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Curumilla – Zweites Buch, Kapitel 2

Gustave Aimard
Curumilla
Zweites Buch
Eine Abenteuergeschichte aus dem Jahr 1861
Kapitel 2 – Der Hahnenkampf

Der Graf von Prèbois-Crancé sah, indem er nach la Magdalena marschierte, zwei gründe. Erstens wollte er sich mit den reichen Hacienderos und den Alkaden, der mit der mexikanischen Regierung unzufriedenen Pueblos, in Verbindung setzen, um zu versuchen, sie durch die Schilderung der Vorteile, welche sie durch die Unabhängigkeit, die er ihnen bot, genießen würden, zu bestimmen, sich zu ihm zu halten. Zweitens beabsichtigte er, den General Guerrero durch die strategische Lage von la Magdalena zu schrecken, indem er scheinbar jede der drei Hauptstädte von Sonora bedrohte.

Sobald der Krieg erklärt war, hatte der General die Völker in jener pompösen prahlerischen Art, die den Mexikanern eigen ist, die aber nur die Törichten blendet, aufgerufen.

Die Bewohner von Sonora empfanden wenig Interesse für die Regierung und hatten wenig Lust, sich in die persönlichen Streitigkeiten des Generals zu mischen, blieben daher zu Hause und beantworteten den sogenannten patriotischen Aufruf ihres Vorgesetzten mit Stillschweigen, und zwar um so mehr, als die Franzosen seit den vier Monaten, die sie in Sonora weilten, sich auf allen ihren Streifzügen gegen die Einwohner so musterhaft benommen hatten, dass nie eine Klage gegen sie geführt worden war.

Der General, welcher einsah, dass seine Absichten vereitelt waren, schlug einen anderen Weg ein. Er hatte sich seines militärischen Ansehens bedient, um Aushebungen und erzwungene Anwerbungen zu veranstalten. Damit begnügte er sich aber nicht, sondern verhandelte mit den Hiaqui und Opata, um seine Armee zu verstärken.

Er beabsichtigte anfangs auch die Apachen anzuwerben, doch war diesen durch die harte Lehre, welche sie von den Franzosen erhalten hatten, vorläufig die Kriegslust vergangen, sodass sie sich in ihre Wildnis zurückzogen, ohne auf neue Vorschläge hören zu wollen.

Indessen war es jedoch dem General Guerrero gelungen, eine ansehnliche Streitmacht zusammenzubringen.

Seine Armee belief sich auf beinahe zwölftausend Mann, was gegen die geringe Anzahl, die der Feind ins Feld führen konnte, eine gewaltige Macht war.

Wir müssen dem General trotz seiner zahllosen Prahlereien und seiner fortwährenden Märsche und Gegenmärsche, die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu bekennen, dass er vor seinem Feind unwillkürliche Achtung oder vielmehr eine wohlbegründete Furcht hegte, welche ihn bestimmte vorsichtig zu sein und sich nie den französischen Vorposten zu sehr zu nähern.

Er begnügte sich damit, die Bewegungen des Grafen genau zu überwachen und die drei Straßen militärisch zu besetzen, damit er sich rasch zu dem von den Abenteurern bedrohten Ort wenden könnte.

Sonderbarerweise haben die Südamerikaner trotz der Jahrhunderte, welche bisher verflossen und sie fast rein spanischer Abstammung sind, die abergläubische Furcht nie überwinden können, welche ihnen die europäischen Eroberer einflößen.

Die Heldentaten jener tapferen Abenteurer leben noch in aller Munde, und zu der Zeit der Unabhängigkeitserklärung ist es mehr wie einmal geschehen, dass eine kleine Zahl Spanier sich nur zu zeigen brauchte, um eine Menge mexikanischer Aufständischer in die Flucht zu jagen.

Der schlagendste Beweis für diese Behauptung liefert der Umstand, dass dreihundert französische Abenteuer, die sich allein in einem unbekannten Lande befanden, dessen Sprache die Meisten nicht verstanden, imstande waren, eine Armee von zwölftausend Mann, deren Anführer als erfahrene Soldaten galten, in Schach zu erhalten und nicht nur den Staat Sonora, in welchem sie sich aufgestellt hatten, sondern den Bundestag in Mexiko selbst erschreckten.

Die Verwegenheit und Keckheit des Unternehmens, welches der Graf wagte, steigerte jenen Schrecken wo möglich noch mehr. Jenes Unternehmen war dermaßen tollkühn, dass die Verständigen nicht umhin konnten, anzunehmen, der Graf werde heimlich durch gewaltige Bundesgenossen unterstützt, welche nur des günstigen Augenblickes harrten, um sich zu zeigen.

Die Spione und Kundschafter des Grafen waren bemüht, jene Furcht immer wach zu erhalten. Die Kühnheit seiner Bewegungen, die Entschlossenheit, mit welcher er austrat und schließlich die Okkupation von la Magdalena, die ihm ohne Schwertstreich gelungen war, steigerten die Besorgnis der Regierung auf den höchsten Grad und machte diese über die Absichten des Franzosen oder Cabecillas, wie sie ihn nannten, immer zweifelhafter.

Gegen fünf Uhr morgens wurde der Vorhang vor dem Zelt des Grafen zurückgeschlagen und ein Mann trat ein.

Don Louis schreckte aus dem Schlaf empor, rieb sich die Augen, griff, indem er aufstand, mit beiden Händen nach seinen Pistolen und sagte in festem Ton: »Wer da?«

»Wer sonst als ich!«, versetzte der Ankömmling, »wer sollte es sonst wagen, hier einzutreten.«

»Valentin«, rief der Graf erfreut aus und warf seine Pistolen beiseite. »Sei willkommen, Bruder, ich wartete auf dich mit Ungeduld.«

»Danke«, antwortete der Jäger. »Hat dir Curumilla nicht meine Rückkehr für heute Nacht gemeldet?«

»Ja,« versetzte der Graf lachend, »überdies weißt du, wie leicht es ist, den Häuptling zum Reden zu bringen?«

»Sehr wahr. Nun, ich bringe dir die Nachrichten, welche er dir melden sollte, selbst und das ist vielleicht noch besser.«

Der Graf hatte sich angekleidet oder vielmehr seinen Rock und sein Zarapé wieder übergeworfen, denn er hatte sich völlig angekleidet auf sein Lager gelegt.

»Setze dich auf einen Equipal«, sagte er, »und lass uns miteinander reden.«

»Ich ziehe vor, hinauszugehen?«

»Wie du willst«, antwortete Don Louis, welcher vermutete, dass sein Freund besondere Gründe habe, um so zu handeln.

Beide verließen das Zelt.

»Capitain de Laville,« redete der Jäger den jungen Mann an, den er vor dem Zelt auf- und abgehend traf, »ich bitte um eine Begleitung von zehn Mann und ein paar Pferde für den Grafen und für mich.«

»Gleich?«

»Ja, wenn es möglich ist.«

»Sehr wohl.«

»Verlassen wir das Lager?«, fragte Louis, sobald sie allein waren.

»Wir gehen nach la Magdalena«, antwortete der Jäger.

»Das ist sehr ungelegen in diesem Augenblick.«

»Warum denn?«

»Weil ich die Antwort des Generals erwarte.«

»Dann kannst du getrost kommen«, antwortete der Jäger mit einem spöttischen Lächeln, »denn jene Antwort wird gar nicht eintreffen. Die Botschaft des Generals war nur eitler Schein, um deine Wachsamkeit zu täuschen.«

»Oho! Bist du dessen sicher?«

»Das will ich meinen!«

In dem Augenblick kamen die zur Begleitung bestimmten Soldaten herbei.

Louis und Valentin schwangen sich in den Sattel.

Es war höchstens sechs Uhr morgens. Die Gegend war einsam und die vom Morgenwind bewegten Baumwipfel schüttelten die schweren Tautropfen von ihren Blättern und ließen sie auf das Gras herunterregnen. Die Sonne sog die dichten Dünste auf, die von der Erde ausstiegen, und unter dem Laub stimmten die erwachenden Vögel ihr Morgenlied an.

Die beiden Freunde schritten ihrem Gefolge etwas voran und ritten gedankenvoll, mit schlaff herabhängenden Zügeln nebeneinander her, während sie die prächtige Landschaft, die sich vor ihnen ausbreitete, mit zerstreuten Blicken betrachteten.

Schon wurden die ersten Häuser des Pueblo sichtbar und lächelten ihnen aus den umgebenden Gebüschen von Floripondios und wildem Wein hinter einer Biegung des Weges entgegen. Louis hob den Kopf.

»Gewiss«, sagte er, wie zu sich selbst, »ich schwöre bei Gott, dass es das letzte Mal sein soll, dass es dem General Guerrero gelingt, mich zu foppen. Offenbar hat der Oberst Suarez mein Lager nur in der Absicht betreten, um zu sehen, in welchem Zustand wir uns befinden.«

»Aus keinem anderen Grund.«

»Wo gehen wir denn eigentlich hin?«

»Wir werden einem Hahnenkampf beiwohnen.«

»Einem Hahnenkampf beiwohnen?«, fragte der Graf erstaunt.

Der Jäger warf ihm einen bedeutsamen Blick zu. »Ja«, antwortete er. »Du wirst wahrscheinlich wissen, oder wenn es nicht der Fall sein sollte, erfährst du durch mich, dass stets die schönsten Hahnenkämpfe bei dem jährlichen Fest des Schutzpatrons von la Magdalena hier stattfinden.

»So«, antwortete Louis gleichgültig.

»Ich bin überzeugt, dass es dir Vergnügen machen wird«, fuhr Valentin im neckenden Ton fort.

Der Graf begriff vollkommen, dass der Jäger nur deshalb so rede, um diejenigen zu täuschen, die ihn etwa belauschten. Und er schwieg in der Überzeugung, dass sich bald alles aufklären werde.

In dem Augenblick betrat die kleine Truppe das Pueblo, dessen Häuser allmählich geöffnet wurden und dessen eben erwachte Einwohner ihnen im Vorübergehen fröhlich und freundschaftlich zulächelten.

Nachdem sie zwei bis drei Straßen langsam durchschritten hatten, hielt die Truppe auf einen Wink Valentins vor einem ziemlich ärmlich aussehenden Haus, dass sich von den übrigen durch nichts auszeichnete und den Blicken der Fremden nichts Sehenswertes bot.

»Es ist hier«, sagte der Jäger.

Sie hielten und stiegen ab. Hierauf erteilte Valentin dem Anführer der Truppe den gemessenen Befehl, nebst seinen Leuten im Sattel zu bleiben, und bis zur Rückkehr des Grafen weder nach rechts noch links abzuschwenken. Dann klopfte er bescheiden an die Tür, welche sich sofort öffnete. Sie traten beide ein und die Tür schloss sich hinter ihnen, ohne dass sich jemand blicken ließ.

Kaum eingetreten führte der Jäger seinen Begleiter in ein Cuarto, dessen Tür er mit einem Schlüssel öffnete, welchen er aus seiner Tasche zog.

»Mache alles, wie ich«, sagte, er, indem er seinen Hut von Vigognehaar und sein Zarapé ablegte und gegen einen Mantel und einen breitkrempigen Strohhut umtauschte.

Der Graf tat wie ihm geheißen.

»Jetzt komm.«

Beide hüllten sich sorgfältig in ihre Mäntel, drückten den Hut tief in die Augen und verließen das Haus durch eine versteckte, in der Mauer angebrachte Tür, die in das Nebenhaus führte, welches sie gleichfalls leer fanden und durchschritten, um wieder auf die Straße zurückzukehren.

Während der kurzen Zeit, die sie im Haus zugebracht hatten, hatte das Pueblo ein völlig verändertes Aussehen gewonnen. Die Straßen waren voller Menschen, welche hin- und wieder gingen, und überall sah man Kinder und Leperos, welche eine Art kleine Böller und Schwärmer abbrannten und den Knall mit Jubelgeschrei und Gelächter begleiteten.

Im ganzen spanischen Amerika und besonders in Mexiko wird kein einigermaßen bedeutendes Fest begangen, ohne Schwärmer und Feuerwerke abzubrennen. Das Knallen der Frösche gilt für den Gipfelpunkt der Freude.

Dabei fällt uns eine sehr charakteristische Anekdote ein.

Einige Zeit, nachdem die Spanier vollständig aus Mexiko vertrieben worden, fragte König Ferdinand eines Morgens einen reichen Mexikaner, der sich an den spanischen Hof geflüchtet hatte:

»Was werden wohl in dem Augenblick Eure Landsleute treiben, Señor Don Louis de Cerda?«

»Majestät«, antwortete der Mexikaner mit feierlichem Ernst, indem er sich vor dem König verneigte, »sie brennen Schwärmer ab.«

»Aha!«, sagte der König und ging vorüber.

Einige Stunden später redete der König den Edelmann abermals an. Es war zwei Uhr nachmittags.

»Und jetzt«, fragte er heiter, »was treiben sie jetzt?«

»Majestät«, antwortete der Mexikaner mit demselben feierlichen Ernst, »sie fahren fort Schwärmer abzubrennen.«

Der König lächelte, erwiderte aber nichts. Am Abend aber richtete er wieder dieselbe Frage an den Edelmann, welcher mit unerschöpflichem Gleichmut antwortete:

»Mit Verlaub, Majestät, sie brennen immer und immer mehr Schwärmer ab.«

Dieses Mal konnte der König nicht länger an sich halten und brach in ein schallendes Gelächter aus, was um so auffallender war, als jener Fürst nicht in dem Ruf stand, besonders scherzhaft aufgelegt zu sein.

Die Mexikaner frönen drei ausschließlichen Leidenschaften: dem Montéspiel, den Hahnenkämpfen und dem Abbrennen von Schwärmern. Wir glauben dass die Letztere am tiefsten Wurzeln bei ihnen geschlagen hat. Die Masse des Pulvers, welches man in Mexiko auf solche Weise verpufft, ist ganz unberechenbar.

Man brannte also Schwärmer in allen Straßen und auf allen Plätzen von la Magdalena ab, sie prasselten fortwährend unter den Füßen unserer beiden Freunde, welche bereits lange genug mit den mexikanischen Sitten vertraut waren, um das Feuerwerk nicht weiter zu beachten, sondern ihren Weg unbehindert fortsetzten und sich so gut sie konnten, durch die bunte Menge durchzudrängen suchten, welche aus Indianern, Mestizen, Siegern, Zambos, Spaniern, Mexikanern und Nordamerikanern bestand, und lebhaft um sie her, auf- und ab wogte.

Endlich betraten sie ein Gässchen, welches ungefähr von der Mitte der Calle San Pedro seitwärts führte.

»Höre«, sagte Louis, »wollen wir wirklich einem Hahnenkampf beiwohnen?«

»Gewiss«, antwortete Valentin lächelnd, »lass mich nur machen, ich habe dir ja gesagt, dass es dich interessieren würde.«

»Welcher Einfall,« versetzte der Graf mit gleichgültigem Achselzucken. »Du hast verteufelt verrückte Ideen.«

»Schon gut, schon gut!«, sagte Valentin lachend, »wir werden ja sehen. Wir sind übrigens angekommen.«

Sie traten, ohne ein Wort hinzuzufügen, in ein Haus.

In Mexiko gibt es kein Vergnügen, was nächst dem Monté und etwa den Feuerwerken so allgemeines Interesse erregt als ein Hahnenkampf, der nicht nur von den niedrigen Klassen der Gesellschaft eifrig besucht wird. In dieser Hinsicht gibt es keinen Unterschied zwischen dem Präsidenten der Republik und dem einfachsten Bürger, zwischen dem kommandierenden General und dem ärmsten Lepero oder dem höchsten Würdenträger der Kirche und dem unbedeutendsten Sakristan. Weiße, Schwarze, Mestizen und Indianer, mit einem Wort das ganze Volk drängt sich eifrig zu dem blutigen Schauspiel, das von höchstem Interesse ist.

Der Kampfplatz wird folgendermaßen angeordnet: Hinter einem Haus wählt man einen geräumigen, eingezäunten Platz, in dessen Mitte sich ein kreisförmiges Amphitheater erhebt, welches fünfzig bis sechzig Fuß im Durchmesser hat. Dasselbe ist aus Backsteinen erbaut und von außen und innen sorgfältig mit Mörtel beworfen.

Fünf leiterförmige Reihen übereinander sich erhebende Sitze füllen den inneren Raum des Baus vollständig aus.

Bis die Türen geöffnet werden, erblickt niemand das zum Kampf auserlesene Geflügel.

Endlich, nachdem das Publikum eingelassen wurde, bringt man die Hähne herbei. Die Wettenden kaufen jeder einen, welchen man dem Zurichter übergibt, der für die einleitenden Vorbereitungen zu sorgen hat.

Jene Vorbereitungen sind übrigens sehr einfach. Die Sporen, welche man einige Tage zuvor den Hähnen abgeschnitten hatte, werden durch künstliche ersetzt, die aus einer Klinge von glattem Stahl bestehen, welche ungefähr drei Zoll lang ist und etwa eine Breite von einem halben Zoll an der Wurzel haben, sich leicht nach oben krümmen, in einer Spitze enden und an der äußeren Kante geschärft sind. Diese Sporen werden durch Schlösser an dem Bein befestigt.

Nachdem die Hähne auf solche Weise zum Kampf vorbereitet wurden, werden sie von den Zurichtern, die sie in die Luft emporhalten und der Musterung der Versammlung unterwerfen, um ihre Wetten bestimmen zu können, in der Arena umhergetragen.

Es werden auf solche Kampfhähne unglaubliche Summen verwettet. Viele richten sich dabei vollständig zugrunde.

In dem Augenblick, wo die Franzosen eintraten, hatte das Schauspiel bereits lange begonnen, sodass die besten Plätze besetzt waren und die Zuschauer dicht gegeneinander gedrängt in der Arena standen.

Da unsere beiden Freunde aber keineswegs in der Absicht kamen, tätigen Anteil an dem Schauspiel zu nehmen, setzten sie sich bescheiden auf die Einfassungsmauer, wo ihnen eine Anzahl zerlumpter Leperos, die zu arm waren, um zu wetten, Gesellschaft leisteten und mit neidischen Blicken und verbissenem Grimme die Glücklichen betrachteten, die sich zu ihren Füßen schreiend und lärmend drängten und stießen.

Die Aufregung hatte ihren Gipfel erreicht. Alle Augen waren auf die Arena gerichtet, wo seltsamerweise, ein einziger Hahn neun Gegner nach und nach besiegt hatte.

Die Franzosen benutzten die Spannung der Zuschauer, um sich unbemerkt vorbei zu stehlen und die besagten Plätze einzunehmen.

Nach einer Weile zündete Valentin ein Maispajillo an und beugte sich zu seinem Milchbruder, welchem er zuflüsterte: »Warte hier auf mich, ich werde gleich wieder da sein.«

Louis nickte beifällig mit dem Kopf.

Valentin stand mit gleichgültiger Miene auf, schritt nachlässig die Stufen hinunter und es gelang ihm, sich mit der Zigarre im Mund unter die Zuschauer zu drängen, welche die Arena umstanden.

Der Graf verfolgte ihn eine Zeit lang mit den Blicken, verlor ihn aber bald unter der Menge aus den Augen.

Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Arena und fühlte sich unwillkürlich von dem Reiz jenes seltsamen Schauspiels angezogen und verfolgte es mit einer Art von Vergnügen.

Die Kämpfe folgten sich rasch aufeinander und boten immer neue, aber stets spannende Abwechselung.

Schon fing der Graf an, sich über die lange Abwesenheit seines Milchbruders zu wundern, der sich bereits seit einer viertel Stunde entfernt hatte, als er ihn plötzlich wieder vor sich stehen sah.

»Nun?«, fragte er.

»Nun«, antwortete Valentin in kastilischer Sprache, »es scheint, dass ich recht hatte, als ich vermutete, dass die Hähne des Don Rodriguez Wunder tun würden. Komm doch und sieh dir die Sachen in der Nähe an. Ich versichere dir, dass es sehenswert ist.«

Der Graf stand, ohne zu antworten auf, und folgte ihm.