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Retreat #1 – Pandemie

Retreat #1 – Pandemie

Seit der Pest im Mittelalter eignete sich die Menschheit sehr viele Kenntnisse über mögliche Pandemien an. Hat die damalige Pest etwa drei Jahre gebraucht, um von Sizilien über Mitteleuropa bis nach Norwegen zu gelangen, verbreitete sich die Lungenkrankheit Sars in Windeseile über den Globus und brauchte dabei vom Ursprungsort in der südchinesischen Provinz Guangdong bis Kanada nur wenige Wochen. Es liegt vor allem daran, dass der Mensch heutzutage binnen kürzester Zeit Tausende Kilometer zurücklegen und überall auf der Welt Menschen infizieren kann, eher er selbst der Krankheit zum Opfer fällt.
Denkt man an Vogel- und Schweinegrippe, treten aus dem Unterbewusstsein die Bilder von toten Hühnern und Wildvögeln zutage. Diese Art von Bedrohung ist nicht gebannt worden. Dagegen entwickelte Impfstoffe dämmten zwar die Ausbreitung des Virus ein, konnten jedoch nicht die Ursache beseitigen. Auch die Gefahr einer Virenmutation, die eine direkte Übertragung der Krankheit von Mensch zu Mensch ermöglichen würde, existiert nach wie vor. Welche schwerwiegenden Folgen unter anderem eine solche Pandemie haben könnte, vermittelt uns die erste Folge Pandemie der Buchreihe Retreat von den renommierten Horrorautoren Craig DiLouie, Joe McKinney und Stephen Knight.

Das Buch

Craig DiLouie, Joe McKinney und Stephen Knight
Retreat #1
Pandemie

Horror, Thriller, Endzeit, E-Book, Luzifer Verlag, März 2014, 403 KB, 175 Seiten, 3,99 Euro, ASIN B00IS9E7TK, Cover von Timo Kümmel

Kurzinhalt:
Als eine neuartige Krankheit die Bürger von Boston in sadistische, lachende Killer verwandelt, kämpft ein Infanterie Bataillon darum, die Ordnung in der Stadt wiederherzustellen. Doch als die Zahl der Infizierten wächst, verliert das Bataillon die Kontrolle. Die Soldaten kämpfen ums nackte Überleben. Dabei sind sie gezwungen, die Menschen zu töten, deren Schutz sie einst unter Eid beschworen haben.
Während des aussichtslosen Kampfes empfängt das verlorene Bataillon die hoffnungsvolle Nachricht, Florida sei von den Infizierten gesäubert worden und die Army habe dort Stellung bezogen. Für Kommandant Harry Lee ist klar: Nur, wenn er seine Männer dorthin schaffen kann, besteht Aussicht auf Rettung. Aber dafür müssen die Soldaten Hunderte Meilen zurücklegen. Ein Weg durch ein Land, das von einem furchtlosen, übermächtigen und gnadenlosen Feind in ein Schlachtfeld verwandelt worden ist.

Die Autoren

Craig DiLouie ist freiberuflicher Marketingberater und Schriftsteller, der mit seiner Familie in Calgary, Provinz Alberta lebt.
Er ist Autor der Bestseller-Zombie-Romane Tooth and Nail (Salvo Press, April 2010), The Infection (Permuted Press, Februar 2011) und dessen Fortsetzung The Killing Floor (Permuted Press, April 2012), darüber hinaus The Great Planet Robbery, eine militärische Sci-Fi-Komödie und Paranoia, ein Psycho-Thriller.
Als Fachbuchautor hat er mehrere Non-Fiction-Bücher über Beleuchtung und elektrisches Design geschrieben. Sein nächster Horror-Roman Suffer the Children wird im Simon & Schuster Verlag New York am 20. Mai 2014 veröffentlicht werden.
Mehr unter www.craigdilouie.com

Joe McKinney kann man als einen der amtierenden Könige des Zombie-Genres bezeichnen, da sich seine Romane auch jenseits der wandelnden Toten in Geistergeschichten (Inheritance, Crooked House) wie zum Beispiel in Virus-Thriller (Quarantined) und hartgesottenen Romanen (Dodging Bullets) mit dieser Thematik beschäftigen. Allerdings hat McKinney seinen bisher größten Erfolg mit seiner Dead World-Serie erreicht, die aus Dead City (2006), Apocalypse of the Dead (2010), Flesh Eaters (2011) und Mutated (2012) besteht und von Kensington Books herausgegeben wurde. Abgesehen davon erhielt er den Bram Stoker Award für Flesh Eaters als Horrorautor.
Zeit seines Lebens ist McKinney Texaner, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er hat einen Master-Abschluss in Englischer Literatur und ist Polizeibeamter in San Antonio, wo er auch als Detective in der Mordkommission und als Spezialist für Katastrophenschutz arbeitet. Im September 2013 erschien sein Roman The Savage Dead.
Mehr unter joemckinney.wordpress.com

Stephen Knight veröffentlichte viele seiner Erfolgsgeschichten als Self-Publisher und kann als einer der besten Schriftsteller des Zombie-Genres bezeichnet werden. Niemand vermag Military-Zombie-Fiction mit so viel Autorität und charakterlicher Tiefe zu kreieren wie er. Stephen Knight ist, einfach ausgedrückt, eine Klasse für sich. Er ist Autor der Bestseller-Zombie-Apokalypse-Story The Gathering Dead und dem nachfolgenden Roman Left With The Dead. Knight schrieb den Horror-Thriller City of the Damned und das Actionabenteuer Hackett’s War.
Mehr unter knightslanding.wordpress.com

Leseprobe

Eins

Amerika. Boston. Christ Hospital.

Neunundvierzig Tage Quarantäne.

Erst sperrte man die Kranken ein. Später hielt man sie fern.

Die Welt da draußen starb. Sie verreckte – mit einem Lächeln auf den Lippen. Und dann würden die Klowns alles besitzen.

Die Sirenen waren schon vor langer Zeit verstummt, die Luft außerhalb des Krankenhauses Tag und Nacht erfüllt mit dem Donnern schwerer Artillerie. Die Army kämpfte um das, was noch übrig war.

Es war ein aussichtsloser Kampf

Zwei

Malaria, Cholera, die Schlafkrankheit und Leishmaniose. Das waren die Krankheiten, die Doktor John Braddock damals bekämpfte. In Afrika sah er Leute sterben, während sie aus den Augen bluteten, in Indien starben sie an Durchfall.

Doch diese neue Krankheit war anders. So etwas hatte er noch nie gesehen.

Verärgert blickte er auf das Ziffernblatt seiner Uhr. Oberschwester Robbins war zu spät dran.

Es war Zeit für ihre Berichte, und sie musste eine Runde drehen, um die Krankenblätter zu überprüfen. Dann galt es noch, die immer schlechter werdende Versorgung der Patienten zu besprechen.

Er kannte das Ergebnis bereits. Sie würden einige Patienten tot in ihren Betten finden und die Versorgung in allen Bereichen auf ein Minimum reduzieren müssen. Dennoch musste er alles schriftlich protokollieren. Normalerweise war das die Aufgabe der Chefärztin, aber sie hatte die Krankheit. Also fiel ihm diese Ehre nun zu.

Er schloss seine Augen und horchte. In der Pathologie schrie eine Frau. Schritte waren in einiger Entfernung zu hören und wiesen darauf hin, dass sich jemand von der Belegschaft näherte.

Als junger, idealistischer Arzt war Braddock damals der Organisation Ärzte ohne Grenzen beigetreten. Nach einigen Jahren in Asien und Afrika hatten sich die Schrecken, deren Zeuge er geworden war, immer tiefer in seine Seele gefressen. In Aleppo, einer Stadt in Syrien, waren die Leiber von Kindern bei einem Raketenangriff auseinandergerissen worden, nachdem sie sich für eine Masernimpfung in einer Reihe aufgestellt hatten. Im Südsudan starben Flüchtlinge an Malaria, weil Rebellen ein Krankenhaus geplündert hatten.

Nach der Rückkehr in seine Heimat war es ihm schwergefallen, sich wieder einzugliedern. Amerika lebte in einer Wohlstandsseifenblase. Er musste mit Leuten arbeiten, die er nicht verstand, und hielt seine Kollegen oft für kleinkarierte Egoisten. Die Krankenhausverwaltung und die Versicherungsunternehmen erzählten ihm ständig, was er zu tun oder zu lassen hatte, um Menschenleben zu retten. Damit kam er überhaupt nicht klar.

Braddock wanderte von Job zu Job. Niemand fühlte sich gewogen, ihn zum Bleiben zu bewegen. Er war ein groß gewachsener Mann, emotional und kulturfremd. Er schüchterte die Menschen ein. Um den Ärger zu betäuben, fing er an zu trinken; verlor dadurch jede Selbstachtung. Amerika, seine Heimat, fühlte sich wie ein weiteres fremdes Land an.

Ellen White, Chefärztin im Boston Christ Hospital, suchte Braddock in seinem schäbigen Hotelzimmer auf und bot ihm einen Job an. Ich glaube an dich, John. Das waren ihre Worte gewesen. Sie gab ihm einen Ort, den er ein Zuhause nennen konnte.

Er hörte mit dem Trinken auf, und auch gegen das System zu kämpfen. Er verarbeitete sein Trauma, praktizierte wieder als Arzt. Im Laufe der Zeit fühlte er sich sogar wieder nützlich und wusste, dass er White buchstäblich sein Leben verdankte. Sie hatte ihn von den Toten zurückgeholt.

Dann fing sie sich die Krankheit ein. So viele Kollegen waren gegangen, um bei ihren Familien zu bleiben. Sie hatten die Patienten seiner Obhut überlassen. Es war eine unmögliche Aufgabe, aber er wollte White nicht enttäuschen. Er wollte ihnen allen – und nicht zuletzt sich selbst – beweisen, aus welchem Holz er geschnitzt war.

Schuhe hämmerten über den Flur. Er öffnete die Augen. Robbins näherte sich.

»Dr. Braddock«, sagte sie. In ihrer Stimme schwang Panik mit.

Eine weitere Krise. Adrenalin floss durch seinen Körper. Er begrüßte es wie eine Droge.

»Soldaten«, sagte sie. »Sie sind im Krankenhaus.«

»Die Army? Hier?«

»Sie haben Gewehre.«

»Sie sind die guten Jungs«, versicherte Braddock. »Es wird alles gut werden.«

An den Orten, an denen er gewesen war, bedeuten Soldaten immer Ärger. Guerillas, Freiheitskämpfer, Army, Paramilitärs.

Aber nicht in Amerika. In Amerika plünderten Soldaten keine Krankenhäuser.

Er konnte nicht anders und fühlte Hoffnung in sich aufkeimen. Monatelang waren sie auf sich allein gestellt gewesen. Vielleicht waren die Soldaten hier, um zu helfen. Vielleicht hatten sie Nachschub gebracht, damit das Krankenhaus weiter funktionieren konnte.

Er fragte Robbins, ob sie wüsste, warum sie gekommen waren.

»Nein«, erwiderte sie und kämpfte mit den Tränen. »Ich habe sie gefragt, und …« Sie weinte, ihre Stimme entgleiste. »Sie sagten, dass wir evakuieren müssen. Sie haben mich bedrängt!«

Braddock blickte über ihre Schulter. In einiger Entfernung wartete eine weitere Schwester auf dem Gang. »Sie sind Oberschwester«, flüsterte er energisch. »Reißen Sie sich zusammen!«

Vor sieben Wochen war Robbins noch übergewichtig gewesen, nun hing ihr Krankenhauskittel an einem spindeldürren Körper. Ihre Schwester befand sich in der fünften Etage in Quarantäne, vom Rest der Familie hatte sie seit Tagen nichts mehr gehört. Die Oberschwester stand unter enormem Stress, wie alle hier. Aber er konnte es nicht gebrauchen, dass sie einen Nervenzusammenbruch erlitt. Sie mussten ihr Bestes geben oder sie würden es nicht durchstehen.

Robbins atmete tief ein. »Es tut mir leid.«

»Es muss Ihnen nicht leidtun«, beschwichtigte er in einem sanfteren Ton. »Sagen Sie mir nur, wo die Soldaten sind. Ich werde sicher ein paar Antworten bekommen.«

»Sie sind nach oben gegangen.«

Sein Herz hämmerte. »Hatten sie Schutzkleidung? Masken, Handschuhe …«

»Nein. Ich weiß es nicht. Sie trugen keine, als sie hereinkamen.«

»Herrgott. Wie viele sind es?«

»Eine ganze Menge. Zehn? Fünfzehn?«

Braddock rieb sich die Augen. Er musste die Soldaten schnell finden. Der Gedanke, dass sich zehn schwerbewaffnete Soldaten die Krankheit einfingen, beunruhigte ihn zutiefst.

Es würde ein Massaker geben.

Drei

Braddock schob die Plastikplanen beiseite und betrat die Quarantänezone. Lächelnde Seuchenopfer schliefen oder starrten zur Decke. Ein Barbiturat Cocktail tropfte in ihre Venen, um sie ruhig zu stellen. Glasige Augen folgten ihm, als er vorbeiging.

Er hörte das kontinuierliche Zischen aus Hunderten Mündern, während sie atmeten, und schüttelte den Kopf. Sie sollten überhaupt nicht wach sein.

Die abgestandene Luft stank durch die Krankheit, den Schweiß und die vernachlässigten Bettpfannen. Es war Hochsommer und die Klimaanlage sowie die Belüftung waren abgeschaltet worden, um Energie zu sparen. Das Krankenhaus hatte sich in einen Backofen verwandelt.

Sechs Wochen zuvor hatte Braddock in einer warmen Nacht in der Notaufnahme gearbeitet. In der Notaufnahme, einer Achterbahn der Gefühle aus Langeweile und Krisen, blühte er regelrecht auf. Die Aufnahmequote war erstaunlich. Nicht ein einziger Patient hatte eine Erkrankung. Es waren alles Traumafälle – gebrochene Knochen, Risswunden, Schuss- und Stichverletzungen. Ein Mann mit einer zerbrochenen Flasche im Arsch, eine Frau mit einem schleimigen Brei, wo einst ihr Auge gewesen war. Ein armer Schlucker, der teilweise lebendig gehäutet wurde. Die meisten standen unter schwerem Schock. Die, die sprechen konnten, erzählten schreckliche Geschichten darüber, wie Menschen, die sie geliebt hatten, über sie hergefallen waren.

Er hatte noch nie so etwas gesehen. Als der Morgen endlich anbrach, vernähte er seine neunte Stichwunde. Es kamen immer mehr Opfer. Das Heulen der Sirenen erfüllte die Stadt – Polizeifahrzeuge, Rettungswagen, Feuerwehrautos. Rauch hatte den Himmel verdunkelt.

Ein SWAT-Team mit Atemschutzmasken brachte die ersten erkrankten Menschen in gepanzerten Wagen zum Hospital. Mit Spannstangen am Hals wurden sie hineingezogen. Die Ärzte stellten sie ruhig und Pfleger banden sie an den Bahren fest. Die erste Quarantänestation wurde in der vierten Etage eingerichtet. Dann kamen mehr und mehr, bis das Krankenhaus bis auf das letzte Bett voll war. Anschließend hatte die Polizei den gesamten Komplex mit vorgehaltener Waffe unter Quarantäne gestellt.

Die Krankheit tötete die alten und die sehr jungen Menschen, während alle anderen unter frontotemporaler Demenz litten, die mit der Pickschen Krankheit vergleichbar war. Die Demenz resultierte aus einem dysexekutiven Syndrom, das sich durch schwere Aggressionen äußerte.

Dies war ein sehr wissenschaftlicher Weg, um auszudrücken, dass Männer und Frauen sich plötzlich dazu entschieden, mit Heckenscheren auf ihre Lieben loszugehen, um sie mehrere Stunden zu foltern und anschließend umzubringen.

Niemand konnte sich erklären, warum sie dabei lachten.

Krankhaftes Lachen konnte auf einen Tumor, Drogenabhängigkeit, Chromosomenstörungen oder neurologische Störungen zurückzuführen sein. Das Nervensystem wurde zerstört. Von all den Gründen, die man in Erwägung zog, schien die Demenz der naheliegendste.

Aber das Lachen schien nicht auf einer Nervenkrankheit begründet zu sein. Es sah so aus, als würden es die Infizierten genießen, wenn sie anderen Schmerzen zufügten oder selbst welche erlitten. Sie lachten, während sie jemandem ein Staubsaugerrohr in den Rachen rammten, und wenn man ihnen eine Kugel in die Eingeweide schoss, machte sie das vollkommen hysterisch.

Ansonsten behielten die Verrückten ihre höheren Gehirnfunktionen. Sie gingen umher und unterhielten sich. Sie zeigten ein rudimentäres Verständnis, erinnerten sich daran, wie man eine Schrotflinte lädt und wo sie die Harke in der Garage aufbewahrten. Aber sie hatten kein Selbstempfinden. Ein innerer Antrieb zwang sie, andere aufzuspüren und sie zu verletzten, bis sie diese getötet oder infiziert hatten. Sie waren Marionetten der Krankheit; mehr noch, sie waren Partner. Die Krankheit selbst war nicht bösartig, sie wollte nur verbreitet werden. Die Methode der Ausbreitung blieb den Infizierten überlassen – ihren Erinnerungen und ihrer Kreativität. Das war der böse Teil.

Nach einer Weile wurde die Krankheit als Virus eingestuft, aber niemand konnte sagen, wo er seinen Ursprung hatte. Er schien synthetisch zu sein. Wenn die Regierung jedoch wusste, wer ihn geschaffen und verbreitet hatte, so dementierte sie dies überzeugend. Eine Zeit lang berichteten die Medien von einem apokalyptischen Kult, der sich Die Armee der vier Reiter nannte. Dieser hätte die Krankheit erfunden und sie über die Welt gebracht. Braddocks Verstand schreckte davor zurück, dass ein paar verrückte Menschen einen Virus herstellen könnten, der bewirkte, dass sich die ganze Welt in ein Irrenhaus verwandelte.

Übertragung durch Körperflüssigkeiten, die den Virus zum Gehirn führen.

Infektionsrate: 100 %.

Inkubation und Symptome: zehn Sekunden bis zu zehn Minuten.

Vom medizinischen Standpunkt aus war es faszinierend – aus menschlicher Sicht war es der schlimmste Horror, den man sich vorstellen konnte. Die Menschheit würde davon nicht aussterben, aber sie würde komplett verrückt werden. Wenn die Armee der vier Reiter eine Apokalypse wollte, so war sie auf dem besten Wege.

Der Virus breitete sich auch im Krankenhaus weiter aus. Nach einer Weile brausten die Trucks der Nachrichtensender auf der Suche nach anderen Schrecken davon. Die Polizei wurde mit ihren Barrikaden zurückgelassen. Man hörte auf, Vorräte zu liefern.

Danach überließ Braddock den Mitarbeitern die Wahl: Bleiben und versuchen, die Patienten am Leben zu halten oder zu den Familien nach Hause gehen. Die meisten gingen.

Braddock verschloss die Tür seiner Wohnung und blieb im Krankenhaus. Er vermied es, sich die Nachrichten anzusehen. Aus dem nächstgelegenen Fenster zu schauen, zeigte ihm alles, was er wissen musste. Da draußen war es weit schlimmer als hier drin.

Sie arbeiteten weiter. Sie mussten es tun. Braddock wusste, wie wertlos das Leben war – und wie kostbar. Die Tage verschwammen zu Wochen. Irgendwann würden ihnen die Beruhigungsmittel ausgehen und die Patienten würden hungrig aufwachen und spielen wollen.

Und dann …

So weit hatte er nie gedacht. Vielleicht würde er einen neuen Ort finden, wo er etwas Gutes tun konnte. Vielleicht würde er einfach aufgeben. Robbins würde wegen ihrer Schwester bis zum Schluss bleiben und er würde wahrscheinlich bei ihr bleiben. Das Krankenhaus war sein Zuhause.

Auf der fünften Etage fand Braddock eine Gruppe schwer bewaffneter Soldaten, die seine Patienten aus den Betten zogen und an Händen und Füßen fesselten, wenn sie am Boden lagen. Die Erkrankten öffneten ihre Augen und grinsten.

Veröffentlichung der Leseprobe mit freundlicher Genehmigung des Verlages

(wb)