Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Felsenherz der Trapper – Teil 7.3

Felsenherz-der-Trapper-Band-7Felsenherz der Trapper
Selbsterlebtes aus den Indianergebieten erzählt von Kapitän William Käbler
Erstveröffentlichung im Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1922
Band 7
Die Mumie Matazumas
Drittes Kapitel
Entwischt!

In der Ferne hatte Felsenherz einen durch Talwände begrenzten Abschnitt der Prärie vor sich. Und die Prärie war mit zahllosen dunklen Punkten bedeckt, die sich sämtlich in hastiger Bewegung nach Westen auf die Berge und das Tal zu befanden. Es waren Reiter – Apachen. Die drei Späher, die Blubb bemerkt hatte, waren offenbar zu dem Haupttrupp zurückgekehrt und hatten gemeldet, dass Felsenherz dort drüben als leichte Beute einzukreisen sei.

Felsenherz ritt weiter durch den Canyon, gelangte in ein Längstal, stieg ab und band dem Braunen wieder die Hufschuhe unter. Dann machte er kehrt, folgte dem Canyon fast bis zu dessen Einmündung in das erste Tal zurück und bog in eine ganz enge Spalte ein, die schräg aufwärts führte. Er musste die Beine hochziehen, sonst wäre der Braune in diesem Engpass nicht weitergekommen. Diese Spalte führte auf eine bewaldete Berglehne hinauf. Das wackere Pferd kletterte trotz der plumpen Hufschuhe so gewandt wie eine Gämse. Unter den Bäumen hielt Felsenherz sich nach rechts, ritt also den Apachen entgegen. Freilich befanden sich diese unten im Tal, und er vielleicht achtzig Meter über ihnen im dichten Wald.

Der Abhang zog sich, zumeist in kleineren Terrassen, um einen Berg herum nach Norden zu

Felsenherz nickte befriedigt, als er dies wahrnahm. Er blieb im Schutz der Bäume und suchte erst nach zehn Minuten einen Weg in die nun leere Prärie hinab.

Hier schnallte er die Hufschuhe ab und goss dem Braunen den Inhalt seiner Feldflasche in das Maul.

Blubb war noch immer bewusstlos. Felsenherz machte sich deswegen jedoch keine Sorgen. Der Professor würde an dem Schläfenhieb nicht sterben.

Dann ging es weiter, stets nach Norden wieder, stets möglichst dicht an den Bergausläufern entlang.

Da regte Blubb sich zum ersten Mal, riss die Augen auf, stierte den Trapper wild an. Die Erinnerung erwachte in ihm. Sein Gesicht rötete sich vor Grimm.

»Liegt still!«, befahl Felsenherz kurz. »Die Apachen sind uns auf den Fersen! So wie ich Euch jetzt im Arm halte, erleichtere ich meinem Pferde die doppelte Last!«

Blubb versuchte sich freizumachen, keuchte wütend. »Ihr … Ihr seid ein Bandit, ein Grobian! Lasst mich los …!«

Felsenherz hatte ihm die linke Hand auf den Mund gepresst und gab gleichzeitig dem Braunen die Hacken.

Das treue Tier wieherte auf. Es war an diese Art Aufmunterung nicht gewöhnt. Dann stürmte es vorwärts.

Blubb schlug mit der Faust nach seinem Retter. Der lange, eitle Gelehrte schien völlig die Vernunft verloren zu haben.

Felsenherz‘ Lippen pressten sich zusammen. Dann glitt seine linke Hand tiefer, umkrallte Blubbs Kehle.

»Ich erwürge Euch, wenn Ihr nicht ruhig liegt!«, drohte er.

Einen Moment nur hatte er nicht auf den Braunem achtgegeben.

Eine Regenrinne war hier ausgewaschen.

Der Braune setzte zum Sprung an, sprang zu kurz, überschlug sich nach hinten.

Felsenherz war bereits samt seinem Gefangenen aus dem Sattel geglitten.

»Daran seid nur Ihr schuld!«, fauchte er Blubb leise an. »Mann … da drüben sah ich in einer Buschlücke die Apachen! Und Ihr …?«

Er hatte den Zügel des Braunen ergriffen, kletterte aus der Regenrinne heraus.

Blubb stand noch unten, blickte tückisch empor und meinte: »Reitet zum Teufel, grober Wicht! Ich werde mich über Euch beim Konsul in Mazatlán beschweren.«

Felsenherz war mit einem Satz wieder unten, packte Blubb abermals beim Kragen.

»Ihr seid verrückt!«, sagte er gelassen.

Und ehe Blubb es sich versah, lag er schon wieder auf dem Braunen.

Von rechts her ertönte aus der Prärie ein gellendes Geheul.

Der Professor drehte erschrocken den Kopf. Da kamen sie herbei – dreißig, vierzig Apachen – Kamen in langer Linie – waren nur noch zweihundert Meter entfernt.

Felsenherz riss den Braunen nach links, den Bergen zu. Das brave Tier ahnte die Gefahr, schnaubte, reckte sich förmlich lang bei jedem Galoppsprung.

Blubb war still und fügsam geworden. Felsenherz erreichte die ersten Anhöhen, jagte in das nächste Tal hinein, bog auf hartem Gestein nach rechts in ein Seitental ein, glitt wieder aus dem Sattel, stellte Blubb auf die Beine.

»Mir nach!«, rief er leise und begann die Talwand zu erklimmen.

Als sie die Höhe des Abhangs erreicht hatten, er schienen unten die ersten Apachen.

»Schießt auf die Pferde!«, befahl Felsenherz. »Aber duckt Euch dort hinter jenen Stein!«

»Ihr erlaubt!«, sagte Blubb stolz. »Ich bin kein Feigling!«

Von unten knallten schon die ersten Schüsse.

Blubb taumelte. Felsenherz fing ihn auf, ergriff auch den Karabiner, zog den Braunen hinter das Gestrüpp, legte den Gelehrten auf den Boden und – zweimal blitzte es dann aus seiner Büchse auf. Er ließ die Büchse fallen, nahm den Karabiner. Wieder hallte der Donner zweier Schüsse in den Bergen wie das Toben eines schweren Gewitters.

»So, nun werdet Ihr wohl eine Weile genug haben!«, murmelte Felsenherz grimmig.

Er nahm Blubb in die Arme, suchte einen Weg in das nächste Quertal. Der Braune folgte von selbst.

Dann ritt der junge Trapper eine Viertelstunde darauf wieder in die Prärie hinaus. Er schonte sein Tier. Bis zum Talkessel waren es noch zwei Meilen nach seiner Schätzung. Als er an einen kleinen Bach kam, ließ den Braunen saufen und untersuchte Blubb, da er bisher keine Verwundung hatte feststellen können.

 

Dann sah er gerade unter dem Herzen einen blau verfärbten Hautfleck. Eine Kugel hatte die Taschenuhr Blubbs getroffen, und der Stoß hatte diesen lediglich bewusstlos gemacht.

Wieder ging es weiter. Und immer aufs Neue blickte Felsenherz zurück. Hinter ihm eilten in der Ferne, klein wie hastig rennende Ameisen, auf seiner Spur die Apachen einher.

Und – die Ameisen wuchsen. Des Trappers Vorsprung wurde geringer.

Erleichtert atmete er auf. Vor ihm, vor dem glitzernden Strich des schäumenden Flüsschens, stand der Schwarze Panther, und neben diesem der kleine Flüchtling, der Diener des Professors.

Dicht vor dem Comanchenhäuptling zügelte Felsenherz den Braunen und rief: »Mein Bruder steige auf und nehme diesen Mann mit, der nur betäubt ist. Schnell! Ich werde den Kanal verschließen, sobald ich das Pferd hindurchführen kann!«

Er war abgesprungen. Wortlos schwang sich der Comanche in den Sattel, nahm Blubb in den Arm, winkte dem Kleinen, der dann hinter ihm drein lief.

Als sie an den unterirdischen Kanal gelangt waren, stieg der Schwarze Panther ab, legte sich Blubb über die Schulter und verschwand in dem dreiviertel mit Wasser gefüllten Tunnel. Crax zögerte erst. Dann nahm auch er den Kampf gegen die starke Strömung auf. Das Wasser reiche ihm bis an den Hals. Der Kanal war nicht lang. Nun watete Crax aufs Trockene, befand sich in dem Talkessel.

Der Häuptling lief schon humpelnd der Mitte des Tales zu, wo das Flüsschen, das bei den Trappern allgemein der Lincoln-Fluss genannt wurde, einen kleinen Teich bildete.

Hier hatte Felsenherz eine Art Schleuse errichtet, um das Wasser für eine Weile abzusperren und den Kanal auch für Pferde gangbar zu machen.

John Crax sah, wie der Häuptling die Schleusentür herabfallen ließ.

Das Wasser staute sich an. Der Kanal wurde fast leer.

Draußen im Vortal stand Felsenherz und wartete auf das Versiegen des Wassers. Als es den Kanal nur noch halb füllte, nahm er den Braunen am Zügel und führte ihn in das dunkle Loch hinein. Das kluge Tier hatte diesen Weg schon wiederholt zurückgelegt und sich an die Finsternis längst gewöhnt. Als der erste Tagesschimmer von drüben in den Tunnel fiel, lief der Braune von selbst weiter.

Felsenherz machte kehrt. Mit viel Mühe hatte er in dem Vortal einen riesigen Steinblock, der auf einer Menge Geröll schräg über dem Tunnelleingang ruhte, so weit gelockert, dass er nur einen einzigen kleineren Stein wegzuziehen brauchte, um den Block ins Gleiten zu bringen.

Er riss diesen Stein weg, sprang dann eiligst von der Geröllhalde herab und in den Kanal hinein. Dicht hinter ihm polterte der Felskolos in das Bett des Flüsschens, lag nun so vor dem Loch, dass er das Wasser bis zur Decke des Kanals aufstauen musste.

Die ersten Apachen waren bereits im Tal erschienen und ritten vorsichtig weiter.

Felsenherz eilte in den Talkessel und rief dem Comanchen zu: »Hoch mit der Schleuse!«

Doch der Schwarze Panther schüttelte nur den Kopf.

Als Felsenherz dann vor ihm stand, sagte er ernst: »Mein weißer Bruder wird in den Tunnel zurückkehren. Unter den Apachen, die den kleinen Jäger dort und dann dich verfolgen, befindet sich der Häuptling der Apachen, der dir den Tod geschworen hat. Wenn wir den Großen Bär lebend fangen können, werden wir leichter aus diesem Kessel hinausgelangen. Felsenherz mag die Apachen beobachten. Ich werde die Schleuse nur so weit öffnen, dass das Tal hier nicht überschwemmt wird. Der Große Bär ist in seiner Rachgier blind. Vielleicht wird er es wagen, über den Steinblock hinweg den Tunnel zu betreten.«

»Der Gedanke ist gut!«, erwiderte Felsenherz. »Es fragt sich nur, ob der Große Bär wirklich so mutig ist, wie mein roter Bruder annimmt.«

Er schritt dem Kanal wieder zu und tappte in der Finsternis bis nach vorn.

Das Wasser stieg nun wieder, reichte ihm bis an die Hüften. Er hielt sich ganz im Dunklen, konnte aber genau sehen, ob über dem Rand des Blockes eine Rothaut erschien.

So wartete er eine volle Stunde.

Dann berührte der Schwarze Panther von hinten seine Schulter.

»Mein Bruder mag sich jetzt ablösen lassen«, rief der Comanche ihm ins Ohr, um das Gurgeln der an dem Block sich vorüberdrängenden Strömung zu übertönen. »Das lange Bleichgesicht ist wieder zu sich gekommen und verlangt die Mumie zu sehen. Das kleine Bleichgesicht aber hat mir erzählt, dass die beiden sich nur deshalb hier in die Jicarilla-Berge gewagt haben, weil sie die Mumie des Aztekenkönigs Matazuma holen wollen. Der Schwarze Panther wird nicht erlauben, dass die Bleichgesichter die Mumie entführen. Das Volk der Azteken ist mit den Comanchen verwandt. Unsere Sagen berichten, dass Azteken die Urahnen des Comanchenstammes waren. Mein Bruder Felsenherz mag mit den Bleichgesichtern reden. Das lange Bleichgesicht ist wie einer, dem der große Geist den Verstand geraubt hat.«