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Westernkurier 08/2009

Nomen est omen

Auf ein Wort, Stranger,
denn heute heißt es Nomen est omen.

Sein Name war Programm, denn er hieß nicht nur Short, sondern er war es auch, und das in jeder Minute seines kurzen aber gewalttätigen Lebens.

Er war knapp 1,60 groß, wog nur etwas über 120 Pfund und zog seinen kurzläufigen Navy-Colt so schnell, dass mindestens ein Dutzend Gegner relativ kurz (wie es schon der Titel der Kolumne andeutet) und schmerzlos ihr Ende fanden, weil sie es wagten, sich ihm in den Weg zu stellen.

Die Rede ist hier von Luke Short, einem Mann, der zwar neben einem Buffalo Bill oder einem Billy the Kid beinahe unscheinbar wirkte, der aber nichtsdestotrotz einer der gefährlichsten Revolverhelden des Wilden Westens war.

Wer aber war dieser Mann, der den Typus eines Cowboy, Spieler, Saloonbesitzer, Indianerhändler und Gunmen zugleich so perfekt repräsentierte?

Er wurde 1854 als Sohn eines Farmers in Mississippi geboren. Zwei Jahre später zog es die Familie nach Texas, wo es besseres Siedlungsland gab.

Dort wuchs Luke auf.

Eine unbeschwerte Kindheit lernte er nie kennen. Das Leben war kärglich, eintönig und hart, deshalb drängte es ihn schon bald, sein Elternhaus zu verlassen. Der schmächtige Junge träumte davon, hart, groß, zäh und stark zu werden. Schon als Vierzehnjähriger suchte er sich Arbeit als Cowboy, die ihn aber aufgrund seiner körperlichen Konstellation völlig überforderte.

1870 aber, nach dem er einen Rindertrail nach Dodge City mitgemacht hatte, erkannte er seine wahre Bestimmung.

Er zog herum und sammelte seine ersten Erfahrungen in zwielichtigen Spelunken und Bordellen. 1876 tauchte er schließlich in Sidney, Nebraska, auf. In South Dakota, dem Nachbarstaat, war Gold gefunden worden und Tausende strömten in das Gebiet, das vertraglich eigentlich den Sioux und Cheyennes gehörte. Mit einem namentlich nicht bekannten Trader baute er einen kleinen Handelsposten auf und verkaufte heimlich Waffen und Schnaps an die Indianer. Aber schon bald gab es dabei Schwierigkeiten, und als eine Gruppe Indianer versuchte, ihm seine Waren abzunehmen, erschoss er kurzerhand sechs von ihnen.

Daraufhin wurde natürlich die Army auf ihn aufmerksam, aber bevor die Behörden zugreifen konnten, setzte sich Short rechtzeitig ab. 1878 tauchte er in der Silberminenstadt Leadville in Colorado auf, begann sich seinen Lebensunterhalt am Spieltisch zu verdienen und erschoss seinen ersten Mann im direkten Revolverduell.

Es sollte nicht sein einziger Gunfight bleiben.

1879 erreichte er Dodge City als gefürchteter Mann. Dort freundete er sich rasch mit Deputy-Marshal Wyatt Earp und County-Sheriff Bat Masterson an und bekam dadurch Zugang zu den wichtigsten Spielhallen der Stadt, wo das große Geld zu verdienen war.

Und Short machte das große Geld.

Er wurde die berühmte Ausnahme aller Gambler, denn er spielte immer ehrlich. Er arbeitete nie mit irgendwelchen Tricks, seine Kaltblütigkeit und seine fast schon legendäre Nervenstärke machten aus ihm einen der erfolgreichsten Spieler Dodge Citys. Dann folgte er Wyatt Earp nach Tombstone. Gemeinsam mit Doc Holliday ließ er sich im Oriental Saloon nieder.

Aber er blieb nicht lange.

Nachdem er erkannt hatte, dass es den Gebrüdern Earp in Tombstone nur um politische Macht ging, hielt es ihn nicht länger in Arizona. Er hatte nie Ambitionen, sich in die Politik einzumischen, er wollte einfach nur Geld verdienen.

Als er am 25. Februar 1881 den Falschspieler Charlie Storms am Spieltisch erschossen hatte, brach er seine Zelte in Tombstone ab und kehrte wieder nach Dodge City zurück.

Im legendären Long Branch Saloon wurde er mit offenen Armen aufgenommen. Short spielte bereits nach kurzer Zeit mit dem Gedanken, sich in Dodge City endgültig niederzulassen und mit seinen Gewinnen am Spieltisch eine bürgerliche Existenz aufzubauen.

Am 6. Februar 1883 bot sich ihm die Gelegenheit, einen Anteil am Long Branch Saloon zu erwerben. Er griff sofort zu, aber bereits wenig später war es mit dem Frieden in Dodge City vorbei und damit jetzt leider auch für diese Kolumne.

Das Leben dieses Mannes birgt noch so viele Abenteuer, dass, um diese alle zu erzählen, es den Rahmen des Western-Kuriers sprengen würde. Deshalb folgt demnächst der zweite Teil über das Leben und Sterben eines der gefürchteten Gunfighter des Wilden Westens. Dabei kommen erneut historische Ereignisse und Orte zur Sprache, die der Westernfan wahrscheinlich mit Sicherheit schon einmal gehört hat. Ich denke da an den sogenannten Piano-Krieg, an Fort Worth und Shorts schicksalhafte Begegnung mit einer anderen großen Person seiner Zunft. Die Rede ist hier von Jim Courtright, einer weiteren tragischen Figur im Westen, die beispiellos für die Zerrissenheit jener Zeit steht.

In diesem Sinne,

bis die Tage, euer Slaterman

Bildquellen:

(Slaterman)