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Hessische Sagen 8

Das Felsenmeer

Vor Zeiten, als es noch Riesen gab, wohnten ein Paar derselben in der Gegend von Reichenbach, der eine auf dem Felsberg, der andere auf dem Hohenstein. Einst hatten sie Streit miteinander bekommen und bewarfen sich in ihrer Wut mit ungeheuren Felsblöcken.
Dazumal war der Felsberg noch ziemlich kahl, auf dem Hohenstein aber lagen Felsstücke in Menge, sodass der dort wohnende Riese gegen seinen Feind im Vorteil war. Er warf auch so heftig auf ihn los, dass der Felsberger in kurzer Zeit unter den Blöcken begraben wurde. Wenn man jetzt noch hart auf den Boden des Felsbergs auftritt, dann brüllt der ungeschlachte Riese drunten.

Daher kommt es, dass es auf dem Hohenstein so kahl ist an Felsblöcken. Das Einzige, was man noch daselbst sieht, ist eine Wand von des Riesen Haus.

Andere wollen dagegen, der Felsberger Riese sei Sieger geblieben und habe von vornherein einen Felsblock herübergeschleudert, dessen Wucht den anderen erschlagen habe, und das sei die Felswand auf dem Hohenstein.


Der Riesenaltar

Nahe der Riesensäule liegt der Riesenaltar, ein mächtiger Felsblock, an dem man vielfache Spuren von Bearbeitung sieht. Gleich der Säule soll auch er, wie schon sein Name sagt, von den Riesen herrühren. Vor dem französischen Krieg kamen die Einwohner der umliegenden Dörfer in den Festen bei ihm zusammen und belustigten sich mit Tanzen, Essen, Trinken und allerlei anderer Kurzweil.

Nicht weit vom Riesenaltar liegt ein anderer großer Felsen, welcher der Riesensarg heißt und ein Dritter, der die Teufelskanzel genannt wird, doch sind von ihnen keine Sagen mehr übrig.


Der Riesenstein

Wenn man von Zwingenberg die alte Bergstraße entlang gegen Darmstadt zu geht, kommt man da, wo der Malchesberg (Melibokus) oder Spitzberg sich zur Seite erhebt, an einen Granitfelsen. Die Sage erzählt, ein Riese habe einst auf dem Gipfel des Malchesbergs gestanden, da wo jetzt der Turm steht und sei Willens gewesen, einen Felsen in den Rhein zu werfen. Weil er sich aber nicht in acht genommen, sei ihm der Felsen aus der Hand geglitscht und dahin gefallen, wo er jetzt noch liegt.


Die Milseburg

Da wo jetzt die Liebfrauenkapelle auf der Milseburg steht, erhob sich vor Zeiten das Schloss des Riesen Mils, der ein arger Heide und ein geschworener Feind alles Christlichen war. Als er sah, wie sich die ganze Gegend zum Kreuze wandte und den Göttern abfiel, erboste er so sehr, dass er tot am Fuß seiner Burg hinfiel. Der Teufel begrub ihn unter den Trümmern seiner Burg und gab dem Berg Gestalt und Form eines Sarges. Später errichteten die Christen zuerst ein Kreuz, dann die Muttergotteskapelle auf seinem Gipfel.


Hünfeld

Hünfeld hat seinen Namen von den Hünen oder Riesen, welche vor Zeiten dort eine Schlacht schlugen, die drei Tage dauerte und wobei das Blut in hellen Strömen floss.


Hohenstein und Borstein

Auf einer Höhe hinter Reichenbach liegt der Hohenstein, ein mächtiger, anscheinend aus vielen gleichmäßig aufgeschichteten Felsstücken bestehender Steinblock, der einer begonnenen Mauer gleicht. Ganz ähnlich ist der auf der anderen Seite des Tals liegende Borstein. Die Riesen wollten nämlich vor Zeiten eine Brücke, andere sagen eine Kegelbahn über das Tal bauen, die aber nicht fertig geworden ist. Am Brunnen in Reichenbach liegt ein großer Felsblock, der sollte die Kugel geben und aus der Riesensäule wollten sie einen Kegel machen.

Die Riesenstange und das Riesenhaus in Worms

Zu Worms in der Kirche zeigt man eine Stange von 66 Werkschuh lang, die ein Riese geführt haben soll, der daselbst gelebt. Auch soll daselbst noch ein altes, hohes und großes Haus zu sehen sein, mit einem weiten und hohen Tor, das Riesenhaus genannt.


Die Altenburg bei Dauernheim

Auf der Altenburg hatte ein Riese seine Wohnung. Der neckte oft die Zwerge, welche ihre Burg an der wilden Frau Gestühl hatten. Diese riefen, der Plagereien müde, endlich ihres Gleichen zu Hilfe, und zogen der Altenburg zu, um dieselbe zu stürmen. Als der Riese die Zwerge in so großer Zahl heranziehen sah, verzweifelte er an seiner Stärke und beschloss zu fliehen. Dies führte er aus, indem er auf einem Karren am südlichen Abhang der Altenburg hinabfuhr. Die Geleise, welche die Räder in dem Boden bildeten, sieht man noch heut zutage in dem Felsen.


Heinzelmännchen

Auf einem adligen Schloss wohnte vor längerer Zeit ein Heinzelmännchen, welches ganz vertraut mit der Familie lebte. Es trug ein rotsamtenes Röckchen und Perlstiefelchen und wo es ging und stand, da war auch Glück. Besonders zärtlich hing es an der jüngsten Tochter des Schlossherrn und hütete sie, wie man zu sagen pflegt, wie seinen Augapfel, tat ihr auch alles zu Liebe, was es ihr an den Augen ansah. Eines Tages kam ein junger Edelmann auf das Schloss, und als er das schöne Fräulein sah, entbrannte er in Liebe zu ihr, und sie erwiderte dieselbe. Da auch die Eltern nichts dagegen hatten, so sollte die Verlobung bald folgen. Das Heinzelmännchen hatte alles das mit Unwillen gesehen und sprach nun den Eltern wie der Braut zu, das dürfe nicht sein. Das Fräulein solle nicht heiraten, sondern ledig bleiben, wenn es nicht das Unglück der ganzen Familie auf seinem Gewissen haben wolle. Da wurden die Eltern wohl nachdenklich, das Fräulein aber bestand auf der Heirat und setzte seinen Willen leider durch. Von dem Augenblick an schlich Heinzelmännchen betrübt im Schloss umher. Es schien ganz lebenssatt zu sein, es riet noch immer ab, warnte immer ernstlicher. Aber da half alles nicht, der Hochzeitstag wurde festgesetzt. Als nun die Brautleute vor dem Altar standen und der Geistliche sie einsegnete, geschah plötzlich ein starker Schlag und vor den Altar fielen das Röckchen und die Perlstiefelchen vom Heinzelmännchen nieder. Seitdem wurde es nicht mehr gesehen, aber mit ihm war auch der alte Vorsput weg und blieb weg und die Familie kam nie wieder zu rechter Blüte.


Spuk im Stall

Fünf Burschen kamen zu einem Bauern, bei dem sie dreschen sollten. Als sie mit der Arbeit fertig waren, aßen sie zu Nacht und wurden in den Stall einlogiert. Da schliefen sie aber kaum, als es anfing, die Gäule von der Krippe loszubinden und zu plagen, sodass sie sprangen und stampften, und endlich auch den Burschen die Decken vom Leibe zu reißen. Das dauerte bis gegen Morgen, dann wurde es ruhiger. Einem der Burschen gefiel das gar nicht und er beschloss, in der folgenden Nacht Acht zu geben, wer ihnen diese Streiche eigentlich spiele. Da sah er, wie aus einem kleinen Loch ein Männlein schlüpfte, das ein eckiges Hütchen trug und sich alsbald an die Gäule machte. Da verkroch er sich unter die Decke und wagte nicht mehr, den Kopf herauszustrecken, ließ auch alles ruhig geschehen. Am folgenden Morgen erzählte er die Sache den anderen Burschen und alle zogen ab und wollten nicht weiter bei dem Bauern arbeiten.