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Starke Frauen III

Antoinette Louisa Brown Blackwell
Die Urmutter der Frauenrechtsbewegung

Wer den Geisterspiegel regelmäßig liest, weiß, dass wir in dieser sporadisch erscheinenden Kolumne gerne Frauen vorstellen, die mit ihrer Art und Weise zwar nicht unbedingt den Lauf der Welt veränderten, aber dennoch einen gewissen Einfluss auf manche Dinge in der Geschichte hatten.

Keine Legenden wie Kleopatra oder Jeanne d´Arc, sondern Frauen von nebenan, weibliche Wesen mit dem gewissen Etwas, starke Frauen eben.

So wie Henriette Arendt, die ersten Polizistin Deutschlands, die zwar an ihrer Aufgabe scheiterte, aber den Weg für nachfolgende Frauengenerationen in diesem Beruf ebnete, oder Rosa Segale, die als Schwester Courage in die Geschichte des Wilden Westens einging.

Antoinette Blackwell gehört ebenfalls zu dieser Linie.

Um sie zu beschreiben, sind nur wenige Worte nötig: Abolitionistin, Pastorin und Schriftstellerin sind dabei die treffendsten.

Geboren am 20. Mai 1825 in Henrietta, New York, als das siebte von zehn Kindern von Joseph und Abby Brown, zeigte sie bereits in jungen Jahren einen ungewöhnlichen Wissensdurst. Ihr Vater ließ sie an der Monroe-Akademie ausbilden, wo sie bereits mit sechzehn Jahren als Lehrerin angestellt wurde.

Aber sie wollte Pastorin werden, zu dieser Zeit jedoch ein unmöglicher Wunsch.

Antoinette, deren Spitzname Nettie war, ließ sich aber nicht abschrecken.

1846 zog sie nach Ohio und schrieb sich am Oberlin College ein. Dort lernte sie die gleichgesinnte, fast sieben Jahre ältere Lucy Stone kennen, mit der sie bald eine enge Freundschaft verband.

Gemeinsam kämpften sie gegen die Bestimmungen des Colleges, das Frauen in den Kursen und Vorlesungen nur zuhören, aber nicht sprechen durften. Brown studierte dann Theologie und machte 1850 ihren Abschluss. Aber erst 1909 verlieh ihr das Oberlin-College nachträglich den theologischen Doktortitel.

Sie hatte inzwischen auf dem ersten nationalen Kongress der Frauenrechtlerinnen im Jahre 1850 eine derart flammende Rede gehalten, dass ihr Rednerinnentalent bald schon legendär wurde. Sie setzte sich für die Abschaffung der Sklaverei ein und nahm aktiv an der Temperenzbewegung teil.

1856 wurden die Frauenrechtlerinnen Lucy Stone und Antoinette Brown beinahe gleichzeitig Schwägerinnen, da sie innerhalb eines Jahres Henry und Samuel Blackwell heirateten, die beiden Brüder der bedeutenden Ärztinnen Elizabeth und Emily Blackwell.

In beiden Fällen wurde die Ehe als das neue Modell der Gleichheit geführt.

Obwohl Antoinette zwischen 1856 und 1869 fünf Töchter zur Welt brachte, zwei weitere Kinder starben bereits kurz nach der Geburt, ging sie mit der vollen Unterstützung ihres Mannes Samuel immer wieder auf lange Vortragsreisen.

Beide waren der Meinung, dass es nicht genüge, den Frauen die Arbeitswelt zu öffnen, sondern dass die Männer gleichzeitig lernen mussten, sich am Haushalt und der Kindererziehung zu beteiligen.

Ein Ansinnen, das zwar heute selbstverständlich ist, für damalige Zeiten aber geradezu revolutionär war.

Antoinette glaubte, dass Frauenerziehung und das Recht auf Arbeit genauso wichtig seien wie das Wahlrecht. Nicht nur politische, sondern auch die ökonomischen und sozialen Rollen mussten geändert werden.

1870 trat Brown zur Unitarischen Kirche über und versuchte, Wissenschaft mit Glauben zu verbinden. 1875 veröffentlichte sie das vielbeachtete The Sexes throughout Nature, worin sie neben den physiologischen Aspekten des Geschlechts auch die psychologischen untersuchte. Eines ihrer anderen Bücher Studies in General Science veranlasste viele damalige Persönlichkeiten wie Charles Darwin, lobende Worte zu schreiben.

1901 verstarb ihr Mann Samuel, Antoinette Brown Blackwell aber blieb bis ins hohe Alter weiter tätig.

Sie baute in Elizabeth, New Jersey, eine kleine unitarische Gemeinde auf, in der sie regelmäßig predigte, bereiste Alaska, Mittelamerika und Europa und veröffentlichte bis 1915 philosophische Schriften.

1920 übte sie – im Alter von 95 Jahren! – als Einzige von ihrer Generation von Frauenrechtlerinnen sogar ihr Stimmrecht zur amerikanischen Präsidentenwahl für Warren G. Harding aus.

Ihre Zitate sind noch heute unter Frauenrechtlerinnen Legende.

Eins steht fest. Ich fürchte mich nicht davor, zu tun, was mein Gewissen mir vorschreibt, egal was die Welt davon hält …

Die Frau muss sich allgemeiner und aufgeklärter einsetzen, sie sollte weniger an sich selbst und mehr an das Wohl der Gemeinschaft denken, während der Mann gleichfalls lernen muss, dass Nächstenliebe mit den endlosen kleinen, aber notwendigen Einzelheiten des Haushalts und seiner Mitglieder beginnt. Wir brauchen eine allgemeine Neufassung der Arbeitsteilung.

Antoinette Louisa Brown Blackwell starb am 5. November 1921 im Kreis ihrer kleinen unitarischen Gemeinde in Elizabeth in New Jersey.

Als First american woman ordained as Minister und Präsidentin der New Jersey Woman Suffrage Association ist sie in Amerika noch heute bekannt. Das Haus, in dem sie ihre Kindheit verbrachte, ist im National Register of Historic Places aufgelistet.

Entgegen ihrem Kosenamen Nettie war sie fürwahr eine starke Frau.

Quellenangaben:

(gs)

 

 

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