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Westernkurier 02/2014

The Prince of Hangmen

Auf ein Wort, Stranger!

»Er exekutierte mehr Männer als jeder andere Henker in Amerika. Er vollstreckte mehr Todesurteile als jeder andere Henker in der Welt, mit Ausnahme des französischen Scharfrichters Deibler in Paris, von dem berichtet wird, er habe mit seiner Guillotine 437 Menschen geköpft.«

(Aus S. W. Harmon: Hell on the Border: He Hanged Eighty-Eight Men)

Sein Name war George Maledon.

Geboren wurde er am 1o. Juni 1830 in Landau in der Pfalz.

Kurz nach seiner Geburt wanderten die Eltern 1831 nach Amerika aus und bauten sich in der Nähe von Detroit eine Farm auf.

Mit 16 lief der Junge von zu Hause fort und versuchte sein Glück im Westen.

Die folgenden Jahre schlug er sich mehr schlecht als recht durchs Leben, bis er um 1851 in Fort Smith auftauchte und dort kurze Zeit später eine Anstellung als Policemen erhielt.

Als der Bürgerkrieg ausbrach, meldete sich Maledon freiwillig zur Armee und diente dort im 1st Bataillon der Arkansas Light Artillery bis zum Ende des Bürgerkrieges.

Da er weder auf Ruhm noch Ehre aus war, hielt er sich so gut es ging weit hinter den Linien auf und überstand dadurch den Krieg relativ unbeschadet.

!865 kehrte er wieder nach Fort Smith zurück und wurde hauptsächlich wegen seines Armeedienstes während des Krieges als Deputy Sheriff eingestellt.

Er hatte das Glück, auf der Seite des Siegers gestanden zu haben, und alle sahen in ihm einen glorreichen Soldaten. Dass er dem Verdruss meistens aus dem Weg gegangen war, stand auf einem anderen Blatt, das wusste ja niemand.

Als 1866 das US-Distriktsgericht von Van Buren, Arkansas nach Fort Smith verlegt wurde, erhielt Maledon einen Posten als Gerichtsdiener und Gefängniswärter im Rang eines US-Deputy Marshals. Noch im gleichen Jahr bewarb er sich um das Amt des Henkers.

Nicht weil er Spaß daran hatte, jemanden aufzuhängen, sondern aus rein finanziellen Gründen. Neben seinem Gehalt als Deputy Marshal von einhundert Dollar im Monat erhielt er noch einmal einhundert Dollar für jede Hinrichtung.

Reich wurde er dabei allerdings nicht, die Justiz war schwach und unentschlossen, die Beamten des Distrikts korrupt und die Richter entweder unfähig oder faul. Niemand, so schien es, konnte dem Verbrechen und dem Banditenterror in Arkansas Einhalt gebieten. Das änderte sich erst, als Isaac Charles Parker am 10. Mai 1875 sein Amt als Bundesrichter für den westlichen Distrikt von Arkansas und das Indianerterritorium antrat.

Von Stund an begann George Maledons große Zeit.

 

***

 

Parker versuchte der Flut der Verbrechen in seinem Bezirk mit drakonischen Strafen Herr zu werden. Bereits am 26. Juni, sechs Wochen nach seiner Amtsübernahme, fällte er die ersten sechs Todesurteile.

Das Territorium horchte auf.

So etwas wie Hoffnung keimte in dem vom Verbrechen beherrschten Land auf. Die Menschen strömten zu Tausenden zur ersten Hinrichtung nach Fort Smith. Sie wollten den Richter sehen, der es wagte, den Gesetzlosen die Stirn zu bieten, und sie wollten seinen Scharfrichter sehen – Georg Maledon, der Henker von Fort Smith.

Während Parkers Psyche unter der Kriminalität, die ihm begegnete und unter den harten Strafen, die er verhängte, jeden Tag mehr litt, funktionierte Maledon wie eine Maschine. Ohne jegliche Gefühlsregungen verrichtete er seine Arbeit.

Er ging in seinem entsetzlichen Handwerk förmlich auf. Bereits Wochen vor der Exekution probte er bereits mit Sandsäcken, die das Gewicht des Delinquenten hatten, um die Seile geschmeidig zu machen. Er verwendete nur beste Hanfseile, handgeknüpft aus St. Louis und von ihm persönlich eingeölt.

Als Heck Thomas, einer von Parkers Marshals, ihn einmal fragte, warum er sich mit dem Aufhängen der Verbrecher soviel Mühe machte, zeigte ihm Maledon eines seiner Seile und antwortete: »You see, a big knot is necessary to have a humane hanging. If it doesn´t break the man´s neck when he drops, he strangles. That isn´t a pretty sight. He just kicks and twists a lot.«

Maledon machte das Hängen zur Kunst und wurde dafür regelrecht dämonisiert.

Wenn der schmächtige Henker – er war nur fünfeinhalb Fuß groß – durch die Straßen ging, holten die Mütter ihre Kinder ins Haus.

Nur ein einziges Mal lehnte er eine Exekution ab.

Sheppard Busby, ein US-Marshal hatte einen anderen Marshal namens Barney Conneley erschossen, als ihn dieser wegen Amtsmissbrauch verhaften wollte. Maledon hegte Busby gegenüber schon seit Langem keinerlei freundschaftliche Gefühle. Er war ihm zu streitsüchtig und brutal. Damit man ihm nicht nachsagen konnte, dass er diese Hinrichtung mit persönlicher Genugtuung ausgeführt hatte, überließ er dieses eine Mal die Exekution dem Deputy G. S. White.

Danach begann der Stern seiner zweifelhaften Berühmtheit zu sinken.

Die Tage des Wilden Westens waren einfach vorbei.

Die Indianer waren verdrängt, ihre Jagdgründe in Ackerland verwandelt, der Büffel war ausgerottet und ein riesiges Eisenbahnnetz hatte das Land überzogen. Die Morgendämmerung des 20. Jahrhunderts zog herauf und Amerika war dabei, eine Weltmacht zu werden. Der Wilde Westen versank im Staub der Prärie.

Der Henker von Fort Smith, George Maledon, wurde 1894 aus dem Dienst entlassen.

Sein trauriger Ruhm machte ihn zum Außenseiter der Gesellschaft und lies ihn in der neuen Zeit nicht mehr Fuß fassen. Was er auch anpackte, er scheiterte. Ob als Storebesitzer in Fort Smith oder als Farmer in Arkansas, nichts gelang ihm mehr.

Schließlich fristete er sein Leben damit, in einem Wohnwagen von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zu reisen und sich mit den Henkersschlingen und den Bildern der Männer, die er exekutiert hatte, als menschliches Monstrum bestaunen zu lassen.

Die letzten Tage seines Lebens verbrachte er in einem Soldatenheim in Humboldt, Tennessee.

Maledon starb am 6. Mai 1911 und wurde auf dem Johnson City Cemetery begraben.

Bis zum nächsten Mal wenn es wieder heißt

Auf ein Wort, Stranger

Euer Slaterman

Quellen:

Eine Antwort auf Westernkurier 02/2014