schaper, der mit seinen Gedanken ganz wo anders gewesen war. »Ich habe mir durch einen meiner Leute, der mit derlei Arbeiten vertraut ist, schon vorgestern nach Wachsabdrücken Schlüssel für die Mauerpforte sowie die Tür des Speichers anfertigen lassen. Außerdem trage ich auch meinen verstellbaren Patentnachschlüssel bei mir, falls es eben im Innern des Hauses verschlossene Türen geben sollte.«

»Nun – dann hätte dieser Nachschlüssel doch auch für die Pforte und den Haupteingang genügt«, meinte Bornemann, immer nur in dem Bestreben, das Gespräch in Fluss zu halten.

»Unter anderen Umständen, wohl ja«, erklärte Schaper. »Du musst aber bedenken, Edgar, dass wir heute möglichst schnell das Grundstück und das Gebäude betreten müssen, da uns niemand sehen darf. Eigentlich wandeln wir ja auf völlig ungesetzlichen Wegen, auf denen man uns nicht ertappen darf, sonst ist der Erfolg unserer Expedition sehr stark infrage gestellt. Für meinen Patentschlüssel brauche ich zum Einstellen des Bartes immerhin einige Zeit.«

»Ah so – nun verstehe ich. Ist das hier etwa schon die Wendelholzgasse?«

»Ja. Wir werden sie jetzt zunächst bis zum anderen Ende hinuntergehen, um das Terrain zu rekognoszieren. Gib acht, ob du irgendwo einen Schutzmann oder einen Wächter der Schließgesellschaft erspähst. Den Leuten müssen wir auszuweichen versuchen.«

Gemächlich wie ein paar harmlose Spaziergänger schritten sie dahin. Aber ihre Augen durchsuchten jeden Torweg, jeden Mauerwinkel.

Wenige Minuten später standen sie vor der mit Eisenbändern beschlagenen Pforte, die neben der Einfahrt in die Ziegelmauer des schmalen, lang gestreckten Grundstücks eingelassen war. Schaper schob den Schlüssel in das Loch – ein Kreischen schlecht geölter, verrosteter Türangeln, dann befanden sie sich innerhalb der Umzäunung.

Mehrere Minuten verhielten sie sich regungslos, lauschten angespannt, ob irgendein verdächtiges Geräusch hörbar wurde. Nichts regte sich. Nur von fern drang das dumpfe Grollen eines heraufziehenden Gewitters zu ihnen herüber.

»Folge mir«, flüsterte Schaper.

Mit schnellen Schritten eilten sie den Weg hinunter, der auf das alte Gebäude zuführte. Bornemann fand trotzdem noch Zeit, sich ein wenig umzuschauen. Überall wucherte hier dichtes Gestrüpp, ein Gemisch von Sonnenblumen, hochaufgeschossenen Disteln, Dornen und wilden Rosensträuchern. Eine ungastliche Stätte, dachte der Millionär. So recht geeignet für einen Verbrecherschlupfwinkel.

Gleich darauf waren sie auch schon vor der breiten Doppeltür des Hauses angelangt. Einige ausgetretene Steinstufen führten zu ihm empor. Wieder das Kreischen verrosteter Angeln, das Schnappen eines Schlosses. Das Gebäude, in dem einst ein politisch wohl gefährlicher Staatsmann eingekerkert gewesen sein sollte, hatte die beiden Freunde aufgenommen.

Tiefe Dunkelheit um sie her. Nun blitzte Schapers elektrische Taschenlampe auf. Der weiße Lichtkegel glitt über die mit zerrissenen, herabhängenden Tapeten bedeckten Wände einer geräumigen Vorhalle hin, aus der rechts und links je eine Tür in die Seitengemächer führte, während im Hintergrund eine Treppe in die oberen Räume hinauflief. Der Boden dieser Halle war nur zum Teil mit zertrümmerten Steinplatten bedeckt, in deren Löchern Ratten und Mäuse hausten, die nun, aufgescheucht durch die späten Eindringlinge, blitzschnell ihre unterirdischen Wohnungen wieder aufsuchten.

Der Detektiv war mit der Besichtigung der Örtlichkeit bald fertig.

»Für unsere Zwecke eignet sich dieser Vorraum sehr schlecht«, meinte er leise zu Bornemann, dem sich die kühle, dumpfe Luft des alten Gebäudes wie eine Zentnerlast auf die Brust legte.

»Und trotzdem müssen wir uns hier unten irgendwo verbergen, um dem Mann, den wir erwarten, nachschleichen zu können.«

»Du hast also keine Ahnung, wo das Versteck liegt«, sagte der Millionär in demselben vorsichtigen Flüsterton.

»Nein. Und deshalb ist unsere Aufgabe auch keine ganz einfache. In dieser nächtlichen Stille so lautlos einem Menschen folgen, dass dieser nicht aufmerksam wird, ist eine missliche Sache.«

»Das schon. Aber – wäre es nicht das Beste, wenn wir einfach draußen in dem verwitterten Garten blieben und dort warteten, bis Merwinski das Haus wieder verlässt. Dann bringen wir doch am sichersten die falschen Banknoten in unsere Gewalt. Wir brauchen uns doch nur in dem Gestrüpp dicht am Weg auf die Lauer zu legen, um den Burschen abzufassen.«

»Und könnten dann nachher diesen Steinkasten von Haus von oben bis unten durchsuchen, um auch die Vorräte an Banknotenpapier, die für uns ebenso wichtig wie die falschen Scheine sind, an uns zu nehmen – falls wir sie überhaupt entdecken«, entgegnete Schaper. »Nein, halbe Arbeit tue ich nicht. Ich will, wenn diese Tragödie zu Ende ist, der Polizei das vollständige Material in die Hände geben. Das bin ich meinem Ruf schuldig.«

Damit schritt er auf die Holztreppe im Hintergrund zu, unter der sich tatsächlich, wie er vermutet hatte, ein durch Bretter abgeschlagener Raum befand, in den eine nur angelehnte, niedrige Tür führte. Er leuchtete hinein. Der Verschlag war leer. Einstmals mochte er wohl zur Aufbewahrung von allerlei Hausgeräten gedient haben, wie auch einige in die Wände eingeschraubte Haken zeigten.

»Wir haben doch mehr Glück gehabt, als es anfangs scheinen wollte«, sagte der Detektiv gutgelaunt lächelnd. »An diesen Winkel hier dachte ich nicht gleich. Bitte, tritt näher, Edgar, geniere dich nicht. Vorläufig werden wir uns in diesem bescheidenen Kabinett wohl oder übel niederlassen müssen. Setz dich nur auf den Boden nieder. Wir dürfen unsere Beine durch unnötiges Stehen nicht überanstrengen. Und zieh dir deine Schnürschuhe aus. Jeder Schuh, und wäre es der beste, ist weniger geeignet zum lautlosen Schleichen als ein Paar Socken. Bevor du dich aber auf dem etwas niedrigen Diwan, Fußboden genannt, niederlässt, musst du mir noch dabei behilflich sein, eine Ritze herauszufinden, durch die wir die Eingangstür beobachten können. Ich werde daher jetzt in die Vorhalle gehen und das Licht meiner Laterne auf die Treppe fallen lassen. Die Bohlen sind alt und rissig. Vielleicht dringt irgendwo durch einen genügend breiten Spalt das Licht hindurch. Dann haben wir, was wir wollen.«

Tatsächlich entdeckten sie so eine klaffende Fuge in einer Treppenstufe, die etwa einen Meter über dem Erdboden lag.

»Wie geschaffen für uns«, erklärte Schaper zufrieden. »So – nun setzen wir uns hier vor diesen Ausguck nieder und warten der Dinge, die da kommen sollen. – Halt – noch eins!«

Er probierte nun an der Tür des Verschlages, ob sie auch nicht in den Angeln kreischte oder knarrte.

»So, das wäre auch in Ordnung«, meinte er dann. »Das Pförtchen lässt sich geräuschlos öffnen – eine große Hauptsache.«

In demselben Moment schob er auch den Knopf seiner Taschenlaterne zurück. Das Licht erlosch. Undurchdringliche Finsternis hüllte die beiden Freunde ein.

»Wenn man sich jetzt wenigstens eine Zigarre anstecken könnte«, flüsterte der unsichtbare Bornemann mit einem leisen Stoßseufzer.

»Gewiss – und dann noch einen Klubsessel, ein Schachspiel und eine Flasche Rotwein!! -Warum nicht gar! Na, lieber Edgar, so leicht ist der Beruf eines Detektivs denn doch nicht! Einige kleine Entbehrungen muss man sich schon auferlegen können.«

Eine Weile schwiegen sie und lauschten auf die verschiedenartigen Geräusche, die immer vernehmlicher in ihr Versteck hinein drangen. Das Mäuse- und Rattenvolk war aus seinen Löchern wieder hervorgekommen und tagte quiekend und polternd in der Halle herum. Dicht neben ihnen aber waren in den alten Balken ein paar Holzwürmer bei eifriger Arbeit. Das Ticken der Fresswerkzeuge dieser unermüdlichen Zerstörer klang fast wie der Gang ebenso vieler Taschenuhren. Und in der Ferne dröhnte jetzt schon mit warnender Stärke das Grollen des Gewitters.

»Eine ungemütliche Geschichte«, meinte Bornemann mit unterdrückter Stimme. »Hier in diesem Loch herrscht ein ganz widerwärtiger Gestank. Und kalt ist’! Ich friere schon jetzt.«

»Das wird wohl die Aufregung sein«, beruhigte Schaper. »Freilich, der Geruch ist auch mir nicht gerade angenehm. Dieses Haus ist mindestens seit ein paar Jahrzehnten nicht mehr ordentlich gelüftet worden. Doch nun wollen wir uns lieber still verhalten. Die Ratten machen ohnehin einen ganz verwünschten Lärm.«

Eine Stunde, eine endlose Stunde verging so. Schaper schaute nach der Uhr, indem er einen Moment das Licht der kleinen Laterne aufblitzen ließ.

»Halb eins«, sagte er leise. »Merwinski lässt sich Zeit.«

»Oder kommt überhaupt nicht«, fügte Bornemann hinzu. »Vielleicht schlagen wir uns diese Nacht umsonst um …«

Er schwieg plötzlich, denn der Detektiv hatte seinen Arm mit hartem Griff umspannt.

»Hörst du – er kommt doch!«, hauchte Schaper triumphierend.

Die Haustür knarrte. Jetzt schnappte der Drücker ein, und ein Schlüssel wurde von innen ins Schloss geschoben. Gleich darauf sah der Detektiv, der sein Auge dicht an den Spalt hielt, in der Vorhalle eine Flamme aufblitzen – ein Streichholz. Und dann zuckte ein heller Schein empor, vergrößerte sich zusehends. Merwinski hatte die mitgebrachte Acetylenlaterne angezündet, deren weißes Licht den unwirtlichen Raum jetzt mit blendender Helle erfüllte.

Merwinski stand noch immer an der Tür. Überall hin ließ er den Lichtschein fallen, als wolle er sich vergewissern, dass er auch wirklich allein sei.

Von seinem Gesicht konnte Schaper nur wenig erkennen, weil es zumeist im Schatten lag und die Laterne den Detektiv auch nur zu sehr blendete.

Merwinski verharrte noch immer regungslos auf demselben Fleck. In seiner Haltung drückte sich etwas wie argwöhnische Spannung aus. Schon fürchtete Schaper, dass jener Verdacht geschöpft haben könnte. Da schritt der frühere Chemiker aber bereits auf die Tür zur Linken zu, öffnete sie und verschwand. Die Tür blieb halb offen, wie der Detektiv schnell feststellte, indem er lautlos aus dem Verschlag hinausschlüpfte und vorsichtig um die Ecke schaute.

Auch Bornemann hatte sich erhoben und tappte mit vorgehaltenen Händen, um nirgends anzustoßen, dem Freund nach. Dann standen sie in dem Zimmer, das Merwinski eben durchschritten hatte. Plötzlich war eine blendende Helle draußen, die ihnen ermöglichte, sich schnell zu orientieren. Ein Blitz war herniedergezuckt, dem wenige Sekunden später ein furchtbarer Donnerschlag folgte, der das Haus erdröhnen und die Fenster erklirren ließ.

Zur rechten Hand lag eine Tür, die weit offen gelassen war. Dorthin musste Merwinski gegangen sein. Schnell glitten sie darauf zu. Sie durften jenen ja nicht aus den Augen verlieren.

Der Detektiv schob den Kopf vor, blickte nach links, wo ein undeutlicher Lichtschein den breiten Korridor, der jetzt vor ihnen lag, einigermaßen erhellte.

Von Merwinski war nichts mehr zu sehen. Und doch musste er sich hinter jener Biegung des mit Dielen ausgelegten Korridors befinden, eben dort, wo seine Laterne aufleuchtete.

Inzwischen hatte der Regen, der erst mit einigen schweren Tropfen begonnen hatte, an Stärke zugenommen. Wie Hagelschauer klapperte es gegen die Fenster. Und unaufhörlich folgte Donnerschlag auf Donnerschlag.

Der junge Millionär, solcher Abenteuer nicht gewöhnt, merkte, wie ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat, wie sein Herz in immer schnellerem Tempo klopfte. Schaper hatte jetzt seine Hand ergriffen – ganz unwillkürlich. Auch er war erregt.

Da wurde der Lichtschein schwächer. Und sogleich trat auch der Detektiv auf den Gang hinaus und schritt unhörbar vorwärts, dicht hinter ihm Bornemann, der schon längst die Freude an dieser nächtlichen Expedition verloren hatte.

So kamen sie bis auf etwa zwei Meter an die Biegung des Korridors heran. Hier machten sie wieder halt. Der helle Schimmer, der sie bisher geleitet hatte, war urplötzlich verschwunden. Und im gleichen Moment wich auch der Boden unter ihren Füßen. Schaper wollte noch einen Satz nach vorwärts machen – zu spät …

Metertief fielen sie herab, stürzten einer auf den anderen und blieben regungslos liegen, vollständig betäubt von dem ersten Schreck und dem schweren Aufschlagen auf dem Grund dieser teuflischen Falle. Als Erster rappelte sich Schaper empor, brachte sich in sitzende Stellung und griff dann in die Tasche nach seiner elektrischen Lampe. Zum Glück hatte dieser der Sturz nicht weiter geschadet. Ihr Lichtkegel zuckte in alter Stärke auf, und der Detektiv beugte sich nun in dem etwa zwei Meter im Quadrat fassenden Schacht über den jungen Millionär, der noch immer kein Glied rührte.

»Bornemann!«

Das Rütteln half. Der andere schlug die Augen auf und stierte wild um sich. Indem er sich auf die rückwärts gestemmten Arme stützte, fragte er noch ganz heiser vor Entsetzen: »Was war das, Fritz?«

Schaper musste lächeln.

»Eine regelrechte Menschenfalle, mein lieber Freund, in die wir blindlings hineingetappt sind.«

Er wollte noch mehr hinzufügen, aber eine Stimme, die jetzt plötzlich über ihren Köpfen erklang, ließ ihn schweigen.

Merwinski war es, der das an Scharnieren hängende und nach unten klappende Dielenstück etwas geöffnet hatte und nun voll beißender Ironie sagte: »Dürfte ich vielleicht erfahren, meine Herren, mit wem ich die Ehre habe?«

Schaper hatte seine Lampe schnell ausgeknipst. So befanden sie sich wieder in völliger Dunkelheit. Nur oben war ein weißer Streifen sichtbar – der durch Merwinskis Laterne erhellte Spalt der Falltür.

Hastig flüsterte der Detektiv nun dem Freund zu: »Überlass mir das Antworten.«

Dann sagte er laut, mit einem kläglichen Stöhnen: »Wer Sie auch sein mögen, haben Sie Erbarmen mit uns und lassen Sie uns heraus. Wir wollen auch nie wieder hier eindringen, wahrhaftig, nie wieder.«

Der Mann oben lachte unterdrückt auf. »Da werdet ihr euch wohl noch etwas gedulden müssen. Rein kommt man in ein Mauseloch ja sehr leicht, aber heraus – das ist schon schwieriger. Zunächst aber, wer seid ihr, und was sucht ihr hier? Die Wahrheit will ich wissen! Sonst gehe ich sofort zur Polizei und erstatte Anzeige.«

Schaper jubelte innerlich auf. Es war klar. Merwinski ahnte nicht, mit wem er es zu tun hatte.

»Herr, wir wollten nur in diesem Haus nächtigen«, sagte er daher etwas zögernd. »Nichts weiter. Sie können uns durchsuchen. Wir haben noch nichts gestohlen.«

»Noch nichts gestohlen – vorzüglich!«, höhnte der Chemiker. »Noch nichts! Das heißt also, meine Burschen, ihr hättet etwas geklemmt, wenn ich nicht dazwischen gekommen wäre.«

Absichtlich schwieg der Detektiv eine Weile.

Da fragte die Stimme auch schon wieder. »Wollt ihr mir nun die Wahrheit sagen oder nicht? Ich warte nicht mehr lange.«

Sehr stockend und anscheinend ängstlich kam Schapers Antwort.

»Wenn es denn schon nichts hilft, Herr. Wir hofften hier so ein paar verwendbare Türdrücker zu finden, aus Messing vielleicht, auch sonst noch einiges. Und nun, um der Barmherzigkeit willen – geben Sie uns frei. Wir sind Familienväter, und niemals werden wir wieder den Versuch machen, uns an fremdem Eigentum zu vergreifen.«

Das alles klang so echt und kläglich, dass Merwinski völlig beruhigt war, wie aus seinen folgenden Worten hervorging.

»Freigeben – nein, das kann ich jetzt noch nicht. Ihr seid immerhin zwei gegen einen und könntet mich hinterrücks überfallen. Wann ich euch herauslasse, werde ich mir noch überlegen. Im Übrigen aber einen guten Rat. Wenn ihr wieder mal in ein unbewohntes Gebäude eindringt, so schaut euch die Tür vorher genau an. Hier hatte ich nämlich zwei schmale, braune Papierstreifen derart über beide Flügel oben und unten geklebt, dass sie durchreißen mussten, wenn die Tür geöffnet wurde.

Und da ich den Streifen zerrissen fand, wusste ich sofort, dass Besucher dagewesen oder noch da waren, und passte deshalb auf, merkte auch, wie ihr hinter mir her schlicht und ließ dann meine Falle spielen, nachdem ich euch an die richtige Stelle gelockt hatte. Feine Sache, was, meine Burschen?«

Merwinski kicherte vergnügt.

Da beugte sich Schaper zu Bornemann hin und flüsterte: »Wir müssen heraus, und zwar sofort, um jeden Preis! Das Loch hier ist, soweit ich vorhin schätzen konnte, etwa vier Meter tief.«

Und der Millionär verstand alles. Nur kurz waren des Detektivs weitere Anordnungen. Aber sie genügten.