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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Geisterschiff und der Fliegende Holländer Teil 16

Das-Geisterschiff-und-der-fliegende-HollaenderDas Geisterschiff und der Fliegende Holländer
Lebendig im jüngsten Gericht oder Rache bis über das Grab hinaus
Eine höchst schaudervolle Geschichte höllischer Bosheit

Das Geisterschiff

Ungeachtet des günstigen Windes blieb das Schiff schon nach einer Stunde hinter den übrigen Fahrzeugen zurück, und es half auch nichts, dass der Kapitän einen nach seiner Meinung brauchbareren Mann an das Steuerruder treten ließ. Auf seine Verwunderung hierüber bemerkte ihm Philipp, dass die Überladung des Schiffes die Ursache seines langsamen Laufes sei. Nachdem die Tafel Bay passiert war, trennte ein heftiger Sturm alle Fahrzeuge, und die Vrouw Katharina wurde von den gewaltigen Wogen hin und her geworfen, was bei ihrem schlechten Zustand umso gefährlicher war. Das Auspumpen des Wassers geschah unaufhörlich. Dieses Unwetter dauerte eine ganze Woche lang fort.

Eines Tages stand Philipp auf dem Deck neben dem Kapitän und sah plötzlich in der Ferne ein großes Schiff, welches ungeachtet des tobenden Sturms über die wogende Flut mit vollen Segeln so ruhig wie auf einer Spiegelfläche des Meeres dahinglitt, während die Vrouw Katharina von den Wellen bald himmelwärts, bald hinab in einen Abgrund geschleudert wurde.

Dies konnte nicht mit natürlichen Dingen zugehen, und Philipp war überzeugt, das Geisterschiff mit seinem unglücklichen Vater an Bord zu erblicken. Die Schiffsmannschaft nebst den Soldaten, längst bekannt mit der Sage vom Fliegenden Holländer, schauten mit Erstaunen auf das wundersame Schiff hin, als plötzlich eine ungeheure Woge, welche über die Vrouw Katharina hinstürzte, alles Sehen verhinderte. Mit dem Verschwinden dieser Woge war auch das Wunderschiff verschwunden.

Philipp zweifelte nicht, dass ihm und allen, die bei ihm waren, das Geisterschiff den Untergang bringen werde. Er riet dem Kapitän zum Rücksteuern zur Tafel Bay, weil selbst das stärkste Schiff einem solchen Unwetter nicht widerstehen kann. Auch werde man dort die ganze Flotte wiederfinden.

Der Kapitän wollte nicht auf diesen Vorschlag eingehen. Ein alter Matrose gab in seiner Gegenwart dem Philipp recht und bemerkte, dass der ihnen begegnete Fliegende Holländer unausbleibliches Unglück bedeute, wobei er sich auf die Meinung Philipps, als eines erfahrenen Steuermannes berief, welcher wirklich diese Bestätigung mit der Äußerung gab, dass Unheil jedem Schiff widerfuhr, auf dem er sich befand, wenn es diese Erscheinung gesehen hatte.

Die gesamte Mannschaft erhob sich für Philipps Vorschlag, und nur seiner nachdrücklichen Vorstellung bei dem Kapitän gelang es, seine Einwilligung zu erhalten, und dadurch eine Meuterei des Schiffsvolks zu verhüten.

Der Sturm hatte sich gelegt. Die erschöpfte Mannschaft konnte ausruhen. Sie hoffte die nicht ferne Tafel Bay bald zu erreichen. Alle waren in dem Wahn der überstandenen Gefahr fröhlich, nur Philipp nicht.

Am Nachmittag dieses Tages sprach Philipp auf dem Deck mit dem Zweiten Steuermann, Namens Krantz, ein tätiger Seemann, der bei jenem viel galt, weil er wusste, dass er sich auf ihn verlassen könne. Krantz hielt das wunderbare Schiff für kein übernatürliches, sondern nur für eine Lufterscheinung oder für ein wirkliches Schiff, das aus Dummheit oder Tollheit alle Segel ausgespannt und somit seinen Untergang gefunden habe. Krantz baute seine Hoffnung auf ein andauernd schönes Wetter.

»Sturm und Wetter sind nicht die einzigen Gefahren, die uns drohen können«, sagte Philipp.

»Bah, bah«, erwiderte Krantz; »in zwei Tagen liegen wir in der Tafel Bay wohlbehalten vor Anker.«

»Sollte mich freuen«, versetzte Philipp, »aber es ist noch nicht aller Tage Abend.«