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Satans Fluch

Amanda McGrey
Satans Fluch
Buchreihe: Sherlock Holmes in »Die neuen Fälle« Band 1

Krimi, Mystery, Taschenbuch, Romantruhe Buchversand, Kerpen-Türnich, April 2014, 240 Seiten, 12,95 Euro, ISBN: 9783864730065, Layout: YouKay
www.romantruhe.de

»Es ist kurz vor Mitternacht – vor vier  Tagen, Nebel wabert um den Hügel der Kirche und den alten Friedhof. Mr. North kommt von einem späten Besuch bei seinem Schwager und trifft vor der Kirche Reverend James McColm. […] Wenig später läutet die Totenglocke und Mr. North sieht Satan im Glockenturm das Seil schwingen. Seitdem ist der Pfarrer weg. Das sind die Fakten.«

Aus: Satans Fluch


Satans Fluch
Der Bürgermeister der kleinen Landgemeinde Greenshore bittet Sherlock Holmes um seine Hilfe. Einige Tage zuvor habe er selbst das Verschwinden des Gemeindepfarrers auf dem nächtlichen Friedhof von Greenshore beobachtet, nachdem er sich kurz mit diesem unterhalten hatte. Unmittelbar nach dem Verschwinden soll der Teufel persönlich im Glockenturm der Kirche gestanden und die Totenglocke geläutet haben.

Tote Vögel
Ein Farmer wird ohne erkennbare Ursache tot an seinem Frühstückstisch aufgefunden. Scheinbar in der Bewegung erstarrt. Inspektor Lestrade kann sich darauf keinen Reim darauf machen und bittet den Meisterdetektiv um seine Hilfe. Dieser schließt aus den Indizien – u.a. eine Ansammlung toter Vögel – auf ein Verbrechen mit verheerenden politischen Ausmaßen

Mörder-Schach
Der junge Inspektor McDouglas aus Essex  Ein Unbekannter hat Sir Eustace Montague zu einer Partie Briefschach herausgefordert, doch die Nachrichten, die der Sir erhält, deuten auf eine Bedrohung hin. Auf dessen Landsitz angekommen, erfahren Holmes und Watson, dass der Stallknecht getötet und eines der Rennpferde Montagues aus dem Stall gestohlen wurde. Holmes Ermittlungen deuten jedoch in eine andere Richtung.

Die verlorenen Schuhe
Eine Tote ohne Schuhe wird im Regents Park aufgefunden. Mycroft Holmes sorgt sich um die politische Stabilität Europas und ein verängstigter Schäfer sucht Holmes auf, um von einem geheimnisvollen Schafsterben zu berichten.

Das Bildnis der Doria Hamilton
Sir Edward Spencer spricht in einer mysteriösen Angelegenheit in der Baker Street vor. Seine Verlobte, Lady Doria habe in letzter Zeit ein unruhiges Verhalten gezeigt. Eines Nachts floh sie sogar aus dem Wohnhaus in die nahe Kapelle. Spencer verfolgte sie, doch in der Kapelle angekommen, war Doria verschwunden. Dafür zeigte ein Gemälde, das zuvor lediglich die Freitreppe des Anwesens darstellte, nun auch die winkende Gestalt Lady Dorias.

Drachen über Chelsea
Der von Bissspuren gezeichnete Leichnam von Sir Archibald Orston wird nahe seinem Anwesen in Chelsea an ein Holzkreuz genagelt aufgefunden. Gibt es Zusammenhänge zu den verschwundenen Schafen in der Gegend oder zu der Zeitungsmeldung, nach der ein Landarbeiter einen Flugdrachen gesehen haben will?

»Sherlock Holmes stand wohl fünf Minuten bewegungslos, ohne den Blick von diesem entsetzlichen Gesicht zu wenden. Nur die gelegentlichen Rauchwolken aus seiner Pfeife zeigten an, dass er sich real bei der Sache befand. Dann schob er langsam die Bruyere-Pfeife in den anderen Mundwinkel und schritt ganz langsam um den Tisch herum. Immer den Blick auf das Gesicht des toten Farmers gerichtet.«

Aus: Tote Vögel

Auch der Romantruhe Buchversand, der in der Funktion eines Verlages bereits eine ganze Reihe Eigenprodukte am Start hat, hat mit Satans Fluch eine Sherlock Holmes-Buchreihe gestartet. Zunächst wird diese von den Hausautoren Amanda McGrey (Die Corsarin) und Gunter Arentzen (Christoph Schwarz, Die Schatzjägerin) verfasst. Im Bereich der Hörspiele ist Romantruhe Audio mit Sherlock Holmes & Co. und Sherlock Holmes in »Die neuen Fälle« bereits einige Zeit in Sachen Sherlock Holmes aktiv. Mit der gleichnamigen Hörspielreihe hat die Buchreihe jedoch nichts zu tun. Hier werden andere »Neue Fälle« geboten.

Laut Autorenvita verehrt Amanda McGrey den Holmes-Erfinder Arthur Conan Doyle und hat nun die Gelegenheit ergriffen, »neue Fälle des berühmten Meisterdetektivs für den Leser zu Papier zu bringen«. Wie viele der doyleschen Originalfälle spielen Amanda McGreys Erzählungen zunächst mit dem scheinbar Unerklärlichen. Sie deuten das Phantastische an, das sich allerdings am Ende stets rational erklären lässt. In einigen Fällen drohen darüber hinaus weitreichende politische Komplikationen, was Mycroft Holmes mit auf den Plan ruft.

Inhaltlich kann sich Satans Fluch durchaus mit den »Kollegen« z.B. aus dem Fabylon-Verlag messen. Der Lesegenuss wird jedoch empfindlich von stilistischen Aussetzern getrübt. Obwohl laut Angaben ein Lektorat stattgefunden hat, ist diesem einiges durchgerutscht, was den Lesefluss einige Male ins Stocken bringt. Z.B. darf bezweifelt werden, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts Ausdrücke wie »ausrasten« oder »Ich habe die Faxen dicke!« an der Tagesordnung waren. An einer Stelle rutscht Doktor Watson sogar ein »Du« heraus, als er Holmes anspricht. Von einigen Rechtschreib- und Ausdrucksfehlern gar nicht zu reden (»Das Pfarrhaus war unter den Donnerschlägen regelrecht vibriert«).

Auch die Aufmachung und Verarbeitung des Buches lassen zu wünschen übrig. Das umlaufende Covermotiv ist grundsätzlich gut gelungen, mal was anderes, jedoch sind die Coverangaben (Reihenname, Titel, Autorenname, Verlag) ohne Sinn für Proportionen und Abstände wie eine Sammlung beliebiger WordArt-Beispiele darübergelegt. Gleiches gilt für die Schriftartensammlungen im Inneren. Das Buchcover besteht aus einfachem Karton, der recht schnell Lesespuren annimmt. Dass es aus dem Hause Romantruhe eigentlich besser geht, zeigen beispielsweise die Geisterspiegel-Anthologien.

Im Textteil erwartet den Leser ein unnötig großzügiges Schriftbild. Alles in allem hätte für das Buch ein normales Taschenbuchformat absolut ausgereicht.

Fazit:
Stories Top, klassische Fälle mit Antäuschung ins Phantastische, Lektorat, Layout und Verarbeitung verbesserungswürdig.

(eh)

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