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Rund um die Welt in mehr als 80 SF-Geschichten

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Herausgeber Erik Schreiber, bekennender Kurzgeschichtenliebhaber und -sammler, macht sich bereits seit Jahrzehnten Gedanken darüber, warum hauptsächlich aus dem englischsprachigen Raum übersetzt wird. Er fand selten Kurzgeschichten in anderen Sprachen, die in Kurzgeschichtenbände aufgenommen wurden. Als er 2010 seinen Verlag Saphir im Stahl gründete, erschienen zunächst Kurzgeschichten von unbekannten bis wenig bekannten Autoren aus Deutschland. Doch schon ein Jahr später begannen die Vorbereitungen für eine internationale Kurzgeschichtensammlung.

Inspiriert von Jules Verne und dessen Erzählung In 80 Tagen um die Welt sollte seine Geschichtensammlung 80 Kurzgeschichten aus 80 Ländern beinhalten.

Die Arbeit mit dem Arbeitstitel In 80 SF-Geschichten um die Welt, gestaltete sich schwierig, da der Herausgeber versuchte, rund um die Welt Kontakte zu knüpfen. Dieser Versuch war nicht sehr einfach, denn entweder fand man keine Ansprechpartner oder Klubs, oder man verstand einfach die Sprache nicht. Dennoch sind, außer aus der Antarktis, aus allen Kontinenten Kurzgeschichten vertreten. Viele der Autoren, die ihre Kurzgeschichten kostenlos zur Verfügung stellten, sind mit nationalen Phantastikpreisen ausgezeichnet. Als Dankeschön für ihre Geschichten erhielt jeder Autor ein E-Book unter dem Titel Around the World in more than 80 SF-Stories mit allen Erzählungen. Die Besonderheit dieses E-Books besteht darin, dass jede Geschichte in der jeweiligen Muttersprache, soweit vorliegend, veröffentlicht wurde.

In Deutschland unternahm bis heute niemand den Versuch, einmal eine Auswahl internationaler Science-Fiction-Geschichten in einem Band herauszubringen. Mit der Kurzgeschichtensammlung Rund um die Welt in mehr als 80 SF-Geschichten liegt nun eine ganz besondere Kurzgeschichtensammlung vor. Vertreten sind Autoren unterschiedlichster Kulturkreise, die sich ganz dem Thema der SF widmen. So finden sich ähnliche Geschichten mit anderen Ansätzen und anderen zum Teil überraschendem Ende.

Diese Sammlung ist sicherlich nicht nur ein Höhepunkt nach knapp vier Jahren Arbeit für den Verlag, sondern stellt auch einen Hö­hepunkt moderner Science-Fiction in Deutschland dar. Man könnte ihn als die Anthologie der SF-Sammlungen bezeichnen. Fast jede Story dieses Bandes nahm ihren Ursprung in einem anderen Land. Das breite Spektrum an Themen und Stilrich­tungen ist der beste Beweis für den Ideenreich­tum, die diese Autoren verkörpern. Alle Kurzgeschichten wurden in Deutschland noch nicht veröffentlicht, aber durchaus in ihren Heimatländern und oft mit Preisen bedacht. Mit der Sammlung soll der Weg einer eigenstän­digen und zunehmend selbstbewussteren literarischen Strömung erneut geebnet werden. Denn man kann durchaus zurückblicken und dabei feststellen, dass die SF-Kurzgeschichte große Veränderungen bewirkt hat. Viele von ihnen wurden zu Kinofilmen und damit einem großen Publikum bekannt.

Der Titel Rund um die Welt in mehr als 80 SF-Geschichten beschwört die verschiedensten Assoziatio­nen herauf. Manche Leute denken unwillkürlich an Space Opera, andere an Social Fiction und wieder andere an Abenteuer-SF oder den deutschen SF-Helden Perry Rhodan.

Das Buch:
Erik Schreiber (Herausgeber)
Rund um die Welt in mehr als 80 SF-Geschichten
Kurzgeschichtensammlung, Science-Fiction, Hardcover, Verlag Saphir im Stahl, Bickenbach, Juni 2016, ca. 650 Seiten, 26,95 Euro, Cover von Lothar Bauer
Für Bestellungen bis 30.06. 2016 gibt es einen Vorzugspreis von 20 Euro.

Leseprobe:

Vladimir Arenev (Ukraine)
Der passende Partner

Es war Liebe auf den ersten Blick. Ohne Warnung.

Und alles wegen einer neuen Version des neuen optischen Filters von Der ideale Partner. Diese Tohuwabohu-Programmierer hinterließen einen Bug zu viel in der Software und schon gab es ein Ergebnis für einen! Marina bemerkte unerwarteterweise den ansprechenden jungen Mann in der typischen gesichtslosen Menge der Rushhour. Marinas Linsen machten ihn nicht zu einem Teil des virtuellen Hintergrunds, sondern zeigten ihn stattdessen im bestmöglichen Licht. In der Mitte einer schmalen mittelalterlichen Straße stand ein perfekt modern aussehender junger Mann. Und es schien, dass auch er Marina bemerkt hatte (später gab er zu, dass er sie jedoch mitten in der grenzenlosen Prärie gesehen hatte).

Sie tauschten ihre elektronischen Karten aus und am Abend aßen sie zusammen in einem gemütlichen Restaurant an der Promenade der Seine. Die Luft duftete nach Mandeln und sie konnten die Touristen reden und lachen hören. (Artyom ließ sich nicht lumpen, eine lebensechte Übertragung komplett mit Ton und Geruch zur Verfügung zu stellen). Als Der ideale Partner eine Fehlermeldung gab, ignorierten sie sie beide. Das hätten sie nicht tun sollen.

In der Tat kümmerte sich Artyom nicht um ihre epileptischen Anfälle – er gewöhnte sich schnell an sie und behandelte sie behutsam.

»Mach dir keine Sorgen, es ist nicht dein Fehler«, sagte er. »Nichts, wofür du dich schämen müsstest!«

Er brachte sie in teure Kliniken, aber sie zuckten nur mit den Schultern: Die Codes waren so in die Struktur der genetischen Ketten eingeschrieben und waren so weit verbreitet, dass das Finden und Entfernen nahezu unmöglich war. Sie schlugen vor, dass sie die Anwälte der Firma verklagte. Marinas Urgroßvater hatte ein Goodwill-Abkommen mit der Firma unterschrieben, aber hatte nicht der Klausel zugestimmt, dass seine Nachfahren auch zu lebenden Werbeträgern gemacht wurden.

Sie wollte nicht vor Gericht gehen. Sie wollte, dass es vorbei war. Während ihrer Anfälle sah sie wie eine hölzerne Puppe aus, die mit höchstmöglicher Stimme ausrief: »Benutzen Sie Snow Lion Shampoo für seidige und duftende Haare!«

Und dann, nach drei Jahren, fand Artyom den Bug in seiner eigenen DNA, der irgendwie seit dem letzten Jahrhundert überlebt hatte. Er war so betriebsam, dass es keinen Weg gab, ihn zu lokalisieren oder genau zu identifizieren. Er schaltete sich eines Tages unerwartet ein. So lief Artyom jetzt durch die Straßen und forderte die Leute auf, für einen weiteren Klon des ehemaligen Präsidenten zu stimmen. Dieser war von dem jetzigen vor über vierzig Jahren abgelöst worden.

Am Ende wurde Artyom gezwungen, sich einer obligatorischen Neukodierung zu unterziehen. Marinas Rechte wurden eingeschränkt. Gott sei Dank hatten wir keine Kinder, dachte sie. Sie fürchtete die Vorstellung, was sie vererbt hätten.

Und so leben sie weiter. Es ist nicht wirklich so schlecht. Wie für viele von uns.

Aber jede Nacht träumt sie von dem Lachen aus der Ferne, und die Luft duftet wieder nach Mandeln und die Lichter funkeln auf der anderen Seite des Flusses.

Quelle:

  • Pressemeldung des Verlages Saphir im Stahl vom 09. Juni 2016

Veröffentlichung der Leseprobe mit freundlicher Genehmigung des Verlages