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John Tanner – Das Leben eines Jägers Anhang I

John Tanner
Das Leben eines Jägers
oder
John Tanners Denkwürdigkeiten über seinen 30-jährigen Aufenthalt unter den Indianern Nordamerikas
Erstmals erschienen 1830 in New York, übersetzt von Dr. Karl Andree

Anhang
1. Über die Feste der Indianer

Wer bei den Indianern viele Festlichkeiten gibt oder um in der Sprache ihrer Gesänge zu reden, das Volk fortwährend in Bewegung hält, gilt für einen großen Mann. Besonders in den Zeiten, wo dass diese Feste die Hauptvergnügungen der Indianer in Zeiten der Ruhe und des Friedens waren, ehe die Weißen den Gebrauch berauschender Getränke eingeführt hatten. Es gibt mehrere Arten von Festen.

Metai-we-koon-de-win, oder das Medizinfest, dessen Begehung einen Teil ihrer großen religiösen Feierlichkeit, des Metai, bildet. Es steht unter der Leitung mehrerer bejahrten Männer, welche Häuptlinge des Metai genannt werden. Man lässt nur Eingeweihte zu. Die Gäste werden von einem Me-zhin-no-way oder Agenten des Häuptlings eingeladen, der jedem einen kleinen Stab aushändigt. Im Süden bedient man sich kleiner Rohrstöcke, im Norden nimmt man auch wohl Federn, welche zu diesem Zweck gefärbt und aufbewahrt werden. Mündlich bestimmt der Bote nichts. Es würde uns zu weit führen, wenn wir hier die vielen Vorbereitungen zu dieser Feierlichkeit sowie die Einzelheiten desselben aufführen wollten. Wie dieselbe bei den Menominee begangen wird, hat der Verfasser dieser Bemerkungen der historischen Gesellschaft zu New York 1827 mitgeteilt.

Bei diesem Fest werden immer Hunde geopfert, denn diese Tiere gelten, da sie die intelligentesten und dem Menschen am nützlichsten sind den Indianern für dasjenige Opfer, welches ihren Gottheiten am angenehmsten ist. Sie glauben, dass die Nahrung, welche sie bei diesen und einigen anderen Festen genießen, in unsichtbarer Gestalt bis zum großen Geist aufsteige.

Außer den Gesängen, welche bei diesen Festen vorkommen, werden zahlreiche Ermahnungen der bejahrten Männer angehört. Unter einer Menge von unverständlichen Anspielungen und lächerlichen Wendungen enthalten diese Reden einige moralische Vorschriften und außerdem noch Traditionen über Na-na-busy und andere Personen ihrer Mythologie. Diejenigen Zuhörer, welche nicht betrunken sind, scheinen außerordentlich aufmerksam zu sein. Jedes Mal, wenn der Redner mit gedämpfter Stimme den Namen des großen Geistes ausspricht, fallen die Zuhörer ein und rufen Kwa-ho-ho-ho-ho-ho. Die erste Silbe wird dumpf und langsam ausgesprochen, die übrigen immer tiefer, bis der Ton aufhört zu vibrieren. Sie sagen, der Redner berühre den großen Geist, wenn er dessen Namen ausspricht. Die Wirkung, welche auf das Auditorium hervorgebracht wird, lässt sich mit dem Ton einer ausgespannten Saite vergleichen, der immer schwächer wird. Diese eigentümliche Interjektion ist auch bei den Odawa gebräuchlich, wenn sie mit ihren Medizinhäuten diejenigen schlagen, welche sich einweihen lassen wollen.

Man hat bis auf den heutigen Tag viel darüber gestritten, ob es bei den Indianern ein Priestertum gibt oder nicht. Schon aus einer flüchtigen Prüfung geht hervor, dass die sogenannten Medizinmänner eine Rotte verschmitzter Betrüger sind, welche zum größten Teil auf Kosten der Leichtgläubigkeit anderer leben und denselben Medizin oder Zauber verkaufen, damit sie Glück auf der Jagd haben oder eine Frau verführen können oder irgendeinen anderen Zweck erreichen. Wenn einer so glücklich gewesen ist, Ansehen und Einfluss bei den leichtgläubigen und abergläubigen Indianern zu erlangen, dann gilt er für einen Propheten, der mit dem unsichtbaren Wesen in Verbindung steht.

Wain-je-tah-we-koon-de-win, das Fest, welches dazu bestimmt ist, um Träume zu Wege zu bringen.

Die Feste dieser Art können überall und zu jeder Zeit veranstaltet werden, und es sind keine besonderen Bestimmungen vorhanden, deren gemäß der Festgeber seine Gäste bewirten müsste. Das Wort Wain-je-tah bedeutet gemeinsam oder wahr. Sie bedienen sich desselben oft, wenn sie Pflanzen oder Tiere bezeichnen. So bedeutet zum Beispiel Wain-je-tah-omuk-kuk-ke eine wirkliche Kröte, und nicht etwa eine Eidechse.

Ween-dah-was-so-win, das Fest der Namenbeilegung. Diese Feste finden statt, wenn die Kinder einen Namen erhalten. Bei demselben müssen die Gäste alles essen, was der Festgeber ihnen vorsetzt, wie viel es auch sein mag. Der Grund, welchen sie für den Gebrauch angeben, nichts von dem, was bei diesem Gelegenheit aufgetragen wird, liegen zu lassen , ist sonderbar. Wie sie sagen, ahmen sie dem Falken und anderen Raubtieren nach, welche nie zweimal an die von ihnen getötete Beute gehen.

Menis-se-no-we-koon-de-win, das Kriegsfest. Diese Feste werden veranstaltet, ehe sie in den Krieg gehen, und während des Zuges nach dem feindlichen Land. Es können zwei, vier, acht, zwölf Männer zusammenberufen werden, nie aber eine ungleiche Zahl. Das zum Festmahl bestimmte Tier, ein Bär, ein Hirsch, ein Moose oder was es sonst sein mag, wird ganz gekocht, und es muss rein aufgegessen werden. Übrig bleiben darf gar nichts. Insgemein wird neben das Essen eine tiefe, mit Bärenfett gefüllte Schüssel gestellt. Das Fett wird statt des Wassers getrunken. Einer, der seinen Anteil nicht ganz aufisst, wird von den Übrigen, welche einem größeren Magen haben, verhöhnt und muss in der Regel die Erlaubnis, nicht mehr essen zu dürfen, mit Tabakspenden erkaufen. Wenn jedoch in diesem Fall keiner sich findet, der für ihn essen will, so ruft man den ersten Besten herbei. Hat das Fest nach Beginn des Festmahls stattgefunden, so wird genau darauf geachtet, dass auch nicht ein einziger Knochen des verzehrten Tieres zerbrochen wird. Alle Knochen werden gereinigt zusammengebunden und an einen Baum gehängt. Als Grund für diesen Brauch geben sie an, sie wollten durch denselben dem großen Geist zu wissen tun, dass ihnen viel daran liege, in ihr Heimatland und ihre Hütten mit gesunden Knochen wieder zurückzukehren.

Giteche-we-koon-de-win oder das große Fest. Es ist dieses ein Fest großer Art, welches nur wenige, und immer die ausgezeichnetsten einer Horde feiern dürfen. Das Tier wird so viel wie immer möglich in einem Stück gekocht. Zuweilen heißt dieses Fest auch Mez-ziz-a-kwa-win.

Waw-bun-no-we-koon-de-win, das Fest des Wawbeno. Dieses Fest, so wie alle übrigen Mummereien des Wawbeno, wird als eine abgeschmackte und gefährliche Ketzerei betrachtet und von den bedeutendsten Indianern nicht mehr gefeiert. Es geht dabei sehr geräuschvoll und unordentlich her. Es wurde bei Nacht und unter Fackelschein begangen.

Je-bi-naw-ka-win, das Totenfest. Das Festmahl findet auf den Gräbern der verstorbenen Lieben statt. Man zündet ein Feuer an, und jeder Gast schneidet, ehe er anfängt zu essen, ein kleines Stück Fleisch ab, und wirft dasselbe in die Flamme. Der Dampf und Geruch desselben ziehen, wie die Indianer sagen, den Jebi an, der herbeikommt, um mit ihnen zu essen.

Che-dah-koo-che-ga-win. Jeder gute Jäger breitet einmal im Frühjahr und einmal im Herbst einen ganzen Tag lang seinen Medizinbeutel im hinteren Teil seiner Hütte aus und bewirtet seine Nachbarn zu Ehren der Medizin. Dieses Fest wird als ein ebenso wichtiges und feierliches betrachtet wie das Metai.

O-skin-ne-ge-tah-ga-win. Man könnte das Fest des jungen Jägers jenes der ersten Früchte nennen. Es wird gefeiert, wenn ein junger Bursche, der zu jagen anfängt, zum ersten Mal ein Tier irgendeiner Art, vom kleinsten Vogel oder Fisch bis zum Moosetier oder Bison, erlegt. Die Indianer beobachten diesen Brauch sehr sorgfältig. Man findet dasselbe häufig in Tanners Denkwürdigkeiten erwähnt. Daher ist eine nähere Beschreibung überflüssig.